Auf zur Diskussion?

„Natürlich blockieren Sie wieder meinen Kommentar – er hätte Ihr schönes Wolkenkuckucksheim unsanft auf den Boden der Tatsachen befördert. Verständlich, aber gerade deshalb umso armseliger.“

https://milongafuehrer.blogspot.com/2025/09/von-null-zum-helden.html?showComment=1758458797268#c3750521076144994295

Abgesehen davon, dass ich den betreffenden Kommentar eines werten Gegners nicht blockiert hatte – es scheint im Tango durchaus Bedarf an Diskussionen zu geben. Zumindest, wenn man – durchaus viel gelesenen – Blogs glaubt.

Klar, falls ich Leserzuschriften wie „Manuela schon – Schlaubi Oberlehrer aber halt nicht“ (vollständiger Text) unveröffentlicht lasse, füge ich der Meinungsfreiheit in unserem Land erheblichen Schaden zu… Und das liegt natürlich nur daran, dass mich solche Sentenzen intellektuell überforderten und ich dazu nichts zu sagen wüsste!

Aber wie steht es wirklich um die Sehnsucht nach Debatten? Sicherlich kommen persönlich gefärbte Rangeleien in der Popcorn fressenden Fraktion des Internets gut an. Aber beim Gros der Tangotanzenden?

Oder liebt man doch eher die sachliche Information? Ein Kollege macht gerade die Erfahrung, dass Aufsätze zum „Konzept eines Tanzes“ oder zu „Spiraldynamik und Tango“ genau null Resonanz bewirken. Ich fürchte, selbst dann, wenn er sie interessanter gestaltet hätte.

Wenn man in der Szene überhaupt etwas liest, dann vorzugsweise seelisch Geblähtes im Stil von Toumanova, Bronowski oder Martin.

Es dürfen auch gerne mal negative Gefühle auftreten, wie man sie immer wieder zu meinen Artikeln bekennt: Eine gern genommene Einschätzung ist „respektlos“.

Aktuell gemeldet werden dann fortlaufend meine „nächsten Respektlosigkeiten“ – zur gefälligen Empörung freigegeben!

Meine Artikel stellten keine Satire dar, weil sie „nicht lustig“ seien – so vor längerer Zeit die veröffentlichte Ansicht (siehe Video) einer promovierten Kommunikationswissenschaftlerin. Was will man da von einem durchschnittlichen Leser erwarten?

Kein Zweifel: Im Tango möchte man nicht denken, sondern fühlen. Die Mehrzahl will im allein selig machenden emotionalen Rausch der Umarmung versinken, notfalls sogar untergehen. Texte, die auf den Boden der Tatsachen runterholen, stören gewaltig, da sie die Kundschaft enttäuschen und verunsichern. Und gerade die Sicherheit vor den Fährnissen der bösen Welt sucht man ja auf dem Tanzboden. Fortbewegung, so habe ich kürzlich wieder gelernt, sei nicht Zweck und Ziel unseres Tanzes. Vielleicht sogar Bewegung überhaupt – es soll beim Tango ja alles so bleiben, wie es mal war: „Sicut erat in principio, et nunc et semper, et in saecula saeculorum. Amen", wie es in anderen Gottesdiensten heißt.

Sachliche, aber kontroverse Diskussionen, so scheint es, sind im Tango unerwünscht. Wenn schon, dann lieber persönliche Attacken!

Was mich manchmal ins Grübeln bringt: Nun bin ich doch seit langen Jahren ein relativ bekannter Autor in Sachen Tango. Und im Internet talkshowt und podcastet es doch allerorten! Warum kommt eigentlich kaum jemandem die Idee, mal „talkshowartig“ zu einer Diskussion herauszufordern? Im Extremfall sogar mich? So richtig mit Moderator, vielleicht sogar Kamera?

Also nicht über mich zu reden, sondern mit mir?

Das genaue Thema dürfte man sich raussuchen. Ich meine, auf den erwartbaren Sektoren nicht ganz hilflos zu sein, und gehe davon aus, dass der Diskussionsleiter darauf achtet, ob es einigermaßen sachlich bleibt. Der Tübinger Oberbürgermeister hat neulich bewiesen, dass große inhaltliche Differenzen kein Hinderungsgrund sein müssen.

https://milongafuehrer.blogspot.com/2025/09/palmer-vs-frohnmaier.html

In meinem Alter würde ich natürlich nicht quer durch halb Deutschland reisen, um meine Nase vor ein Mikrofon zu halten. Aber die heutige digitale Technik ermöglicht doch bequemere Formate!

In einem einzigen Fall hat man sich das einmal getraut. Die Empörungswellen gegen mich blieben danach aus.

https://www.youtube.com/watch?v=eCIHeX7XuUE

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/10/tango-talk-entdeckt-die-konfrontation.html

Sekt habe ich damals übrigens keinen gekriegt. Der wurde nachträglich reingeschnitten! 

Es schien mir so, dass einige doch enttäuscht waren, dass ich zu einem ziemlich sachlichen, informativen Gespräch in der Lage bin. Und zwar mit Personen, die ein Gesicht und einen Namen haben!

Im Tango hat man aber offenbar große Mühen, einmal öffentlich Differenzen darzustellen. Andersdenkende werden beschimpft – und wenn das nichts hilft: ignoriert.

Mir kommt dieses Verhalten ziemlich sektenartig vor: Im Internet gibt es eine Reihe von sehr guten Porträts, die ehemalige Zeugen Jehovas vorstellen, welche  oft nach vielen Jahren  diesen Verein verließen. Schlimm scheint vor allem die soziale Isolation zu sein, da man ja fast nur Kontakte zu Sektenmitgliedern hatte, für die man hinfort Luft sein muss. Ich fürchte, das ist im Tango nicht ganz anders.

Obwohl die Journalisten regelmäßig Sekten-Offiziellen eine Stellungnahme oder Diskussion angeboten haben, kam das nie zustande: Interviews wurden kategorisch abgelehnt.

Möchte der Tango wirklich in diese Fußstapfen treten? Bleibt man beim Image einer ideologisierten, geschlossenen Gesellschaft, die sich keiner Diskussion stellt?

Einer meiner werten Gegner geht immer mit dem Argument hausieren, ich sei deshalb so gefährlich, weil ich Menschen, die vom Tango wenig Ahnung haben, auf meine Seite ziehen könnte.

Ich habe da ein anderes Menschenbild: Auch Neulinge im Tango erhalten häufig sehr schnell den Eindruck, ob etwas passt oder nicht. Solche Empfindungen sind oft verlässlicher als die Betriebsblindheit derer, die nach vielen Jahren in eingefahrenem Denken verharren. Ich habe immer wieder Wortmeldungen aus Anfängersicht veröffentlicht, weil man daraus viel lernen könnte.

Wird man mir die Chance geben, mich einmal einer solchen Debatte zu stellen? Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt – oder wenigstens nach mir!

Kommentare

  1. Ich bin sofort dabei - wann geht's los?

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    1. Äh, habe ich irgendwas gesagt, dass ich das Ganze organisieren werde? Nö, da darf man mir schon ein Angebot machen.
      Außerdem würde ich gerne mit jemandem diskutieren, der etwas vom Tango versteht.

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    2. P.S. Aber ich würde es, im Gegensatz zu Cassiel sintemalen, ohne Honorar machen!

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  2. Äh, herzallerliebster Riedl, habe ich irgendwo geschrieben, Sie sollen das Ganze organisieren? Gott behüte - das kann nur in einem Fiasko enden!
    Und noch etwas: Ich verstehe vom Tango immer noch mehr als Sie - selbst wenn ich keinen Schritt tanzen könnte. Kann ich aber. Und vom Musikverständnis, das bei Ihnen unterirdisch ist, wollen wir erst gar nicht reden.
    Aber offensichtlich kneifen Sie ja schon jetzt und hätten mich gerne ausgeschlossen.

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    1. Nein, Indikativ: Ich schließe Sie definitiv aus!
      Danke, dass Sie wieder mal die Probe für einen Diskussionsstil liefern, der für ein solches Projekt völlig ungeeignet ist!

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    2. Gott sei Dank sind Sie ja nicht der Veranstalter. Sie können mich daher nicht ausschließen.
      Aber wie man sieht, meiden Sie mich wie der Teufel das Weihwasser. Tja, herzallerliebster Riedl, da zeigen Sie wieder einmal Ihr wahres Gesicht :-). Und nur damit Sie nichts verdrehen: SIE haben behauptet, dass ich von Tango nichts verstehe.

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  3. Ja klar, und dazu stehe ich auch. Ich meinte natürlich den Tango argentino, nicht den Standard-Tango.
    Ansonsten haben Sie offenbar keine Ahnung, wie solche Formate laufen. Selbstverständlich müssen alle Beteiligten die anderen Gesprächspartner akzeptieren. Ansonsten kommt eine solche Diskussion halt nicht zustande. So einfach ist das.

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    1. Na geh! Echt, Sie meinen den Tango argentino? Seltsam: Ich auch!
      Aber o.k.: Kaum angekündigt, machen Sie bereits einen Rückzieher und ziehen sich feig aus der Diskussion zurück.

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    2. Haben Sie schon mal ein Gruppenbild von sich machen lassen?

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  4. Ein Kommentator schrieb mir nun, die Diskussion „wäre mit Sicherheit ein Publikums-Hit geworden“. Finde ich auch. Aber noch begrabe ich die Hoffnung nicht!

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