Fast wahre Augenzeugen-Berichte
„Nachrichten wollen die Zeitungen, Nachrichten wollen sie alle. Die Wahrheit will keine.“ (Kurt Tucholsky: „Vor Verdun“)
http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1924/Vor+Verdun
Seit Wochen kämpft sich mein Blog nun durch schweres Fahrwasser. Vor allem auf der Seite eines Konkurrenten hat sich nun wirklich vieles gesammelt, was meine Veröffentlichungen ablehnt, ja teilweise abgrundtief hasst.
Sogar in privaten Mails erreichten mich „Freundlichkeiten“ wie „verpissen Sie sich in Zukunft von meinem Blog!“. In Karikaturen wird jemand, wohl mit Blick auf mich, auf dem Klo sitzend dargestellt, wie er eine Di Sarli-Partitur studiert. Selber habe ich noch nie meine Gegner mit nacktem Hintern karikiert. Schon, um mein eigenes psychisches Wohlbefinden nicht zu gefährden.
Eines meiner Tanzvideos wurde so charakterisiert:
„Musikalisch? Daneben. Nicht absichtlich – sondern weil du’s schlicht nicht hörst.
· Fußtechnik? Nicht vorhanden. Kein klarer Schritt, keine Dynamik, keine Kontrolle.
· Haltung? Wie eine Fahne im Wind.
· Figuren? Versuchter Nachbau ohne innere Struktur, ohne Übergänge, ohne Führung.
· Ausdruck? Nicht einmal unbeholfen charmant, sondern schlicht hilflos.
· Interpretation? Wenn man sie suchen müsste, bräuchte man einen Metalldetektor.
Was du da tanzt, wäre nicht einmal als Parodie auf Tango erkenntlich – wäre nicht zufällig Biagi im Hintergrund gelaufen. Und ja, das ist hart. Aber du wolltest doch sachlich, oder?“
https://www.tangocompas.co/riedls-revanche-der-taenzerische-hintern-tritt/
Ich fürchte, die Vokabel „sachlich“ muss eine Zweitbedeutung haben, die mir bislang unbekannt war.
Um gleich einem fast automatischen Vorwurf zu begegnen: Nein, ich stilisiere mich nicht als „Opfer“. Wieso auch? Zur Satire gehört hartes Austeilen. Da muss man auch einstecken können. Aber wer den Gegner mit unqualifiziertem Stuss überzieht, macht nicht den zum Deppen, sondern eher sich selbst.
Weit unappetitlicher finde ich es, wenn sich dann – selbstverständlich anonyme – „Zeitzeugen“ andienen, die über meine Person beinahe Wahres zu berichten haben.
So schreibt einer unter dem Pseudonym „Jemand, der Sie oft Tanzen gesehen hat“:
„Sie
tanzen unkontrolliert – und profitieren von der Disziplin der anderen.
Die Kritik richtet sich nicht deshalb an Sie, weil Sie jemanden verletzt hätten
– sondern weil Sie sich auf der Tanzfläche unberechenbar, egozentrisch und ohne
Rücksicht auf den Gesamtfluss bewegen.“
Wer mich da wo gesehen hat, wird natürlich nicht gesagt. Hauptsache, ein wenig denunzieren…
„Ich habe gehört mit Ihnen auf einer Tanzfläche wäre eine Unfallversicherung auch wirklich angebracht“
Der Schreiber (ausnahmsweise mit Realnamen) hat es also nicht einmal selbst miterlebt, sondern lediglich „gehört“. Egal – wird schon passen…
Oder einer meiner Dauerkritiker behauptet tapfer, ich hätte ihm ja schon mal eine Klage angedroht. Weist man ihm dann – auf der Basis seiner eigenen Mail – nach, dass dies unwahr ist, kriegt man keine Antwort mehr. Stattdessen verschwinden entsprechende Kommentare.
Jedenfalls, so ein Kollege, betriebe ich ein „intelligenzfreies Blog“. Und ich sei „zu feige“ zur Veröffentlichung von Kommentaren. Und das schreibt jemand, der auch selber Zuschriften von mir nicht immer berücksichtigt. Weiterhin wird mir „äußerst dumme Analogie“ sowie „tiefe Verworrenheit“ attestiert.
https://www.blogger.com/blog/comments/3052517628261085312
War noch was? Ach ja: „Unfähigkeit“ und „mieser Charakter“!
https://www.tangocompas.co/poernbach-und-die-ehre-de-kritikers/#comments
Na gut, nach so vielen Jahren Bloggen kratzen mich solche Ungezogenheiten kaum noch. Weit unappetitlicher finde ich selbsternannte „informelle Mitarbeiter“, die offenbar die über 2000 Veröffentlichungen auf meinem Blog nach „Skandalösem“ durchforsten:
Habe ich nicht selber mal berichtet, beim Tango einen Korb erhalten zu haben? Das muss der Tangowelt sofort mitgeteilt werden!
Ein eindeutig falsches Zitat? Stimmt nicht, man habe das ja „nicht wörtlich, sondern als Schlussfolgerung“ übernommen! Daher: „Und NEIN, sinngemäß zitierte Ausdrücke, sind NICHT FALSCH, Sie Korinthenkacker!“
Oder habe ich mich nicht auch einmal abfällig über Frauen im Tango geäußert? Da bietet sich doch ein Zitat an, welches man an der Stelle abbricht, wo der gegenteilige Eindruck entstehen könnte!
Im Zweifel werden auch mal Wörter gezählt…
Ich bin sicher, man wird noch weiter fündig werden!
Kürzlich hat der Konflikt nun eine neue Stufe erreicht: Ein Kollege drohte in deftigen Worten mit einer Abmahnung durch seinen Anwalt, wenn ich dieses oder jenes auf meinem Blog nicht löschen würde. Ich habe ihm den Gefallen getan, weil ich keine Lust habe, meine Zeit mit juristischen Spitzfindigkeiten zu verplempern. Ich vertraue einfach auf das positive Image von Prozesshanseln, die mit dem Nachbarn wegen überhängender Kirschbaumzweige über drei Instanzen gehen.
Ich fürchte aber, dahinter steckt eine nicht ungefährliche Strategie: Wenn man mir immer wieder rechtliche Schritte androht, erzeugt man natürlich den Eindruck, ich betriebe Ungesetzliches. Beweisen muss man es aber nicht, denn man scheut dann doch reales juristisches Tun. Aber; „Semper aliquid haeret“ – irgendwas bleibt schon hängen!
Dennoch sage ich: Es liegt mir fern, meine restliche Lebenszeit mit Schriftsätzen für den Anwalt zu verplempern. Wer es aber unbedingt braucht, soll es tun! In eine wirkliche juristische Auseinandersetzung bin ich in über 11 Jahren Bloggen noch nie gezogen worden. Das wird seinen Grund haben.
Gestern Nacht dann die Überraschung: Der Kollege hat seine Empörungs-Suada ersatzlos gelöscht. Ein Hoffnungsschimmer?
Man wird sehen.
P.S. Gestern haben wir mal wieder eine Milonga mit traditioneller Musik besucht. Die Veranstalterin war sehr nett und hat uns sogar mit Bussis begrüßt. Tja...
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Illustration: www.tangofish.de |
Und hier noch ein Bericht aus der wunderbaren Welt der Rechthaber:
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