Hundert Tage Hausverbot bei Cassiel
„Diskriminierung: Darf man an der Türe der Diskothek abgewiesen werden?
Selbstverständlich hat der Hausherr in einer Diskothek ein Hausrecht –
allerdings gibt es hier mitunter gewisse Einschränkungen. So darf, wie sonst
auch, nicht willkürlich jemand des Hauses verwiesen werden, der sich nichts hat
zu Schulden kommen lassen, also insbesondere die Hausregeln beachtet hat. Auch
die Hausregeln unterliegen einer gewissen Kontrolle.“
„Das Hausrecht wird
aber insbesondere Geschäften nicht uneingeschränkt gewährt. Wer ein Geschäft
für den allgemeinen Publikumsverkehr eröffnet, bringt nämlich damit zum
Ausdruck, dass er an jeden Kunden Waren verkaufen oder Dienstleistungen
erbringen will. Er gestattet somit generell und unter Verzicht auf eine Prüfung
im Einzelfall allen Kunden den Zutritt, die sich im Rahmen ‚üblichen
Käuferverhaltens‘ bewegen (…). Der Betreiber der Diskothek muss sich also daran
festhalten lassen, dass er grundsätzlich jedem, der sich innerhalb des üblichen
Verhaltens eines Discobesuches bewegt, seine Dienstleistungen anbieten will.“
Bekanntlich
müssen sich Regierende nach hundert Tagen eine erste Zwischenbilanz dazu
gefallen lassen, ob ihre vollmundige Ankündigungsrhetorik nunmehr bereits
irgendeine Spur von Auswirkung gefunden hat.
Sicherlich
haben auch berühmte Tangoblogger mit vergleichbarem Sachverstand sowie ebenso
visionärer Programmatik nichts dagegen, über den gleichen Leisten geschlagen zu
werden.
Zur Erinnerung:
Das
Cassielsche Verdikt ereilte mich
wegen eines meiner Blogtexte, in dem ich den zunehmenden Druck auf DJs
beklagte, welche es wagen, sich nicht strikt an die traditionelle
Auflege-Ideologie zu halten. Ich würde, so schrieb ich, gegebenenfalls (das Placet des
betroffenen Plattenreiters natürlich vorausgesetzt) hierzu auch einmal Ross und
Reiter nennen:
Da
kam der ansonsten kaum noch schreibende Blogger kräftig in Fahrt und forderte von mir – auf dem Forum www.tanzmitmir.net – Stellungnahmen zu diversen Aussagen. Das Ergebnis fiel wohl für ihn unbefriedigend aus. Daher war seine alsbald
ausgesprochene Verwünschung sogar dreiteilig:
·
Auf
von ihm veranstalteten Milongas (weiß der Deibel, wo) würde er mich bereits an
der Kasse abweisen und wieder nach Hause schicken.
·
Er
sei gespannt, ob nicht auch andere Veranstalter sich dem anschlössen.
·
Er
könne sich nicht vorstellen, dass unter den obwaltenden Umständen Tangueras noch
bereit wären, mit mir zu tanzen.
Kurz und bündig:
Dschihad und Entzug der 72 Jungfrauen!
Bereits
um den ersten Punkt entspann sich
eine nette Debatte mit Cassiel, welcher schrieb:
„Es ist kein
Hausverbot, das ich androhe, es ist die Ankündigung, dass Du nicht in die
Milonga darfst. Das entspricht (soweit mir bekannt) der geltenden Rechtslage.
Ein Veranstalter darf selbstredend die Zusammensetzung seiner Besuchergruppe
festlegen. Daran wird auch die Polizei und Dein Rechtsanwalt nichts ändern
können. Das ist jetzt schon gängige Praxis z.B. bei allen Lokalen mit
Türstehern, die das Hausrecht für den Veranstalter ausüben (im Zweifel gibst Du
einmal ‚Türsteher' bei YouTube ein, da wirst Du vermutlich viele einschlägige
Videos sehen können).“
Also, soweit ich den einige Juravorlesungen
besucht habenden sowie YouTube-versierten Kollegen verstanden habe: Es ist kein Hausverbot, ich darf nur
nicht rein. Und selbstverständlich ist es bei Milongas und anderen Discos gleichermaßen
üblich, dass man erst die Gesichtskontrolle durch Muskelpakete mit
osteuropäischem Migrationshintergrund überstehen muss, bevor man an die flotten
Hasen darf. (Was die Justiz offenbar so eindeutig nicht interpretiert – siehe oben!)
Wohlgemerkt: Nicht wegen irgendwelcher Verstöße gegen Códigos, sondern allein schon wegen abweichlerischer Gesinnung lässt man Besucher nicht auf eine Tanzveranstaltung! Darf man da von „Tango-Stasi" sprechen?
Fürwahr jedenfalls ein schönes Bild vom „sozialen Tango“ – aber vielleicht ein Trost, obwohl ich Vergnügungstempel mit Lasergewitter und Wummermusik eher meide: Meines Wissens lässt man dort Prominente so gut wie immer rein… und zumindest will ich ja laut C. ein System der Prominenz im Tango etablieren! (Gab ja bisher auch noch keines...)
Noch 2010 schrieb Cassiel auf seinem Blog:
Fürwahr jedenfalls ein schönes Bild vom „sozialen Tango“ – aber vielleicht ein Trost, obwohl ich Vergnügungstempel mit Lasergewitter und Wummermusik eher meide: Meines Wissens lässt man dort Prominente so gut wie immer rein… und zumindest will ich ja laut C. ein System der Prominenz im Tango etablieren! (Gab ja bisher auch noch keines...)
Noch 2010 schrieb Cassiel auf seinem Blog:
„Ungelöst bleibt die Frage, wie ich persönlich vermeiden kann, versehentlich in einer Milonga riedlscher Prägung zu landen. Da müsste ich nämlich sofort gehen.“
Und wie sieht es nun mit dem flächendeckenden Boykott anderer
Veranstalter aus?
Ein entsprechendes Verdikt kam lediglich von Monika Diaz aus Zürich, welche sich zu
diesem Zweck extra auf dem Forum www.tanzmitmir.net
angemeldet hatte: „Ach so, nur damit Sie
wissen, wohin Sie sicher nicht reisen müssen - hier: http://www.milonga.argentango.ch/.
Aber das ist eh keine Milonga für Sie, weil rein traditionell.“
Na eben. Sicherheitshalber klärte ich die
Mitlesenden noch über diese Person auf:
„Monika ist die
Partnerin des Schweizer DJs Christian Tobler, eines der militantesten Vertreter
des traditionellen Tango. Achtmal jährlich veranstalten sie derzeit in der
Schweizer Metropole eine traditionelle Milonga.
Christian war lange Zeit das Alter Ego von Cassiel und sein ‚Mann fürs Grobe‘: Seine Hetzpredigten auf dessen Blog gegen alles, was im Tango auch nur nach Moderne riecht, sind legendär. Zitate habe ich schon vor längerer Zeit einmal zusammengestellt:
http://milongafuehrer.blogspot.de/2015/02/was-bin-ich-und-wie-viele.html“
Na ja, inzwischen scheint sich Herr Tobler nur noch mit dem guten Ton (von Tango-Aufnahmen) zu beschäftigen...
Christian war lange Zeit das Alter Ego von Cassiel und sein ‚Mann fürs Grobe‘: Seine Hetzpredigten auf dessen Blog gegen alles, was im Tango auch nur nach Moderne riecht, sind legendär. Zitate habe ich schon vor längerer Zeit einmal zusammengestellt:
http://milongafuehrer.blogspot.de/2015/02/was-bin-ich-und-wie-viele.html“
Na ja, inzwischen scheint sich Herr Tobler nur noch mit dem guten Ton (von Tango-Aufnahmen) zu beschäftigen...
Ansonsten war ich in diesen 100 Tagen
auf genau 44 Milongas, ohne mir irgendwo eine
Abfuhr zu holen – im Gegenteil: Manchmal wundere ich mich direkt über die
Herzlichkeit, mit welcher mich sogar traditionelle Veranstalter – trotz meiner
bösen Blogbeiträge – begrüßen. Über die Gründe kann ich nur spekulieren:
Vielleicht geistern sie nicht stundenlang durchs Internet bzw. ihnen sind die
dortigen Debatten wurscht. Eventuell freuen sie sich auch einfach, dass ein
passabler Tänzer mehr da ist, der meist noch weitere Leute mitbringt bzw. zum
Besuch motiviert. Kann ebenfalls sein, dass sie zwischen dem netten Gast und
dem kritischen Blogger unterscheiden können.
Oder – ketzerischer Gedanke: Besuche ich
schlichtweg die richtigen Milongas – also die, auf denen Gastfreundschaft noch
mehr zählt als ideologische Verklemmung?
Abschließend zu den
Jungfrauen:
Irgendwelche Körbe habe ich mir in dieser
Zeit ebenfalls nicht eingefangen – und dies, obwohl ich es immer wieder wagte,
mir unbekannte Tänzerinnen verbal(!) aufzufordern!
Woran das nur liegen mag?
Eventuell daran, dass Frauen vernünftig genug
sind, bei Tangueros keine „Gesinnungskontrolle“ durchzuführen? Wenn die
halbwegs zur Musik tanzen, ohne ihnen die Rippen einzudrücken oder allzu grob
ihre „Führung" durchzusetzen, sind sie angesichts der heutigen Tangoszene schon
mehr als zufrieden. Und falls sie sich sogar noch weniger langweilig bewegen als
der überwiegende Rest… Hossa!
Fazit:
Manche erhalten ein Hausverbot und wissen nicht, warum. Ich dagegen weiß nicht, wo!
Oh, wie schön ist Pseudonymistan... Vielleicht reise ich mit meiner Tigerente mal hin!
Wie schreibt Janosch so schön: „Wenn man einen Freund hat, … braucht man sich vor nichts zu fürchten.“ Wenn man solche Feinde hat, erst recht nicht!
Manche erhalten ein Hausverbot und wissen nicht, warum. Ich dagegen weiß nicht, wo!
Oh, wie schön ist Pseudonymistan... Vielleicht reise ich mit meiner Tigerente mal hin!
Wie schreibt Janosch so schön: „Wenn man einen Freund hat, … braucht man sich vor nichts zu fürchten.“ Wenn man solche Feinde hat, erst recht nicht!
Wie hat der Bannfluch des Hüters der
guten Tangositten mein Leben verändert? Na ja… ich habe ein paar Anregungen für
Blogtexte erhalten. Dafür meinen herzlichen Dank!
Eine Vorstellung amüsiert mich sehr: Sollte
ich einmal eine Milonga betreten, in der man den Eintritt nicht in Franken
entrichten muss, und würde mich dann ein freundlicher, wenn auch etwas verkniffener Herr an der Kasse – nach Identifizierung
meines im Internet kursierenden Porträts – wieder zum Gehen auffordern, bestünde
ich natürlich auf einen Adressaustausch wegen meiner Zivilklage gegen das
Hausverbot.
Ein Traum: Das mit
dem pseudonymen Tangoblogger hätte sich damit erledigt.
Guten Morgen Gerhard, ein bißchen neidisch bin ich ja schon: zum Hausverbot habe ich es bisher nicht geschafft. Immerhin hatte ich neulich einen kleinen Kommentar-Austausch - wobei dieser aus meiner Sicht sehr zivil abgelaufen ist, aber man weiss ja nie. Also liegt es nur vielleicht daran, dass ich so nett bin - das allein kann es auch nicht sein; ich rätsele immer noch, wie es Terpsi in nicht mal einem Jahr geschafft hat, von netter Person zu persona non grata zu werden.
AntwortenLöschenWas nun Milonga-Zugang in Zürich und anderswo angeht, bietet mein Pseudonym-Modus (endlich mal wieder; Du weisst, ich sehe auch die Nachteile) ja die Möglichkeit, mir alles in Ruhe anzusehen.
Wie heißt es so schön: Freunde kriegt man geschenkt, Feinde muss man sich verdienen!
AntwortenLöschenDas mit Terpsi ist mir auch nicht ganz klar: Vielleicht ist sie zu sehr auf ihren eigenen Veröffentlichungen herumgeritten. Na ja, und Frauen mit eigener Meinung sind im traditionellen Tango nicht so der Hit.
Bir mir macht ein Hausverbot von Cassiel ja noch zur Hälfte Sinn. Aber wenn nun ein Pseudonym dem anderen Hausverbot erteilen würde, wären wir schon beim absurden Theater angekommen - so nach dem Motto:
"Die Selbsthilfegruppe für Schizoide trifft sich jeden Montag um 20 Uhr, wir sagen Ihnen aber nicht, wo..."