Beerdigung mit Kurzparken

Heute fand sich auf meinem Schreibtisch eine Rechnung über 20 Euro – meine liebe Frau hatte sie mir zum Überweisen hingelegt. Empfänger: Polizeiverwaltungsamt!

Meine Erkundigung ergab: Karin war neulich anlässlich der Beerdigung einer alten Freundin in München und hatte dort vor der Kirche, die sich in einem Einkaufszentrum befindet, geparkt.

Nun weiß ich, dass meine liebe Frau bei solchen Aktionen äußerst umsichtig verfährt. Stets kontrolliert sie im Umkreis von 50 Metern, ob das Parken tatsächlich erlaubt ist, man einen Automaten zu füttern hat oder ähnlich Wichtiges zu tun oder unterlassen sei. Man ist ja schließlich selber Staatsdiener.

Irgendein Schild muss sie an diesem Tag wohl dennoch übersehen haben.

Den Hinweiszettel wegen des Parkverstoßes fand sie erst am übernächsten Morgen daheim, da die Verkehrsüberwacher ihn bis fast in den Motorraum geschoben hatten.

Nach längerer Suche im Computer ließ sich dann der Tatbestand eruieren:

„113300 Sie parkten bei Zeichen 314, ohne die durch Zusatzzeichen vorgeschriebene Parkscheibe (Bild 318) von außen gut lesbar im oder am Fahrzeug angebracht zu haben. § 13 Abs.1,2, § 49 StVO; § 24 Abs. 1,3 Nr. 5 StVG; 63.1 BKat“

Man hätte natürlich auch schreiben können: „In Ihrem Fahrzeug war keine richtig eingestellte Parkscheibe zu sehen.“

Habe ich nicht schon ein paar Mal vernommen, die Politik wolle sich um den „Abbau der Bürokratie“ kümmern?

Irgendwie scheint das in München noch nicht angekommen zu sein…

Ich vermute, die Verkehrsüberwacher studieren im Vorfeld die Gottesdienstordnung der Kirche, um dann die Ollen bei altersgemäßen Beerdigungen dranzukriegen. 

Vor dem Friedhof, den Karin später besuchte, gab es noch keine Kurzpark-Reglements – logisch, da sollte man auch sehr langes Abstellen tolerieren…

Die beste Ehefrau von allen wollte mir dann das Bank-Geschäft ersparen und folgte der Anweisung: „Laden Sie den Überweisungsträger herunter, um ihn in Ihre Banking-App zu importieren oder auszudrucken.“

Flugs erschien die Anzeige: „Überweisungsträger aktuell leider nicht verfügbar.“

Was soll man als Satiriker noch machen, wenn einem die Polizei alle Arbeit abnimmt?

Fazit: Sollte jemand – trotz meiner intensiven Warnungen – mal eine Münchner Milonga besuchen wollen: 20 Euro zum Parken einkalkulieren!

Die bayerische Kabarettistin Monika Gruber erzählte einmal, sie sei nach einer Feier mit einigen Proseccos nicht auf der Hauptstraße nach Hause gefahren, sondern habe einen Nebenweg („Promille-Umleitung“) durch den Wald benutzt.

Prompt wurde sie dort von einer Polizeistreife gestoppt. Ein Beamter fragte sie: „Wissen Sie, warum wir hier stehen?“ Ihre laut geäußerte Vermutung: „Weil’s für d' Kripo nicht g’reicht hat?“

Offenbar wurde es dann noch teurer, was die „Gruaberin“ so kommentierte: „Des Geid soi hi sei!“

Ich finde ebenfalls: Gute Satire darf auch mal was kosten!   

P.S. Auch Loriot hat das Problem – wie immer meisterhaft – behandelt:

https://www.youtube.com/watch?v=7s-Oo0W8QuI

Kommentare

  1. Was macht man eigentlich mit Menschen, die glauben, sie seien Satiriker? Also z.b. Blogger, die andere Satiriker imitieren? ("Die beste Ehefrau von allen" stammt übrigens von Ephraim Kishon") Wie hätte Loriot eigentlich Gerhard Riedl in einem Sketch dargestellt? Vielleicht auch von 2 Polizisten abgeführt, während er über die Tango-Elite spricht, eine ernste Menschenmenge um ihn herum, von denen keiner lacht und Riedl behauptet, es sei alles nur Satire?

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    1. Kann schon sein. Bei Ihnen hätte es Loriot wohl gar nicht versucht. Sie haben weder ein Gesicht noch einen Namen. Und Sie verfassen auch keine Artikel – da wird es dann schwierig.

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