Die Retter des Weltkulturerbes
Weltkulturerbe Tango
Argentino in Deutschland retten“ habe ich bereits berichtet:
http://chng.it/KD85ncQ88H
bitte eine E-Mail an Christine Grunert. Wir bitten alle Tänzer und Tänzerinnen die Aktiven vor Ort zu unterstützen.
In folgenden Städten wird die Aktion voraussichtlich stattfinden (Stand 30.5.): Berlin, Bielefeld, Bonn. Bremen (Achim), Bünde, Düsseldorf, Erfurt, Freiburg, Fürth, Görlitz, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Herne, Ingolstadt, Itzehoe, Kassel, Konstanz, Köln, Lörrach, Mannheim, Mönchengladbach, München, Nürnberg, Offenbach, Pforzheim, Potsdam, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Saarbrücken, Stuttgart, Thurnau, Viersen, Wiesbaden, Würzburg ...“
bitte eine E-Mail an Christine Grunert. Wir bitten alle Tänzer und Tänzerinnen die Aktiven vor Ort zu unterstützen.
In folgenden Städten wird die Aktion voraussichtlich stattfinden (Stand 30.5.): Berlin, Bielefeld, Bonn. Bremen (Achim), Bünde, Düsseldorf, Erfurt, Freiburg, Fürth, Görlitz, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Herne, Ingolstadt, Itzehoe, Kassel, Konstanz, Köln, Lörrach, Mannheim, Mönchengladbach, München, Nürnberg, Offenbach, Pforzheim, Potsdam, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Saarbrücken, Stuttgart, Thurnau, Viersen, Wiesbaden, Würzburg ...“
Da Ehrlichkeit
im Endeffekt doch am überzeugendsten wirkt, habe ich einen Vorschlag, wie man
die Aktionen pressemäßig unterfüttern
sollte:
Sehr verehrte Medienvertreter,
Sie sehen Paare bei einem Tanz, den wir seit Jahren werbewirksam als „leidenschaftlich
und erotisch“ verkaufen. Ist natürlich Quatsch. Es macht sich aber toll, wenn
wir uns dann als „Retter des UNESCO-Weltkulturerbes Tango argentino“ darstellen können.
Und Gott sei Dank sind die Erblasser längst tot…
Aber Spaß beiseite:
In Wahrheit geht denen, welche sich seit Jahren im Tango oft ziemlich
übertrieben als „Profis“ bezeichnen, schlicht das Geld aus. Deshalb hätten wir
gerne wieder eines – von wem, ist egal.
Übrigens ist es das
erste Mal, dass Veranstalter, DJs, Tangolehrer und andere Händler derart
geschlossen auftreten. Ansonsten gönnt man einander in der „professionellen“
Tangoszene nicht das Schwarze unterm Nagel und lässt die Konkurrenz, wann immer
es geht, abschmieren. Intrigen inklusive. Aber Knete schweißt zusammen!
Daher ist es uns im
Prinzip auch wurst, ob irgendwelche Leute in ihrer Freizeit Tango tanzen – tun die
meisten von uns ja auch nicht. Wir sehen uns lediglich als Teil einer Ausbildungs-,
Veranstaltungs- und Zubehörindustrie, der die Kunden mit all dem versorgen
will, was sie unserer offiziellen Ansicht nach brauchen, um dazuzugehören. Aber
wenn wir keinen Unterricht halten und Tanzabende veranstalten können, kaufen
die Verbraucher diesen ganzen teuren Ramsch nicht mehr – keine edlen Klamotten,
stylische Schuhe, von Tangoreisen und gar Kreuzfahrten ganz zu schweigen.
Und sicher, die
Masche mit dem „Weltkulturerbe“ ist schon genial – muss ja keiner wissen, dass
dieses Etikett schon x-mal vergeben wurde: auch für den Alpinismus, das belgische
Krabbenfischen mit Pferden und das ecuadorianische Strohhutflechten:
Was die UNESCO genau
mit der Auszeichnung des Tango gemeint hat, sollten Sie bitte nicht an die
große Glocke hängen – da ist nämlich von „kulturellem Dialog“ und „Anpassung an
neue Umgebungen und „sich ändernden Zeiten“ die Rede.
Also ehrlich, damit
haben die meisten von uns nix am Hut! Wir verwenden ausschließlich die historischen
Tangoaufnahmen der 1930-er bis 50-er Jahre – und auch davon nur eine gereinigte
Auswahl. Das Zeug ist nämlich simpel genug, dass es jeder Dödel zu tanzen lernt. Die
moderneren Sachen sind meist zu schwierig, da rennen uns zu viele Schüler davon.
Und außerdem müssten wir es ja erst selber lernen, wenn wir es unterrichten
wollten. Nein danke, zu viel Stress! Bei uns gilt: Der DJ weiß schon, was er
auflegt, das hat er schließlich gelernt, da muss man sich nicht drum kümmern.
Ach ja, damit wir es
nicht übersehen. Eine Minderheit bei uns bietet gar keinen Tango an, sondern irgendwelches
Pop- und Weltmusikgedudel. Sie bewerben es mit dem Slogan „Neotango“ und
hoffen, damit auch ein paar jüngere Leute anzulocken. Aber viel ist da nicht zu
holen.
Unsere wesentliche Kundschaft
ist nämlich im Schnitt einige Jahrzehnte älter als die gelackten Showtanzpaare
in der Werbung. Für jüngere Menschen müssten wir wahrscheinlich auch
zeitgenössische Tangos spielen – aber, wie gesagt… Und außerdem haben die nicht
genug Geld, um teure Festivals oder Tangoreisen zu buchen. Und hinterher tanzen
sie doch wieder Salsa, Swing oder hängen in Clubs ab.
Nein, unser
Zielpublikum sind die „Silver Surfer“, weil die einfach mehr Kohle und Zeit genug haben. Für
die ist es aber wichtig, dass sie keiner durcheinanderbringt, wenn sie übers
Parkett dackeln, nicht irgendjemand reintanzt oder so. Die wollen feste Regeln
und eine solide Schulung. Auch „Tradition“ kommt in dem Alter gut an.
Aber es gibt ja
seit über zehn Jahren ein Blog von irgendeinem Spinner, der zusammen mit einer
saarländischen Tangolehrerin und einem Schweizer DJ irgendwelche Gesetze
ausgegraben hat, wie man in Buenos Aires angeblich tanzt, oder getanzt hat, ist
ja wurscht. Und wie anspruchsvoll angeblich die alte Knistermusik ist, man muss
sich da nur jahrelang reinhören. Völlig irre – das glauben die Ollen wirklich!
Und dann fahren die
hunderte von Kilometern, um in einem Landgasthaus bei St. Nirgendwo drei Tage
lang zu dem Zeug hintereinander im Kreis zu latschen und kommen sich dabei
exklusiv vor, weil sie sich für viel Geld monatelang vorher anmelden mussten.
Was haben wir manchmal für einen Spaß, echt…
Was auch ganz
wichtig ist im Tango – das gehört unbedingt in Ihre Berichterstattung:
Achtsamkeit! Wir sind nämlich sowas von spirituell und sensibel. Na ja,
offiziell zumindest.
Wenn man ehrlich
ist: Die Szene ist heute schon ziemlich abgeschottet. Neulinge haben es da eher
schwer – die müssen sich lange hochdienen. Da gilt: Erstmal ignorieren! Für einen Tangocrack wäre es
nämlich rufschädigend, „unter Niveau“ zu tanzen. Außer natürlich, wenn man
weiblich, jung und hübsch ist, Sie wissen schon…
Das Problem ist
aber, dass beim Tango massenhaft die alten Weiber anmarschieren – was aber die ollen
Zausel verschreckt, weil die an die jungen Mädels ran wollen. Drum haben wir ja die
enge Tanzhaltung erfunden! Aber es gibt für Frauen inzwischen ganz strenge Regeln, die müssen sitzen und gucken, ob
sie einer auffordern will. Haben die Machos in Argentinien schon vor 80 Jahren so festgelegt. Und es gibt Gender-Beschränkungen. Selber einen Mann wegen eines Tanzes fragen, geht auch gar nicht. Da wird man
sofort gedisst – aber das regeln die Frauen schon untereinander, muss man sich
als Tänzer gar nicht drum kümmern. Und die Damen dürfen nur das tanzen, was der Typ
auch kann – wäre sonst peinlich. Der Mann führt – war schließlich schon immer
so!
Wir können aber nicht
alle retten. Nur das Weltkulturerbe und unser Einkommen.
Ganz wichtig dabei: Nur wir Profis können das mit dem Kultur-Dingsbums. Steht schließlich so in unserer Petition. Klar, es gibt im Tango schon eine große Zahl von Amateuren, die den Tango pflegen, ohne dafür Geld zu nehmen. Sollen sie - so lange sie uns nicht beim Kassieren stören...
Insgesamt ist der
Tango schon ziemlich hierarchisch sortiert – weiß eigentlich jeder. Nur laut
sagen darf man es nicht. Kommt ganz schlecht an – da wird man sonst im Internet
niedergemacht und auf den Milongas ignoriert. Da hält man lieber die Klappe,
speziell die Frauen. Die wollen ja weiter aufgefordert werden.
Liebe Presseleute,
wir sagen euch das nur zur Hintergrund-Information. In eurem Artikel solltet
ihr es nicht verwenden. Da schreibt’s bitte den üblichen Schwurbel von Weltkulturerbe,
Tradition, Faszination der Erotik, Tangosucht und dergleichen. Mit einem
schönen Zitat: Tango ist ein trauriger Tanz, den man sich denken kann, oder
wie das heißt. Und unbedingt: Achtsamkeit. Unser Pressesprecher hat da schönes
Material zusammengestellt.
Ich weiß ja nicht, wie es in Bayern und so aussieht, aber da Du gerade Walter Reetz im Fokus hast, eine Anmerkung zu Deinem Satz: "Ansonsten gönnt man einander in der „professionellen“ Tangoszene nicht das Schwarze unterm Nagel und lässt die Konkurrenz, wann immer es geht, abschmieren. Intrigen inklusive. " Gerade Walter Reetz hat es geschafft, dass das bergische Land (Wuppertal, Solingen und Remscheid) zusammen mit Neuss, Essen und Bochum und einen gemeinsamen Veranstaltungskalender besitzt, so dass sich die verschiedenen Tangoschulen nicht gegenseitig die Kunden wegnehmen und statt dessen jeder gerne auch bei den anderen gesehen wird. Also genau das Gegenteil von Neid und Intrige. Da ich in dieser Gegend (Wuppertal) tanze, habe ich die Entwicklung erlebt von der ungeregelten Veranstaltungsvielfalt mit Überschneidung hin zu einem kollegialen und respektvollen Miteinander. Auch werden die TanzlehrerInnen der "Konkurrenz" gerne auch als Workshopleiter in der eigenen Tangoschule eingeladen. Auch wenn ich - wie Du vermutlich auch vermutest - nicht so viel in solchen Workshops lerne, aber Inspiration für andere Auffassungen war immer drin.
AntwortenLöschenZusammengefasst: Klar gibt es bestimmt beim Tango auch Konkurrenz, Intrige und Neid, aber das ist nicht überall so und im bergischen Land und Teilen des Ruhrgebiets ist es nicht so; und hier gibt es wirklich viele Tangotänzer, Milongas, Tangoschulen und und und. Und da Du hier nicht wirklich satirisch gesprochen hast, sondern bestenfalls überspitzt eine Quasi-Tatsache behauptest, muss ich Dir widersprechen.
PS: Dass JEDER Unternehmer, der unter der Corona-Krise leidet, auf Unterstützung hofft und/oder sogar darauf angewiesen ist (Kunst und Kultur insbesondere), stimmt. Und das ist absolut in Ordnung. Wenn sich die Kleinen nicht zusammenschließen (auch wenn sie sonst Konkurrenten sind), dann werden sie im Vergleich zu den Großen (Lufthansa, Autohersteller, TUI usw.) völlig vergessen und noch mehr benachteiligt.
Viele Grüße
Frank Becker, Wuppertal
Lieber Frank Becker,
Löschenich weiß auch nicht, wie es im Bergischen Land aussieht – ebenso wenig, wie Walter Reetz im „Fokus“ des Artikels steht.
Wer meine Veröffentlichungen kennt, weiß, dass ich am Ende eines Textes gerne noch einen Schlussgag bringe, möglichst mit einem Bild oder Video. Ich habe dann auf YouTube nach einem Beitrag gesucht, der die Petition oder die heutige Aktion zum Thema hat: Nichts (was ja für die „Professionalität“ der Aktion spricht).
In meiner Not fand ich dann das Video, das die Frage behandelt, ob Tango „vergnügungssteuerpflichtig“ sei. Irgendwie passte das ja auch zum Thema. Dass damit der Genannte auf der Bildseite des Artikels steht, liegt an dem Thumbnail des Videos, das ich leider nicht beeinflussen kann – derjenige, welcher es veröffentlicht, schon.
Daher gilt halt: Wer sich selber in die Öffentlichkeit stellt, muss mit so etwas leben. Ich glaube aber, im Artikel ist klar erkenntlich, dass es um etwas anderes geht. Ich weiß ja von dem Genannten nicht mal, ob er sich beruflich mit Tango beschäftigt. Daher muss der von Dir zitierte Satz ja nicht auf ihn zutreffen. In der verallgemeinerten Form stehe ich jedoch voll und ganz dahinter.
Im Zentrum meines Textes steht etwas ganz anderes: Wenn nun die „Profis“ behaupten, sie seien allein dazu berufen, das „Weltkulturerbe Tango“ zu retten, finde ich das vermessen. Tango war von schon von seiner Entstehung her eine Subkultur und lebte von denen, die ihre Freizeit für diesen Tanz einsetzten – in Teilen bis heute. Seine Wandlung zu einer Branche hat dem Tango früher und heute nicht gutgetan.
Über die Fehlentwicklungen, die ich beschrieben habe, könnte man sich einmal Gedanken machen, anstatt nur nach mehr Geld zu rufen, um dann in Zukunft genauso weiterzumachen wie vor Corona.
Vielen Dank für Deinen Beitrag und beste Grüße
Gerhard Riedl
Herr Riedl, Sie haben hier wieder einmal ganz bewusst provoziert. Die Kritik von Frank Becker ist vollkommen berechtigt und richtig. Sie setzen den Thumbnail des Videos ganz bewusst als Titelbild Ihres Beitrags ein und suggerieren mit Ihrer 'Überschrift', dass Herr Reez damit in unmittelbarer Verbindung steht. Aber so sind Sie eben - da kann man nix machen .... Wenn man so etwas ähnliches mit Ihnen macht, dann verfassen Sie tausende wehklagende Artikel.
LöschenDen Eindruck kann man nur haben, wenn man den Text nicht sinnentnehmend liest. Sonst ergäbe sich klar, dass mein Beitrag allgemeine Probleme aufgeworfen hat und nicht einen einzelnen Tangoveranstalter dafür als verantwortlich sieht. Inwieweit der Angesprochene sich dennoch über seine Rolle Gedanken machen könnte, muss er selber entscheiden.
LöschenUnd nein, den Thumbnail kann ich nicht ändern. Und Blogspot nimmt einfach das erste Bild eines Artikels. Aber ich habe nun ein zusätzliches Foto vorangesetzt, welches dadurch zum Titelbild wird. Ich hoffe, der "Tango-Taliban" gefällt Ihnen.
Noch ein Tipp: Ihre Sorge um Herrn Reetz könnte eine Spur überzeugender wirken, wenn Sie wenigstens seinen Namen richtig schrieben.
Natürlich können Sie den Thumbnail nicht ändern - habe ich auch nirgends behauptet. Unter Umständen kann jener, der bei youtube ein Video einstellt, dieses Bildchen auch nicht ändern.
LöschenVIELEN DANK FÜR'S AUSWECHSELN DES TITELBILDES - manchmal ist sogar ein Herr Riedl einsichtig.
Und keine Sorge: ich mach mir um niemanden Sorgen (den ich persönlich nicht kenne) .... - da kann's schon mal passieren, dass mir ein Buchstabe abhanden kommt. Bekannterweise funktioniert die Rechtschreibkontrolle nicht bei Namen.
Also bitte ich darum, Dreckfühler zu entschuldigen.
Da das "böse Video" inzwischen auf "privat" gestellt wurde, habe ich die Schlusspassage rausgenommen.
LöschenGerade gesehen: Ein Plakat der Aktion vor dem Bundeskanzleramt in Berlin: "Ohne staatliche Hilfen stirbt der Tango". Nein - er ist vor mehr als 100 Jahren auch ohne staatlichen Hilfen entstanden.
AntwortenLöschenHier ein Kommentar von Annette (Tango Diavolo, Offenbach):
AntwortenLöschenHallo Gerhard,
in vielem bin ich mich mit Dir einig, was die Kritik an der Szene angeht, aber das weißt Du ja.
Aber die Aktion mit der Petition finden wir hier in Offenbach trotzdem gut und wie haben auch mitgemacht. Klar ist der Tango auch ohne staatliche Hilfen entstanden, und auch wir von tango-diavolo werden ohne staatliche Hilfen weitermachen, also als Organisatoren, Motivatoren, DJ und Veranstalter.
Aber es gibt doch ein paar Profis, um die wir uns Sorgen machen und die wir brauchen. Das sind vor allem die Live-Musiker, die von Auftritten leben. Für unsere leider ausgefallene Herz-Schmerz-Milonga hatten wir wieder das wunderbare Cuarteto Rotterdam gebucht. Dem sind nicht nur unsere Veranstaltung abgesagt worden, sondern auch alle anderen in absehbarer Zukunft, und die leben davon. Erstattet bekommen die höchstens Spesen, aber nicht den Verdienstausfall. Wir machen uns auch Sorgen um unsere Locations, vor allem die Grande Opera in Offenbach.
Auch die lebt von ihren Veranstaltungen, aber Tango kann dort noch lange nicht wieder stattfinden. Eine weitere Location, in der wir das Cuarteto Rotterdam auch auftreten lassen wollten, ist die Tanz- und Theaterschule Locomotion in Offenbach, auch ein ganz wunderbarer Ort, um dessen Zukunft wir uns jetzt ebenfalls Sorgen machen.
Unser Tangolehrer bei Tango Diavolo hat bisher auch nicht vom Tango gelebt, aber er hat zumindest ein Honorar für seine Mühe des Unterrichtens bekommen, was ja eine Wertschätzung ist und nur fair.
Dafür hat er Zeit investiert, in der auch anders Geld verdient hätte.
Manche unbekannten Nischenkünstler müssen jetzt aufs Amt und Hartz IV beantragen. In 6 Monaten wird ihnen dann ein Job an der Kasse im Supermarkt angesagt. Da bleibt dann weniger Zeit fürs Tango-Engagement, Überleben geht vor.
Hier in Offenbach haben wir eine lebhafte und unkonventionelle Kulturszene, die meisten Künstler verschiedener Art sowie Betreiber von Orten, wo sie auftreten, leben recht anspruchslos von der Hand in den Mund. Das wird alles verarmen, und das finden wir sehr schade, auch wenn wir persönlich, wg. fortgeschrittenen Alters und Eintritt ins Rentenalter nicht mehr so betroffen sind. Ich bewerte die Kunst der Leute gar nicht, aber allein, dass es eine Vielfalt gibt, ist eine Bereicherung.
Kurz, wir haben bei der Aktion mitgemacht. Die Musik haben wir einzig und allein danach ausgesucht, ob uns die Gema Ärger machen könnte oder nicht. Sonst hätten wir interessantere Musik genommen. Leider hat unsere Aktion den Bürgermeister nicht aus dem Rathaus herausgelockt. Hier unser Video.
https://youtu.be/ec9emS-ecOk
Es hat nicht den Zweck, mit unseren bescheidenen Tanzkünsten anzugeben, sondern es versteht sich als politischer Ausdruck.
Viele Grüße
Annette
Liebe Annette,
Löschenich habe durchaus Verständnis und Sympathie dafür, dass Künstler generell auf ihre momentane Situation aufmerksam machen. Dass durch die fehlenden (oder jedenfalls sehr eingeschränkten) Auftrittsmöglichkeiten die Einnahmen wegbrechen, ist klar. Ebenso, dass Tango ein Nischenprodukt ist und daher als Verdienstquelle auch in normalen Zeiten sehr unsicher.
Meines Wissens gibt es ja staatliche Hilfen für Kleinunternehmer und Künstler, jedenfalls in Bayern – sicherlich nicht in ausreichender Höhe, wie für viele Branchen.
Worum es mir in diesem Artikel (und auch in „Heute schon gespendet?“) geht: Ich finde die Online-Petition, auf die sich die Aktion am 3.6. bezog, nicht überzeugend. Mich stört schon einmal, dass so getan wird, als gäbe es in Deutschland nur die Profis (was immer das schillernde Wort heißen mag), welche den Tango am Leben halten – und nicht die vielen Amateure, die eine Masse an Freizeit opfern, ohne Einnahmen zu erwarten – oft im Gegenteil.
Und – mit Verlaub – dass gerade die Berufler „das große kulturelle Erbe des Tangos fortleben lassen“, ist eine anmaßende Behauptung. Viele von ihnen haben im letzten Jahrzehnt eine gigantische Kulturvernichtung hinbekommen, nämlich die der zeitgenössischen Tangomusik. Da sind Ensembles wie dem „Cuarteto Rotterdam“ schon lange Einnahmen entgangen, die sie heute gut brauchen könnten.
Aber auf das und mehr habe ich in meinen Artikeln bereits hingewiesen. Daher nur nochmal: Natürlich unterstütze ich die Bemühungen von Tangomusikern und anderen Künstlern, wieder Auftritte und zwischenzeitlich auch staatliche Hilfen zu bekommen. Das tue ich seit Jahren – und musste mich oft genug belehren lassen, diese Einspielungen kämen nicht an die alten Aufnahmen heran und seien daher fürs Tanzen nicht verwendbar.
Wenn nun viele von denen heute mit dem Hut auf der Straße stehen, mag ich das nicht unterstützen.
Über das alles müsste man wirklich mal intensiv diskutieren. Dein Kommentar trägt sicher dazu bei. Dafür herzlichen Dank!
Liebe Grüße nach Offenbach
Gerhard
Bei der Kritik sowohl an Traditionalisten wie Neo-Tangueros mit "Pop- und Weltmusikgedudel" verstehe ich nicht so recht, was dann für Gerhard der richtige Tangostil wäre. Ich habe auch den Eindruck, dass nicht wenige Frauen das geführt-werden gerade bevorzugen - das würde jedenfalls erklären, warum die Zahl der Folgenden häufig überwiegt.
AntwortenLöschenAuch für Nicht-Profis ist es bitter, wenn Mietkosten weiterlaufen, während Einnahmen wegbrechen, und als Gast möchte man einfach, dass es nach der Corona-Krise noch Locations gibt, die wieder öffnen können.
Ich hätte eher für eine Mietaussetzung während der Krise plädiert, während des kompletten Lockdowns auch für Ladengeschäfte, das wäre auch marktgerecht, aber die Regierung setzt nun mal mehr auf Einzelförderungen.
Wenn Tango etwas mit Auto zu tun hätte, stünde es schon besser ...
Joachim
Lieber Joachim Falkenhagen,
Löschenwenn Sie mal die derzeit 68 Playlists auf meinem Blog studieren, dürfte klar sein, welche Musik ich favorisiere. Das Elend ist halt, dass viele meinen, Tangomusik beschränke sich auf die genannten Alternativen.
Warum mehr Frauen als Männer zum Tango gehen (übrigens inzwischen in einem nicht mehr auffallenden Missverhältnis) ist ein weites Feld. Schon die Demografie legt es nahe, vielleicht auch ein besseres Bewegungsgefühl. Oder, weil man beim Tango als Frau auch mal ohne Begleitung ausgehen kann.
Klar, die Mietprobleme verstehe ich schon. Ich habe jedoch stets davor gewarnt, Tango als Branche zu verstehen, die ausreichende Einnahmen generiert.
In meinen ersten Tangojahren haben wir meist an Orten getanzt, die es "für lau" gab. Uns hat es gefallen.
Und: Doch, Tango hat viel mit Autos zu tun. Das beweisen schon die vielen Encuentros, Festivals und Marathons.
Danke für den Beitrag und beste Grüße
Gerhard Riedl
Gerhard: Tango hat viel mit Autos zu tun. Das beweisen schon die vielen Encuentros, Festivals und Marathons..
LöschenHmm, ich war jetzt etwa sieben mal ohne Auto auf solchen Wochenenden auswärts, ohne Festivalbesuche in der Heimat. Aber manchmal war es so voll wie auf dem Autoscooter. Oder ist gemeint, dass der Mann am Steuer ist, die Frau sich fahren - ääh führen lässt, oder sich auf die Führung so automatisch bewegt wie ein Auto mit Servolenkung und Gaspedal, manchmal auch Autopilot?
Playlists mit selten gespielten Titeln sagen mir leider gar nichts, und auch bei den häufig gespielten kenne ich nur selten den Namen.
Na, dann ist ja unsere Auto-Nutzung für solche Veranstaltungen vergleichbar.
LöschenWas die Musik betrifft: Man könnte sich die Einspielungen ja mal auf YouTube oder anderen Kanälen anhören. Nur als Tipp: Die Aufnahmen sind meist nach 1960 entstanden.
Muss aber auch nicht sein - war nur eine Anregung, da ich gefragt wurde.
Lieber Gerhard Riedl,
AntwortenLöschenwenn Sie meinen Text richtig lesen würden, dann habe ich mich vor allem darauf bezogen, dass Sie behaupten, dass unter den sogenannten Tangoprofis nur Neid und Missgunst herrscht. Ich habe niemals angenommen, dass Walter Reetz irgendwie etwas mit Ihrem Artikel zu tun hat. Aber ich habe nachgewiesen, dass dieser Neid und diese Missgunst für einen wirklich großen Bereich der Tangoszene nicht gilt. Das Video war nicht das Ziel meines Kommentars, denn das ist ja so in Ordnung. Es ist eher Zufall, dass sowohl das Video Walter Reetz zeigt, als auch dass Walter Reetz ausgerechnet zu der großen Gruppe der Ausnahmen(???) von Neid und Missgunst zählt. Es ging mir nie um das Video und auch nicht um die Person Walter Reetz, sondern darum, dass Neid und Missgunst auch zu großen Teilen Deutschlands nicht vorherrschen. Dass Walter Reetz nun zufällig auch noch ein Paradebeispiel für das Gegenteil von Neid und Missgunst ist, ist nun einmal Tatsache.
Gerade Sie legen immer besonders viel Wert auf präzises Lesen und Verstehen. Da hätte Ihnen diese Vermischung meines Kommentars mit anderen Teilen Ihres Reports nicht passieren dürfen.
Da Sie erwähnen, dass Sie nicht wissen, wie es im Bergischen Land oder im Ruhrgebiet aussieht, wäre es angebracht, Ihre durchaus berechtigten Kommentare auch auf die Regionen zu beschränken, die es betrifft. Sie verallgemeinern da schon ein wenig zu sehr.
Ihre Antwort "Daher gilt halt: Wer sich selber in die Öffentlichkeit stellt, muss mit so etwas leben" beherzigen Sie leider auch nicht immer. Sie begeben sich oft sehr beherzt und satirisch in die Öffentlichkeit, aber mit den Reaktionen darauf gehen Sie nicht immer so geduldig um, wie man es laut diesem Zitat erwarten dürfte.
Ich bin wirklich oft bei Ihnen, wenn Sie Themen in Ihren Reports ansprechen, aber ein wenig Toleranz bei Personen, die sich mal beim Schreiben den einen oder anderen Fehler erlauben, wäre doch angebracht. Wenn Ihnen jemand widerspricht, sollte man nicht noch damit nachhaken, dass man den Schreiber auf einen Rechtschreibfehler aufmerksam macht, um ihn damit auf jeden Fall zu diskreditieren.
In vielen Dingen neige auch ich dazu, zu schnell auf andere, falsche, schlecht begründete, beleidigende, bösartige usw. Kommentare so bissig und mit "treffenden" Bemerkungen zu reagieren. Aber gerade Sie als Lehrer sollten in der Lage sein, aus der Metaebene heraus sachlicher und geduldiger zu reagieren, so wie Sie es vermutlich bei Ihren Schülern regelmäßig gemacht haben.
Da ich Naturwissenschaftler bin und kein Deutschlehrer, bitte ich um Verständnnis für Fehler in Grammatik und Rechtschreibung, die mir immer wieder unterlaufen - sowohl unwissentllich, als auch unbeabsichtigt.
Viele Grüße
Frank Becker
Lieber Frank Becker,
Löschennun lassen wir mal die Lehrer-Geschichte weg, um die geht es in meinem Artikel nun wirklich nicht. Und einem normalen Kommentator hätte ich den falsch geschriebenen Namen nicht vorgehalten - Thomas Schön allerdings ist hier schon öfters mit sehr deftigen Angrifffen auf mich in Erscheinung getreten. Drum.
Übrigens bin ich ebenfalls Naturwissenschaftler und kein Deutschlehrer. Und ich habe als Gymnasiallehrer nie einen Heiligenschein beansprucht und lasse mir nun auch keinen aufdrängen.
Und klar - ich lege "besonders viel Wert auf präzises Lesen und Verstehen". Daher darf ich darauf hinweisen, dass ich in meinem Text nicht von "Neid und Missgunst" gesprochen habe - das war Ihre Formulierung. Im ersten Kommentar haben Sie mich noch richtig zitiert - und zu dieser Feststellung stehe ich nach wie vor. Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist wirklich kein genereller Zug in der professionellen Tangogemeinde.
Sicher kann ich nicht zu jeder örtlichen Szene ein Urteil abgeben, aber ich bin tangomäßig schon ein wenig in Deutschland herumgekommen, war selber schon als Veranstalter und DJ aktiv und verfolge die Entwicklungen seit mehr als zehn Jahren. Daher traue ich mir die eine oder andere allgemeine Bewertung schon zu.
Über Walter Reetz sind wir uns ja nun einig: Er steht nicht im Fokus meines Artikels. Daher habe ich jetzt auch ein anderes Titelbild gewählt.
Ansonsten gehe ich, jedenfalls aus meiner Sicht, durchaus fair mit Kommentaren um - obwohl meinem Blog öfters vorgeworfen wird, kritische Anmerkungen zu unterdrücken. Aber, wie Sie sehen: Ich beantworte sie meist schnell und ausführlich.
Mit besten Grüßen
Gerhard Riedl
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenSorry, aber ich veröffentliche keine Kommentare ohne Nennung des vollen Namens!
LöschenLieber Gerhard Riedl,
AntwortenLöschenjetzt werden Sie aber extrem, wenn Kultur grundsätzlich nicht gewinnorientiert sein darf. Dann wären viele Filme keine Kultur, obwohl sie mit Gewinnstreben gemacht wurden. Ebenso viele Musikstätten; fast alle Musicals wären keine Kultur; viele (Auftrags-)Maler, (Auftrags-)Komponisten, die heute zu den Größten zählen, wären keine Kulturschaffenden - die Liste lässt sich fortsetzen.
Ich verstehe ja, dass Kultur aus einem inneren Streben enstehen sollte, aber es kann sich nicht an der Profitorientierung messen, sondern nur am Ergebnis. Wenn Genies ihre Arbeit aus (überspitzt) Profitgier machen, ist die Arbeit dennoch möglicherweise genial. Wenn jemand wirklich gut ist in der Ausbildung von Tango-Argentino, warum darf er dies nicht mit dem Ziel tun, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, damit er sich ganz dem Ziel der Ausbildung von Tangotänzern widmen kann? Warum können aus Tangoschule keine wirklich guten Tangotänzer hervorkommen? In einer allgemeinbildenden Schule wird doch auch dir GRUNDLAGE gelegt für Kreativität, Bildung, Forschungsgeist usw. Dass die Schule allein das nicht kann, ist klar, aber Tangoschulen zu "verteufeln", weil sie gewinnorientiert den Lebensunterhalt (durchaus mit Komfort) sichern und die eigene Lebensfreude verbessern.
Ich gäbe Ihnen recht, wenn Sie sagen würden, dass die Profitorientierung viel Überflüssiges, auch Schlechtes, usw. hervorbringt. Aber so pauschal wie Sie es formulieren ist es schlichtweg falsch.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie in Ihren Ansichten immer einseitiger (extremer?) und immer intoleranter werden. Ich kann das aufgrund der vielen Anfeindungen durchaus nachvollziehen, aber dies ist doch kontraproduktiv. Damit überzeugen Sie nur weniger Menschen und - ich überspitze mal bewusst - benutzen Sie Methoden der Verschwörungstheoretiker, die auch nur eine Ansicht gelten lassen.
Wie ich schon einmal schrieb: Etwas mehr Gelassenheit mit "leben und leben lassen" stände Ihnen viel besser zu Gesicht.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Becker
Lieber Frank Becker,
Löschenich wüsste nicht, jemals geschrieben zu haben, dass Kultur nicht gewinnorientiert sein dürfe.
Im Gegenteil: Wer als Künstler ein Bild malt, ein Buch schreibt oder ein Musikstück komponiert bzw. darbietet, der darf und soll von mir aus so viel damit verdienen, wie er kann.
Etwas anderes ist aber, ob diese Erwartungen oft realistisch sind. Kunst wird nicht nur heute und bei uns lausig bezahlt. Ich bedaure das sehr, nur muss man sich darüber klar sein, wenn man einen künstlerischen Beruf ergreift, schon in normalen Zeiten. Und krisensicher ist der erst recht nicht.
In meinem Artikel geht es um etwas anderes: Ich beleuchte in satirischer Weise die Schwächen und Fehlentwicklungen der deutschen Tangoszene – aus meiner Erfahrung und individuellen Sicht.
Ich weigere mich allerdings, alle Aktivitäten, welche im Tango auftreten, als „Kunst“ oder „Kultur“ zu bezeichnen. Vieles davon gehört eher in die Veranstaltungs- und Schulungsbranche. Aber auch da soll doch jeder verdienen, soviel er kann. Nur müssen sich professionelle Leistungen halt auch der Verbraucher-Kritik stellen.
Mein Blog sehe ich in vieler Hinsicht als eine Art „Stiftung Warentest“, welche Produkte und Dienstleistungen im Tango untersucht und bewertet. Wenn ich mir bei „Amazon“ einen Schraubenzieher kaufe, darf ich eine Rezension dazu schreiben. Nur im Tango wird oft als „Gotteslästerung“ empfunden, wenn man das Gebotene unzulänglich findet.
Was allerdings stimmt: Kommerzialisierung kann (nicht nur im Tango, sondern beispielsweise auch im Sport) zu Fehlentwicklungen führen. Wer vor 15 und mehr Jahren mit dem Tango anfing, dem war klar, dass dazu eine Menge Eigeninitiative nötig war. Heute entsteht bei vielen der Eindruck, dies durch den Kauf eines bestimmten Pakets aus Unterricht und Accessoires ersetzen zu können. Ich bin aber fest davon überzeugt: Den Kern, die Seele des Tango kann man nicht kaufen.
Ob ich „immer einseitiger und intoleranter“ werde? Lesen Sie mal Artikel von mir aus den ersten beiden Jahren (2013 und 2014): Da ging es oft noch viel herzhafter zur Sache.
Zum „Verschwörungstheoretiker“ fehlt mir aber jedes Talent, schon, da ich für meine Beiträge nur aus seriösen Quellen recherchiere. Und in meinen Texten betone ich immer wieder: Allein dem Leser ist es überlassen, ob er meine Ansichten teilt oder nicht. Er muss sie nicht mal lesen.
Mit besten Grüßen
Gerhard Riedl
Lieber Gerhard Riedl,
AntwortenLöschenSie haben mal betont, dass ich genau lesen und zitieren sollte. Nun denn: Ich habe nicht geschrieben, dass Sie etwas von einem Verschwörungstheoretiker haben, sondern dass Sie deren Methoden teilweise verwenden.
Zur Satire gehört meiner Meinung nach die erkennbare Überspitzung und nicht einfach nur die Darstellung einer einseitigen Meinung.
Und zu einem Vergleich mit Stiftung Warentest gehört JEDE Vermeidung von Pauschalisierung, wie sie insbesondere Satiriker und Sie eingeschlossen gerne verwenden. Das ist durchaus berechtigt, aber das ist das Gegenteil von Stiftung Warentest. Wenn man Ihre Beiträge der letzten Zeit liest, sind diese für mich viel ZU pauschal. Früher haben Sie satirisch überspitzt EINZELNE Missstände angeprangert. Jetzt scheren Sie vieles über einen Kamm. Schade.
Viele Grüße
Frank Becker
PS: Ihr Hinweis, dass man Ihre Texte nicht lesen muss erscheint ein wenig wie die Aufforderung, es auch zu lassen, wenn man nicht komplett damit einverstanden ist. (Überspitzt ausgedrückt.)
Lieber Frank Becker,
Löschennein, ich freue mich natürlich über jeden Leser. Allerdings gehe ich mit meinen Ansichten nicht hausieren, um sie jedem aufzudrücken – im Gegensatz z.B. zu Online-Petitions-Aktivisten.
Und man darf meine Texte auch gerne lesen, wenn man mit ihnen nicht (komplett) einverstanden ist. Nur sollte man daraus nicht die Erwartung herleiten, ich müsse dann alle Ratschläge befolgen, worüber und wie ich doch bitte anders schreiben sollte.
Und nein, ich verwende keine Methoden von Verschwörungstheoretikern. Wie gesagt, meine Quellen sind absolut seriös (führende Presseorgane, ARD, ZDF, Wikipedia usf.). Und ich konstruiere keine abenteuerlichen Schuldzuweisungen.
Obwohl der Satirebegriff sehr schillernd und unbestimmt ist, meine ich doch: Eine einseitige (man könnte auch sagen: individuelle) Meinung ist deren Grundvoraussetzung. Und die darf man dann gerne noch überspitzen.
Der Vergleich mit Stiftung Warentest hinkt natürlich teilweise, schließlich beschäftige ich keine Riesen-Redaktion mit Hunderten von Gutachtern. Ich hatte das als bekannt vorausgesetzt. Aber die Grundidee, Produkte und Dienstleistungen zu testen sowie zu bewerten, finde ich auch im Tango legitim und spannend. Macht ja sonst kaum einer.
Schreibe ich zu pauschal? Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten, schreibt Tucholsky in seinem berühmten Artikel „Was darf die Satire?“. Und leider trägt dazu auch die zunehmende Uniformität der Tangoszene bei. Aber ich bespreche ja oft auch konkrete Missstände wie z.B. in meinem letzten Artikel die schlagrührend komische Tango-Website eines Lehrerpaars. Aber dann wird mir halt wieder vorgeworfen, Einzelne niederzumachen.
Abschließend nochmal: Ich freue mich über jeden Leser und Kommentator, auch wenn er Kritik an meinem Tun übt – sofern diese nicht zu persönlich und respektlos ist. Aber die Erwartung, auf meinem Blog seine eigene Meinung wiederzufinden, geht leider nicht immer in Erfüllung. Aber gerade das macht es ja für viele Leser interessant.
Mit besten Grüßen
Gerhard Riedl