Lange wird nicht endlich gut
Wie
ich in meinem letzten Artikel beschrieben habe, bin ich gestern aus einer geschlossenen Facebook-Gruppe
ausgetreten, in der man heftig Wind gegen mein Blog gemacht hatte.
Es
ging um die Frage, ob es erträglich sei, in Blogs aus dortigen Gesprächen zu zitieren – in meinem Fall ohne
Namensnennung der Beteiligten und Angabe der Quelle. Mit solchen Kleinigkeiten
gab man sich allerdings gar nicht ab, sondern änderte – sozusagen in einer „Lex Riedl“ – kurzerhand die Gruppenbeschreibung:
„Es wird darum gebeten, in (…) aufgeworfene Themen hier zu
bereden. Es ist unerwünscht und weder konstruktiv noch kollegial, von hier zu
kopieren und andernorts (private Blogs) über Inhalte oder im Vertrauensraum der
Gruppe gesprochene Meinungen zu referieren/urteilen. Bitte um Beachtung.“
Gut, über das wörtliche Kopieren kann man
streiten* – aber glaubt man tatsächlich, über eine Art „Diskussionsmonopol“zu verfügen? Da lese ich dort einen
Gedankenaustausch über ein interessantes Thema und möchte in indirekter Form
Meinungen gegenüberstellen, wie sie bestimmt schon anderswo in der Tangoszene
vertreten wurden – und sollte mir das dann verkneifen, da es zu nahe an Ideen und
Formulierungen in dieser Gruppe ist?
Leben wir in Nordkorea? Ganz
selbstverständlich berichtet die Presse
bei uns öfters „aus gut unterrichteten
Kreisen“, ohne den Zitierten direkt
zu nennen. Und Blogs, die sich öffentlich mit nicht privaten Themen
befassen, unterliegen natürlich dem Presserecht.
Stein des Anstoßes war wohl mein Text zu
einer dortigen Debatte, in der es eigentlich darum gehen sollte, ob und wieso
Tangolehrer selber so wenig tanzen und kaum Milongas besuchen:
Im Kern fasste ich die tatsächlich sehr
interessante Stellungnahme eines altgedienten
Tangolehrers zusammen. Allerdings geriet der alsbald in eine heftige Kontroverse mit einer Dame,
welche sich mit „Ernährung, Stress- und
Burnoutprävention“ sowie Pilates und Gesundheitsthemen befasst. Das Lustige
war halt, dass ich beide von früheren Wortmeldungen kannte und wusste: Das
würde nicht gutgehen. Ging es auch nicht. In einer sowohl faszinierenden als
auch kontroversen Wortkaskade war
man ganz schnell vom Thema weg. Die „Stressprävention“ hatte versagt. Das fand
ich schade und habe es ein wenig – auch mit kurzen Zitaten – veralbert.
Im zweiten Teil meines Blogtextes ging es
dann um meine persönliche Einstellung
zum Thema – fast ohne Zitate.
Einige Tage später wurde plötzlich von der Administratorin
der Gruppe die Frage aufgeworfen: „Wie bedeutsam ist es für euch, dass diese
Gruppe geschlossen ist?“ Dass ihr das selber eingefallen ist, kann ich
mir nicht vorstellen: Bei der vorigen Diskussion hatte sie so gut wie nicht
eingegriffen und die Katastrophe einfach geschehen lassen. (Es wäre interessant zu erfahren, was da vorher an persönlichen Nachrichten hin- und herging...)
Bezeichnenderweise
meldete sich sofort ein Teilnehmer, welcher auf FB eigentlich zu fast jedem Tangothema
etwas zu sagen weiß, zu Wort:
„Wie bedeutsam ist es für die ausschlachtenden Tango-Blogs?“
Ah ja, „ausschlachten“
– netter Begriff, klingt so schön blutrünstig. Meines Wissens stehen die Texte immer noch dort…
Sofort fragte ihn die Administratorin, ob er
dazu mehr sagen könne (macht sie sonst eigentlich nicht). Na klar:
„Anstatt
mitzudiskutieren werden Teile der Diskussion mit copy und paste und ein paar Anmerkungen
in den Blog eingeführt, um ihn so am Leben zu erhalten. Ich persönlich finde
das erbärmlich.“
Soso, „erbärmlich" – klingt sehr kollegial und konstruktiv: Aha, mein Blog ist also – mit 123 Beiträgen
allein heuer – am Abnippeln, sodass ich ihn mit Zitaten von anderswo „befüllen"
muss… Schön, wenn man meine Motive so genau kennt!
Angeblich, so der Schreiber auf weitere
Nachfrage, betreffe das mehrere Blogs.
Welche das außer meinem seien, wurde nie wieder thematisiert – ich wüsste auch keine. Nachdem dann die
Debatte allmählich Fahrt aufnahm und ich nicht im Ruf stehen wollte, dort die
Diskussion zu verweigern (was ja auch ein Vorwurf war), gab ich folgendes Statement ab:
„Ja,
ich zitiere in seltenen Fällen auch aus geschlossenen FB-Gruppen. Allerdings in
aller Regel so, dass weder Urheber noch Ort der Veröffentlichung angegeben
sind. Wer nicht Mitglied der Gruppe ist, kann es dann auf keinen Fall finden –
und die anderen haben es wohl eh schon gelesen.
Warum ich die Diskussionen meist nicht hier führe, liegt am satirischen Charakter meiner Texte. Den vertragen nicht alle, also will ich lieber keinen Unfrieden stiften. Daher verlinke ich meine Blogbeiträge so gut wie immer auch nur auf den eigenen FB-Seiten.
Persönlich habe ich keine Probleme damit, mich anderswo zitiert zu sehen, auch in kritischem Kontext – ist mir lieber, als wenn Leute schreiben, was ich ihrer Ansicht nach sagen wollte. Aber bitte, jedem nach seinem Gusto.
Ich warne allerdings davor, sich in einer geschlossenen FB-Gruppe als ‚privat‘ zu betrachten. Keiner kann wissen, wer morgen neu als Mitglied aufgenommen wird und dann auch mitlesen kann.
Aber natürlich hat jeder Administrator das Recht, die Gruppe so zu führen, wie es ihm beliebt. Wenn man direkte Zitate als ‚Ausschlachten‘ betrachtet, habe ich das zu respektieren. Wenn man meinen Ausschluss betreiben möchte, selbstverständlich auch.
Meine Besprechungen von Tangothemen leben allerdings davon, dass ich nicht nur meine Ansichten verkünde, sondern auch Argumente einbeziehe, wie ich sie immer wieder in der Tangoszene lese und höre. Wer sich dann selbst noch bei solchen allgemeinen Erörterungen ‚gemeint‘ fühlt, dem kann ich nicht helfen.“
Warum ich die Diskussionen meist nicht hier führe, liegt am satirischen Charakter meiner Texte. Den vertragen nicht alle, also will ich lieber keinen Unfrieden stiften. Daher verlinke ich meine Blogbeiträge so gut wie immer auch nur auf den eigenen FB-Seiten.
Persönlich habe ich keine Probleme damit, mich anderswo zitiert zu sehen, auch in kritischem Kontext – ist mir lieber, als wenn Leute schreiben, was ich ihrer Ansicht nach sagen wollte. Aber bitte, jedem nach seinem Gusto.
Ich warne allerdings davor, sich in einer geschlossenen FB-Gruppe als ‚privat‘ zu betrachten. Keiner kann wissen, wer morgen neu als Mitglied aufgenommen wird und dann auch mitlesen kann.
Aber natürlich hat jeder Administrator das Recht, die Gruppe so zu führen, wie es ihm beliebt. Wenn man direkte Zitate als ‚Ausschlachten‘ betrachtet, habe ich das zu respektieren. Wenn man meinen Ausschluss betreiben möchte, selbstverständlich auch.
Meine Besprechungen von Tangothemen leben allerdings davon, dass ich nicht nur meine Ansichten verkünde, sondern auch Argumente einbeziehe, wie ich sie immer wieder in der Tangoszene lese und höre. Wer sich dann selbst noch bei solchen allgemeinen Erörterungen ‚gemeint‘ fühlt, dem kann ich nicht helfen.“
Meine Erfahrung, die ich seit Jahren mache,
bestätigte sich wieder: Auf inhaltliche
Argumente geht man nicht ein. So auch dieses Mal. Flugs formulierte man aber
die Gruppenbeschreibung um und gab zu bedenken, dass Blogger nun die Wahl
hätten…
So ermutigt formulierte es dann der von mir
zitierte Tangolehrer, der mich
bereits vorher auf meinem Blog wüst beschimpft hatte, unmissverständlich:
„Herr
Riedl hat in seinem Blog https://milongafuehrer.blogspot.com/.../von-hirntod-und...
diese Diskussion ausführlich mit sehr viel Häme moderiert.
Ich möchte den Moderator dieser Gruppe bitten, Herrn Riedl auszuschließen oder zumindest zu verwarnen. Zusätzlich dienten die hier geschriebenen Meinungen, Stellungnahmen und Gedanken missbräuchlich als Füllstoff und Ausgangsmaterial seltsamer, recht fragwürdiger pseudo-satirischer Ergüsse, die nicht nur bei mir dazu führen könnten, auf zukünftige Diskussionen zu verzichten.“
Ich möchte den Moderator dieser Gruppe bitten, Herrn Riedl auszuschließen oder zumindest zu verwarnen. Zusätzlich dienten die hier geschriebenen Meinungen, Stellungnahmen und Gedanken missbräuchlich als Füllstoff und Ausgangsmaterial seltsamer, recht fragwürdiger pseudo-satirischer Ergüsse, die nicht nur bei mir dazu führen könnten, auf zukünftige Diskussionen zu verzichten.“
Von der Moderatorin natürlich kein Wort zum Geschimpfe. Stattdessen sprach sie vom „Wunsch nach Nichtzitiertwerden von vielen hier". Nein: Sie ist vor nicht mal einem halben Dutzend Schreihälsen (von fast 700 Mitgliedern) eingeknickt.
Da trat ich doch lieber selber aus.
Da trat ich doch lieber selber aus.
Heute
Morgen entdeckte ich dann, dass der Herr, welcher die ganze Debatte ins Rollen
gebracht hatte, auf FB mit mir „befreundet“ war (natürlich auf seinen
Initiative hin). Daher schrieb ich auf meiner Seite:
„Ich hab grade meine ‚Freundes-Liste‘
überprüft und Herrn Andreas Lange entfernt. Ich sehe nicht ein, dass jemand
hier mein ‚Freund‘ sein will und mich dann aus einer anderen Gruppe herausekeln
will.“
Die Antwort war typisch:
„Was
soll diese schwachsinnige Behauptung? Was mich stört, ist das in Gruppen nicht Mitdiskutieren,
aber das ungefragt Inhalte Kopieren, um seinen Blog anfüllen zu können. Deine
Mitgliedschaft in der Gruppe (…) habe ich in keinem meiner Beiträge bemängelt.“
Nein, klar, die Hände macht man sich nicht
schmutzig. Man zettelt nur eine Debatte an, bis sich die Gemüter soweit erregt
haben, dass ein anderer dann das „Kreuzige
ihn“ ruft. Der Intrigantenstadel lässt grüßen…
Übrigens hat der Herr dann ausführlich von
der Gruppendiskussion auf meiner
öffentlichen Seite berichtet – auch mit Zitaten, die nicht mal ich verwendet
hatte. Soviel zur „lauteren Gesinnung“, man wolle doch das „vertrauliche
Miteinander“ schützen. Dass ich nicht lach‘…
Den Vergleich,
den er dann noch anführte, nannte ich „doppelt
beinamputiert“ (statt hinkend):
„Mal
ein Beispiel. Du triffst dich oft mit einer Gruppe von Freunden in einem Lokal.
Dort unterhaltet ihr euch über unterschiedliche Dinge. Einer der Freunde sitzt
immer nur schweigend am Tisch. Er beteiligt sich nie an Diskussionen und erzählt
auch nie etwas von sich. Am nächsten Tag könnt ihr nahezu regelmäßig in der
Zeitung einen Teil eures Gespräches nachlesen. Der stumme Freund macht sich
dort über den einen oder anderen deiner Freunde lustig. Einige deiner Freunde
stört das nicht, andere schon. Würde man diesen stummen Freund mal in der Runde
am Tisch darauf ansprechen? Wie würde dieser Freund darauf reagieren?“
Ich weiß nicht, ob der Herr wirkliche Freunde
hat. Dann müsste ihm doch der Unterschied zu einer geschlossenen FB-Gruppe mit fast 700 Mitgliedern (fluktuierend) klar sein.
Nein, ihr Leute: Da ich mir bis auf Weiteres
die Hose noch nicht mit der Beißzange schließe, kann man mir nicht jeden Käse
andrehen. Man tut ja gerade so, als seien in dieser Gruppe höchst persönliche
oder gar intime Dinge ausgetauscht worden. In diesen Fällen hätte ich
selbstredend auf Informationen oder gar Zitate verzichtet.
Der Hauptzweck ist es eher, unbehelligt von
der großen Öffentlichkeit ein paar Sprüche
zu klopfen, für die man lieber keine
Verantwortung übernehmen möchte, damit das Gutmenschen-Image keinen Schaden
nimmt.
Dabei stört mein Blog natürlich immens.
Er wird
es auch weiter tun.
P.S.
Die gesamte aktuelle Diskussion findet man hier:
https://www.facebook.com/groups/tangoforum/permalink/1035505093283627/?comment_id=1037914173042719&comment_tracking=%7B%22tn%22%3A%22R%22%7D&hc_location=ufi
*„Bei Texten werden nicht
die darin enthaltenen Informationen oder Fakten, sondern nur deren individuelle
Form geschützt. Damit der Text individuell ist, benötigt er jedoch eine gewisse
Länge. Das heißt, Blogbeiträge oder Presseartikel sind in der Regel
urheberrechtlich geschützt. Kurze Facebookbeiträge, Tweets oder Blogkommentare
dagegen nicht.“
https://upload-magazin.de/blog/715-basiswissen-journalismus-presserecht-fur-journalisten-und-blogger/
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