Unser Operettenkonzert: Moderation und Videos
Gestern ging in Bad Gögging unser Operettenkonzert über die Bühne. Wir waren recht zufrieden mit den zirka 35 Besuchern – natürlich unter 2G-Bedingungen. Ehrlich gesagt wäre ich dennoch etwas nervös geworden, wenn sich der mit 180 Plätzen bestuhlte Kursaal viel stärker gefüllt hätte.
Glücklicherweise hat alles geklappt – und auch von etlichen Gästen hörten wir, dass unsere Vorstellung ihr Gefallen fand. Erstaunt war ich, dass sich auch einige jüngere Leute eingefunden hatten – und das bei einer solch „prähistorischen“ Musik!
Statt einer umfassenden Beschreibung des Programms habe ich mich entschlossen, einmal meine gesamte Moderation zu veröffentlichen. Dazu noch drei kurze Videoausschnitte, für die unser Fagottspieler und Arrangeur Hartwig Simon gesorgt hat. Herzlichen Dank dafür!
Zu Beginn gab es eine Melodienfolge aus der Operette „Der Vogelhändler“:
Liebe Gäste,
„Grüß euch Gott, alle miteinander!“ So begrüßt der Vogelhändler Adam sein Publikum in Carl Zellers gleichnamiger Operette. Ich kann Ihnen in der nächsten Stunde aber keine dressierten Vogerl, stattdessen aber das „Hallertauer Salon-Trio“ präsentieren, das Sie mit Evergreens der Operette unterhalten möchte.
Wir haben unser Programm „Zauber der Operette“ genannt – mit einer klaren Aufgabenteilung: Zauber, das bin ich – und Operette die Herrschaften da drüben.
Seit der Uraufführung 1891 wird der „Vogelhändler“ immer wieder gespielt. Titel wie „Ich bin der Prodekan“, „Wie mein Ahn‘l zwanzig Jahr“, und natürlich „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ sind immer noch bekannte Ohrwürmer, wie Sie sich gerade überzeugen konnten.
Neben der vom Tiroler Adam umworbenen „Christl von der Post“ gibt es in dieser Operette noch eine zweite interessante Frauenfigur: Die Kurfürstin Marie, die von ihrer großen Liebe erzählt: Ihrem Mann, der sie inzwischen aber allein lässt und sich ausgiebig als Schürzenjäger betätigt. Da bleibt nur die Erinnerung an glücklichere Zeiten: „Als geblüht der Kirschenbaum“
Hier noch der Anfang meiner Moderation:
Eine Barkarole ist benannt nach dem Italienischen „barca“: „Barke“ oder „Boot“ und war ursprünglich ein venezianisches Gondellied. Durch die Taktart wird der Eindruck einer wiegenden Bewegung in der Melodie hervorgerufen, die an das Schaukeln einer Gondel in den Kanälen Venedigs erinnert: Die wohl berühmteste Barkarole stammt aus der Operette „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach.
Die Operette „Schwarzwaldmädel“ von Leon Jessel erzählt die Geschichte des bejahrten Domkapellmeisters Blasius Römer, der sich in Bärbele, seine junge Hausangestellte, verliebt hat. Er traut sich aber nicht, ihr das zu gestehen, was im Endeffekt auch gut ist.
Beim alljährlichen Cäcilienfest fordert Bärbele ihn zum Tanzen auf, was Römer in den Konflikt zwischen Pflicht und Neigung treibt. Daraus entwickelt sich das bekannte Duett „Erklingen zum Tanze die Geigen“. In Ermangelung eines Sängers hören Sie unsere Solistin nun in beiden Rollen!
Ebenfalls bis heute gespielt wird die 1885 uraufgeführte Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauss. Eingebettet in die Liebesgeschichte zwischen dem verarmten Gutsbesitzerssohn Sándor Barinkay und dem Zigeunermädchen Saffi sind wunderbare Melodien wie der „Schatzwalzer“, „Wer uns getraut“, „Ja, das alles auf Ehr“ oder „Ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen“ des ungarischen Schweinezüchters Kálmán Zsupán. Unsere Musiker spielen ein Potpourri.
Zuvor hören Sie den bekanntesten Titel aus Paul Burghards Singspiel „Das Feuerwerk“ von 1950. Es handelt von einem bekannten Thema: Ärger in der Verwandtschaft. Bei einer gutbürgerlichen Feier erscheint der Bruder des Geburtstagskinds, Alexander, das „Schwarze Schaf“ der Familie: Er ist nämlich zum Zirkus gegangen! Es entspinnt sich ein Streit um diese „minderwertige Kunst“, bis seine Frau Iduna von ihrem Vater berichtet, der Zirkusdirektor und ein berühmter Clown war: „O mein Papa“.
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Auch im venezianischen Karneval trug man Masken – allerdings über den Augen und nicht, wie heute, als Mund- und Nasenschutz, was dem Singen hinderlich wäre.
Womit wir bei der 1883 uraufgeführten Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauss wären – einer turbulenten Verwechslungskomödie operettentypischer Art.
Unsere Sopranistin schickt sich nun an, gleich 4 Gesangsrollen des Werks hintereinander zu bedienen: nämlich die Fischerstochter Annina, den Makkaronikoch Pappacoda, den Barbier Caramello und die Zofe Ciboletta. Und einen Chor haben wir auch! Was die Vier gemeinsam haben, ist klar: „Alle maskiert“!
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Das war Juliska Varady, ein ungarisches Gesangstalent aus der Operette „Maske in Blau“ von Fred Raymond: „Die Juliska aus Budapest". Dabei spielt das Werk gar nicht im Land der Puszta, sondern je zur Hälfte in Argentinien und San Remo. Der italienische Kurort liefert den Stoff für einen weiteren Evergreen: „Frühling in San Remo“.
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„Es war einmal“ – diese Melodie stammt ursprünglich aus der Operette „Im Reiche des Indra“ von Paul Lincke. Weil aber die im selben Jahr – 1899 – herausgekommene Operette „Frau Luna“ deutlich erfolgreicher war, stattete der Komponist sie später mit einigen Nummern aus anderen Werken aus – so eben auch mit diesem romantischen Stück.
Nun aber zu Luna, der Herrscherin des Mondes:
Der Berliner Mechaniker Fritz Steppke baut einen Ballon und landet tatsächlich auf dem Erdtrabanten – obwohl seine Verlobte Marie ihn davor warnt:
„Schlösser, die im Monde liegen, bringen Kummer, lieber Schatz“
Mit an Bord ist Steppkes Vermieterin, Frau Pusebach, die auf dem Mond einen einstigen Verehrer trifft: Theophil, der Haushofmeister von Frau Luna, war einmal heimlich auf der Erde und hat Witwe Pusebach Avancen gemacht. Die möchte auf dem Mond eine Fortsetzung und singt:
„O Theophil, du warst mein Alles auf der Welt“
Der hat sich aber längst in Stella, die Kammerzofe von Frau Luna, verliebt. Was diese auch heftig einfordert:
„Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“
So lautet daher das durchaus überzeugende Ergebnis der Mondexpedition: Bei den Himmelsgöttern geht es auch nicht anders zu als auf der Erde!
„Um im Glück dich einzuwiegen, hast du auf der Erde Platz!“
Freuen Sie sich auf Melodien aus der Operette „Frau Luna“!
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Liebe Gäste,
zum Schluss möchte ich Ihnen unser Ensemble noch vorstellen.
Es spielte für Sie das „Hallertauer Salontrio“:
Hartwig Simon (Fagott und musikalische Arrangements)
Bettina Kollmannsberger (Akkordeon, Gesang)
Karin Law Robinson-Riedl (Violine, Gesang)
Herzlichen Dank für Ihren Besuch – wir hoffen, mit der Freude an Musik Ihr Immunsystem in Corona-Zeiten gestärkt zu haben.
Verabschieden wollen wir uns mit einer Melodie, die Paul Lincke ursprünglich für seine Ausstattungsburleske „Berliner Luft“ geschrieben hatte. Inzwischen ist sie aus der Frau Luna nicht wegzudenken und gilt als das Berlin-Lied:
„Das ist die Berliner Luft“
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Zugabe
Der Komponist Oscar Straus ließ aus seinem Nachnamen sogar das zweite „s“ entfernen, da er nicht verwandt mit der „Strauss-Walzerdynastie“ war und sein wollte.
Dennoch schrieb er für seine Operette „Ein Walzertraum“ eine derart gefühlvolle Melodie, dass die auch von den anderen Straussens hätte sein können.
Der Hauptdarsteller im „Walzertraum“ ist zwar mit einer reichen Adelstochter verheiratet, sehnt sich aber immer stärker nach seinem Wien, das er verlassen musste. Abends im Park hört er ferne Geigenklänge:
„Leise, ganz leise“
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An einem solchen Konzert hängt eine dreistellige Zahl von Arbeitsstunden:
Beispielsweise für Hartwig Simon, der nicht nur die Organisation unserer Auftritte übernimmt, sondern die ganzen Stücke passend zur Besetzung arrangiert. Weiterhin viele Stunden Proben – besonders unserer beiden Musikerinnen, die sich meist mehrfach die Woche treffen, um ihre ganzen Einsätze vorzubereiten und ein völlig intuitives Zusammenspiel erreicht haben. Wenn ich dann erfahre, was unser Trio zu spielen wünscht, übernehme ich die Zusammenstellung des Programms, entwerfe nach umfangreichen Recherchen die Moderationstexte und den Einsatz der Zaubereffekte.
Ich habe in über 35 Jahren Zauberei schon mit etlichen Künstlern zusammengearbeitet. Nicht immer erlebt man einen derartig professionellen Stil wie mit diesen Musikern. Und statt verbissener Diskussionen motiviert man sich gegenseitig. Daher machen mir die Proben oft noch mehr Spaß als die Auftritte. Hier ein Schnappschuss von unserer Anspielprobe gestern in Bad Gögging:
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