Sie müssen aber die Wahrheit schreiben!
„Ich bin dazu geboren
und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder,
der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Pilatus sagte zu ihm: „Was ist Wahrheit?“
(Joh. 18, 37-38)
Derzeit
ist mein Blog mal wieder in schweres
Fahrwasser geraten: Neben (eher unauffälligem) Lob und Zugriffszahlen
Richtung 500 pro Tag gibt es auch heftige
Schelte.
Ich
mag nun die konkreten Zusammenhänge
nicht ansprechen, um noch mehr böses Blut zu vermeiden – und vor allem auch, da
meine Kritiker/innen sich mit der Sachlage
wenig abgeben.
Zudem
kommen die Vorhaltungen meist als normierte
Textbausteine daher, mit denen ich nur noch selten zu überraschen bin. Ein
kleiner (nicht ganz satirefreier) Überblick:
Am
häufigsten steht auf dem Hintern, mit welchem man mir ins Gesicht springt: Beleidigung! Man muss sich schon ein
dickes Fell zulegen, wenn einem ständig Straftaten
(§ 185 StGB) vorgeworfen werden. Der Zusammenhang ist jedoch ein anderer:
Es
gibt Menschen, die unfähig sind, Selbst-
und Fremdansicht nebeneinander stehen zu lassen: Da sie selber natürlich
alles richtig machen, kann es gar nicht sein, dass ein Außenstehender das anders sieht. Also sind sie beleidigt – was aber mit einer (verbotenen) Beleidigung rein gar
nichts zu tun hat. Es stört solche Zeitgenossen auch nicht, dass ich sie (wie
meist in meinem Blog) gar nicht
persönlich genannt habe oder sie eh unter Pseudonym schreiben. Das ist ihnen sozusagen „leberwurst“.
Ebenfalls
nützt es wenig, dass ich die Geschichte mit der „Kundgabe der persönlichen Miss- oder Nichtachtung“ schon einmal genauer
aufgedröselt habe. Wen’s dennoch interessiert:
Hat man Lust, den ganz dicken Knüppel auszupacken, greift
so mancher Narrenpritschen-Tell getrosten Mutes hinauf zum Grundgesetz und holt herunter, was er
für seine seine ew’gen Rechte hält: Wie oft musste ich schon lesen, dass es
sich bei meinem Tun nicht um Satire
handle, sondern um eine verfassungswidrige
Überschreitung der Meinungs- respektive Kunstfreiheit , gerne mit dem
Zusatz: „Ich bin ja ein großer Freund der
Satire, aber…“ Wahrlich, von diesem literarischen Begriff muss es ein mir
noch unbekanntes Synonym geben – so in Richtung „Schenkelklopf-Komik für bramsiges Kleinbürgertum“…
Auf
jeden Fall ist das, was ich äußere, natürlich falsch. Ich solle doch die Wahrheit
schreiben, musste ich mir neulich von einem Kommentator anhören. Tja, da
sind doch mehrere Jahrtausende Philosophie
wirkungslos geblieben… „Was ist Wahrheit?“,
fragte schon Pontius Pilatus und
versuchte so, Jesus freizusprechen, was ebenfalls misslang. Und setzen Sie mal Angela Merkel, Horst Seehofer und Christian
Lindner an einen Tisch und zählen Sie ab, auf wie viele unterschiedliche „Wahrheiten“
die Herrschaften kommen!
Zudem
behaupte ich ja gar nicht, Wahrheiten zu verkünden, sondern Meinungen – meist die meinen. Das kann
man in meinen Texten zirka einmal in
jedem Absatz finden. Stört meine hochmögenden Kritiker jedoch kein bisschen:
Nein, ich ließe keine andere als meine Ansicht gelten. Wozu dann diskutieren?
Gerne
packt man an dieser Stelle (in Kenntnis meines früheren Berufs) das Oberlehrer-Klischee aus. Jüngstes
Beispiel: Ich zeigte „eher die Attitüde eines Altlehrers, dem nicht
widersprochen werden möge, weil andere (und meist Schüler) ja sowieso noch
nichts zu sagen haben... jenseits von Lernfächern ist da aber wohl selbst die Schule
weiter, scheint mir.“
Ja,
da darf ich meinen Fast-Kollegen Dieter
Nuhr zitieren, manche Schüler seien „doof
wie eine Gewindemuffe“ – und bei etlichen bleibt dies bis ins hohe Alter
erhalten…
Natürlich
finden Meinungen dort eine Grenze, wo die falsche
Tatsachenbehauptung beginnt. Daher recherchiere
ich meine Themen sehr genau und hoffe dann, keinen Fehler zu begehen. Und wenn
man mich auf einen solchen aufmerksam macht, korrigiere ich selbstverständlich
meine Aussagen. Das heißt aber nicht, dass ich die mir bekannten Fakten nicht persönlich einschätzen darf. Mit „Verdrehen“ hat dies nichts zu tun, obwohl
manche das behaupten. Die Tatsachen müssen nur so weit erkennbar bleiben, dass
dem Leser klar ist, wo diese enden und das individuelle Urteil beginnt. Und ich
darf von dem ausgehen, was jemand in einem bestimmten Zusammenhang veröffentlicht – ich bin nicht
verpflichtet, das Internet so lange auf links zu drehen, bis mir dessen gesamte
Biografie vorliegt.
Natürlich
muss man Behauptungen belegen – meist durch Links und Zitate.
Erstere sind oft problematisch, da ich den Einzelnen ja gerade nicht an den „Internet-Pranger“ (Original-Formulierung)
stellen will. Mit Zitaten hingegen kommt man ebenso leicht in Teufels Küche:
Das
Standardargument ist, die
Textauszüge seien „aus dem Zusammenhang
gerisssen“. Dass dies zum Wesen von Zitaten gehört, stört keinen… Auch
Anführungszeichen sind für viele Terra incognita. Zur Info: Es gibt direkte und indirekte Zitate. Erstere müssen natürlich wörtlich stimmen (also die in Gänsefüßchen), bei
letzteren handelt es sich um Zusammenfassungen, über welche man im
Detail streiten kann. Und wenn es da Widerspruch gibt, liefere ich gerne den
Wortlaut. Nützt aber oft nix, da wird
einfach mantramäßig behauptet, die Zitate würden „nicht stimmen“.
Auch
dazu habe ich bereits Speicherplatz verschwendet:
Manche
halten sich jedoch mit solch filigranen Bedenken gar nicht erst auf. Da wird
schlicht behauptet, ich dürfe mich gar nicht am „geistigen Eigentum“ anderer vergreifen. Difficile est satiram
non scribere… Doch, das Urheberrecht
erlaubt das Zitieren (sonst würden manche Doktorarbeiten unmöglich). Abgesehen davon besteht
dieser Schutz nur bei Ausführungen, welche eine gewisse „Schöpfungshöhe“ aufweisen – banaler Quark gehört also nicht dazu. Die
meiste Kritik, welche ich zu lesen bekomme, kann also kein Copyright
beanspruchen (jetzt kam die Satire doch noch…).
Insbesondere
wurde schon bestritten, dass ich von Facebook
zitieren darf. Doch – zumindest aus
öffentlichen Gruppen. Bei geschlossenen Gruppen (aus denen ich mich nur selten bediene)
verzichte ich daher auf eine Namensnennung. Eventuell hätte der Urheber darauf
einen Rechtsanspruch, an dem ihm freilich nichts liegen wird. Zudem sollte man
bedenken, dass man in solchen Gruppen
(welche oft tausende Mitglieder haben) nicht wirklich „privat“ ist. Da poste
ich etwas, und am nächsten Tag lässt der Administrator neue Teilnehmer zu, auf
deren Auswahl ich keinerlei Einfluss habe – so what?
Diese
Karte wird gerne gezogen: Da finden manche nichts dabei, alles Mögliche öffentlich hinauszuposaunen – und solange
ich lobe, ist man stolz darauf und verlinkt sogar meine Artikel. Wird es dann
kritischer, war plötzlich alles „privat“;
ich hätte daher kein Recht, solche Dinge auch nur indirekt und ohne
Namensnennung anzusprechen. Klappe zu, Affe tot…
Ich
habe mir angewöhnt, solche Diskussionen, welche mit zunehmender Länge oft immer
aggressiver werden, irgendwann abzubrechen,
ja Kommentare wegen der Wortwahl nicht mehr hochzuladen. Überzeugen kannst solche Menschen eh nicht – und sie wollen das lesen, was ihrem vorgefassten Urteil entspricht. Selbstverständlich
kommt dann das Standardargument „Zensur“.
Und am besten sollte ich jeden Gemeinten informieren, dass er vorkommt. Ich warte noch darauf, dass ich ihm auch meine Texte vorab zur Genehmigung präsentieren muss..
Ich
frage mich schon seit Langem, wieso man gerade beim Tango so zieselig ist. Ich
kenne viele Forenbereiche, wo sich
Menschen ganz selbstverständlich unter Klarnamen
austauschen. Folge: Die Debatten werden meist freundlich und respektvoll
geführt. Im Tango ist es offenbar ganz gefährlich, dass vielleicht der Chef,
die Oma oder die Erbtante wissen könnten, dass man diesem unheilvollen Tanz
verfallen ist. Also nennt man sich flugs „Eichhörnchen
31“ und holzt herum, dass die Wände wackeln. Im Einstecken dagegen belegt
man die hinteren Plätze.
Aber
ich hoffe ja seit Längerem inständig, wegen solcher Formalien einmal verklagt zu
werden: Wäre eine tolle Werbung für mein Blog. Immerhin habe ich ja, wie die
Minderheit der Tangoblogger weltweit, ein Impressum
und somit eine „ladungsfähige Anschrift“.
Darauf angesprochen äußern meine Kritiker gerne, der „juristische Kram“ interessiere sie nicht. Vielleicht ist es auch
ein bisschen die Sorge, auf den Anwalts- und Gerichtskosten sitzen zu bleiben…
Ich
habe oft richtig Sehnsucht, mich mit anderen über diverse Tangothemen inhaltlich auseinanderzusetzen – auf möglichst
hohem intellektuellen Niveau. Manchmal gelingt das, in vielen Fällen jedoch
gerate ich eher an Zeitgenossen, welche lediglich meine Publikationen mit gezogenem
Beckmesser auf formale Schwächen
durchsuchen, weil ihnen die ganze Richtung nicht passt. Wäre doch zu schön, wenn man mir was anhängen könnte...
Ein Trost bleibt: Vielleicht sind ja meine Argumente so stark, dass man lieber auf solche Nebenkriegsschauplätze ausweicht.
Ein Trost bleibt: Vielleicht sind ja meine Argumente so stark, dass man lieber auf solche Nebenkriegsschauplätze ausweicht.
Im
Gegenzug bitte ich jedoch weiterhin um Verständnis, dass ich mein Blog nicht so
führe, wie man es mir verschiedentlich anzudienen versucht, sondern in der
Weise, wie ich es selber für richtig
halte. Ich verantworte dies dann auch persönlich und alleine.
Na so was! Jetzt hat mir Herr Riedl ein Schreibverbot auferlegt. Warum eigentlich? Wegen Agressivität? Das hat Herr Riedl zumindest so geschrieben – also wird’s auch so stimmen.
AntwortenLöschenNatürlich fühle ich mich geehrt! Beweist mir dieses Schreibverbot doch, dass ich Herrn Riedl am Nerv getroffen habe. Und genau das war meine Absicht.
Aber wenden wir uns zur Schonung der Nerven einem wahren musikalischen Genie zu (da kann Piazzolla leider nicht mithalten):
http://www.apoll-edition.com/temp/rec/mp3/BeruhigungFuerGerhard.mp3
Irgendwie kommt mir dieser Stil bekannt vor...
Löschenhttp://milongafuehrer.blogspot.com/2018/01/die-antwort-mein-freund.html
Inzwischen ist der obige Link nicht mehr erreichbar.
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