Nunca tuvo novio
Es ist an die zehn Jahre her, dass ich im Fernsehen (den mir damals unbekannten) Rodolfo Mederos erlebte, der einen Tango als Bandoneón-Solo spielte:
Die wunderschöne Melodie ging mir nie mehr
aus dem Kopf – und mit der Zeit lernte ich andere Versionen des Stücks kennen,
von denen mich aber nur wenige so beeindruckten. Worum ging es in dem Lied?
Irgendwann trieb ich den spanischen Text von Enrique Cadícamo auf – und nun auch
eine englische Übersetzung, die mir die Bedeutung der sehr poetischen Verse
endlich erschloss.
Was unterscheidet den Tango von Schlager- und
Popmusik? Nun, zum Beispiel die Trauer einer alten, einsamen Frau, welche nie
die Liebe kennenlernte – wäre in den einschlägigen Charts mit Sicherheit ein
Flop!
Muss man von Tangos den Text kennen?
Sicherlich nicht unbedingt – aber es kann schon auf den Tanz abfärben, wenn man
weiß, was einem da erzählt wird.
Ein Thema des Tango ist die Einsamkeit – die nicht nur zu Weihnachten und in Liedtexten
vorkommt. Im Gegensatz zu vielen Plemperstückchen, die mir zum Tanzen angedient
werden, werde ich bei solchen Themen hellwach:
Nunca tuvo novio (Musik: Agustín Bardi, 1930)
Pobre solterona, te
has quedado
sin ilusión, sin fe…
tu corazón de angustias se ha enfermado,
puesta de sol es hoy tu vida trunca.
Sigues como entonces, releyendo,
el novelón sentimental
en el que una niña aguarda en vano
consumida por un mal de amor.
sin ilusión, sin fe…
tu corazón de angustias se ha enfermado,
puesta de sol es hoy tu vida trunca.
Sigues como entonces, releyendo,
el novelón sentimental
en el que una niña aguarda en vano
consumida por un mal de amor.
En la soledad
de tu pieza de soltera está el dolor…
triste realidad
es el fin de tu jornada sin amor…
lloras y al llorar
van las lágrimas temblando tu emoción
en las hojas de tu viejo novelón;
te ves sin fuerza palpitar.
de tu pieza de soltera está el dolor…
triste realidad
es el fin de tu jornada sin amor…
lloras y al llorar
van las lágrimas temblando tu emoción
en las hojas de tu viejo novelón;
te ves sin fuerza palpitar.
Deja de llorar
por el príncipe soñado que no fue
junto a ti a volcar
el rimero melodioso de su voz…
tras el ventanal,
mientras pega la llovizna en el cristal
con tus ojos más nublados de dolor
soñás un paisaje de amor.
por el príncipe soñado que no fue
junto a ti a volcar
el rimero melodioso de su voz…
tras el ventanal,
mientras pega la llovizna en el cristal
con tus ojos más nublados de dolor
soñás un paisaje de amor.
Mein
Versuch einer deutschen Übersetzung:
Sie hatte nie einen Freund
Arme alte Jungfer, du
bist zurückgeblieben –
ohne Glauben, ohne
Träume…
Dein Herz ist vor
Beklemmung krank,
der Sonnenuntergang
kürzt heut dein Leben.
Wieder und wieder
liest du, wie damals,
den sentimentalen
Schmöker,
in dem ein junges
Mädchen vergeblich wartet,
von einem Liebeskummer
verzehrt.
In der Einsamkeit
deines Junggesellinnen-Zimmers
ist dieser Schmerz…
traurige Realität,
es ist das Ende deiner
Tagereise ohne Liebe…
Du weinst, und beim
Weinen
fallen die Tränen, die
deine Gefühle erzittern lassen,
auf die Blätter deines
alten Buches,
und du fühlst deinen
kraftlosen Puls.
Hör‘ auf zu weinen
über einen
Traumprinzen,
der nie an deine Seite kam,
der nie an deine Seite kam,
um die melodiösen
Reime seiner Stimme über dich auszugießen…
Hinter dem Fenster,
während der Regen an
das Glas klopft,
träumst du mit deinen
von Schmerz getrübten Augen
von einem Land der
Liebe.
Und hurra, inzwischen gibt es auf YouTube auch meine Lieblingsversion mit Susana Rinaldi:
Ach ja - so kann man's natürlich auch tanzen...
> Leider gibt es die für mich schönste Version (von Susana Rinaldi: „Mi voz y mi ciudad“) nicht auf YouTube.
AntwortenLöschenAber bei Spotify: https://open.spotify.com/track/6rogN9TM2IL5VHrcE8gHvE
Vielen Dank, ich stelle es im Text ein!
AntwortenLöschenHallo Gerhard,
AntwortenLöschenauch ich mag dieses Stück sehr gern und hatte etwas zum Text recherchiert. Dabei bin ich auf die folgende Webseite mit einer interessanten Analyse gestoßen:
https://www.tangowille.nl/letra/nunca-tuvo-novio/
Danach geht der Text - ganz im Gegensatz zur lieblichen Melodie - recht hart mit der traurigen Frau um und lässt Mitgefühl vermissen.
Aber es gibt wohl noch zwei weitere Strophen, „in denen der Texter sein eigenes Schicksal mit dem der Frau vergleicht: auch er sehnt sich nach liebevoller Zärtlichkeit, die ihn sein Schicksal vergessen lässt.“
Na ja, das ist nicht der einzige Tangotext, der ziemlich realistisch daherkommt. In dem Fall ist es halt mal nicht der verlassene Mann, der an seiner Verflossenen kein gutes Haar lässt.
LöschenDie zusätzliche Strophe kenne ich nicht – ich weiß auch keine Aufnahme, in der sie gesungen wird. Aber solche Textvariationen sind bei Tangos nicht selten.
Danke für den Hinweis!
P.S. Bei weiteren Wortmeldungen hätte ich gern den vollen Namen.