In den Tanzpartner verlieben?

Unter diesem Titel fand ich eine höchst interessante Diskussion im Forum von „Elite Partner“, in dem ja niveauvolle Bewerber ebensolche suchen. 

Die Frage war: 

Tanzen Sie hobbymäßig oder professionell? Waren Sie schon einmal in Ihren Tanzpartner verliebt? Was ist daraus geworden? Inwiefern kann man davon ausgehen, dass es bei Harmonie auf der Tanzfläche auch in der Beziehung passt?“

https://community.elitepartner.de/forum/frage/in-den-tanzpartner-verlieben.37371/ 

Aus den Antworten ergaben sich einige wohl ziemlich realistische Tendenzen: 

Je sportlicher die Menschen den Paartanz sehen (Turniertänzer) bzw. der Lerneffekt im Vordergrund steht (normale Tanzschulen), desto schwerer können sie sich vorstellen, dass es dabei in die Beziehungskiste geht. Dabei sind die männlichen und weiblichen Standpunkte sehr ähnlich:

„Ich habe Turniere bis S-Klasse getanzt. Mit dem ersten Partner begann nach einiger Zeit etwas Engeres, aber nur kurz. Glücklicherweise konnten wir danach trotzdem weitertanzen.“

„Wer in der Tanzschule oder im Sportklub tanzt, hat beim Tanzen nie intime Gefühle. Er braucht seinen Kopf, um dem Unterricht zu folgen.“ (m)

„Tanzen ist Tanzen, und Sex ist Sex. Wäre es anders, dürften nur Menschen zusammen tanzen, die auch etwas miteinander haben. So kann nur denken, wer noch nie eine Tanzschule von innen gesehen hat.“ (m) 

„Wenn aber dann noch dazu ein Partner immer wieder Sexgefühle im Kopf hat, weil er die Frau im Arm hat (…), dann kann man bald die Tanzschuhe an den Nagel hängen. Die Konzentration sammelt sich dann ganz woanders. Schade um das, was man aufgebaut hatte.“

Geht es mehr um das Freizeittanzen, bleibt die Perspektive von Frauen dennoch meist unverändert: Harmonie auf dem Parkett ja – aber das sollte es dann auch gewesen sein.

„Auch ich (w) habe lange getanzt, aber was du erzählst, ist mir völlig fremd. Ich war nie in meine Tanzpartner verliebt. (…) Mein Anspruch ist nur, dass er neutral bis gut roch, vor allem nicht aus dem Mund oder unter den Achseln her... möglichst einigermaßen schlank und sich gut bewegen kann. Vor allem sollte er den Takt hören.“

Ich denke, wichtig ist, dass ein Mensch ohne große Erwartungshaltung hinsichtlich Beziehung beim Tanzen reingeht.“ 

Wenn ich jemals eine sexuelle Note gespürt hätte, wäre das Tanzen mit diesem fremden (Tanz)Partner gelaufen.“

Ich finde aber nicht, dass beim Tanzen Intimität aufkommt. Ich habe mich noch nicht in meinen Tanzpartner verliebt. Flirten ja, aber sonst nichts.“ (w, 42) 

„Tanzen, jenseits des Trainings kann ein geteilter intimer Moment sein. (…) Mit Ende des Tanzes ist der Moment beendet.“

Ich habe in dieser Zeit mit manch einem ‚fremden‘ Mann getanzt und kein Einziger hat mich irgendwie angegraben, noch nicht mal groß geredet. Es geht einfach ums Tanzen und fertig. Sicher gibt es Ausnahmen.“ 

Etliche Frauen beklagen aber, dass Männer doch die Tendenz hätten, mehr zu wollen:

Ich (w, 39) würde gerne viel mehr und öfter tanzen gehen, habe aber einen ziemlich großen Verschleiß' an Tanzpartnern, weil diese sich immer mehr erhoffen. (…) Die einen ziehen sich bei meiner Absage beleidigt zurück, die anderen beginnen trotzdem zu grabschen, sodass ich abbrechen muss. Einfach ist es nicht.“ 

„Frauen tanzen aus Liebe zum Tanz. Männer tanzen, um Frauen zu bekommen. Leider funktioniert das. (…)Tänzer sind meist nicht treu und immer auf der Suche.“

„Ich habe vor Jahren einen Single-Tanzkurs belegt, und da tanzte mal ein Mann (ich glaube einen Tango) so eng mit mir, dass ich alles von ihm spürte, also wirklich alles... ;-)
Er sah zwar gut aus, aber ich hatte mit ihm so nicht viel Kontakt, da fand ich das Ganze ziemlich unangenehm und ich war froh, als die Musik aus war!“

Und die Männer selber? In ihrer Sichtweise ist der sexuelle Aspekt durchaus keine Randerscheinung. Gerne wird das auch den Frauen unterstellt:

„Es ist eben etwas Intimes, da kann man mir noch so oft etwas ‚Sport‘ und ‚Freude an der eigenen Körperbewegung‘ erzählen. Ich vermute, dass sich viele Frauen heimlich in ihre Tanzpartner verlieben.“ (m)

„Tanzen ist i.d.R. IMMER eine Paarbeziehung zwischen Frau und Mann, die immer auch eine sexuelle Note hat, da man sich ja berührt. Ich frage mich, warum das oft von Frauen so vehement abgestritten wird. Warum tanzen sie dann nicht einfach mit Freundinnen?“

Daher regt sich die männliche Eifersucht, wenn eine Partnerin allein zum Tanzen geht: 

„Ein fester Tanzpartner ist etwas sehr Gefährliches! Körperkontakt, die lockere angenehme Atmosphäre, durch Musik und Rhythmus erotisch aufgeheizte Stimmung, usw. Als Beziehungspartner einer tanzenden Frau hätte ich da schwere Bedenken!“ (m)

Offenbar kommt es auch sehr auf die Art des Tanzes an. Während die klassischen Standardtänze eher weniger mit dem Anbaggern in Verbindung gebracht werden, hat die Latino-Sparte (vor allem Salsa und Tango argentino) einen ziemlich schlechten Ruf:

„Die schlimmsten Beziehungsneurotiker, die ich bislang kennengelernt habe, kommen aus der Tango-Szene. Ich muss sogar sagen, dass ich aus dieser Szene niemanden kenne, der eine stabile, monogame und liebevolle Beziehung führt. Das ist sicher nicht repräsentativ, zeigt aber eine Tendenz.“ (w)

Ich hatte mal längere Zeit einen Partner, der Tango Argentino getanzt hat, natürlich alles rein sportlich. - Vorurteile haben meistens einen wahren Hintergrund, und er hat auch nicht nur eine seiner Tanzpartnerinnen flachgelegt (WÄHREND unserer ‚Beziehung‘, wie sich hinterher rausgestellt hat.) Nirgends kommt ein Mann so schnell so nah an alleinstehende Frauen wie auf dem Tanzparkett, und Tango argentino ist ja wohl als erotischer Tanz bekannt. Für wie blöd halten die meisten ‚Tänzer‘ ihre Partnerinnen eigentlich? (…)

Männer, die sich beschweren, sie würden keine Frau finden, sind einfach dämlich und ignorant, wenn sie nicht tanzen lernen – dann brauchen sie nur noch ein gutes Aftershave und müssen gepflegt sein, dann können sie wählen unter den Kandidatinnen.“

Auch in einem anderen Diskussionsstrang fand ich schreckliche Tango-Erlebnisse von Frauen: 

„Ich tanze schon längere Zeit Tango Argentino. Diesen Tanz tanzt man normalerweise sehr eng. Ein paar Mal hab ich es auch als sehr übergriffig empfunden, vor allem, wenn viel ältere Herren mit einem zu eng tanzen. Dann kam ich mir wie sexuell benutzt vor.“

„Ich war auch mal zu einem Tangowochenende in England.
Dort waren viele Tänzer um die 70 Jahre alt. Man hatte kaum eine Pause, weil man ständig aufgefordert wurde. Ich glaube, dass viele Frauen an diesem Wochenende absichtlich fern blieben, weil sich schon herumgesprochen hatte, was dort abgeht.
Mit einem von den Herren kam ich näher ins Gespräch. Er erzählte, dass die meisten hier einsame Männer wären und sich nach der Umarmung mit einer jungen Frau sehnten.
Einer von denen war besonders übergriffig. Man kann ja diese Herren irgendwo verstehen, aber Frau sollte vor allem in erster Linie an sich selbst denken und solche Plätze verlassen. Ich kam mir nach diesem Wochenende wie sexuell missbraucht vor und ich fühlte einen Ekel in mir. Eine ähnliche Erfahrung hatte ich auch schon in Buenos Aires.“

https://community.elitepartner.de/forum/frage/angrabbeln-beim-tanzen.20140/

Aber vielleicht sind die Damen ja nicht ganz unschuldig an solchen Verwerfungen? Ich fand dazu einen herrlichen Artikel im Blog des Züricher „Tages-Anzeigers“ mit dem Titel „Das Salsa-Sexismus-Phänomen“. Der Autor Réda El Arbi schildert darin, wie selbstbewusst heute viele Frauen im Beruf und Gesellschaft agierten, wie wenig sie sich von Machismo und Chauvinismus beeindrucken ließen – während der Woche:

Aber Freitagabends wechseln sie die Persönlichkeit wie Werwölfe bei Vollmond. Sie ziehen sich gürtelbreite Röckchen oder Kleidchen mit Seitenschlitz bis zur Achselhöhle über, schlüpfen in Prinzessinnenschühchen und machen sich auf den Weg in den lateinischen Tanzpalast. Egal ob, Salsa, Tango oder Lambada, Hauptsache exotisch, temperamentvoll und irgendwie lasziv.

Plötzlich entdecken sie ihr Herz für eine Kultur, deren Frauenbild noch irgendwo im 18. Jahrhundert vor sich hindämmert. Sie lassen sich führen, dominieren und auf ihre Weiblichkeit reduzieren. Es stört sie nicht, dass ritualisierter Sexismus das Herz der Latino-Tanzszene ausmacht.“

https://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/26875/das-salsa-sexismus-phanomen/ 

Tja, wenn ich das wieder geschrieben hätte…

Daher rate ich allen männlichen Singles, welche wegen Corona in großes Jammern ob der fehlenden Partnerin ausbrechen: Ihr hättet es nicht beim Tango probieren sollen – da sind die Aussichten trüber als man meint. Vielleicht wäre der kirchliche Seniorenkreis oder eine Querdenker-Demo die bessere Option!

Die Damen haben es da leichter: Im Zweifel einfach grabbeln lassen!

Illustration: www.tangofish.de

Kommentare

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    1. Schade, aber ich veröffentliche Kommentare nur bei Nennung des vollen (und richtigen) Namens.

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