Impfen? Nein, Kranke!

 

„Die Impfung ist ein Menschheit Test eine genverändernde mRNA Graphenozid und Quecksilber enthaltende Gift Substanzen.... Sie machen jetzt nur Druck dass sich noch freiwillig viele impfen lassen denn....

Es ist unter anderem ein menschheits reduzierendes Gift... Die Elite plant die Menschen bis 500 Millionen zu reduzieren und dann den neuen Menschen zumachen der diese Metallteile dann im Gehirn hat dadurch durch 5G Funkstrahlung steuerbar wäre...“

https://www.facebook.com/groups/151013074914661 (Post vom 23.11.21)

Wenn man im Jahr 2021 solche Ansichten liest, ist man an Parallelen erinnert, die mehr als 200 Jahre zurückliegen. 1802 schuf James Gillray eine Karikatur, auf der vor den schrecklichen Folgen einer Pocken-Impfung gewarnt wird: Den Menschen würden dann Körperteile von Kühen wachsen:

Der Hintergrund: 1796 bewies der englische Arzt Edward Jenner, dass an dem „Milchmädchen-Mythos“, wonach Melkerinnen selten an Pocken erkrankten, etwas dran war: Eine Kuhpocken-Infektion führt zur Immunisierung gegen die „echten“ Pocken. Die „Vakzination“ (lat. „vacca“ = Kuh) wurde zur ersten Schutzimpfung – übrigens eine, die wegen des Lebendimpfstoffs (Kuhpockenserum) relativ viele Komplikationen aufweist!

Übrigens verzichtete Jenner auf eine Patentierung seiner Impfung. Er befürchtete, dass sie dann so teuer werde, dass sie sich arme Menschen nicht mehr leisten könnten.

Die Pocken waren nach der Pest die Krankheit mit den meisten Todesfällen: Im 18. Jahrhundert starben weltweit jährlich 400.000 Menschen an Pocken, ein Drittel der Überlebenden erblindete. Die Sterblichkeit bei unbehandelten Pocken beträgt zirka 30 Prozent.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pocken

Bayern war (nach den USA) weltweit das zweite Land, das bereits 1807eine Impfpflicht gegen Pocken einführte. Deutschlandweit gab es diese seit 1874 durch das Reichsimpfgesetz. Diese bestand in der BRD bis 1976. In der DDR wurde sie ab den 1960-er Jahren noch auf Diphtherie, Keuchhusten, Wundstarrkrampf, Kinderlähmung und Tuberkulose ausgeweitet, ab 1970 war auch die Impfung gegen Masern verpflichtend.

Die letzten großen Pockenepidemien traten in Deutschland 1870 und 1873 vor Einführung des Reichsimpfgesetzes auf, während derer etwa 181.000 Menschen starben. Ab 1874 waren Eltern verpflichtet, ihre Kinder zwischen einem und zwölf Jahren gegen Pocken impfen zu lassen. Ansonsten setzte es Geldstrafen bis zu 50 Mark oder drei Tage Haft.

Seit 1980 gelten die Pocken weltweit als ausgerottet – wohlgemerkt: Nicht durch Globuli oder Bachblüten, sondern durch die verpflichtende Impfung!

2019 verfasste ich für das Blog von Manuela Bößel einen Gastbeitrag zu den Impfungen – aus Anlass der Proteste, die es damals gegen die Einführung der Masern-Impfpflicht gab. Nie hätte ich gedacht, dass dieses Thema nun wegen der Corona-Schutzimpfung so aktuell werden würde:  

http://im-prinzip-tango.blogspot.com/2019/05/impfung-mit-tatsachen-gastbeitrag-von.html

Wie die obige Karikatur zeigt, gab es von Anfang an auch heftigen Widerstand gegen die Impfungen – so fürchtete man schon bei Jenners Vakzination eine „Verjauchung des Blutes“. Auch Immanuel Kant gehörte zu den Impfskeptikern – allerdings mit dem Argument, Seuchen seien neben dem Krieg taugliche Mittel, eine Überbevölkerung zu begrenzen. Heute hat sich dieser Standpunkt umgekehrt: Gerade Impfungen seien dazu da, die Erdbevölkerung zu dezimieren. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, sprach sich für die Pockenimpfung aus. Ebenso der Begründer der anthroposophischen Lehre, Rudolf Steiner, der sich auch selber gegen Pocken impfen ließ.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts organisierten sich die Impfgegner zunehmend, wohl auch wegen der geplanten Impfpflicht gegen Pocken. So gab es einen „Verein impfgegnerischer Ärzte“ und auch Zeitschriften wie „Der Impfgegner“ (1881 gegründet) und „Die Impffrage“. In der Weimarer Republik hatte der „Reichsverband zur Bekämpfung der Impfpflicht“ 300000 Mitglieder.

Treibende Kraft waren damals wie heute Anhänger naturheilkundlicher Ideen wie der „Lebensreform-Bewegung“, wo man ein „Zurück zur Natur“ forderte. Aber auch Rechtsradikale und Antisemiten mischten schon damals kräftig mit:

1881 erschien die einflussreiche Kampfschrift „Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage. Mit einer weltgeschichtlichen Antwort“ von Eugen Dühring, einem der wichtigsten Vordenker des späteren Nationalsozialismus und der mit ihm verbundenen Rassenlehre. In ihr behauptete er, das Impfen sei ein Aberglaube, von jüdischen Ärzten aus Gründen der persönlichen Bereicherung erfunden. Man verbreitete auch, die Impfpflicht im Deutschen Reich hätten vor allem jüdische Abgeordnete etabliert.

1930 beförderte das „Lübecker Impfunglück“ die impfgegnerischen Kräfte: Durch ein Experiment mit verunreinigten Tuberkulose-Vakzinen starben über 70 Kinder. So wurde wohl die Einführung weiterer Impfpflichten, beispielsweise gegen Diphterie, verhindert.

Die Nationalsozialisten zeigten sich in dieser Frage ambivalent: Einerseits verbot man Impfgegner-Organisationen, andererseits waren viele führende Nazis Anhänger naturheilkundlicher Methoden. Eine „neue deutsche Heilkunde“ sollte sich von der jüdisch dominierten Schulmedizin absetzen. Julius Streicher, der Gründer und Herausgeber des antisemitischen Hetzblatts „Der Stürmer“, behauptete, dass Impfungen von Juden als „Rassenschande“ in die Welt gebracht worden seien. Weitere Impfpflichten führte man allerdings beim Militär ein.

Seit der Einführung der Pocken-Impfung ging die Zahl der Erkrankungen deutlich zurück. Die Kritiker negierten immer wieder diesen eindeutigen Zusammenhang und schoben es unter anderem auf die verbesserten hygienischen Bedingungen. Auch der zurückgehende Lumpenhandel mit Schaftwolle musste dafür herhalten, da die Pocken angeblich über dieses Produkt verbreitet würden. Vegetarier wandten sich gegen die Einbringung tierischen Materials in den Körper bei der Impfung.

Reihenweise wurden angebliche Impfopfer präsentiert, zum Beispiel in dem Buch „Impf-Friedhof“ von Hugo Wegener. Die US-amerikanische Impfgegnerin Eleanor McBean behauptete in einem ihrer Bücher, die Spanische Grippe von 1918 bis 1920 sei durch Impfungen verursacht worden. Die Influenza-Impfung gibt es aber erst seit 1942.

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Impfgegnerschaft

https://www.welt.de/geschichte/article228184131/Impfpflicht-Ab-1919-kaempfte-ein-Reichsverband-dagegen.html

https://www.mdr.de/geschichte/die-geschichte-der-impfgegner-100.html

Man sieht also: Trotz der enormen Fortschritte in Medizin und den Naturwissenschaften wird nach wie vor mit ganz ähnlichen Argumenten gegen Impfungen zu Felde gezogen – und auch von vergleichbaren Personenkreisen.

Diese Einstellung gehört aber nicht eindeutig zum rechten Repertoire. Eine Untersuchung zeigt, dass viele Querdenker im Westen eher aus dem linksalternativen Milieu stammen – im Osten tendenziell aus rechten Kreisen. Ich glaube, Extremisten ist die Impferei inhaltlich ziemlich egal – das Thema gibt ihnen aber Stoff zur Diskreditierung des Staates.

Ich glaube, gerade die militanten Impfgegner eint eine abgrundtiefe Skepsis gegen Wissenschaft, Technik und damit auch die klassische Medizin – die natürlich mit ihren Drei-Minuten-Terminen und der Pillen-Verschreiberei durchaus einen Teil der Schuld trägt. Ich kenne mich mit den Facebook-Seiten zur alternativen Medizin" ganz gut aus. Typisch sind dort Posts im Stil von „Mein Kind hat …, der Arzt hat jetzt ein Antibiotika (!) verschrieben. Das möchte ich aber nicht nehmen. Habt ihr Tipps?“ Gerne werden auch – gegen allen Datenschutz – leckere Fotos von krankhaft veränderten Körperstellen veröffentlicht, worauf von 45 Heilpraktikern etwa 38 Diagnosen und ebenso viele unterschiedliche Therapie-Vorschläge kommen.

Kurz gesagt: Schulmedizinische Mittel sind stets gefährlich – stattdessen pfeift man sich Chlordioxid oder Pferde-Entwurmungsmittel ein. Nebenwirkungen oder Langzeitschäden sind da kein Argument…

Impfungen haben da noch den Sonderstatus, dass man ja gar nicht krank ist und dennoch ein Heilmittel akzeptieren soll. Das geht natürlich umso weniger.

Erstaunlicherweise ist die Blindheit hinsichtlich wissenschaftlicher Erkenntnisse kein Privileg des geistigen Prekariats – auch durchaus gebildete Menschen sind derartig unterwegs. Es muss also noch tiefer liegende Ursachen geben.

Ich meine, vielen dieser Menschen fehlt es schlicht an sozialer Bindungsfähigkeit, an einem Urvertrauen gegenüber der menschlichen Gemeinschaft. Daher haben sie sich zu knallharten Egozentrikern entwickelt. Vor allem gegenüber staatlichen Institutionen gilt ein geradezu kindliches Trotzverhalten: „Da lasse ich mir überhaupt nichts sagen.“ Ein demokratisches Gemeinwesen funktioniert aber dadurch, dass man sich was sagen lässt!

Abweichende Sichtweisen wackeln da ganz schön am mühsam aufgebauten Ego-Turm und werden reflexartig bekämpft. Als Ersatzgemeinschaft akzeptiert man lediglich eine Blase von identischen Meinungen. Denen glaubt man tragischerweise aber alles. Informationen werden gnadenlos danach bewertet, ob sie den eigenen Standpunkt stützen oder nicht. Auf deren Zuverlässigkeit pfeift man – wie alle Ideologen.

Dazu kommt ein derzeitiger, nicht ganz undeutscher Trend: In einer der reichsten Industriegesellschaften dieser Welt läutet man beständig das Totenglöcklein: Wir werden alle zugrunde gehen – wahlweise wegen des Klimas, der Migranten, der Steuer oder halt der Impfungen. Nur der Skeptiker gilt etwas – Zuversicht oder gar Optimismus sind ein No-Go, das jeden vernünftigen oder gar „erwachten“ Menschen diskreditiert.

Zur Zeit Edward Jenners waren Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache. Vielleicht sollten wir uns gelegentlich daran erinnern:

https://www.youtube.com/watch?v=E_z2Z8vhLuk

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