Tango-Zauber
Zweifellos ist die Vokabel „Zauber“ (oder gar „Magie“) bestens dafür geeignet, dummes Zeug auch über den Tango zu verbreiten.
So dürfen wir uns auf ein demnächst stattfindendes Event namens „Tango Zauber“ freuen, auf das man mit dergleichen gelockt wird. Bei diesem „Magical Tango Weekend“ erwarten uns „Enchanting Music“ „Charming tango fashion and shoes“ sowie „Lots of delightful dancers from near and far“ (seffaständlich in Inglisch).
Na ja – „zauberhafte Gäste“ from near… det wüsst ick. Aber vielleicht werden ja welche aus weit entfernten Regionen eingeflogen!
Das Ganze in „purple haze edition“… klar, lila Dunst dürfte reichlich vorhanden sein!
Zusätzlich kann man sich die „müden Füße“ massieren lassen – ob vor oder nach dem Tanzen wird nicht gesagt.
Das anwesende Lehrerpaar beherrsche, so wird versprochen, „kraftvolle und ehrliche Bewegung“. Da wird also bei der Leidenschaft nix vorgetäuscht!
https://tangozauber.de/workshops/
Auch andere Veranstalter werben mit Magischem:
„Unsere
wunderschönen Locations wurden mit Bedacht ausgesucht und bieten nicht nur ein
bezauberndes Ambiente, sondern auch die besten Parkettböden. (…)
Freue dich auf eine achtsame Zeit. Genieße gemeinsam mit uns eine Atmosphäre
voller Tango-Zauber, die dir Emotionen und Freude schenken wird.“
Angeboten werden also nicht nur Gefühle, sondern sogar Freude – das ist ja mehr, als man erwarten kann!
Nun habe ich mich ja zirka ein halbes Jahrhundert mit klassischer Zauberei beschäftigt und über tausend Auftritte absolviert. Daher nervt es mich kolossal, wenn Begriffe wie „Zauber“ oder „Magie“ dazu missbraucht werden, Kram aller Art zu verscherbeln. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt:
So kann man den „Zauber der Umarmung“ auf einem Wandkalender erwerben:
„Tango Argentino ist ... getanzte Leidenschaft, ein nonverbaler Dialog, Hingabe, und noch vieles mehr. Was diesem außergewöhnlichen Tanz einen ganz besonderen Zauber verleiht ist die innige Umarmung. Diese magische Verbindung ausdrucksstark darzustellen war für mich das Ziel“
Wichtig: „Damit die Papierbogen glatt an der Wand hängen, hat dieser hochwertige Kalender innovative Einstecktaschen. Sie schützen die großen Blätter vor Luftfeuchte-Effekten.“
Klar, bei der „getanzten Leidenschaft“ kann sich schon Feuchtigkeit entwickeln…
Im Deutschlandfunk findet sich eine Rezension des Romans „Im Himmel Tango“ von Elsa Osorio:
„Ja, so muss es sein, die Trauer des Tänzers spiegelt sich im Tango, und sie spiegelt sich nicht nur, sie verwandelt sich in Worte, Worte, die der Tango dem Tänzer ins Ohr flüstert, mit denen er ihn verzaubert und im besten Fall sogar ermutigt. (…)
Vielleicht lässt sich Osorio gelegentlich zu sehr von dieser Melancholie verführen und zu allzu starken Metaphern hinreißen. Aber so ist es eben mit der Kunst: Sie ist verführerisch und setzt bisweilen den kritischen Apparat namens Hirn außer Kraft. Aber so lange das nur ganz selten mal passiert, ist dagegen nichts einzuwenden“
https://www.deutschlandfunk.de/der-zauber-des-tango-100.html
Klar, für kurzfristige Hirn-Aussetzer muss man beim Tango Verständnis haben – so lange Wörter wie „Zauber“ unseren Tanz nicht in Klischees ersäufen!
Zu meinem Vergnügen habe ich aber gesehen: Die Zauberkunst schlägt zurück! Im Täuschungs-Handel wird eine „Tango Coin Production“ angeboten, bei welcher der Vorführende jede Menge Münzen aus dem Nichts erscheinen lässt. Na, das ist doch ideal für Veranstaltende, Lehrkräfte und andere, die beim Tango auf klingende Münze scharf sind! Sehen und staunen Sie:
Und unter dem Begriff „Tango Magic“ werden sogar haufenweise solche Münzeffekte angeboten:
https://zauberdiscount.de/Specials/Tango-Magic:::5278_5314.html
Der Tango-Ablasshandel hat inzwischen offenbar Tetzelsche Ausmaße angenommen:
„Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt“
Aktuell übertragen: „Zahlst du rasch die Kursgebühr, kannst du Tango für und für!“
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Tetzel
So lautet denn mein Tipp im Tango wie in der Zauberei: Beides kann nur wirken, wenn man nicht darüber nachdenkt, wie es geht!
Dann möge sich doch – nicht nur bei Jimi Hendrix – der lila Schleier („Purple Haze“) lüften:
Lieber Herr Riedl,
AntwortenLöschenSie geben immer wieder gern Ihre bemerkenswerten Zahlen an Milonga-Besuchen, Zauber-Auftritten, Tanzpartnerinnen, Jahren an Tanzerfahrung und Anzahl Ihrer Artikel bekannt.
Ist Ihnen Quantität so wichtig?
Über 1000 Magier-Auftritte: Ein halbes Jahrhundert lang ? WOW! Zählen Sie die Auftritte?
Und wenn ja, welche und wo? Wann? Zu welchen Anlässen? Wieviele Zuschauer? 10? oder 100? Zählen Sie die Geburtstagsfeiern auch mit, etwa die "Auftritte in Kindergärten? Oder die vor Ihren Freunden? Oder haben Sie mal mit 12 Jahren einen Zauberkasten zu Weihnachten bekommen? Was sind Auftritte für Sie? Bei immerhin 1000 "Auftritten" müssten Sie 50 Jahre lang alle 14 Tage einen gehabt haben. (Ja, ich weiß, dafür braucht man keine Mathematik studieren.)
Jetzt beanspruchen Sie auch noch das Wort "Zauber" mit allen Abwandlungen im Bereich Tango-Werbung für sich, nur weil Sie sich als Magier betrachten?
Ihre vorgespielte Bescheidenheit via "Selbstverkleinerung": "…ich bin ja nur ein
Laie, …ich bin doch kein Fachmann usw." nimmt Ihnen doch anhand Ihrer laufend reklamierten Kundgebung dieser Superlativ-Zahlen keiner mehr ab.
Ihre Artikel lassen schwer zu wünschen übrig. Sie haben schwer nachgelassen. Über 20 Artikel nur mit Bezug "Tango Combos Blog" ?
Quantität hoch, Qualität niedrig. Ihre Zauber-Auftritte auch?
Mit freundlichen Grüßen
Horst Soltau
PS: Ich weiß, ich lande jetzt auch auf Ihrer schwarzen Liste.
Lieber Herr Soltau,
Löschenwieso sollte ich Ihren Kommentar nicht veröffentlichen? Dass meine Angaben generell und im Detail angezweifelt werden, bin ich seit Jahren gewohnt.
Sicher ist Quantität nicht unwichtig. Immerhin zeigt sie ein gewisses Interesse von Lesenden oder des Publikums.
Zu den Daten: Ich habe über alle 1268 Auftritte Buch geführt (Gastgeber, Programm, Zuschauerzahl etc.). Die Angaben füllen 9 dicke Kalender. Nicht, um hinterher dumme Fragen beantworten zu können. Aber es macht einen guten Eindruck, wenn man bei einem neuerlichen Engagement noch weiß, was man früher gezeigt hat. Und den Veranstalter nicht wieder wegen der Details befragen muss.
Begonnen habe ich bei meiner ersten Vorstellung außerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises am 26.1.1986 – gleich bei einem Baron auf einem echten Schloss!
Na ja, Zufall: Ich habe mich immer als Amateur-Zauberer verstanden, der meist in privatem Rahmen auftrat – klar, oft vor nur 10 oder 20 Gästen, ob nun bei einer Geburtstagsfeier oder einem anderen Jubiläum. Und ja, auch bei Kindergeburtstagen – was ich nicht als Abwertung verstehe. Im Gegenteil.
Als ich später Musikveranstaltungen magisch moderierte, waren es auch öfters größere Säle.
Nochmal: Das Ganze ist bis ins Detail nachprüfbar. Sollte es Sie mal in die Ingolstädter/Münchner Gegend verschlagen, sind Sie herzlich bei uns eingeladen und können die Dokumentationen gerne ansehen.
Welche Qualität meine Zauberauftritte hatten, muss das Publikum beurteilen. Da ich wenig Werbung machte, profitierte ich vorwiegend von persönlichen Empfehlungen.
Auf YouTube habe ich eine Reihe meiner Kunststücke veröffentlicht. Schauen Sie einfach selber nach: https://www.youtube.com/@gerhardriedl8467
Weiterhin habe ich ein Buch über meine Zauberei herausgegeben: „Zaubern – das Wie entscheidet!“ Beim Verlag und im Internethandel ist es noch zu erwerben:
https://www.amazon.de/Zaubern-entscheidet-Magische-Tipps-Erfahrungen/dp/3735780164
Oder haben Sie sich schon mal mein Zauber-Blog angesehen? Auch da finden Sie Informationen in Hülle und Fülle:
https://diemagiedesgr.blogspot.com/
Als „Superlativ-Zahlen“ sehe ich meine Auftritts-Frequenz nicht. Zu meinen besten Zeiten waren es etwa 50 im Jahr. Unterhaltungs-Profis haben oft 200 Termine jährlich. Das konnte ich mit meinem Berufsleben nicht vereinbaren.
Also, viel Spaß bei der Recherche! Sie werden sicherlich wieder etwas finden, das Sie anzweifeln können.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Lieber Herr Riedl,
AntwortenLöschennach Ihrer ausführlichen Aufstellung ist ja nun klar, dass Sie da schon gute Referenzen nachweisen können. Dann muss ich zugeben, dass ich Sie da wohl unterschätzt habe. Sorry!
Was nun Ihre Beanspruchung bezüglich des von Ihnen lamentierten Missbrauch des Wortes "Zauber" angeht, erkenne ich da keinen Anspruch, nur weil Sie ein Hobby Magier sind. Das ist doch ein allgemein gebräuchliches Wort für alles "Zauberhafte, Schöne."
Und ich verstehe einfach nicht, warum sie jede begeisternde Äußerung bei Werbung für Tango-Veranstaltungen als klischeehafte Übertreibung so heruntermachen. Muss denn jeder, der zum Tango verführt werden soll, mit so einer nüchternen, grantigen Einstellung, wie die Ihre, über diesen doch schönen Tanz direkt abgeschreckt werden?
"Ihr Großer Milongführer" ist ja auch nicht gerade eine gute Werbung für den Tango, sondern eher eine etwas vergrätzende Abschreckung. Sie sagen oft, nach heutigen Kriterien hätten Sie den Tango erst gar nicht angefangen, aber nach Lesen Ihres Buches vor ein paar Jahren, ich aber auch nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Soltau
Lieber Herr Soltau,
Löschenan Ihrer Stelle hätte ich jetzt auch das Thema gewechselt.
Lamentieren liegt mir überhaupt nicht. Eher schon satirische Überspitzung.
Klar haben Wörter wie „Zauber“ oder „Magie“ umfassendere Bedeutungen. Dennoch finde ich, sie sollten nicht für jeden Deoroller missbraucht werden. Oder für großspurige Tangowerbung. Auch das reizt halt zu Satire.
Ich hoffe, mein Buch hat Sie nicht vom Tango abgebracht? Mich jedenfalls nicht. Obwohl es für mich immer schwieriger wird, den Tango zu finden, den ich einst kennenlernte.
„Zum Tango verführen“ ist eine schlechte Idee. Der Tango sucht sich die Menschen, welche er braucht. Wehren kann man sich da kaum.
Und wer an die ganzen Klischees glauben möchte, wird es tun. Dagegen kann ich wenig ausrichten. Aber für Menschen, die mehr an Tatsachen orientiert sind, liefere ich halt eine glamourfreie Sicht.
Beste Grüße
Gerhard Riedl