Lachen im Corona-Keller


Als Satiriker sollte man hinsichtlich der Wirkung von Gags nicht allzu optimistisch sein – und das erst recht zu Corona-Zeiten.

Gestern entdeckte ich zufällig und kurz vor Mitternacht das Video eines Encuentros, das 2015 in Stockholm stattfand:


Spontan verlinkte ich es auf Facebook und meinte, meinen Eindruck in einem Satz zusammenfassen zu können:

„Ich weiß nicht, ob das mit dem Impfstoff wirklich so dringend ist…“

Eigentlich doch leicht zu kapieren, oder? 

Denkste – binnen Minuten erreichte mich auf unserer Facebook-Gruppe der folgende Kommentar: 

„Es kann tatsächlich sein, daß Schweden keinen Impfstoff brauchen wird... Übersterblichkeit im April durch falsche Medikation. Die gekaufte, gesponserte Pandemie muß am köcheln gehalten werden, damit in der Bevölkerung entstandene Ängste die durchgeschossenen, ungeprüften Impfungen rechtfertigen! Die Übersterblichkeit oder die notwendigen Therapien kommen dann später und lassen die Kassen der Pharmakonzerne und deren Aktionäre weiter klingeln!“

https://www.facebook.com/groups/1820221924868470

Dazu verlinkte der Schreiber ein Video des Kieler Internisten Dr. Claus Köhnlein:


Die Übersterblichkeit von Covid-19 sei „therapieinduziert“, das habe „nix mit dem Virus zu tun“, so der Mediziner. In der Videobeschreibung auf YouTube heißt es: 

„Nun geht es um experimentelle WHO-Studien, bei denen Corona-Patienten mit hochtoxischen Mitteln behandelt wurden. Dr. Köhnlein sieht darin die Erklärung für die Übersterblichkeit, die es im April in einigen Ländern gegeben hat. Margarita Bityutski sprach mit ihm über tödliche Überbehandlungen, verwirrte Experten und die gesponserte Pandemie.“ 

Der Name der Interviewerin lässt uns schon ahnen:

Der Produzent des Videos ist „RT Deutsch“, ein vom russischen Staat finanzierter Auslandsfernsehsender. Er gibt an, dem Publikum die „russische Sichtweise“ auf das internationale Geschehen vorzustellen und ein Gegengewicht zu „westlichen Medien“ darstellen zu wollen.

https://de.wikipedia.org/wiki/RT_(Fernsehsender)

Im Interview kritisiert der Arzt übrigens die übereilte Herstellung von Impfstoffen, welche dadurch die Patienten gefährdeten. Es wundert mich, dass die russische Zensur diesen Passus nicht gelöscht hat...  

Wer Dr. Claus Köhnlein nicht kennen sollte:

„In der Vergangenheit äußerte er sich unter anderem als Kritiker der wissenschaftlich erkannten Ursachen zur Entstehung von AIDS. Seiner Meinung nach hat AIDS andere Ursachen als eine HIV-Infektion. Zu diesen Ursachen zählt Köhnlein den Konsum von Drogen, Medikamenteneinnahme, Anwesenheit von Pestiziden und Schwermetallen, Mangelernährung, Luftverschmutzung oder nur Stress.“

In einem früheren Video meinte der Mediziner zu Corona:

„Die Sterblichkeit ist so hoch wie die Therapie, die dagegen gegeben wird. Einen viralen Effekt sollte man möglichst nicht behandeln. Das ist natürlich immer schwierig für einen Arzt therapeutischen Nihilismus zu verbreiten. Das ist ungünstig, aber es ist manchmal die bessere Wahl. Man kann die denn mit Sauerstoff und sowas behandeln. Wenn die Luftnot haben.“

https://www.psiram.com/de/index.php/Claus_K%C3%B6hnlein

Das aktuelle Video erreichte auf YouTube in 15 Stunden 141000 Aufrufe.

Mein Geblödel zirka 200. 

Man muss einfach Witze machen, welche die Leute verstehen

Und obwohl es für einen Satiriker die schlimmste Strafe bedeutet, Gags erklären zu sollen:

Na ja, wenn ich mir die vollgestopfte Tanzfläche dieses Encuentros ansehe, wo die reifere Jugend auf der Stelle tritt, gruselt es mich bei dem Gedanken, dass solche Events nach der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs wieder möglich würden. Daher fragte ich – Vorsicht Ironie – ob das mit dem Impfstoff wirklich so dringend sei. Früher hätte dies wohl zu einer heftigen Debatte über solche Veranstaltungen und die zugrundeliegenden Còdigos geführt. Inzwischen scheinen aber die Cabeceo-Fachleute auf Verschwörungstheorie umgeschult zu haben… 

Ebenfalls gestern entdeckte ich dazu einen Text des Autors Chris Stoll, der in seinem Blog „Lies feddich“ auch Tangothemen behandelt. Unter dem Titel „Encuentro: Das Kuckucksei im Tango-Nest“ schreibt er unter anderem:

„Für den Veranstalter hat das den Vorteil, dass möglichst viele (zahlende) Tanzpaare auf dem Parkett Platz finden. Für den Tango speziell hat es den Nachteil, dass zahlreiche sehr talentfreie TänzerInnen Eingang zum Social Dancing finden, bedauerlicherweise nicht in ihren Kreisen verbleiben, sondern sich unter die ‚richtige‘ Tango-Szene mischen und dort das tänzerische Niveau merklich sinkt. (…)

Die Tangos aus dieser sehr überschaubaren Zeit werden gnadenlos rauf und runter genudelt, selten von DJs, die ihr Handwerk verstehen, eher öfter von sehr jungen Probanden, noch im Besitz eines Babyfons, sinnsuchend, des Tanzens kaum mächtig, dafür aber top, was das Downloaden von fertiggestellten Tandas auf YouTube anbelangt.
Ja gewiss, das alte Argument, Hannibal war auch erst 23, als er die Alpen überquert hatte (warum ist er nicht durchs Tal marschiert?), aber mit ein paar Elefanten Sightseeing machen, das kann jeder von uns.“

http://lies-feddich.de/project/encuentro/

Ich hoffe, nun ist der Gag ausreichend erklärt. Und ich gestehe, mich dabei köstlich amüsiert zu haben. Zweifellos verfügt der Autor über eine gepflegt spitze Feder. Mein Kompliment!

Daher meine ich: Uns sollte auch zu Corona-Zeiten das Lachen nicht vergehen – egal ob über Gags von Chris Stoll, Gerhard Riedl oder Dr. Claus Köhnlein. Wobei nicht mal Bedingung ist, dass sie der Urheber selber kapiert.

Einen hätte ich noch: Im Stockholmer Virus-Keller tanzte man übrigens zu dem Titel „Al compás de un tango“ aus dem Jahr 1942 – „Zum Takt eines Tangos“. Na immerhin.

Was vielleicht nicht alle auf dem Parkett wussten: Der Text von Oscar Rubens erzählt von einem Mann, der nach Verlust eines bösen Weibs das seiner Spezies Gemäße unternimmt: heulen und saufen. Aber er solle sich nicht so haben und lieber zurück zur Milonga gehen – vermutlich zwecks Akquise neuen Frischfleisches:   

Stoppe den Wahnsinn, Mann,
du musst reagieren.
Der Mann muss stark sein,
dem widerstehen, was schlecht ist.

Wenn diese Frau dir geschadet hat
ist es besser, sie zu verlieren.
Komm zurück auf die Milonga,
wo es ein Getöse gibt,
um dir mehr Mut zu machen.

https://letrasdetango.wordpress.com/2011/10/09/al-compas-de-un-tango/

Darüber kann ich schon wieder lachen.

Kommentare

  1. Oje Riedl, so wird das nix. Zwar sehen Sie sich die Videolinks, die wir Ihnen zukommen lassen, brav an, aber leider lernen Sie nix d'raus. Schade.

    Merke: Gute Satiriker werden immer hinterfragen, warum das Publikum ihre Satire nicht verstanden hat. Sie werden sich niemals auf das Hohe Ross setzen und das Publikum für dumm erklären. Satiriker, die ihre Satire erklären, sind ganz einfach schlecht. Und wenn ein guter Satiriker einmal von dem einen oder anderen nicht verstanden wird, hält er das problemlos aus und verliert kein Wort darüber.

    Das ist wie in der Politik: Die Wähler, die AfD wählen, sind nicht dumm. Die Arroganz der 'etablierten' Parteien ist dafür verantwortlich, dass die Wähler so handeln. Nennt man Wähler dumm, greift man damit gleichzeitig die Demokratie an.

    Und hier wieder ein Lehrbeispiel:
    https://www.youtube.com/watch?v=4FCwlRbXCbM&t=211s

    Schau'n Sie sich das an!

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    1. Zur Info für meine Leser:

      Dies ist ein Beitrag des österreichischen Musikers Thomas Schön, der mein Blog seit langer Zeit mit einer Vielzahl von Schmähungen überzieht. Auf seiner eigenen Facebook-Seite gibt er sich dagegen meistens sehr brav - typischer Fall von Doppelleben:
      https://www.facebook.com/thomas.schon.92

      Die meisten seiner Kommentare veröffentliche ich nicht, da sie wenig bis nichts mit dem Thema meiner Artikel zu tun haben - ebenso wenig wie ich mir die ganzen Links anschaue, die er neuerdings postet. Ich pflege mich nämlich mit Menschen zu unterhalten, die mir ihr eigenes geistiges Eigentum anbieten.

      Ich wüsste auch nicht, dass ich im obigem Artikel mein Publikum für dumm erklärt hätte. Aber sich ironisch mit Publikumsreaktionen auseinanderzusetzen, hat in der Satire eine lange Tradition.

      Dass ich dumme Kommentare aushalte, müsste Herr Schön doch am besten wissen...

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    2. Danke für die Werbung :-)

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