Mein „Tango-Erweckungserlebnis“: Pampero
Der Pampero ist ein
oft stürmischer Südwestwind in den argentinischen Pampas. Er bringt dabei
kalte, trockene Luft aus Patagonien in die Pampas, nach Buenos Aires und bis
nach Paraguay und Uruguay. Mit dem Pampero einhergehen häufig beträchtliche
Niederschläge und Temperaturabfall.
In
meiner „Tangovitrine“ hebe ich fein
säuberlich meine „Sternstunden“ auf – Eindrücke einer besonders gelungenen
Milonga, einzelne Traumtänze, bei denen wirklich alles gepasst hat – und auch
Tangomusik.
Den
Titel „Pampero“ hörte ich erstmals
in einem Münchner Tangostudio, dessen Besitzer heute grüne Erbsensuppe spucken
würde, wäre er gezwungen, die Version aus dem 2004 gedrehten Film „12 Tangos – Adiós Buenos Aires“
nochmal aufzulegen. Eine gestopfte Trompete in einem Tango – das geht halt
wirklich nicht, gell? Tempi passati…
Jedenfalls
war ich schlagartig verzaubert von der einschmeichelnden Melodie (meine
Akademikerfreunde dürfen auch „Schnulze“ sagen…), der wunderbar dazu passenden
Stimme von Lidia Borda und dem
Arrangement ihres Bruders Luis, der
mit einem extra für die Produktion zusammengestellten „All Star Orchester“ eine
der schönsten Filmmusiken schuf, die ich kenne.
Den
Text schuf Edmundo Bianchi:
Soplo de nuestro espíritu indomable
Viento bagual, aliento de salud,
Alma de nuestra tierra inigualable
Respiración de América del Sud.
Grito a la llanura que reclama
Su fiera y orgullosa soledad,
Sos viento de una estirpe que proclama
La altivez de su ruda libertad.
¡Pampero!
Viento macho y altanero,
Que le enseñaste al gaucho
Golpeándole en la cara,
A levantarse el ala del sombrero.
¡Pampero!
Viento bagual, aliento de salud,
Alma de nuestra tierra inigualable
Respiración de América del Sud.
Grito a la llanura que reclama
Su fiera y orgullosa soledad,
Sos viento de una estirpe que proclama
La altivez de su ruda libertad.
¡Pampero!
Viento macho y altanero,
Que le enseñaste al gaucho
Golpeándole en la cara,
A levantarse el ala del sombrero.
¡Pampero!
Viento indómito y mañero,
De ti aprendió la raza
A corcovear furiosa,
Cuando quiso montarla un extranjero.
Im
Internet gibt es tatsächlich bis heute keine deutsche Übersetzung – lediglich der Film bietet via Untertitelung
eine. Daran habe ich mich orientiert und diese etwas bearbeitet.
Die
Metapher des Windes aus der Pampa
beschreibt den Stolz und die Unbeugsamkeit des argentinischen Volkes – sehr
patriotisch, aber nicht nationalistisch. Vor allem aber hat die spanische
Sprache halt für die Sänger den Vorzug, wunderschön zu klingen, auch wenn der
Inhalt vielleicht etwas pathetisch und naiv daherkommt:
Hauch unseres
unbezähmbaren Geistes,
ungebärdiger Wind,
Atem des Wohls,
Seele unseres
unvergleichlichen Landes,
Atmung Südamerikas.
Ruf der Ebene,
der seine wilde und
stolze Einsamkeit einfordert.
Du bist der Wind eines
Geschlechts,
das den Stolz seiner
unverfälschten Freiheit verkündet.
Pampero!
Männlicher und
hochmütiger Wind,
der den Gaucho erzog,
indem du ihm ins
Gesicht peitschtest,
sodass die Krempe
seines Sombreros hochschlug.
Pampero!
Unbeugsamer und störrischer
Wind,
von dir lernte das
Volk,
wütend zu bocken,
wenn ein Ausländer
die Zügel übernehmen wollte.
Ich
habe es inzwischen gefasst zur Kenntnis genommen, dass der Mehrzahl der
heutigen Tangobesucher die Texte der
Stücke, zu denen sie tanzen, völlig egal sind. Für die Minderheit
allerdings werde ich weiterhin gelegentlich Übersetzungen anbieten. Es soll ja
auch Menschen geben, die Zeitungen zuerst lesen, bevor sie mit ihnen nasse
Schuhe ausstopfen…
Leider
gibt es die wunderschöne Version von Lidia
Borda in Arne Birkenstocks Film
nicht auf YouTube. Wer sie hören will, muss sich schon die CD kaufen:
P.S. Als ich meinen Artikel vorhin mit der Blogger-Freundin Manuela Bößel besprach, erfuhr ich von einem ganz ähnlichen „Erweckungs-Erlebnis“ bei ihr: Es war der Vals „El paisaje“, und – so ein Zufall – aus demselben Film!
Lieber Gerhard, dann spiel ich es doch glatt bei der nächsten EDO ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße Alessandra
Oh, vielen Dank! Aus der Filmmusik kann man eine schöne Tanda zusammenstellen - wird stets gern dazu getanzt!
Löschen..."Wer sie hören will, muss sich schon die CD kaufen".
AntwortenLöschenOder er hat ein Deezer Konto...yeah..
Von Fresedo gibt es übrigens einige Aufnahmen (ich habe 3 gefunden) mit Trompete, gespielt von Maestro Dizzy Gillespie. Das Beste davon Vida Mia. Hab ich in zehn Jahren vielleicht drei mal auf Milongas gehört. Die jazzigen Phrasierungen Gillespies könnten doch die Tanzgemeinde zu sehr aus dem Takt werfen.
Ein Erweckungs Erlebnis war für mich wohl ein Milongabesuch vor laaanger Zeit, auf der eigentlich keine "wirkliche" Tangomusik gespielt wurde.
Irgendwie hat das nicht so richtig gefunzt.
Und am Ende meinte ein Tangokollege: "Da fehlt halt die Kraft der alten Tangos" Wie wahr...
Die legendären Aufnahmen von Fresedo mit Gillespie („Rendezvous porteño“ aus dem Jahr 1956) sind
LöschenVida mía
Adiós muchachos
Capricho de Amor
Preludio Nr. 3
Auf unserer “Wohnzimmer-Milonga” werden sie gelegentlich gespielt. Ich habe „Vida mía“ schon mal auf diesem Blog vorgestellt, was damals zu wütenden Diskussionen führte:
http://milongafuehrer.blogspot.de/2014/09/vida-mia-osvaldo-fresedo-dizzy-gillespie_10.html
Mit den „alten Tangos“ habe ich kein grundsätzliches Problem – vor allem, wenn sie von zeitgenössischen Musikern gespielt werden, wie ich erst gestern wieder erleben durfte!
Huih, ich komme mal wieder zum lesen :-)
AntwortenLöschenDas gesamte Filmalbum gibt es bei Spotify, suchen nach "12 Tangos – Adiós Buenos Aires", et voila!
Wem zeitgenössisches gefällt, dem empfehle ich unbedingt Vanina Tagini und Gabriel Merlino live zu erleben.
Ich durfte im Wiesbadener Staatstheater auch schon einmal mit meiner Partnerin zu den beiden tanzen, groß"art"igst.
Auch diese kann man bei Spotify finden :-)
Danke für den Tipp!
LöschenZu Tagini und Merlino live haben wir auch schon getanzt, ist wirklich toll. Morgen gibt es eine Tanda bei der Pörnbacher Milonga.