Buchbesprechung: „Der noch größere Milonga-Führer“
Kürzlich erhielt ich zu meinem Tangobuch die
ausführlichste und differenzierteste Rezension aller Zeiten! Sie stammt von
einer Person, die ich aus früheren Tagen vom Tango her kenne, zu der ich
allerdings schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Beim Lesen fiel ihr irgendwann
auf, dass sie mit dem Autor in grauer Vorzeit mal getanzt hatte.
Da wir uns dennoch gelegentlich in „gemeinsamen
Gefilden“ bewegen, respektiere ich ihren Wunsch, persönlich nicht in
Erscheinung zu treten – und übernehme natürlich die redaktionelle Verantwortung
für den Text, welchen ich soweit bearbeitet habe, dass Rückschlüsse nicht mehr
möglich sind:
Erstmal vorweg kann ich mir sehr gut vorstellen, wie sehr das Buch polarisiert. Ich selbst habe es mit zunehmendem Amüsement gelesen.
Ich finde, Du hast einen sehr guten Blick auf die Tangoszene geworfen. Ich kann ja selbst nicht so aus dem Vollen schöpfen mit unterschiedlichen Städten, Milongas und Tanzstilen. Aber selbst hier bei uns beobachte ich viel von dem, was Du beschreibst.
Schon was die einleitenden Seiten betrifft, gehst Du ja grundsätzlich nicht zimperlich mit den von Dir direkt angesprochenen Lesern um. Da kann ich mir recht gut vorstellen, dass sich so mancher auf den Schlips getreten fühlt. Vor allem jene, deren Vorstellung des Tangos, warum man ihn lernt und tanzt und wie und wo, durch Deine Worte in eine gewisse Schieflage kommt.
Insofern habe ich die von Dir beschriebenen Milonga-Besuche zu Beginn des Buches amüsiert gelesen. Und sollten sich mal die Möglichkeiten auftun, dann werde ich mir Deine Ratschläge für den Besuch einer mir fremden Milonga zu Herzen nehmen.
Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass die Organisation einer eigenen Milonga schon unglaublich aufwändig ist, und würde der Veranstalter inklusive DJ all das (positiv) umsetzen, was Du so von ihm in Deinem Buch verlangst, da hat der wirklich den ganzen Abend einen ziemlichen Stress – vom Tanzen reden wir mal überhaupt nicht.
Man kann auch bei uns – vor allem, wenn mal wieder eine neue Location aufmacht – Deine Beschreibungen bezüglich Cliquenverhalten etc. beobachten.
Was mich zu den weiteren Beobachtungen ab S. 60 ff führt:
Natürlich sind mir etliche von Deinen Eindrücken auch früher schon aufgefallen. Jedoch seit ich sie Schwarz auf Weiß von Dir gelesen habe, gehe ich schon oft mit anderen Augen zu einem Tanzabend, und vor allem eher mit einem gewissen Schmunzeln. Sitze ich die ersten Tänze, beobachte ich mittlerweile auch so die „Szene", wie die Damen und Herren, vor allem der selbsternannten oberen Liga, nach und nach eintrudeln. Mit Deinen Beschreibungen im Hinterkopf – vor allem den netten Abkürzungen wie GDS oder ETA – ein wirklich erheiternder Zeitvertreib.
NB: Wo gehöre ICH wohl dazu?
Aber ehrlich und tatsächlich übertreibst Du da m.E. überhaupt nicht.
Sehr gut gefällt mir, was Du bezüglich „ungeschriebener Regeln" auf Seite 71/72 und auch an anderen Stellen schreibst. Für mich auch vor allem beruhigend und eine gewisse Genugtuung, dass nicht nur Frauen das Gehabe so mancher Männer auf Tanzveranstaltungen schlicht zum K.... finden.
Überhaupt finde ich, beschreibst Du die Gefühle für den Tango, die Musik, aber vor allem die Beziehungen und Gefühle der Tänzer zu- und miteinander immer wieder im Buch sehr treffend – auch, wenn dies nicht selten mit gewissen spitzen Bemerkungen gespickt ist. Aber man merkt, dass Du weißt, wovon Du schreibst, und wohl viele dieser (gefühlsmäßigen) Erfahrungen selbst gemacht hast, oder Dir diese zumindest sehr eingehend von anderem Menschen hast beschreiben lassen.
Deine Ausführungen
zum Thema „Kleidung" ließen mich sehr schmunzeln (Altkleidersammlung
à la Kelly-Familiy trifft den Nagel manchmal echt auf den Kopf).
Zugegebenermaßen ist dieses Kapitel aber wirklich subjektiv. Aber ich
persönlich spreche Dir ja auch keine Subjektivität ab. Ist ja auch schön, wenn
man liest, dass es nicht für jeden Mann wichtig ist, wie kurz der Rock oder wie
hoch die Schuhe sind. Natürlich sollte man sich nicht „ver"kleiden,
nur um aufgefordert zu werden. Trotzdem muss ich Dir einfach sagen, wenn man
als Frau aufgefordert werden will – zumindest, wenn man nicht weithin schon als
die Super-Tanguera bekannt ist – dann muss man sich schon ein bissl schick
machen. Du weißt das auch, wolltest vielleicht in Deinem Buch einfach ein wenig
den Hype um's Äußere abflachen? Das ist auch gut so.
Später im Buch schreibst Du ja auch mal ganz unverblümt, was alles so nicht „geht", wenn man schon, wie beim Tango, so eng zusammen tanzt. Also zum Beispiel, dass die Benutzung von Deo oder mal ein frisches Hemd doch allzu oft angesagt wäre. Jedenfalls bin ich Dir sehr dankbar für solche unverblümten Ausführungen, welche ja wirklich nicht erfunden sind, sondern den Nagel genau auf den Kopf treffen. Vielleicht nimmt es sich die eine oder der andere zu Herzen.
Manchmal greifst Du im Buch Themen auf, die Du dann 50 Seiten später wieder behandelst, ein bisschen anders oder eben noch als zusätzlichen Aspekt. Das ist mir überhaupt ein wenig aufgefallen, dass es manchmal vor und zurück ein wenig durcheinander geht. Liegt vielleicht auch ein wenig an der Komplexität des Tanzes – wie soll man das auch literarisch in eine Linearität bringen, wenn es doch von der Eigenart des Tangos her gar nicht geht?
Sehr nett fand ich auch Deine Ausführungen bezüglich „Argentinophilie". Ja, es ist tatsächlich so, dass man offensichtlich nur mitreden kann, wenn man mal in Argentinien war und sich dort von einem Tango-Lehrer runtermachen hat lassen. Oder man muss wenigstens in die Türkei auf ein Festival fliegen. Also bin ich keine richtige Tanguera. Kann mit beidem nicht aufwarten. Umso mehr hat mich hierzu Dein Buch beruhigt.
Sehr interessant waren für mich Deine geschichtlichen Ausführungen zum Tango, da ich mich mit dem Ganzen ja wirklich noch wenig beschäftigt habe. Entstehung, Weiterentwicklung und die jetzige Situation, das „Zurück-zu-den-Wurzeln" usw. Ich hab gar nicht gewusst, dass es diesbezüglich so extreme Lager gibt. Sehr interessant, wirklich. Persönlich habe ich in der letzten Zeit mein Faible für den Neo-Tango entdeckt .
Schwer getan habe ich mich um die Seite 100 herum über Deine Einstellungen hinsichtlich des Tango-Lernens. Aber da ich da auch nicht aus den Vollen schöpfen kann, will ich da auch nicht wirklich was dagegen sagen. Interessant fand ich, wie Du meinst, wie der Tango bzw. das Tanzen früher wohl weitergegeben wurde. Oder wie man wohl auch weiß, wie es war.
Ich finde Deine Meinung auch richtig, dass zu viel Wert auf „Schritte" gelegt wird und zu wenig auf das Tanzgefühl. Allerdings glaube ich, dass das eine ohne das andere bei den meisten Männern auch nicht geht.
Alles in allem würde ich dieses Kapitel über die Wahl des richtigen Tanzunterrichts schon als etwas schwierig – gerade für Tangounerfahrene – betrachten. Aber Du schreibst ja auch immer wieder „ich persönlich würde...." und deshalb MUSS sich ja niemand an Deine Anweisungen oder Ratschläge halten. Mit vielem vom Außenherum hast Du ja auch wirklich recht, zum Beispiel, wenn man sich nur paarweise anmelden kann oder so manch merkwürdige Äußerungen von Tanzlehrern.
Wie gesagt, ich
finde ich dieses Kapitel über den Tangounterricht – nicht in allen Teilen – als
etwas schwierig und sicher eines, über das sich so mancher Leser sehr aufgeregt
hat. Oder nicht? Ich denke, als schon ein bisschen erfahrene/r Schüler/in kann
man sich da sicher auch viel rausziehen. Für einen völlig unbedarften
Interessierten… hm… Deine „Kurs-Checkliste“ wiederum finde ich sehr gut und
kann sie eigentlich in allen Bereichen bestätigen.
Und jetzt meine Lieblingsseiten: Tango als Partnermarkt
ff.
Wunderbar beobachtet. Ich hab mich beim ersten Lesen sofort wiedererkannt. Also nicht, dass ICH auf der Suche war, sondern eher andersrum. Tatsächlich habe ich bei uns das Gefühl, dass der Altersdurchschnitt schon sehr gestiegen ist. Jüngeres Gemüse ist nicht unbedingt nachgewachsen. Vielleicht auch deshalb habe ich immer wieder auch den Eindruck, dass doch der / die eine oder andere tatsächlich die Hoffnung hat, dass da jemand ebenso auf der Suche ist.
Wunderbar beobachtet. Ich hab mich beim ersten Lesen sofort wiedererkannt. Also nicht, dass ICH auf der Suche war, sondern eher andersrum. Tatsächlich habe ich bei uns das Gefühl, dass der Altersdurchschnitt schon sehr gestiegen ist. Jüngeres Gemüse ist nicht unbedingt nachgewachsen. Vielleicht auch deshalb habe ich immer wieder auch den Eindruck, dass doch der / die eine oder andere tatsächlich die Hoffnung hat, dass da jemand ebenso auf der Suche ist.
Aber wie Du schon (etwas weiter hinten dann) schreibst, würde eine Beziehung, welche man aufgrund des schönen Tango-Gefühls aufbaut, dem realen Leben gar nicht standhalten… und wenn man Deine so genauen Beobachtungen diesbezüglich liest, dann frägt man sich schon, ob der Herr Riedl da wohl auch mal eigene Erfahrungen gemacht hat? (*augenzwinker*) SOOO genau trifft er den Nagel auf den Kopf.
Nein, wirklich mein Lieblingskapitel.
Tango im Paarzwang - köstlich! Ich habe es mehrmals gelesen. Man kann das Kapitel wirklich nicht sarkastisch genug schreiben. Auch wenn sich so mancher hier auf den Schlips getreten fühlt.
Krönender Abschluss des Abschnitts: Die Erotik-Phase.
Ich liebe Deinen Kasten auf Seite 136 oben!
„Tango-Technik":
Grundsätzlich finde ich dieses Kapitel gut. Zum einen „fachlich", sofern ich mir überhaupt anmaßen möchte, es zu beurteilen. Halt auch das, was ich aus meinen Kursen und der Tanzpraxis dazu zu sagen hätte.
Die Übung mit der Achse und auch die "Vorstellungen" hierzu habe ich selbst ausprobiert und finde das gut nachvollziehbar und gut erklärt.
Was ich auch gut finde ist, dass Du immer wieder einfließen lässt, dass man dies alles eben nur lernt bzw. es in Fleisch und Blut übergeht, wenn man es auch regelmäßig übt.
Auch bei der Tanzhaltung findest Du gute Worte. Ich selber tu' mich mit der engen Haltung schwer, auch wenn ich sie persönlich gerne tanze (sofern ich dieses Gefühl mit dem Mann teile, eng tanzen zu wollen).
Man merkt, dass Du viele, viele Jahre Tanzerfahrung hinter dir hast (nicht nur Tango) und schon sehr gut hinspürst. Ohne dass ich weiß, wie Du seither tanzt, hört sich das Niedergeschriebene so an, als würde es sich gut anfühlen.
Und auch wenn viele Deine ironischen Nebenbemerkungen und Zwischensätze furchtbar finden – ich finde, sie treffen meistens den Nagel auf den Kopf.
Lediglich, dass Du die Basse so runtermachst, finde ich nicht gut und halt sehr, sehr subjektiv. Ich persönlich tanze gerne Basse – wenn ein Mann sie gut tanzen kann. Und ganz so schwierig, wie du sie beschreibst, ist sie in meinen Augen nicht, wenn man sie gut erklärt bekommt.
Ich möchte noch ein paar Sachen anmerken:
Was ich widersprüchlich finde ist, dass Du einerseits der Tango-Technik viele Seiten widmest, mit sehr guten Erklärungen und auch immer wieder dem Hinweis, dass man es einfach üben muss, andererseits weiter vorne im Buch, wenn es um das Thema „Tanzen lernen" geht, das alles für meine Begriffe zu sehr runterspielst. Also anders herum gesagt, weiter vorne schreibst Du, es wäre besser, zuerst mal gar keine „Schritte" zu lernen, sondern nur das Gefühl und dann ergäbe sich alles von alleine. Im Tango-Technik-Kapitel jedoch kommt raus, dass der Tango sehr wohl eine ziemlich komplexe Sache ist, bei der man über Jahre hinweg üben muss, alles Mögliche beachten usw. Irgendwie passt das nicht zusammen. Wenn Du es nicht so gemeint hast, dann solltest Du wissen, dass es aber irgendwie so rüber kommt.
Ich weiß jetzt nicht, was Du mit diesem Ausflug in die „Tango-Technik" in einem „Milonga-Führer" bezwecken wolltest. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Menschen, die mit dem Tango beginnen (wollen, oder Anfänger), mit diesen Seiten nicht viel anfangen können bzw. es sie ziemlich überfordert. Für mich sind es keine Neuigkeiten, aber gut, schwarz auf weiß mal wieder zu lesen, was man schon immer irgendwie falsch gemacht hat. Oder auch richtig. Oder worauf man doch mal wieder achten sollte. Wolltest Du irgendeine Zielgruppe ansprechen?
Ich kann mir vorstellen, wieso sich ziemlich viele (auch
selbsternannte) Tangolehrer über gewisse Kapitel aufregen. Wahrscheinlich eben
auch über dieses. Weil Du sie halt auch immer und immer wieder mit
bissigen Sätzen „reintunkst". Nun, das ist halt der Stil von dem Buch,
Dein Stil oder Deine Persönlichkeit oder eben Deine Erfahrung diesbezüglich.
Und wenn Du es genauso haben wolltest, dass sich (wahrscheinlich die richtigen)
Leute angegriffen fühlen, dann haben diese bissigen Bemerkungen ja den Zweck
erfüllt. Ich persönlich weiß nicht, ob ich diese persönlichen Angriffe gegen
Tangolehrer nicht einfach weglassen würde. Denn es bringt ja eigentlich nix.
Auch schreibst Du (S.158), man solle so schnell wie möglich
das neu Erlernte im Paar üben (stimme ich Dir zu!) und die Frau sollte schnell
wieder vergessen „wie es geht“ und sich auf das Erkennen grundlegender
Bewegungsmuster beschränken (stimme ich Dir nicht zu).
Ich mache momentan die Erfahrung,
dass gar nix mehr geht, sobald die Frau ihre eigenen Schritte nicht kann. Wenn
ich mich darauf verließe, dass ich schon erkennen würde, was der (Anfänger-) Mann
will, dann könnte ich heute noch nicht Tango tanzen.
Das, was Du über die
Impulsübertragung schreibst, finde ich sehr gut und im Prinzip auch gut
erklärt. Ebenso wie später die Absätze über das „Führen und Geführt-Werden“.
Allerdings glaube ich auch hier, dass Anfänger nicht wirklich von theoretischen
Beschreibungen hierzu dazulernen. Aber ich denke, das weißt Du ja auch.
Schön beschrieben das Kapitel
über das „Führen“ (ich schreibe es jetzt immer in „“). Würden die Paare das
umsetzen, was Du beschreibst, wie viel schöner würde es sich bei vielen
anfühlen. Dein Kasten auf Seite 164 trifft es ziemlich gut.
Und außerdem schaffe ich es jetzt
mittlerweile auch immer öfters, eine „geführte Figur“ des Mannes mehr als
Vorschlag zu sehen und dann immer mal eine Variation der Ausführung
darzubringen. Manchmal klappt es ganz gut, manchmal auch wieder nicht
(hüstelhüstel). Geht natürlich vor allem bei jenen, die eine überschaubare
Anzahl von Variationen tanzen.
„Tanz aus der Mitte heraus“ und
„Balance“ finde ich auch sehr gut beschrieben.
Wirklich gut finde ich Dein
„Lexikon“ der Bewegungselemente. Mittlerweile kenne ich zwar auch die meisten
Begriffe, aber früher habe ich mich damit so gut wie überhaupt nicht
beschäftigt.
Das mit der „Nutzung des Raums“
finde ich auch sehr köstlich. Meine Hochachtung vor Männern, die es trotz
überfülltem Tanzsaal schaffen, genau die richtigen Drehungen oder Figuren an
genau den entsprechend großen oder kleinen (oder sehr kleinen) freien Plätzen
hinzubekommen.
Dein folgendes Kapitel über die
Tangomusik finde ich sehr, sehr schön. Denn ja, es IST wichtig, zu welcher
Musik man wie tanzt. Es ist NICHT egal, welche Musik man Anfängern vorlegt. Es
ist wunderbar, einen Abend lang auf die verschiedensten Tangos verschieden zu
tanzen! Und ich als Tänzerin merke es sehr, sehr schnell, ob sich ein Mann mit
der Tangomusik auseinandersetzt oder nicht. Es ist wunderbar, mit jemandem zu
tanzen, der das Stück kennt und weiß, wo es sich lohnt, Pausen zu machen oder mal Gas zu geben oder auch zu schwofen.
Danke für Deine Liste der
Tangomusik. Es macht Spaß, sie ein wenig „abzuarbeiten“ ;-
Was ich mich beim Lesen nur
gefragt habe ist, woher Du so genau weißt, worum es in den Tangos geht. Also um
die Liebe, die verstorbene Mutter oder einfach nur die verlorene Heimat. Denn
an anderer Stelle schreibst Du, dass Du gar kein Spanisch kannst. Aber ich finde
es schon etwas übertrieben, dass man das nun für alle Tangos wissen / machen
sollte. Irgendwo in Deinem Buch kommt das nämlich so rüber…
Deine musiktheoretischen Ausführungen Seite 228 ff finde ich
sehr, sehr interessant. Ich denke, Du hast das als ehemaliger Lehrer sicher gut
recherchiert. Wie gesagt, sehr interessant und lesenswert, vor allem auch bezüglich
Piazzolla und der Entwicklung des Tango nuevo.
Wirklich toll finde ich, dass Du Dich an das Thema
„Musikalisches Tanzen“ herangetraut hast. Es gibt ja wirklich kaum etwas
Furchtbareres als Tänzerinnen und Tänzer, die einfach nur irgendwelche Figuren
abspulen, Hauptsache, sie sind einigermaßen im Takt. Und nein, auch für mich
ist Tango kein trauriger Gedanke, den man tanzt. Ich DACHTE einmal, dass er das
ist. Und vielleicht habe ich früher auch mal so gefühlt, da der Tango (aber
nicht nur die Musik, sondern eben das Zusammenspiel von Musik und Tanz) so
bewegt – vor allem emotional, nicht nur den Körper.
Es ist leider tatsächlich so, dass sehr viele – auch sehr
gute! – Tänzer nicht wirklich gut zur Musik tanzen. Umso mehr bewundere ich
jene, welche dies schaffen. Ich kann natürlich hier auch nur mehr von den
Männern sprechen. Bei den Frauen fällt mir, wenn, dann nur die Art der
Ausführung der Schritte/Figuren/Kombinationen auf, welche mir gegebenenfalls
nicht zur Musik passend erscheint. Aber davon gibt es auch genug. Manchmal
schalte ich dann meinen Kopf zu sehr ein und denke mir: Ach Manno, jetzt würde
doch eine Moulinette gut passen. Oder: Ach, das wäre jetzt der ideale
Zeitpunkt, um eine Barrida-Pause einzulegen. Nein, obwohl die Musik quasi
stillsteht, wird munter weitergetanzt.
Gerade bezüglich meiner obigen Erfahrungen finde ich Deinen
Versuch, die Struktur der Tangomusik Tänzern näherzubringen, klasse. Muss ich
einfach sagen. Mein zweitliebstes Kapitel nach der „Tango-Beziehungskiste“.
Deine Beschreibungen und Erklärungen erscheinen mir methodisch und didaktisch
sehr sinnvoll und wenn sich jemand damit auseinandersetzen möchte, dann ist das
schon mal ein sehr guter Einstieg.
Ob letztlich ein Anfänger / Einsteiger / völlig
unmusikalischer Mensch (es gibt sie!) das alles so versteht, wie Du es ihm zu
erklären versuchst – hm. Schwierig. Aber wenn überhaupt theoretisch – dann so. Auch
die Seiten 254 ff („Suche nach der Eins“, hihi) finde ich sehr gut.
Wie gesagt, ich finde diese Seiten bezüglich Tanzens zur
Musik, auch die „Gestaltung“ von Pausen sehr gut beschrieben. Gerade, wenn man
doch schon ein wenig Einblick in die Tanzerei und die Tangomusik hat. Für
Anfänger ist es sicher schwierig und so manchem werden sich spanische (äh
argentinische) Dörfer auftun. Aber was soll’s. Irgendwer MUSS ihnen ja auch mal
auf etwas flapsigere und auch ironische Art und Weise aufzeigen, wie ES geht.
;-)
Und auch Deine deutliche Ansage, gerade Männer mögen sich
doch auch mit ein bisschen mehr Einsatz in die Tangomusik hineinhören, trifft
den Nagel doch auf den Kopf.
Seite 283 ff (Tanzstile):
Ich habe mir die Seiten nun
nochmal durchgelesen und kann dem, was Du schreibst, nur zustimmen. Und ich
finde es auch amüsant, WIE Du es darstellst. Ich hab ja früher schon mal
geschrieben, dass ich mir gut vorstellen kann, dass viele Leute Deinen
flapsigen, ironischen, süffisanten... Bemerkungen so überhaupt nichts
abgewinnen können. Wahrscheinlich hat es auch damit zu tun, dass für viele die
Sache viel zu ernst geworden ist. Ich für meinen Teil lese es gerne und bei
manchem, was mir etwas zu selbst-inszeniert oder übertrieben ist, kann ich
einfach gut drüber lesen (was auf diesen Seiten übrigens eher weniger
vorkommt).
„Die Summe der eigenen Fehler
nennt man Stil.“
Das hört sich schon irgendwie
logisch an. Allerdings überlege ich mir gerade, ob es denn wirklich Fehler
sind, die den Stil prägen. Also Fehler im eigentlichen Sinne oder Fehler, von
denen andere oder bestimmte Leute meinen, es seien Fehler. Ist Stil nicht auch
irgendwie eine Frage der Anpassung bzw. vor allem an die Art der Musik, die man
vertanzt?
Für mich selbst sehe ich nur, was
NICHT mein Stil ist/wäre, wenn ich anderen Paaren respektive Frauen zuschaue.
Und das ist ja völlig subjektiv. Mir gefällt undefiniertes
Verzierungen-Einbauen ebenso wenig wie dieses ständige Rumgeklackere von Frauen
mit den Schuhspitzen. Wie Du schon schreibst und Recht damit hast, es
entwickelt sich einfach mit den Jahren und der Tanzpraxis.
Deine Ausführungen bzw. „Streit
um die Stile“ usw. fand ich sehr interessant, v.a. das in den grauen Kästen. Und
was mir sehr gut gefallen hat und auch ein wenig meinen Blickwinkel verändert
hat, sind Deine Ausführungen zum Thema „tanzbare Musik?“.
Jedenfalls finde ich das Kapitel
sehr interessant, und es ist tatsächlich mehr eine Frage, ob diese Musik zum
Tanzen animiert. Das hat wohl weniger mit der Musik an sich zu tun, sondern
wohl eher mit den Tänzern, die sich da vielleicht nicht auf’s Parkett wagen.
„Tangofragen für
Fortgeschrittene“
finde ich auch sehr gut
beobachtet, beschrieben, erzählt und mag dieses Kapitel wirklich auch sehr
gerne. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich mich da in vielen
Abschnitten wiederfinde. Oder sagen wir, befunden habe, gerade befinde, nicht
mehr befinde, hoffentlich nie befinden will…. ;-)
Manchmal, wenn ich mich mit jemand
völlig Tangobesessenen bei einem Gläschen unterhalte und es nur um Tango und
das Wie und Was und Wann und Wo bezüglich Kurs und Milonga usw., dann kann ich
mir nicht verkneifen, irgendwann zu sagen: „Weißt Du, ich hab noch ein ganz
normales Leben neben bzw. nach dem Tango und das ist mir auch sehr wichtig und
wertvoll.“
Und auch hier bei diesen Seiten
299/300 usw. fällt mir auf, wie gut Du die Szene beobachtest, wie genau Du
beschreibst, was einem so widerfährt bei diversen Milonga-Besuchen (z.B. dass
einen Leute nicht anschauen, mit denen man eigentlich schon gesprochen oder
vielleicht sogar getanzt hat).
Ja, man sollte jeden Tango-Abend
als „Wundertüte“ nehmen.
Was Du auf Seite 308 schreibst,
darüber denke ich auch wirklich sehr oft nach. Da kommt jemand daher, den man
noch nie im Leben gesehen hat und es dauert nicht lange und man liegt an seiner
Brust. Man weiß gar nichts über denjenigen, aber man hört und im besten Fall
sogar fühlt die gleiche Musik und bewegt sich im Einklang dazu.
Ethologie des Tango:
Es ist wirklich bemerkenswert,
wie Du die Szene, die „Sozialverbände“ und das Verhalten der Individuen bzw.
zusammengehörig scheinenden Tänzer so treffend beleuchtest. Drüber nachgedacht
habe ich natürlich auch schon oft, aber ich finde es sehr amüsant und
lesenswert, dies schwarz auf weiß zu sehen und sich nochmal quasi auf den Augen
zergehen zu lassen. Hier nimmst Du die Szene ja ganz schön hart ran – Männlein
wie Weiblein. Vielleicht ein bisschen überzogen – aber im Kern trifft es schon
bei so manchen Veranstaltungen/ Leuten zu.
Auffordern…
Oh je, auch ein sehr diffiziles
und schwierig zu handhabendes Thema.
Vor einigen Monaten noch fand ich
dieses Mirada/Cabaceo-Ding einfach eher doof. Das hat vielerlei Gründe: Zum einen
mag ich einen Mann nicht so anglotzen, damit er auf mich aufmerksam wird.
Zum anderen hab ich tatsächlich
wirklich ein Problem damit zu erkennen, ob der jetzt mich meint, oder die Frau
neben oder – schlimmer noch! – die Frau hinter mir.
Bei den üblichen
Lichtverhältnissen und Sehproblemen noch schwieriger.
Mittlerweile hab ich mich ein
wenig dran gewöhnt und nutze das auch andersrum dahingehend aus, dass ich einen
Mann eben nicht anschaue, wenn ich nicht mit ihm tanzen möchte. Macht er sich
trotzdem die Mühe und hat vor allem den Mut, zu mir zu kommen und mich direkt
zu fragen, dann verteile ich selbstverständlich auch keinen Korb.
Ich weiß gar nicht, wann ich
überhaupt zum letzten Mal einen Korb gegeben habe. Das kommt nämlich so gar
nicht gut an, das merkt sich nicht nur der Mann, der den Korb bekommt, sondern
auch die zehn anderen, die gerade nix anderes zu tun haben und es mitbekommen.
Ich persönlich empfinde eine
direkte Aufforderung NICHT als milde Form der Nötigung. Dazu habe ich früher zu
oft Tanzveranstaltungen meiner damaligen Dorfgemeinde besucht. Da empfinde ich
die Aufforderungsriten beim Tango schon eher als zurückhaltend.
Eigentlich propagierst Du in
Deinem Buch ja eine liberale Einstellung zum Thema „Auffordern, wie, wann und
vor allem wer-wen“. Und man kann Dir auch nicht vorwerfen, dass Du nicht bei
vielen Themen eine liberale Einstellung befürwortest bzw. sie den Lesern
nahezubringen versuchst (mal abgesehen vom Thema „Tanzlehrer“…).
Sehr gut finde ich Seite 319
Deine Tipps zum Auffordern.
Was mir auch wirklich nicht so
klar war – bis zum Lesen Deines Buches – ist, dass sich Männer auch schwer tun
mit Auffordern bzw. nehme ich das selbst nicht so wahr. Deutlicher spüre ich
eher ein Auswahlverfahren via „Laserabtastung“ und dass Männer sich gerne
rausnehmen, bestimmte Tangos nur mit bestimmten Frauen zu tanzen. Was nicht
heißt, dass ich das nicht selbst gern tue – sofern ich weiß, dass der
„richtige“ Mann dazu auch anwesend ist.
Na, jedenfalls, wenn Du meinst,
dann versuche ich das mit Auffordern doch öfters mal.
„Sitzenbleiben“ als Frau:
Ein kleiner Absatz auf S. 324
Mitte hat mich doch sehr berührt (ich kann es nicht anders ausdrücken). Wo Du
schreibst, Du forderst selten junge, sehr aufgedonnerte Frauen auf, da ihnen
die „stabile Mitte“ fehlt (…).
Ich finde diesen kleinen Absatz
sehr tiefgründig, und wenn sich viele über Dein Buch und Deine Art so aufregen,
dann haben sie die richtigen und wichtigen Sätze zwischen den Sätzen auch
überlesen. Oder frei nach dem Motto: „Ich lese nur, was ich hören will.“
Ich selbst hab schon mit gefühlt
alten, potthässlichen Männern getanzt und war erstaunt, welch angenehmes
Tanzgefühl sie hervorbringen können. Dagegen ist ein gefühlsleerer Tanz mit
einem super aussehenden TVFD (1000-verschiedene-Figuren-Dreher – die Steigerung
vom GFD) vertane Zeit. Zumindest gefühlsmäßig.
Ich glaube – und zwar nicht nur
auf den Tango bezogen – dass gewisse Menschen sich „erkennen“. Außerhalb des
Tango ist es meist die persönliche Einstellung zum Leben, wie die Menschen
Prioritäten setzen usw., die mich das spüren lassen.
Und beim Tango habe ich manchmal
das Gefühl, da gibt es ein nonverbales Verständnis darüber, und zwar an der Art
und Weise, wie man jetzt tanzt bzw. wie man sich auf den Partner einlässt, wie
man auf seine Berührung reagiert, wie der andere reagiert usw.
Insofern weiß ich genau, was Du
mit diesem kleinen Absatz sagen möchtest und finde ihn sehr schön.
Tipps zum Auffordern S. 325 ff:
Sollten eigentlich klar sein, aber es schadet nix, das mal deutlich in einem
Buch zu schreiben.
Heiße Getränke meiden???? =>
dann aber auch kalte – Weißwein schmeckt auch scheußlich, wenn er warm wird…
Paar + räumlicher Abstand = sehr
wichtig. Wird aber oft nicht gemacht. Und dann wundern sich die Frauen, wenn
sie nicht aufgefordert werden.
„Die Standardisierung des Tango“
war für mich ein sehr interessantes Kapitel, denn ich habe noch gar nichts
gewusst über den Krieg, der hier bezüglich der Stile, der Musik, der Regeln und
allem, was mit Tango zu tun hat, herrscht. Dass es die und jene Befürworter
gibt, ist mir klar. Aber dass hier schon fast ein „Glaubenskrieg“ herrscht,
wusste ich noch nicht und fand es sehr lesenswert. Viel Kritik, Lob oder
Anmerkungen kann ich also zu diesem Kapitel nicht beisteuern.
Sozialer Tango
Die Einteilung der Tangotänzer
und Deine Abkürzungen finde ich wieder mal sehr amüsant. Hab auch ein bisschen
drüber nachgedacht und ich glaub, Du hast schon alle Kategorien. Mir fällt noch
die TPT ein (Tanz-Plauder-Tasche), die einen während des Tanzens mit allen
möglichen Alltagsnichtigkeiten zutextet – furchtbar. Dann gib‘ mir halt später
einen aus, Mann!
Überhaupt will das Sprechen
während des Tanzens wohlüberlegt sein, so meine werte Meinung. Allenfalls ein
wohliges Brummen oder Schnurren oder auch mal ein leises Kompliment sollte über
die Lippen kommen. Alles andere stört nur – oder VERstört sogar.
Schon allein überschwängliche
Komplimente sollte man beim Erstversuch lassen, da dies manchmal Druck erzeugt,
und vor lauter „Jetzt-will-ich-es-noch-schöner-machen“ geht dann gar nichts
mehr.
Die Illustrationen gefallen mir sehr gut! Manchmal
etwas abstrakt, manchmal zum mehr Mitdenken ;-), Manuela Bößel hat
Dich auch sehr gut getroffen ;-).
Warum also geht man überhaupt zum
Tango?
Eine ziemlich gute Frage. Und Du
hast sie ja auch von allen möglichen Seiten recht gut beleuchtet.
„Sozialer Kuschelfaktor“: ja. Ich
fühle mich schon da wohl, wo ich auch mehrere Leute kenne. Es gefällt mir, die
Leute regelmäßig zu treffen, sich auch mal auszutauschen, zu beobachten, wie
manche sich über einen kürzeren oder auch längeren Zeitraum entwickeln usw. Und
auch wenn ich nicht zur Kategorie „RK“ gehöre, mache ich doch auch gerne hier
und da ein Schwätzchen.
„Erotischer Kuschelfaktor“:
trifft sogar auch zu, aber nicht so, wie Du ihn im Buch beschrieben hast ;-) Es
ist doch auch schön, sich mit den vom Tango bewegten Herzen aneinander zu
kuscheln, wohl wissend (die richtige Einstellung des anderen vorausgesetzt!),
dass die Erwartungshaltung des anderen auf eine Fortsetzung nach den drei Minuten
vorbei ist (es sei denn, man wird nochmal oder irgendwann wieder
aufgefordert….).
Bei mir selbst trifft wohl am
ehesten das zu, was ich kürzlich jemandem schrieb:
„Wenn ich mir überlege, welchen
Suchtfaktor das hat, müsste Tango - zumindest was mich betrifft - auf die Liste
der illegalen Drogen gesetzt werden.“
Was aber genau verursacht diesen
Suchtfaktor? Vor allem, wo wir doch wissen, dass der Tango uns nicht immer nur
ein High-Gefühl beschert? Sollte man da nicht besser mal jeden Freitag- /
Samstag- abend eine Haschisch-Zigarette rauchen, da weiß man wenigstens, dass
man danach 100 % high ist (und nicht 80 % down).
Wahrscheinlich verursacht diese
Sucht die Tatsache des „Nicht-Wissens“. Natürlich erhofft man sich von dem Besuch
des nächsten Tanzabends wieder das Gefühl oder zumindest einen Hauch des
High-Gefühls, das man schon an einem anderen Abend einmal erlebt hat.
Wie jede Sucht kann das eben auch
in’s Gegenteil umschlagen und zwar genau dann – wie Du es auch auf S. 346 erwähnst
– wenn es außer dem glückseligbringenden Tango wohl nichts mehr gibt. Und mit
dieser Einstellung versuche ich, an meine Tangoabende nicht zu hohe Erwartungen
zu knüpfen, mit einer gewissen Gelassenheit hinzugehen und die Kurve (nach
Hause) zu bekommen, bevor sich eine gewisse Tango-Depression breit macht. Denn
mein Leben spielt sich immer noch überwiegend woanders ab, nicht auf dem
Parkett.
Schluss:
Du hast versucht, am Schluss
Deines Buches noch einen etwas versöhnlicheren Ton anzuschlagen. Diejenigen,
die schon vorher auf Hundertachtzig waren, wird es aber wahrscheinlich nicht
mehr versöhnen. Ich finde die Absätze und Deine Schlussbemerkungen sehr
gelungen, vor allem, wie Du von Dir selbst schreibst, dass Dir erst später oder
jetzt klar ist, dass Dich am Tango fasziniert, mit Menschen emotional und nicht
intellektuell kommunizieren zu können. So sehe ich das auch. Und Loriots Satz
über den Mops ist auch eines meiner Lieblingszitate ;) (nicht nur für den Tango, sondern auch für andere
Dinge, deren persönliche Wichtigkeit man anderen nicht mit noch so langen
Worten erklären kann).
Schön Dein Abschluss mit einem
Tango und einem Textauszug. Ich habe ihn natürlich angehört und hätte – kleiner
Kritikpunkt – vielleicht für die Mainstream-Masse der Tangobuch-Leser ein
anderes Beispiel gewählt. Aber Du hast es sicher mit Bedacht getan, und es ist
ein wunderschönes Lied.
Zugabe: Milonga con Variaciones
Sehr amüsiert habe ich die
letzten Seiten des Buches gelesen, in denen Du diesen Milonga-Abend
beschreibst. Selbst erlebt? Eigentlich unwichtig. Ich denke ja, aber nicht
alles an einem einzigen Abend. Aber alles zusammen an diversen Milonga-Abenden
und genau diese Mischung könnte theoretisch einen Worst-Case ergeben, gottlob
mit gutem (bzw. wundervollem) Ausgang.
Aber: SEHR DICK aufgetragen, für
meinen Geschmack. Ich denke, die Art von Schreibstil für eine Erzählung halten
nur wenige wirklich aus. Und der dicke Pinselstrich wird ja noch dicker, je
näher er seinem Höhepunkt zustrebt.
Also grundsätzlich finde ich so
eine Geschichte zum Abschluss eines Buches sehr gut und, wie gesagt, habe sie
amüsiert und berührt gelesen, in Teilen vielleicht ähnlich selbst schon erlebt,
und so geht es sicher vielen Lesern.
Wollte man etwas daran ändern, um
den Abschluss des Buches noch etwas zu verbessern, dann würde ich für diese
Geschichte einen anderen Stil wählen, weniger dick aufgetragen und weniger
selbstinszeniert. Aber Du weißt ja Gerhard, das ist meine persönliche Meinung
und Dein Stil ist Dein Stil.
Zurück zum Anfang nun: Mir
gefällt Dein Buch sehr gut. Natürlich kann ich mit manchen Kapiteln mehr
anfangen, mit manchen weniger, bei manchen gehe ich nicht konform. Aber das ist
ja nicht der „Zweck“ des Buches, vor allem, wenn es eine Art „Reiseführer“ sein
soll. Bei einem Reiseführer sucht man sich ja auch die Stationen und
Sehenswürdigkeiten aus, die einen selbst interessieren. Aber ein Reiseführer
sollte gut recherchiert sein und das kann man Deinem Buch bescheinigen. Im
Gegensatz zu vielen anderen komme ich auch mit Deinem Schreibstil und Deinen
oft subjektiven und vor allem süffisanten Ansichten gut klar und muss mich
nicht über das aufregen, was ich nicht so toll finde.
Gerne würde ich jetzt noch einen
tiefsinnigen Schlusssatz schreiben, aber gerade fällt mir keiner ein ;)
Das war’s.
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