501
Nach
500 Artikeln auf meinem Blog (in
weniger als 4 Jahren) finde ich es spannend, einmal Bilanz zu ziehen. Wie ist die Resonanz der Leser, und vor allem: Stimmt
sie überein mit der verlautbarten Kritik
an meiner Seite, welche sich vor allem auf 4 Punkte bezieht.
·
Ich
sei im Tango ein Außenseiter,
welchen eh keiner ernst nehme.
·
Abstoßend
wirke meine „Hetze“ gegen weite
Teile der Tangoszene.
·
Es
langweile erheblich, immer wieder die
gleichen Themen behandelt zu sehen.
·
Das
schwache Interesse an meinem Blog dokumentierten schon die geringen Kommentarzahlen.
Schauen
wir uns einmal die zehn meistgelesenen
Texte des Blogs an:
Mit
Abstand an der Spitze steht – was mich natürlich besonders freut – die Werbung
für die 2. Auflage meines Tangobuches, welches Ende 2016 herauskam. Seit 2010
ist der „Milonga-Führer“ auf dem
Markt, und ich kenne nur wenige Werke zum Tango, welche nach wie vor im
Gespräch sind und sich auch gut verkaufen.
Mein
Text zur „engen Umarmung“ hat kürzlich
hohe Wellen geschlagen und zu einer Reihe von Folge-Artikeln geführt. Wie fast
immer hat der erste die meisten Zugriffe:
Herumsitzende,
von den Tänzern ignorierte Frauen
sind ein „Dauerbrenner“, was gleich an drei sehr oft gelesenen Beiträgen
ersichtlich wird:
Ebenfalls
immer noch großes Interesse finden Texte, welche sich mit Verhaltensweisen in der Münchner Tangoszene beschäftigen (wohl auch
deshalb, da diese Tendenzen gar nicht regional begrenzt sind):
Eine
Ausnahmeerscheinung ist ein Gastbeitrag von Annette Herget über Tango und Aikido. Abgesehen vom sehr
originellen, gut bearbeiteten Thema dürfte ein Grund für die vielen Zugriffe
sein, dass die Autorin den Text auf der eigenen, viel gelesenen Webseite
verlinkt:
Lange
Zeit Spitzenreiter war ein Bericht über den gegen mich gerichteten Amoklauf eines Wiener Tangolehrers:
Zusammenfassend
fällt auf, dass die meisten Themen nicht
„neu“ sind, sondern einen Bereich behandeln, welcher seit vielen Jahren auf
den Internet-Foren diskutiert wird: das Sozialverhalten
(oder schlicht der Benimm) im Tango – inklusive der Frage, was und wie viel
gewisse „Regeln“ bewirken.
Nun
habe ich ja durchaus eine Menge Artikel verfasst, die Originelleres (oder
Abstruses) zum Thema hatten. Das nüchterne Ergebnis: Was besser ankommt, sind
ständige Varianten zum offenbar zentralen Interesse – dem „Zwischenmenschlichen“ im Tango. Und das umso mehr, je drastischer
es danebengeht: sex and crime…
Und
was ich durchgehend seit Jahren beobachte: Konfrontative
Texte erregen weit mehr Aufmerksamkeit als „weiche“ Themen. Aktuell geht es
in mindestens 6 der 10 meistgelesenen Artikel ziemlich hart zur Sache – deutlich
mehr als im Durchschnitt der 500 Blogbeiträge.
Offenbar
ist der Leser ein Zwitterwesen: Er
fordert zwar die Übertragung von Schachpartien, schaut aber dann doch lieber
Wrestling…
Im
Mittel größer ist auch das Interesse an selbst
erlebten Geschichten (obwohl Einzelfälle weniger aussagen als allgemeine
Darlegungen). Zirka die Hälfte der obigen Artikel gehört in diesen Bereich, im
Blog insgesamt sind es deutlich weniger.
Ebenso
kann ich von den Zugriffszahlen her mit meiner Rolle als „Außenseiter“ ganz gut leben: Mit über 400 Klicks täglich haben
diese heuer einen neuen Spitzenwert erreicht. Mangelndes Interesse sieht anders
aus… Mein herzlicher Dank gilt daher allen Lesern!
Wichtig
erscheint mir jedoch folgende Tatsache: Kein
Mensch kann beurteilen, wie viel Zustimmung oder Ablehnung ein Text erfährt.
Eventuelle Kommentare erzeugen da leicht
ein sehr schiefes Bild! Nach dem Kennenlernen einer dreistelligen Zahl von Tangoblogs
(die meisten davon in englischer Sprache) steht für mich fest: Solche Anmerkungen
sind generell eher Mangelware – ich glaube nicht, dass im Schnitt mehr als 5
Prozent der Leser Kommentare hinterlassen. Selbst wenn diese einheitlich zu Lob
oder Verdammung tendieren, erfahren wir nie, was die anderen 95 Prozent von
einem Text halten.
Aber
auf meinem Blog gibt es ja – glaubt man manchen Kritikern – so gut wie keine
Leseranmerkungen! Nun, derzeit sind es insgesamt 1480, also etwa 3 pro Artikel.
Selbst auf dem sehr rege besuchten Forum „tanzmitmir“
liegt die Publikumsreaktion nur um die 2 Prozent – und das, obwohl dort im
Tangobereich schauerliche Themaverfehlungen und einfältigstes Gelaber die Regel
sind.
Was
mich besonders freut: Die Kommentare auf meinem Blog sind weniger durch totale
Ablehnung oder heftige Verehrung geprägt, sondern stellen in der Mehrzahl ergänzende Anmerkungen zu den Artikeln
dar – oft mit interessanten und wertvollen Verweisen auf weitere Quellen. Ich
finde, so kann’s weitergehen!
Aber
da ja persönliche Erlebnisse besonders attraktiv wirken, hier noch die neueste Geschichte aus dem obigen
Forum:
Einem
dortigen Schreiber ging es wohl schon bei der Anmeldung um einen persönlichen
Bezug zu mir, da er sich – in Anspielung auf mein dortiges Kürzel „G.R.“ – „G.R.Ewing“ nannte. Vom Stil her ist er
ein trolliger Provokateur, der immer wieder versucht, Kontroversen (speziell
zwischen Cassiel und mir) hervorzurufen. Meist kriege ich erstmal mein Fett ab:
„…der im Übrigen von mir wegen seiner mit der Blogger-Tinte häufig
allzu großzügig und oft reflexhaft verspritzen Häme gegen alles und jede/n
sonst in aller Regel nicht sooo sehr geschätzt wird!"
Als
ich bei einem bestimmten Thema Herrn Cassiel sogar einmal recht gab, war er
sichtlich enttäuscht:
„Hmm, eigentlich
schön, dass ihr euch - zumindest teilweise - mal einig seid, aber wie der
Wiener wohl sagen würd': ‚a bissl fad isses scho !‘ "
Prompt stieg er auf eine andere Strategie um,
nämlich meinen Konkurrenten hemmungslos zu loben:
„Was auf jeden Fall
aber wieder einmal deutlich auffällt: im Gefolge Deiner früheren Blogartikel -
und selbst zu diesem Gastbeitrag - finden sich oft so ausführliche und
inhaltsvolle Diskussionen Deiner Leser, wie so manch anderes Blog sie nicht ein
einziges Mal hervorgebracht hat ..
Sich hierdurch angesprochen fühlende ‚Möchtegern-Journalisten‘, wie z.B. G.R., dürfen das gerne durch ein Gegenbeispiel widerlegen ...“
Sich hierdurch angesprochen fühlende ‚Möchtegern-Journalisten‘, wie z.B. G.R., dürfen das gerne durch ein Gegenbeispiel widerlegen ...“
Da
kam ich dann doch nicht umhin, aus dem Diskussionsteil zu diesem Text einige
der dort üblichen verbalen Ausfälle zu zitieren:
„Jeder von uns hat sich schon genug blöde
Sprüche irgendwelcher arroganter Zicken anhören müssen - das gehört halt dazu.“
„Wenn Du auf eine Augenhöhe mit uns kommen
möchtest - dann finde einen angemessene Art u Weise, mit uns zu kommunizieren!
In diesem flegelhaften Ton bist Du in diesem Blog nicht wirklich richtig
aufgehoben...“
„In meinem Ohren eine ganz ungute Wortwahl
und hochnäsige Deutungshoheit.“
„Ansonsten bist Du diejenige, die hier mit
Vorwürfen und einem unfreundlichen, humorlosen Tonfall (nicht nur mir
gegenüber) auffällt.“
Aber einem Troll
gegenüber haben Zitate überhaupt
keinen Sinn:
„Für seine selektiv verkürzende und dadurch passend zu
seiner ‚tintenreichen Häme‘ zurecht-gebogenen Zitierweise ist der Gerhard Riedel ja
hinlänglich bekannt.
Und prompt hat er uns mal wieder ein schön-häßliches Beispiel dafür geliefert. Er kann halt nicht aus seiner zwanghaften Zyniker-Haut raus, der arme Kerl.“
Und prompt hat er uns mal wieder ein schön-häßliches Beispiel dafür geliefert. Er kann halt nicht aus seiner zwanghaften Zyniker-Haut raus, der arme Kerl.“
Lassen wir dies als Motto
für die nächsten 500 Blogartikel so stehen!
„501“ ist übrigens eine durchaus magische Zahl: Im Jahr
1890 verwendete Levi Strauss für
eine Serie praktischer Arbeitshosen die Partienummer „501“, die sich fortan als Begriff für die wohl am meisten
getragene Jeans dieser Welt etablierte.
Diese Hose steht – wie der Tango – für die Auswanderer in die Neue Welt und ebenso
für die Rebellion der Rock’n Roll-Generation
gegen eine spießige Elterngilde, welche diese neue Entwicklung als „Negermusik“
titulierte.
(Freilich wird inzwischen kein einziges Stück der
legendären Röhre mehr in den USA gefertigt – im Gegensatz zu den Texten „made
in Pörnbach“…)
(Freilich wird inzwischen kein einziges Stück der legendären Röhre mehr in den USA gefertigt – im Gegensatz zu den Texten „made in Pörnbach“…)
AntwortenLöschenAhem ... deine Texte "made in Pörnbach" werden in den USA gefertigt???
Na ja, ein paar schon, zum Beispiel die von Karen Kaye.
LöschenDie Pünktchen am Satzende deuten allerdings die Fortsetzung an: „… die noch in Deutschland produziert werden.“
Aber natürlich gebe ich Anfragen zu eventuell nicht ganz korrekten Formulierungen stets zur genaueren Expertise an mein Lektorat weiter.