Das Amphibien-Prinzip des traditionellen Tango
Illustration: Manuela Bößel |
“Never sacrifice the embrace for a step”
(“Opfere nie die
Umarmung für einen Schritt”)
Carlos Eduardo Gavito, 1942 –2005
Carlos Gavito begann 1965 seine
Karriere als Bühnentänzer. Besonders bekannt wurde er durch seine Mitwirkung
bei der Show „Forever Tango“ von Luis Bravo:
Gavito unterschied stets
streng zwischen dem Bühnen- und Salontango:
„Show-Tango wird
aufgeführt, um Eintrittskarten zu verkaufen, während Tango zur eigenen Freude
getanzt wird. Aus diesem Grunde habe ich die Ganchos und Kicks
im Tango nie verstanden. Ich habe meinen Schüler immer klargemacht, dass ich Ganchos nicht unterrichte.“
Obwohl er es auf der Bühne ziemlich krachen ließ, war er als Tangolehrer ein Vertreter des Minimalismus und wetterte gegen jeden
Ansatz von „Akrobatik“. Sein eingangs zitierter Leitsatz wird von der
traditionellen Szene (insbesondere Cassiel)
gerne als Beleg dafür gesehen, dass es im Salontango auf die Umarmung und
nicht komplizierte (oder gar spektakuläre) Schritte ankomme - ja, diese unerwünscht seien.
Die
biologische Parallele ergibt sich nur teilweise: Auch Amphibien (siehe „amphi“
und „bios“) besiedeln zwei völlig unterschiedliche Welten – allerdings typischerweise
nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.
Während
die Larven („Kaulquappen“) im Wasser umherdümpeln, können die daraus
entstehenden Froschlurche ziemlich große Sprünge machen. Bei der Metamorphose
entwickeln sich Gliedmaßen sowie Lungenatmung – freilich unter Verlust des
Schwanzes.
Insofern
wäre der traditionelle Tango als „neotänische Larve“ zu sehen, welche die
Geschlechtsreife erreicht, ohne sich gänzlich zum erwachsenen Tier umzuwandeln.
Grund ist die im Dunkeln ausbleibende Produktion von Schilddrüsenhormonen. Ein
Beispiel dafür ist der Höhlengewässer bewohnende Grottenolm (oder der mexikanische Axolotl):
https://de.wikipedia.org/wiki/Grottenolm
https://de.wikipedia.org/wiki/Grottenolm
Genial, Gerhard. Der Fundi-Tango als Grottenolm im Tangobiotop...lmao! (Laughing my ass off). Du bist wirklich der Beethoven der Boshaftigkeiten.
AntwortenLöschenIn Wien: Torberg, Anton Kuh, Peter Altenberg .... viel böser geht es nicht...vielen Dank lieber Gerhard!!!
LöschenEs bleibt jetzt nur die Frage.... Wo hat der Axolotl seinen Schwanz ???
Love and greetings from Vienna:)
Liebe Grüsse Alessandra
Huch, in einem Atemzug mit berühmten Wiener Caféhausliteraten - ich erröte!
LöschenWo der Axolotl seinen Schwanz hat? Nun, dort, wo ihn auch manche Tangueros tragen: hinten.
Danke und liebe Grüße
Gerhard
Lieber Yokoito,
Löschenbesten Dank! Manchmal hat man halt Glück, und dann kommt eins zum anderen.
Den Spruch mit dem Bonner Komponisten lass ich mir vielleicht auf die Visitenkarten drucken..
Herzliche Grüße
Gerhard