Eine not-wendige Antwort
Kürzlich
fand ich den folgenden Beitrag im „goettinger
stadtinfo“, einem „nichtkommerziellen
Online-Magazin“, das presserechtlich ein Günter Schäfer verantwortet. Da es sich nach eigenen Angaben um ein
„diffuses Netzwerk" handelt, hat
man auf die Angabe eines Autors verzichtet. Neben den Gesundheitsbehörden
bekomme auch ich mein Fett weg. Zitat
in voller Länge:
Auf einer Tangoseite
aus Süddeutschland (Nähe Ingolstadt) versucht der Autor Gerhard Ridel Menschen mit
Bedenken als lächerlich zu machen und
präsentiert sich als angstlosen Helden. Warum er sich so sicher fühlt, erklärt er wie folgt: "Sollte
ich am Coronavirus erkranken, hätte ich notfalls Zugang zu einer hochmodernen
Intensivmedizin." Sein Vertrauen in die Kliniken ist erstaunlich
angesichts der Tatsache, dass denen schon die Schutzanzüge und Schutzmasken
fehlen, ganz abgesehen von der begrenzten Zahl an intensivmedizinischen Betten.
Das Klinikum Ingolstadt in der Nähe von Herrn Ridl
hat z.B.
lediglich 12 Beatmungsbettplätze, und schon
jetzt fehlt überall Pflegepersonal. Ob Herrn Ridl
wohl noch geholfen werden könnte, wenn hunderte
oder tausende intensivmedizinisch behandelt
werden müssen, weil sie ernsthaft am Coronavirus erkrankt sind?
Hier
meine öffentliche Antwort:
Liebe
Leute vom „goettinger stadtinfo“,
gut,
dass ich den Verfasser der obigen Zeilen nicht weiß, denn ich bin nicht auf
persönliche Auseinandersetzungen aus. Zudem kenne ich die Zahl der in Göttingen
momentan verfügbaren Therapieplätze für Legastheniker nicht, sodass ich hier keinen
Rat erteilen mag, wie man 10 Fehler in 11 Zeilen reduzieren – oder wenigstens
meinen Namen richtig schreiben – könnte.
Daher
lieber zum Inhalt: Auf meinem Blog sind bislang 8 Texte zum Corona-Thema
erschienen. Und die tragen jeweils ein Datum, da auch ich – wie das Robert
Koch-Institut und andere verantwortungsbewusste Quellen – die Situation nur
tagesaktuell einschätzen kann.
Um
sich nicht in dieser Unübersichtlichkeit zu verlieren, hat es der Autor dabei
bewenden lassen, einen einzigen Satz aus meinen Texten zu zitieren und dann die
verbale Guillotine sausen zu lassen. Unwichtig natürlich, dass ich an dieser
Stelle die Qualität unseres heutigen Gesundheitssystems mit dem vor 100 Jahren
(Spanische Grippe) oder dem in Entwicklungsländern verglichen habe. Wen es
interessiert, kann es hier – man verzeihe das harte Wort – nachlesen:
Ich
habe in diesem Artikel (und auch in keinem anderen) „Menschen mit Bedenken lächerlich“ gemacht. Da müsste ich mich
selber mit einbeziehen, denn diese habe ich auch – sogar ernsthafte Sorgen.
Allerdings
weiß ich nicht, was es mit „Bedenken“
zu tun hat, wenn man in der momentanen Situation von „1,6 Millionen Toten in Deutschland und 160 Millionen weltweit“
faselt oder meine Artikel als „unerträglich
verbalexhibitionistisch und unseriös“ respektive „polemischen
Quatsch“ bezeichnet wie in obigem Text.
Was
den Tango betrifft: Sie werden in meinen Artikeln keinen einzigen Beleg dafür
finden, dass ich die Infektionsgefahr insgesamt oder gar bei unserem Tanz
geleugnet hätte. Allerdings habe ich – aus seriösen Quellen – die Größenordnungen
für den jeweiligen Moment dargestellt und sie mit anderen Gesundheitsgefahren
verglichen. Ich finde, gerade in Krisenzeiten sollte man Maßstäbe und
Überblick nicht verlieren.
Erst
recht nicht habe ich dazu aufgefordert, Milongas weiterhin stattfinden zu
lassen oder sie zu besuchen. Aber in hysterischen Krisen gilt es wohl schon als
verdächtig, noch auf die Verantwortlichkeit jedes Einzelnen für sein Tun
hinzuweisen.
Auf
gar keinen Fall aber darf man offenbar derzeit noch lachen oder gar andere dazu
animieren. Damit fällt man sofort einem Shitstorm der Verbissenen zum Opfer.
Nein, erste Bürgerpflicht scheint es nun zu sein, sich angstvoll in den Keller
zu verkriechen und damit sein Immunsystem herunterzufahren sowie den Ablasspredigern gläubig zu lauschen.
Nein,
liebe Leute, da kommen wir bestimmt nicht zusammen: Lachen befreit und stärkt die Abwehrkräfte – auch gegen solche Artikel wie den Ihren.
Ich
überlasse es daher gerne Ihnen, das Gegenteil zu unterstützen, und zitiere dann auch mal aus Ihrem Maganzin:
„Da im RKI hochqualifizierte
kenntnisreiche Fachleute arbeiten bleibt es ein Rätsel wie dem
Gesundheitsminister, der ja keine wissenschaftlich fundierte Ahnung von den
Problemen hat, eine derartige Strategie empfohlen wurde.
Plausibel ist diese Geschichte mit ‚Zeit gewinnen‘ nur in der Hinsicht,
dass durch ein Bremsen der Corona-Verbreitung eine Überlastung des
Gesundheitssystems infolge sehr hoher Infektionsfälle in kurzer Zeit verhindert
wird. Genau diese Verhinderung wurde aber verschlampt!“
Sicher,
die Hauptaufgabe von Journalisten besteht in Krisenzeiten darin, die Menschen
noch mehr zu verunsichern: Hilfe, die Behörden tun nichts – wir sind alle
verloren! Ich kenne inzwischen diese Machart ziemlich genau. Sie zeigt sich
schon darin, dass nie ein anerkennendes Wort für die Beschäftigten im
Gesundheitssektor verloren wird, welche seit Wochen Bewundernswertes leisten.
Und klar: Die Politik ist stets schuld, alles Versager.
Ich
hingegen freue mich, nicht von denen regiert zu werden, die ihre
Panik-Magazine leer schießen.
Bin
ich, wie der Schreiber wohl befürchtet, ein „angstloser Held“? Also, Held schon
mal gar nicht, und Ängste treiben in diesen Zeiten wohl alle um. Man sollte nur
so viel Selbstbeherrschung haben, nicht noch seine Umgebung kirre zu machen.
Ja, das würde direkt an „Erwachsensein“ grenzen…
Vielleicht
wird man ein wenig gelassener, wenn man – nun schon seit mehr als 10 Jahren –
eine Krebserkrankung ziemlich schadlos überlebt hat. Dann weiß man zumindest,
dass es eine staatliche Garantie fürs Überleben nicht gibt, man es aber dennoch kann. Aber da ich mich nicht
auf Ihr Level, liebe Magazin-Schützen, begeben möchte, wünsche ich Ihnen eine
solche Krankheits-Erfahrung nicht.
Mit
besten Grüßen
Gerhard Riedl
Meine Email an "goettinger stadtinfo":
AntwortenLöschenKritik an dem behördlichen Umgang mit der Coronavirus-Epidemie Januar/Februar
Guten Tag,
es ist für mich unbegreiflich, wie (ich muss es leider sagen) unverantwortlich Sie hier Ängste schüren, die in keiner Weise hilfreich sind.
Selbst wenn Sie Recht haben mit Ihren Vorwürfen und Vorhersagen, so nützen diese nichts und verschlimmern die Situation. Bestenfalls kann man im Nachgang zu dieser Krise darüber ernsthaft nachdenken, wie man die Situation in Zukunft besser bewältigt. Bei Bekanntwerden dieser Vireninfektion ist in Deutschland nichts wesentliches falsch gemacht worden; wenn überhaupt, wurde medial zuviel Angst geschürt.
Da Sie, wie Herr Riedl richtig bemerkte, Ihre Texte in derartiger Eile verfassen, dass es von Rechtschreib- und Grammatikfehler nur so wimmelt, wäre auch hier etwas mehr Ruhe und Gelassenheit und vor allem Klugkeit gefordert, damit Ihre Ansichten nicht noch weitere Menschen mehr verunsichern, als dies schon der Fall ist.
Ich hoffe sehr, dass Ihr Goettinger Stadtinfo nicht wirklich die Meinung der städtischen Vertreter darstellt. Das wäre für die Göttinger eine wirklich schlimme Außendarstellung und ein schlechtes Zeugnis für geistige Besonnenheit.
Mit nicht mehr ganz so freundlichen Grüßen
Frank Becker, Wuppertal
Lieber Frank Becker,
Löschenvielen Dank für diese Nachricht!
Ich habe das Magazin natürlich per E-Mail über meinen Artikel informiert. Bislang kam noch keine Reaktion. Sollte noch eine erfolgen, würde ich hier darüber berichten.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Guten Tag,
AntwortenLöschender KINDERGARTEN läuft also munter weiter. Wir haben ja keine anderen Sorgen!
Und wenn man schon ganze Gruppen heftig verbal attackiert, braucht man sich nicht wundern, wenn es dementsprechend retour kommt. Der arme Riedl wird auch das überleben. Und so wünsche ich fröhliches Recherchieren, wo denn schon wieder wer was Grausliches übern Riedl geschrieben hat.
LG, Hans Schmeisser
Nur zur Aktualisierung: Die Kindergärten sind ab morgen geschlossen. Daher hoffe ich, dass sich weitere Kommentare mit dem Inhalt meiner Texte (und nicht deren Auswirkungen) beschäftigen.
LöschenWie bereits beschrieben habe ich den im Impressum genannten Redakteur gleich nach Erscheinen meines Artikels per Mail angeschrieben und auf meinen Text hingewiesen.
AntwortenLöschenWie nicht anders erwartet habe ich bis heute keine Antwort erhalten. Das sind dann die Leute, welche sich furchtbar beklagen, wenn Behörden nicht auf ihre Nachrichten reagieren...
Wie ich inzwischen festgestellt habe, hat man dort meine Mail wohl durchaus gelesen. Der Text über mich wurde nun überarbeitet und mein Name weggelassen. Immerhin weist der Artikel jetzt nur noch drei Fehler auf. Zweifellos ein Fortschritt...
LöschenDie folgende Mail habe ich gerade an den Verantwortlichen des Göttinger Magazins geschickt:
AntwortenLöschenSehr geehrter Herr Schäfer,
Sie haben den Beitrag über mich in Ihrem Magazin zwar inzwischen sprachlich bearbeitet, jedoch enthält er immer noch die Behauptung, im Klinikum Ingolstadt gebe es lediglich 12 Intensiv-Beatmungsplätze.
Wie ich inzwischen erfahren habe, ist diese Feststellung völlig unzutreffend. Eine Tangofreundin, die in der ambulanten Beatmungspflege arbeitet, hat schon vor Jahren in der Intensivstation des Ingolstädter Klinikums im Rahmen ihrer Ausbildung ein Praktikum absolviert. Es gab dort zwei Stationen zur Intensivpflege – allein eine davon, so berichtet sie, habe über ein Mehrfaches an solchen Behandlungsplätzen verfügt.
Es wäre schön, wenn Sie zu Ihrer Behauptung eine verlässliche Quelle nennen könnten.
In der heutigen Ausgabe des „Pfaffenhofener Kuriers“ (S. 11) wird berichtet, in den Kliniken der Region Ingolstadt gebe es derzeit 148 vollausgestattete Intensivbetten, von denen momentan nur 5 mit Corona-Patienten belegt seien. Solche Aktualisierungen finden man in Ihrem Magazin natürlich nicht.
Offenbar ging und geht es Ihnen nur darum, einen missliebigen Autor mit Panikmache persönlich unter Druck zu setzen. Da ich nicht vermute, von Ihnen eine Antwort zu erhalten, werde ich diese Mail als Kommentar zu meinem Blog-Artikel einstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Riedl