Unsere Wohnzimmer-Interpreten III
Als
dritten und (vorläufig) letzten Teil nun noch einige Lieblingstitel und Künstler,
die sich auf dem Blog unter den Labels „Tango-Musik“
und „Tango Texte“ befinden.
Natürlich nur eine Auswahl – eigene Nachforschungen
sind daher zu empfehlen:
Was
ich bisher noch nicht wusste: Piazzolla und
sein Textautor Horacio Ferrer
präsentierten „Balada para un loco“
1969 in Buenos Aires bei einem Wettbewerb. Die Ballade
belegte den zweiten Platz. Sieger war der Tango „Hasta el último tren“,
gesungen von Jorge Sobral – ein heute weitgehend unbekannter Titel. Piazollas
Komposition machte Amelita Baltar (geb.
1940 in Buenos Aires) bekannt. Sie brachte in der Folge alle Titel des Duos
Piazzolla/Ferrer heraus und bekam auch die Hauptrolle in der Oper „María de
Buenos Aires“. Letztlich war es dieses Trio, das damals den Tango erneuerte.
Den Text habe
ich hier interpretiert:
Tango Spleen Orquesta:
Die
Gruppe wurde 2008 in Italien vom
Pianisten, Sänger und Komponisten Mariano
Speranza gegründet (ein singender Pianist – sehr ungewöhnlich im Tango).
Sie gab inzwischen über 500 Konzerte in 20 Ländern. Dabei arbeitete sie mit
bekannten Kollegen wie dem Opernsänger Marcelo
Alvarez, dem Rockmusiker Bernardo
Lanzetti („Acqua Fragile“) und der uruguayischen Tangosängerin Malena Muyala zusammen.
Ihr
Repertoire umfasst neben den traditionellen Stücken vor allem folkloristische
Titel und Milongas. Wie rotzig sie bei Sebastián
Pianas „Milonga Sentimental“
(Text: Homero Manzi, 1933)
daherkommen, hat mich hingerissen:
El Muro Tango:
Die
argentinisch-norwegische Gruppe formierte sich Ende 2016. Hier spielen sie eine
„olle Kamelle“ aus dem Jahr 1942: „Así
se baila el tango“. Und tanzbar ist die Musik ja, wie man sieht…
Eine wunderschöne Piazzolla-Ballade
im Stil von „Oblivion“, die ich erst sehr spät entdeckt habe: „Leonoras Song“ aus dem Jahr 1987.
Omar Valente (eigentlich Antonio
Felipe Valente, 1937-2008):
Der
aus Buenos Aires stammende Künstler schrieb Arrangements für die Großen seiner
Zunft: Enrique Mario Francini, Aníbal
Troilo, Astor Piazzolla, Juan D'Arienzo, Roberto Caló und Leopoldo Federico.
Die
Aufnahmen haben mich elektrisiert – ein solch fulminantes Klavierspiel,
derartig kunstvolle Arrangements sind selbst bei der Tangomusik, die ich
schätze, nicht unbedingt häufig. Als Beispiel hier die wohl bekannteste
Komposition des Künstlers, „Alegría de un Teclado“ – „Freude an einer Tastatur“. Ja, die hört
man wirklich:
Seit
ich die Sängerin Vanina Tagini und
den Bandoneónspieler Gabriel Merlino
einmal live erlebt habe, bin ich deren Fan. Hier interpretieren sie den Vals „Berretín“:
Mir
gefallen durchaus auch Orchester aus EdO-Zeiten – beispielsweise die Aufnahmen
von Enrique Rodríguez. Er hat nicht
nur Foxtrotts gespielt, auf die man wunderbar Milonga tanzen kann, sondern auch
schmissige Walzer. Hier die
Aufschneider-Veräpple „Tengo mil novias“
(„Ich habe tausend Freundinnen“):
Den
Text und eine deutsche Übersetzung habe ich hier
veröffentlicht:
Auf
den argentinischen Bandoneónspieler Rodolfo
Mederos kam ich vor langer Zeit zufällig über eine Fernsehsendung. Der 1940
in Buenos Aires geborene Musiker und Komponist spielte 1960-1974 im Orchester
von Osvaldo Pugliese. Er schreibt
und spielt in der Tradition des Tango nuevo, interpretiert aber auch klassische
Titel wie einen meiner Lieblingstangos, „Nunca
tuvo novio“ („Sie hatte nie einen Freund“):
Text, deutsche Übersetzung und zwei weitere Versionen des Titels:
Wer
nach Interpretationen deutscher Tangos
sucht, kommt am „Palast-Orchester“ mit seinem wunderbar posierenden Sänger Max Raabe nicht vorbei. Hier eine hinreißende
Verulke des Klassikers „Capri-Fischer“
(von Gerhard Winkler und Ralph Maria Siegel aus dem Jahr 1943):
Eine
heftige Diskussion mit Tango-Konservativen löst meine Veröffentlichung des Fresedo-Klassikers „Vida mía“ aus. Der Grund: In dieser Aufnahme von 1956 spielt der
Jazz-Trompeter Dizzie Gillespie den
Solo-Part:
Wie
Alt und Jung im Tango harmonieren können, zeigt ein bemerkenswertes Video der
Gruppe „Amores Tangos“ mit dem
Sänger Osvaldo Peredo. Sie
interpretieren den Titel „Los cosos de
al lao“:
Eine Sängerin und Schauspielerin, die hierzulande kaum
einer kennt, ist auch Claudia Mores (die Schwiegertochter
von Mariano Mores, die Frau des früh verstorbenen Sohnes Nito). Hier singt sie
einen meiner Lieblingstangos – „Cristal“
(komponiert vom Schwiegervater):
Text in Spanisch und
Deutsch:
Was
moderner Tango sein kann, erlebte ich erstmals durch den Film „12 Tangos – Adiós Buenos Aires“ aus
dem Jahr 2004. Luis Borda besorgte
die Filmmusik, und seine Schwester Lidia
Borda (für mich neben Susana Rinaldi die beste lebende Tangosängerin)
interpretierte unter anderem die wunderschöne Schnulze „Pampero“. (Die Aufnahme ist auf YouTube nicht verfügbar, daher
eine andere Einspielung.)
Näheres
hier:
Eingebildete
Schnösel gab und gibt es im Tango. Niemand hat sie so schön veralbert wie die
Sängerin und Schauspielerin Tita Merello
(1904-2002). Ein wenig gespieltes Lieblingsstück von mir ist der Titel „Niño Bien“ (1927):
Auch
dieses Beispiel habe ich ausführlich besprochen:
Danke für diese Zusammenstellung.
AntwortenLöschenBitte, gerne - ich bin ja froh, wenn ich damit manchmal neue Impulse geben kann.
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