Willkommen im Belehrungs-Fernsehen!

„De mortuis nihil nisi bene“ (Chilon von Sparta, 6. Jhd. v. Chr.)

Vorausgeschickt sei, dass ich die Journalistin Dunja Hayali sehr schätze – im Gegensatz beispielsweise zu ihrer ZDF-Kollegin Marietta Slomka, welche Harald Schmidt zutreffend als „sprechenden Eisschrank“ titulierte – und die mich stets per Hechtsprung an die Fernbedienung treibt. Hayali, Tochter irakischer Christen, legte eine beeindruckende Fernsehkarriere hin und moderiert derzeit das ZDF-Heute Journal.

Sie plädiert für einen offenen Dialog über politische Grenzen hinweg: „Wir müssen die Meinung der anderen aushalten können, ohne sie sofort zu verunglimpfen oder persönlich zu werden.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Dunja_Hayali

Auch für den Tango ein durchaus sympathisches Motto!

2018 erhielt die Journalistin für ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit das Bundesverdienstkreuz. 

Was sie nun zur Ermordung des US-Aktivisten Charlie Kirk via Nachrichtensendung äußerte, brachte ihr einen heftigen Shitstorm ein: Sie hatte ihn als „extremen und extrem umstrittenen Influencer“ und „radikal religiösen Verschwörungsanhänger“ bezeichnet, dessen Veranstaltungen extrem gefragt gewesen seien. Und legte nach:

„Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen, auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen.“

Aus dem rechten Lager traf die Journalistin daraufhin ein wüster Shitstorm. Die Preislage deuten Zitate an wie „Wir werden dich noch hängen sehen“, „Ich wünsche dir den Tod“ oder „Ich hoffe, Sie werden vor ihrer Familie erschossen“, gar „hoffentlich erschießt dich einer, du miese dreckslesbe!“ – also deutlich über dem, was mich so täglich an Kommentaren erreicht.

Da kann ich doch froh sein, wenn man mich nur als „alten, verbitterten Dummschwätzer“ bezeichnet…

Der zutage tretende Intelligenzgrad dürfte jedoch ähnlich sein!

Im Gegensatz zu mir hat Hayali nun einen zeitweisen Rückzug aus den „sozialen Medien“ angekündigt.

 https://www.spiegel.de/kultur/zdf-dunja-hayali-macht-nach-shitstorm-wegen-kirk-anmoderation-onlinepause-a-3a937a9a-7c34-477b-80ac-e24fb28f2c2e

https://taz.de/Nach-Social-Media-Shitstorm/!6113897/

Klar, Charlie Kirk war ein rechter Populist im Stil von Donald Trump oder der deutschen AfD. Hätte Hayali dies demnächst in einem Porträt dargestellt, wäre dagegen nichts einzuwenden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Charlie_Kirk

Was aber ebenso wahr ist: Kirk wurde nur 31 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder.

Der oben zitierte Wahlspruch, wonach man über Verstorbene nicht schlecht reden sollte, hat schon seinen Sinn. Es kommt halt auf den Kontext an – und den hat Frau Hayali missachtet.

Die Hasstiraden, mit welchen die Journalistin eingedeckt wurde, sind natürlich unsäglich und haben hoffentlich fallweise rechtliche Konsequenzen!

Was mir aber bei den Medien, leider auch den öffentlich-rechtlichen, auffällt: Man trennt immer weniger zwischen Nachricht und Kommentar. Bei wichtigen Ereignissen wird mir meist sofort mitgeteilt, wie ich das Ganze „einzuordnen“ hätte (eine meiner Lieblingsvokabeln aus dem „Dumm-Sprech“). Mit anderen Worten: Die zu vertretende Meinung wird mir schon mal vorgekaut.

Der Kabarettist Vince Ebert hat das Motto der Aufklärung so beschrieben: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen – auch wenn du keinen hast!“

Ich wäre wirklich damit bestens bedient, wenn man mir Nachrichten lieferte – möglichst umfangreich, exakt und ohne ideologische Tönung. Also Informationen statt Belehrungen. Die Gedanken dazu hätte ich dann schon selber.

Die zwanghafte Kommentiererei macht ja nicht mal mehr vor dem Wetterbericht halt: Eigentlich wäre ich neugierig, ob es morgen regnet oder die Sonne scheint – wenns geht, möglichst zuverlässig und detailliert. Stattdessen werde ich zunächst mal über die Erderwärmung und den Klimawandel aufgeklärt.

Ja doch…

Natürlich ist es im Tango kaum besser: Statt im Einzelnen erklärt zu bekommen, wie denn der verdammte Enrosque genau funktioniert, muss ich den Wunderschritt „einordnen“ – um die Könner, welche die magische Bewegung in vielen Jahren erlernt haben, erstmal gebührend zu bewundern. Oder auf den Knien würdigen, welche Verdienste irgendein komisches „Weltmeisterpaar“ errungen hat.

Klar, ich arbeite sehr oft mit Einschätzungen und Wertungen – nur gebe ich das zu und behaupte nicht, ewige Wahrheiten zu verkünden. Und vor allem:

„Falls Freiheit überhaupt irgendetwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ (George Orwell)

https://www.gregorlandwehr.de/blog/zitate-rund-um-journalismus-medien-und-sprache/

Weitere Quellen:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/nach-bericht-uber-charlie-kirk-wurde-ihr-gedroht-dunja-hayali-kundigt-ein-paar-tage-pause-von-sozialen-medien-an-14335181.html

https://www.focus.de/kultur/medien/zdf-moderatorin-hayali-kuendigt-wegen-hassnachrichten-ein-paar-tage-pause-an_8ddc9724-31fb-4590-b873-08217240e140.html

https://www.welt.de/politik/article68c91cf6420d2a3ce3b516b4/Nach-ZDF-Beitrag-zu-Kirk-Dunja-Hayali-kuendigt-nach-Hasswelle-Auszeit-von-Social-Media-an-Meinungsfreiheit-hat-Grenzen.html

Dazu zwei Videos unterschiedlicher Qualität:

https://www.youtube.com/watch?v=bQNfFmkWYjU

https://www.youtube.com/shorts/rB-tmwPZSBE

Kommentare

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