Zum Thema?
Derzeit bemängeln Kritiker meine nachlassende Schaffenskraft bei der Lieferung neuer Artikel. So schreibt der zu neuer Aktivität erwachte Blogger-Kollege Yokoito alias Wolfgang Balzer zu meiner Besprechung eines seiner Artikel:
„Ach ja, kleiner Nachsatz – der Meister aller Satirik-Klassen Gerhard Riedl hat mich wahrgenommen. Happy Day! Auch für seine Leser, die endlich mal wieder einen Text bekommen, der zumindest ansatzweise etwas mit Tango zu tun hat. Ich bin überglücklich, daß ich es geschafft habe, seiner zuletzt doch ein wenig erschlafften Kreativität wieder etwas Leben einzuhauchen (vielleicht ändere ich meinen Künstlernamen auf Viagrito?). Mal sehen, wie lange das anhält und ob es nur klappt, wenn ich eine Vorlage liefere.“
https://tangoblogblog.wordpress.com/2025/03/08/pugliese-und-der-tanz-mit-dem-mond/
Na gut, ich hätte „Satire“ statt „Satirik“ geschrieben (schon weil der Duden letzteres Wort nicht kennt). Aber nicht jeder kann so nah am Thema sein!
Ich bin insgesamt nicht wählerisch: Wer peinlichen Unsinn verbreitet, begibt sich halt in die Gefahr, eine Besprechung einzufangen. Ob nun der Kollege oder andere.
Ich frage mich nur, wie man auf dünnem Eis solche Pirouetten drehen kann: Seit Ende 2013 haben sich nun auf meinem Tangoblog fast 2000 Artikel mit über 5000 Kommentaren angesammelt. Meines Wissens gibt es keinen deutschsprachigen Tangoblogger mit einem solchen Ergebnis.
Allerdings lag ein solches Rekord-Resultat nie in meiner Absicht. Im Gegenteil: Hätte mir jemand vor über 11 Jahren solche Zahlen vorausgesagt, hätte ich ihn für verrückt gehalten. Anfangs hoffte ich, mir würde ein paar Mal pro Monat etwas einfallen, das sich zur Veröffentlichung eignet. Mehr nicht.
Was aber stimmt: In den ersten Jahren waren es fast ausschließlich Tangothemen, die ich besprach. Die erste große Zäsur ergab sich zu Beginn der Corona-Pandemie. Außer heftigen Streitereien zu Milonga-Besuchen mit oder ohne Maske lag der Tango ziemlich darnieder.
Ich fand dann aber schnell heraus, dass die Konfrontationen zum Thema Pandemie in ihrer Machart durchaus Tango-Qualität aufwiesen. Insgesamt entstanden 134 Artikel zu diesem Bereich – auch über die Virus-Streitereien in der Tangoszene. Ich bin heute sicher, dass dieser fallweise Themenwechsel damals mein Blog gerettet hat.
Zwei weitere Blogs (zum Lehrerberuf und zur Zauberei) entstanden:
https://gerhards-lehrer-retter.blogspot.com/
https://diemagiedesgr.blogspot.com/
Sie erreichten nie die Popularität der Tangoseite. Immerhin zählen sie bis heute um die 40000 bzw. 60000 Zugriffe. Dennoch bin ich froh, auch diesen Themen Raum gegeben zu haben – einfach, weil sie mich interessieren und ich glaube, gelegentlich etwas in diesen Bereichen zu sagen zu haben. In der Tangoszene aber betrachtet man es offenbar als Vorzug, über einen „One Track Mind“ zu verfügen.
Selber jedenfalls kam es mir nie in den Sinn, ich müsste mich nun sklavisch an irgendwelche Themen halten. Warum auch? Ich muss nichts verkaufen und bin daher nicht darauf angewiesen, der werten Kundschaft Gewünschtes zu liefern. Im Gegenteil betrachte ich es als riesige Freiheit, die Themen so auszuwählen, wie sie gerade daherkommen. Und offenbar vermochte ich die Beiträge so interessant zu gestalten, dass sie viel gelesen wurden. Meine satirische Ader hat wohl wesentlich dazu beigetragen: Man lacht halt gerne - vorzugsweise über andere.
Und es ist doch schön, wenn man derzeit im Tango nicht allzu viel satirewürdigen Blödsinn verbreitet! Warum soll ich mich dann künstlich aufregen, nur um einen neuen Artikel zu diesem Thema zu rechtfertigen? Aber ich bin optimistisch, dass dies nicht ewig so bleiben wird.
Stattdessen passiert derzeit in der Politik vieles, was ich vom „Gaga-Faktor“ bislang eher im Tangosektor erwartet hätte. Daher habe ich mir erlaubt, dazu einige Artikel zu verfassen. Wen das nicht interessiert: Schade, aber zu tadeln habe ich das nicht. Vielleicht habe ich ja auch nur die falsche Partei kritisiert…
Daher werde ich mich weiterhin von meinen Launen und Impulsen treiben lassen. Keine Ahnung, was ich als Nächstes veröffentlichen werde. Und wann. Genau das finde ich spannend und interessant.
Und sorry: Anspruch auf Themen-Garantien oder Liefermengen hat niemand. Im Zweifel bitte ich, sich am Schaffen meiner genialen Kollegen zu bedienen!
P.S. Einer hat nun angekündigt, ich werde Gegenstand seines kommenden 1. April-Artikels sein. Ich bin gespannt – und hoffentlich hat er nichts zu früh verraten!
Foto: www.tangofish.de
Hallo Herr Riedl,
AntwortenLöschenSie bestätigen einen Verdacht, den ich schon sehr lange hege: Sie sind sehr empfindlich bei Kritik, behaupten aber immer wieder, Kritik könne Ihnen nichts anhaben.
Gestern spielten Sie diesen Verdacht noch mit folgenden Worten in Ihrer Replik herunter:
[…] bei fast 2000 Artikeln auf meinem Blog nehme ich den Begriff „erschlaffende Kreativität“ gefasst entgegen […]
Und heute widmen Sie der nicht als Vorwurf gemeinten Beschreibung einer Tatsache (von Blogger Yokohito), nämlich, dass Sie in letzter Zeit erkennbar weniger Artikel schreiben, gleich einen ganzen Artikel mit Eigenlob Ihrer Schaffenskraft und beeindruckender Zurschaustellung Ihrer zahlreichen Beiträge.
Darauf können Sie ja auch stolz sein können, wohlgemerkt über Quantität, jedoch nicht unbedingt inhaltlicher, aber stilistischer Qualität.
Niemand wirft Ihnen vor, wenn Sie weniger schreiben oder Artikel, die nicht dem Tango gewidmet sind.
Im Gegenteil, ich lese Ihre Beiträge über Politik sehr gerne, aber die über Tango eben nicht.
Ich bin allerdings nicht hämisch über diesen recht menschlichen Zug ‚Empfindlichkeit’, den ich Ihnen gerne zugestehe, denn es ist beruhigend, dass hinter Ihrer kühlen Satiriker-Fassade auch ein Mensch steckt und nicht nur ein unbarmherziger Zensor menschlicher Attitüden, die man nicht nur in der Tango-Szene bei vielen Mitmenschen erkennen kann.
Wenn Sie doch Ihre Themenfreiheit auf Ihrem Blog so betonen, wäre es doch schön, wenn Sie bei tango-fremden Themen nicht so häufig den Haken zum Tango schlagen würden - oft mit atemberaubenden Analogien - wie schon von Yokohito bemerkt.
Den Sinn einer Satire, haben Sie ja hinlänglich erklärt, auch unter Zuhilfenahme von Harald Schmidt, der Satire als Mittel benutzt, um Leuten, die sich allzu sehr aus dem Fenster hängen, „auf die Füße zu treten“. (https://milongafuehrer.blogspot.com/2025/01/harald-schmidt-und-das-beledigtsein.html)
Es wäre begrüßenswert, wenn Sie oft zu beobachtende negative Attitüden in der Tango-Szene in Zukunft etwas gnädiger behandeln, denn mit Ihren Artikeln hängen auch Sie sich manchmal sehr aus dem Fenster - viele Tänzer/innen allerdings nicht -, denn die Kritik daran fällt Ihnen dann mit pöbelnden Kommentaren vor die Füße, weil Ihre Mitmenschen eben auch empfindlich sind und nicht über die Zeit und die Fähigkeiten verfügen, grammatisch und stilistisch einwandfreie Kommentar zu verfassen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
Hallo, Herr Wendel,
Löschenich bestätige einen Verdacht, den Sie schon lange hegen? Das überrascht mich jetzt aber!
Na, und dann bin ich halt wenigstens froh über die Quantität meiner Artikel. Kann auch nicht jeder sein.
In Wahrheit habe ich mir schon ziemlich mufflige Bemerkungen eingefangen, wenn ich mal nicht über Tango schreibe. Offenbar scheine ich dazu verpflichtet zu sein.
Und ja – nachweislich werden meine Texte von einem Menschen verfasst (und nicht etwa von KI). Das scheint nicht allen Lesenden bewusst zu sein.
Tatsächlich versuche ich, auch bei tangofernen Themen oft einen Bezug zu unserem Tanz herzustellen. Nachdem ich oft über Absurditäten berichte, liegt das nahe.
Meine Behandlung negativer Attitüden in der Tangoszene hängt schlicht davon ab, wie fürchterlich der Quatsch ist, den ich nicht selten lese. Da bin ich oft genug eher auf der gnädigen Seite. Beispielsweise hätte bei der Beischlaf-Lyrik eines Kollegen deutlich heftiger auspacken können. Aber ich muss auf das Geschmackempfinden meiner Lesenden Rücksicht nehmen.
Und pöbelnde Kommentare muss ich ja nicht veröffentlichen.
Beste Grüße
Gerhard Riedl