Die Profilbild-Aktualisierer
„Ich versuche
zurzeit, auch ohne Facebook neue Freunde zu gewinnen!
Täglich laufe ich
also auf die Straße und schreie herum, was ich gekocht habe, was ich gegessen
habe, was ich eingekauft habe, wo ich bin, was ich gerade mache, wie ich mich
fühle…
Ich stupse jeden an,
der mir über den Weg läuft, und gröle laufend 'Gefällt mir'.
Nicht ohne Erfolg.
Zurzeit habe ich drei
Followers: zwei Polizisten und einen Psychiater!!!!!
Nicht schlecht,
oder?“
(facebook.com/patrickmillerofficial)
Derzeit
sind ja Skepsis bis Ablehnung gegenüber sozialen Netzwerken riesig. Speziell
der Datenskandal bei Facebook hat
die im Internet stets vorhandene Empörungsenergie wieder einmal so richtig
entfesselt.
Ich
bin seit 2012 Mitglied dieses Forums und tue mich, ehrlich gesagt, ziemlich
schwer mit Wehklagen, im Gegenteil: Viele Kontakte
zu anderen Menschen hätte ich in diesen sechs Jahren im realen Leben nicht
hinbekommen – und habe dabei eine Menge Wissenswertes
erfahren. Sicherlich zwei Drittel meiner Blogtexte
wären ohne diese Plattform nicht entstanden – und erst recht nicht annähernd
häufig gelesen worden.
Aber
was ist mit dem so vehement beklagten „Datenklau“,
der Angst, in die Fangarme der „Datenkrake“
zu geraten?
Zur
Vorbereitung dieses Artikels habe ich mich nochmal einige Stündchen auf
Facebook herumgetrieben und zumindest eine Antwort darauf gefunden:
Wenn
man Angst vor Tintenfischen hat, sollte man beim Schwimmen im Meer vorsichtig
sein!
Sprich:
Es ist unglaublich, was die Nutzer alles
aus ihrem Leben und dem nahestehender Menschen veröffentlichen!
Wer
auch nur ein bisschen sucht, kann die ganze Bandbreite von Beziehungsproblemen,
Ärger mit dem Nachwuchs, Ess- und Lebensgewohnheiten, politischen Einstellungen und Erkrankungen finden:
Motto:
„Also eins muss ich ja sagen... mein Mann
putzt die Klobrille nicht nach Gebrauch!“ (Originalzitat aus FB)
Meine
Einstellung ist da etwas anders: Mein Privatleben
geht nur die (wenigen) Menschen etwas an, welche es mit mir teilen! Darüber
veröffentliche ich nichts – und ich bin dankbar, dass dies die mir
nahestehenden Menschen genauso halten.
Und
wenn ich nach einem Waldspaziergang einen roten Fleck am Bein habe und mir
deswegen Sorgen mache, gehe ich zum Hautarzt, anstatt ein Foto des Schadens auf Facebook zu posten und um Rat zu fragen. (Wobei man auf gewissen Seiten eh weiß, was als Tipp kommt: „Darmsanierung"...)
Ebenfalls verschicke ich keine Urlaubsgrüße, um den Sportsfreunden von der osteuropäischen Einbrecherfront nicht mitzuteilen, wann unser Haus leer steht.
Falls es jemand noch nicht wissen sollte: Ich hasse „lustige Tierfotos", speziell die von Katzen!!! Da halte ich es eher mit Alf...
Ebenfalls verschicke ich keine Urlaubsgrüße, um den Sportsfreunden von der osteuropäischen Einbrecherfront nicht mitzuteilen, wann unser Haus leer steht.
Falls es jemand noch nicht wissen sollte: Ich hasse „lustige Tierfotos", speziell die von Katzen!!! Da halte ich es eher mit Alf...
Apropos: Warum
soll ich ein Essen, das mir
schmeckt, als „Foodie“ der ganzen
Welt mitteilen (die eh nichts davon abbekommt), und mir zum Dank vielleicht noch
einen veganen Shitstorm zuposten? (Absolut lustig fand ich zum Beispiel die „Schinkenbrettl-Affäre“
eines Tangoveranstalters, welcher mit einem entsprechenden Brotzeitfoto den gigantischen
Shitstorm einer „Ernährungsberaterin“ auf sich zog, die übrigens angesichts
ihres muskelbepackten Tangopartners privat nicht so ganz fleischlos zu leben scheint…)
Was
die Texte anbetrifft, ist es
offenbar den meisten Schreibern unbekannt, dass es eine „Bearbeiten“-Funktion gibt, um peinliche (vielleicht auch Smartphone-bedingte)
Fehler zu korrigieren. Auf die Gefahr hin, mir wieder einmal „Oberlehrer-Schelte“
einzufangen: Es gibt hierzulande schon noch Kreise, in denen man
mit Dummdödeldeutsch nicht ernst genommen wird…
Insofern
ist es eigentlich eine Gnade, dass die große Mehrzahl der User gar keine eigenen Geistesprodukte anbietet: „Teilen“ ist das Gebot der Stunde – warum
selber originell oder gar kreativ sein, wenn es jemand anderer schon war? Dass man dann
denselben Käse dutzende Male hintereinander präsentiert bekommt, dient ja nur der
besseren Einprägung!
In
manchen Kreisen beliebt sind Veröffentlichungen, welche zuverlässig täglich die
Welt untergehen lassen: Ob nun durch
politische Skandale, messerstechende Ausländer, Abschlachten von prospektiven
Schweineschnitzeln oder das Silvesterfeuerwerk – schlimmer kann es nicht mehr
werden. Jedenfalls bis zum nächsten Katastrophen-Post.
Eine Lösung der Probleme ist nicht unbedingt erforderlich (schon gar nicht
durch eigenes, analoges Engagement) – Hauptsache, die hauseigene
Liker-Community zeigt den Daumen hoch und nicht den Stinkefinger.
Manche
Seiten, gerade solche weiblichen Ursprungs, lassen es friedlicher angehen:
Außer Fotos und Geburtstagswünschen findet sich da nicht viel – Hauptsache, Profil- und Titelbilder werden in regelmäßigen
Abständen aktualisiert. So finden
sich in jahreszeitlichem Wechsel schneebedeckte Berggipfel, blühende Primeln,
der Sonnenuntergang auf Tahiti respektive fermentierendes Herbstlaub –
natürlich stets garniert mit einem neuen Portrait
der Seiteneignerin in der jeweils aktuellen Haarfarbe.
Schrecklicher Verdacht: Muss man ständig sein Profilbild ändern, wenn man nicht weiß, wer man wirklich ist?
Schrecklicher Verdacht: Muss man ständig sein Profilbild ändern, wenn man nicht weiß, wer man wirklich ist?
Die
Qualität der Aufnahmen geht selten
über das hinaus, was man früher bei Besuchen als „Urlaubsfotos“ per Diaserie an die Birne geworfen bekam. Ein Tipp:
Es nützt nichts, die Bilder auszutauschen, wenn man beim gleichen Fotografen bleibt! Der Jubel des
zugehörigen Bekanntenkreises ist natürlich garantiert – und insbesondere die
Freundinnen sind beruhigt, dass nicht nur an ihnen selber das Alter Spuren
hinterlassen hat…
Männer hingegen – speziell,
wenn sie Tango tanzen – präsentieren sich gerne mit einer Polygamie-Serie schöner Frauen, welche versunken in ihren Armen
träumen. Wenn sie dann noch der „Generation me“ angehören, erreicht ihre Jahressammlung bereits Ende April mehr als
50 verschiedene Haarbüschel, welche die Indianer früher als Skalp am Gürtel
trugen.
Gerade
im Tango beliebt sind ganze Serien von Milonga-Aufnahmen, wozu sicherlich alle
Abgebildeten auf ihr Recht am eigenen
Bild verzichtet haben. Tja, wie war das gleich noch mit dem „Datenklau“?
Auf
das Risiko hin, digital als gigantisch naiv zu gelten: Persönlich habe ich
bislang die Saugnäpfe der „Datenkrake
Facebook“ noch nicht verspürt. Mein Kaufverhalten
hat sich – typisch für die Generation der „Silver
Surfer“ – wenig verändert. Zugeben muss ich, dass ich es inzwischen angenehmer
finde, ein ausgefallenes Produkt bei „Amazon“ zu erwerben, anstatt mir, wie
früher, die Füße in x Geschäften wundzulaufen. Und dass mir im Internet
zunehmend Treppenlifte und Hörgeräte angedient werden, kann ja
nicht schaden – vielleicht brauch ich solche Produkte eher, als ich mir jetzt
noch vorstellen kann.
Und
ich betätige mich ja selbst als „Big
Data-Sammler“, da ich Facebook in erster Linie zur Werbung verwende: Für meine Bücher
(sowie die anderer Autoren, welche mir gefallen), die Veranstaltungen der Familie Riedl und meine Ansichten zum Tango und gelegentlich zu anderen Themen, von denen
ich etwas zu verstehen glaube. Da finde ich es nur fair, wenn Facebook auch
mich zur Werbung benützen darf.
Ansonsten:
Einfach nicht zum Munde (respektive zur Maus) heraus posten!
Und
mein Profilbild ändere ich zirka
alle fünf Jahre – aber nur, damit mir keiner vorwirft, mit „Jugendfotos“ die
Interessenten zu täuschen!
Tja...so schnell kanns gehen: eben noch Aprilscherz und jetzt Beweis meiner hellseherischen Fähigkeiten: Facebook wird Datingplattform. http://spon.de/afdOD
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