Die neue Untanzbarkeits-Formel
Auf Seiten
des konservativen Tango tut man alles, um die lästigen Aussagen zur „Untanzbarkeit“
der Piazzolla-Musik doch noch zu retten.
Eine geniale
Idee fand ich gerade auf der FB-Seite von Theresa
Faus. Sie kann wahrlich nur einem hochbegabten
Jung-DJ einfallen:
Manuel Frantz: „Piazzolla ist so
tanzbar wie Jazz. Natürlich kann man dazu tanzen, aber es ist keine Musik für
sozialen Tanz.“
Ah so…
Na, jetzt weiß ich endlich, was „unsozialer Tanz“ ist…
Gerade erreichte mich ein Kommentar des Angesprochenen:
AntwortenLöschenHallo Gerhard,
beim Finden unsauberer Formulierungen scheint sich Deine Berufserfahrung wirklich bezahlt zu machen. Wie dumm von mir, den Swing zu vergessen, eine Stilrichtung des Jazz, die gerade aufgrund ihrer Tanzbarkeit so populär war und ist. Dass das nicht gemeint war, müsste eigentlich irgendwie klar sein, insbesondere vor dem Hintergrund, dass selbst Du Piazzolla wohl kaum mit Swing sondern vielmehr mit experimentelleren Stilrichtungen des Jazz vergleichen dürftest. Bei mangelndem guten Willen liegt es aber natürlich nahe, meine ungeschliffene Formulierung zum Anlass zu nehmen, nicht weiter darüber nachzudenken.
Beste Grüße
Manuel Frantz
Lieber Manuel,
Löschenach, die Reichweite meines Nachdenkens ist nicht so eng begrenzt. Als ich den Beitrag vorhin meiner Frau zeigte, meinte ich dazu: „Wetten, dass er jetzt damit daherkommt, Swing und Jazz seien zwei Paar Stiefel?“ Na ja, beinahe getroffen…
Soll ich jetzt noch zehn YouTube-Videos verlinken, wo Leute begeistert zu Dixieland, Cool Jazz, Jazzballaden oder sonst was tanzen? Und Piazzollas Werk ist so vielfältig (übrigens auch der Swing), dass man es – wenn überhaupt möglich – nicht mit einem speziellen Jazz-Stil vergleichen kann.
Und keiner behauptet doch, dass man alle Stücke Piazzollas auf Milongas auflegen könne oder gar solle. Wir müssen uns nur seit Jahren gegen die These wehren, dass da nun aber auch gar nichts des Tanzens wert wäre.
Ich fürchte halt, man muss auf der konservativen Seite des Tango bald mal einsehen, dass die These von der „Untanzbarkeit“ (und die betrifft nicht nur Piazzolla) nicht zu halten ist – da nützen alle Sophistereien nichts.
Früher hieß es auch mal, alles nach 1955 sei untanzbar. Auch dieser Standpunkt scheint inzwischen bereits sehr bröckelig. Aber gut – jeder, wie er meint. Ich fürchte nur, die Mehrheit des „einfachen Tangovolks“ ist davon immer weniger zu überzeugen.
Beste Grüße
Gerhard
Ein weiterer Kommentar von Manuel Frantz:
AntwortenLöschenHallo Gerhard,
dreh doch lieber ein Video, wie du hierzu tanzt:
https://www.youtube.com/watch?v=xbZIiom9rDA
Das ist sicher lustiger ;)
Beste Grüße
Manuel Frantz
Lieber Manuel,
LöschenAnsprüche, was ich wie zu veröffentlichen hätte, erfülle ich in der Regel nicht.
Ich fordere dich ja auch nicht auf, mal in meiner Gegenwart wenigstens zur eigenen Musik zu tanzen. Nach meinem Eindruck traust dich ja nicht mal das.
Beste Grüße
Gerhard
Wiederum ein Kommentar von Manuel Frantz:
AntwortenLöschenHallo Gerhard,
zumindest hast du es sehr kritisiert, dass ich das eine mal, das du mich hast auflegen hören, aus dir unbekannten Gründen nicht getanzt habe. Je nach Veranstaltung und Lust und Laune Tanze ich durchaus auch mal, wenn ich selbst auflege.
Aber du hast ja schon mal deine Tanzkünste zum Besten gegeben: https://youtu.be/gWMf_1AXvvw
Wenn man sieht, wie du da die Pausen übertanzt und anscheinend dennoch der Meinung bist, das sei zur Musik, bleiben ja eigentlich keine Fragen mehr offen, wie du darauf kommst, Piazzolla sei für Milongas geeignet.
Beste Grüße
Manuel Frantz
Lieber Manuel,
Löschenübrigens gibt es mehrere Tanzvideos von mir im Netz. Der Anlass zu diesem war, wie du ja lesen konntest, dass Herr Cassiel behauptet hat, ich könne zu diesem Stück nicht tanzen, was wir spaßig fanden und es aus dieser Laune heraus spontan probierten.
Die Idee, meine Tanzfähigkeiten deshalb abzuwerten, ist nicht neu. Vielleicht ist es deinem jungen Alter geschuldet, dass du es erneut probierst, obwohl deine Vorgänger damit schon nichts bewirkten.
Mir ist es nämlich herzlich egal, wie andere mein (besser: unser) Tanzen beurteilen – insbesondere, wenn die Motive hierfür derartig offen liegen.
Niemand hat einen „Besitzanspruch“ auf den „richtigen“ Tanz. Wer das kapiert, ist im Tango ein wichtiges Stück weiter.
Allerdings möchte ich darauf bestehen, dass die Diskussion sich nun wieder auf den Inhalt meiner Artikel zur „Tanzbarkeit“ beschränkt. Weitere persönliche Angriffe würde ich daher nicht mehr veröffentlichen.
Beste Grüße
Gerhard