Warum mich manche nicht mögen


Auch wenn es meine Gegner nicht glauben (aber das tun sie eh bei keinem Thema): Ich denke über jeden Beitrag, der hier erscheint, viel nach – gerade, wenn ich der Autor bin. Dabei interessieren mich natürlich Zugriffszahlen, Kommentare und andere Leserreaktionen. Vor allem aber stelle ich mir (nicht nur einmal) die Frage, ob der Text wirklich gut genug war, um veröffentlicht zu werden: Hatte er eine Aussage, auf die ich Wert lege? Ist er „gut“ auch in dem Sinne, dass ich keine Grenzen überschritten habe – nicht nur legale, sondern sehr wohl auch solche des Anstands. Weisen Anspielungen auf reale Personen hin – und wenn ja (was eher selten ist): Haben die Betreffenden sich das „verdient“, da sie mich selber heftig angegriffen oder lauthals etwas proklamiert haben, was ich für unterirdisch halte?  

Das tat ich natürlich auch bei dem Gezeter, welches meine scherzhafte Deutung eines Ausspruchs der international bekannten DJane Theresa Faus auslöste: Hatte sie es „verdient“? Ich bin auch jetzt noch der Überzeugung: ja. Wieder einmal stellte sie eine Tanztechnik, auf welche die Traditionalisten schwören, als alternativlos dar: Mit der engen Umarmung könne man praktisch alles tanzen – kein Hinweis, dass es sich dabei lediglich um ihre werte Ansicht handle und es auch andere Perspektiven gebe – und das in einer Facebook-Gruppe, die sich dezidiert der Vielfalt im Tango widmet.

Gerne bekenne ich: Die Reaktion der Veralberten war derartig humorlos, dass sie mich zu einem weiteren Artikel reizte. „Pennälerwitz“ wäre ja noch okay gewesen – davon versteht sie mehr, da ich im Gegensatz zu ihr seit 7 Jahren nicht mehr unterrichte. Aber „unterste Schublade“? Nein, bestimmt nicht, da gibt es von Steuerhinterziehung bis Kindsmissbrauch schon noch einige Ebenen drunter!

Zudem hatte Theresa sich im Laufe der Zeit mir gegenüber auch einige Dinge geleistet, die nicht gerade höchstes Niveau bewiesen. So fand ich es an der Zeit, einmal einen „Du hast es nötig“-Artikel zu verfassen. Und klar, ich kritisierte darin einige ihrer Verhaltensweisen, wobei ich mich wirklich um einen sehr gemäßigten Tonfall bemühte. Und die Geschichte am Schluss und der Gag dazu – nun gut, ich meinte, damit bewiesen zu haben, dass ich das Ganze nicht tierisch ernst nehme.

Die Reaktion war wieder nicht die feinste: Aus der Vergangenheit hätte Theresa wissen müssen, dass sie bei ihren Anhängern einen Shitstorm auslöst, wenn sie von meinen gefühlten Unbotmäßigkeiten berichtet. Den ließ sie dann erstmal laufen, um gegen Ende zu betonen, die derartig harten Angriffe auf mich hätte sie nicht erwartet, und man möge doch nicht gar so auf mich eindreschen. Gelöscht wurde freilich nicht ein Buchstabe davon…

Obwohl es in der Tangoszene sicherlich den einen oder anderen Neurotiker oder Psychotiker gibt, äußern sich auf Theresas Seite wohl mehrheitlich Menschen, die im realen Leben sicherlich als freundlich und sozial kompatibel herüberkommen. Man kann sich nun entsetzt fragen, was diese zu Äußerungen über mich treibt wie

•   die von Joost Rot, der vom Wunsch beseelt ist, „möglichst niemals seine Kreise zu kreuzen“ und mir ob meiner „widerwärtigen Aktion“ seine „ganze Verachtung“ attestiert.
•   die der dauerpöbelnden Medusa McClatchey Fawkes, welche ganz offen zugibt, dass es ihr „in bestimmten Fällen ausgesprochen diebische Freude macht, mit scharfer Zunge Häme zu verteilen.“ „Opfer“ träfe es ihrer Ansicht nach dabei allerdings nie; die hätten sich ihren „Spott vorher bereits verdient.“ Sicherlich ebenso reinen Gewissens ruft sie zum öffentlichen Boykott gegen mich auf: „Wenn niemand mit ihm tanzen, an Kursen oder Milongas teilnehmen wird, auf denen er anwesend ist, oder ihn sogar auf Milongas bewirten wird (Sie üben Ihre Rechte als Gastgeber und Gäste aus und wählen mit Ihren Füßen und Brieftaschen), mag er, aber das ist höchst unwahrscheinlich, sein Verhalten ändern.“ (Meine Übersetzung aus dem Englischen – Quelle siehe Eingangszitat meines letzten Artikels)

Es wäre mir sprachlich ein Leichtes, solchen Personen die redlich verdienten Adjektive zukommen zu lassen. Nein, obwohl es meine Gegner immer wieder das Gegenteil behaupten: Es gibt für mich eine klare Trennungslinie zwischen Satire und Beschimpfung – und auch für faule Witze eine Untergrenze. Nicht so für Paco Da Capo, der einen Zusammenhang zwischen „Porno“ und „Pörnbach“ sieht. Aber das ist nicht mein Problem – und außerdem muss man ja nur zitieren, was die Herrschaften meist viel mehr fuchst. So schrieb Joachim Beck, der sicher nicht zu den Fans meiner Artikel gehört:

„… aber eines muss man Riedl anrechnen: Persönlich beleidigend wird er nie, auch wenn sich manch einer wohl ob der Sache persönlich beleidigt fühlt (…) zwar finde ich die Kommentare in diesem Thread zum Teil bösartig, fast hasserfüllt, diese Gaulandvergleiche, Pfaffenhofen/Pörnbach-Bashing usw. Das wirft ein hartes Schlaglicht auf die tatsächliche Toleranz dieser Menschen, die sich ja zum Teil die Toleranz in metergroßen Lettern auf die Fahnen geschrieben haben.“
(von mir ins Deutsche übertragen – Quelle: die bereits verlinkten Diskussionsstränge auf FB/Theresa Faus)
Andererseits mag es der Schreiber nicht, dass ich jedwede Regung in der Münchner Tangoszene zerpflücke – nun gut, damit kann ich, obwohl es nicht stimmt, leben…

Es hat auch bei mir ziemlich lange gedauert, bis angesichts solcher Affären der Groschen fiel: Bemerkenswert ist doch, dass es nie um den Inhalt geht. Daher ist meine feste Überzeugung: Du kannst schreiben, was du willst – wenn du Leuten persönlich zum Ekel bist, werden sie es immer schlecht finden. Dafür gibt es ein Bündel von Gründen.

Hier ist es sicher so, dass die Kommentatoren ihre tiefe Verehrung für Theresa Faus zum Ausdruck bringen wollen. In früheren Kulturen hat man der Gottheit zu diesem Zweck eine Jungfrau (oder einen Ziegenbock) geopfert – heute zerfleddert man stattdessen einen von der Hohepriesterin zum Fraß vorgeworfenen Autor. Tatsächlich fürchte ich (wie schon einmal beschrieben), dass es im Tango sektenartige Strukturen gibt. Ich will der genannten DJane keinesfalls Absicht unterstellen, aber durch ihre sicherlich herzliche, zugewandte Art (wenn’s nicht um mich geht) und ihr enormes Fachwissen ist sie für einen gewissen Kreis zum Guru geworden. Das kann gefährlich werden, da man in solchen irrationalen Strukturen auf Feindbilder hoch aggressiv reagiert.

Oft sind die Gründe, jemanden feinselig abzulehnen, noch viel simpler. Ich muss dabei an ein Beispiel aus meinem Studium denken: Scheine oder Examina waren für mich nie ein Problem, habe ich alles im ersten Anlauf und meist auch ziemlich gut hinbekommen, bis auf eine Ausnahme: In einem Botanik-Praktikum musste ich einmal einen ganzen Samstagvormittag nachsitzen, da dem Assistenten meine mikroskopischen Zeichnungen nicht gefielen. Nun gut, ich war noch nie ein Meister der Bildenden Kunst und kann zwar hundert Tiere skizzieren, die aber alle wie ein Hund aussehen…

Dennoch glaube ich heute, die tiefere Ursache für meinen Misserfolg zu kennen: Der Wissenschaftler war schätzungsweise Ende dreißig, jedoch schon von schütterer Haarpracht – seine Reststrähnen hatte er in „Heinz Maegerlein-Manier“ (die Älteren erinnern sich) über die schon ausgeprägte Platte gekämmt. Zudem war er schätzungsweise 1,65 m groß und trug zur Kompensation Schuhe mit hohen Absätzen.

In meinem Leben habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht: Bei kleinen Männern mit Glatze und hohen Absätzen mache ich keinen Stich – wir werden nie Freunde. Tragischerweise ist diese Spezies im Tango recht häufig. So lange ich meine 1,90 m nicht reduziere und noch relativ viele Haare auf dem Kopf habe, die sich erst allmählich eingrauen, habe ich bei denen keine Chance. Zumindest Frauen sollten verstehen, was ich meine: Bei entsprechendem Aussehen gibt es doch keine schönere Art, Konkurrentinnen in den Wahnsinn zu treiben, als ihnen eigenes Alter plus Kleidergröße zu nennen, oder?

Womit ich es mir ebenfalls bei Menschen mit defizitärem Selbstbewusstsein verscherze: Ich kann halt relativ gut formulieren und überzeugend auftreten – eine passende Begabung für Lehrer, Autoren und Zauberkünstler. Wie ich zu meinen Referendaren stets sagte: „Als Lehrer müssen Sie in der Lage sein, auch bei völliger Ahnungslosigkeit eine Dreiviertelstunde eindrucksvoll zu unterrichten.“

Tja, und dann tanzen auch noch viele Frauen ganz gerne mit mir – und auf Milongas erscheine ich gelegentlich mit mehr als einer Partnerin. Wen wundert es, dass man mich in gewissen Kreisen als „alten Mann“ tituliert, der schlecht tanze und wegen seiner bösen Sprüche wohl bald keine Tänzerin mehr finde?

Ich berichte das nicht zur „Selbstbeweihräucherung“ (ein Lieblingswort meiner Gegner), sondern als Tipp für Leidensgenossen: Verzweifeln Sie nicht, wenn jemand alles schlecht findet, was Sie tun oder sagen! Das ist keine inhaltliche Ablehnung, im Gegenteil: Stets wird pauschal verdammt und sprachlich der Knüppel geschwungen, das Florett bleibt im Schrank. Irgendwie sind Sie halt in ein Feindbild geraten – sei es, dass Sie besser aussehen, weniger Übergewicht haben oder schlicht dem Expartner ähneln, den man inzwischen zum Kotzen findet. Es kann tausend Gründe haben – die aber alle nicht wirklich mit Ihrem Charakter oder ihrem Tun zusammenhängen.Die
se Einsicht ist gut für Ihren Seelenfrieden und Ihr Immunsystem!

Ein schönes Beispiel ist doch die Causa Seehofer/Merkel: Glauben Sie wirklich, dass die Geschichte etwas mit Flüchtlingen oder Rechtsextremismus zu tun hat? Nein, das ist schlicht persönliche Abneigung: Katholischer Bauarbeitersohn und evangelische Pastorentochter, Mittlere Reife plus Verwaltungsinspektor am Landratsamt und promovierte Physikern, Bayern und Meckpomm, das ist wie Feuer und Wasser. Und natürlich wird auch Herr Maaßen nur als Dreckbollen verwendet, mit dem der Innenminister nach der Kanzlerin wirft.

Selbstverständlich nervt es den Horsti wie die Sau, dass Angie sich nicht auf das CSU-übliche „Bullshit-Bingo“ einlässt, sondern zwar hart in der Sache, aber ohne geschmackliche Entgleisungen agiert. Schon durch meinen Migrationshintergrund ist klar, auf wessen Seite ich stehe.

Oder glaubt wirklich wer, dass es zwischen Theresa Faus und mir um die „enge Umarmung“ geht? Nein, in keinster Weise!

Ach, es wäre echt schön, mal unbelastet von Benimmregeln rauszulassen, was ich über gewisse Leute im Tango denke – aber das überlasse lieber ich den Kabarett-Kollegen:


Kommentare

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