Eine impfpertinente Tochter
Während andere Tango-Blogger gar nichts mehr schreiben oder aus Verzweiflung schon Eichhörnchen-Fotos posten, kann ich nur sagen: Niemals zuvor haben mich die Themen so überrannt wie in den letzten Monaten. Ob nun Tango oder Corona: Fast täglich lassen mich höchst skurrile Ereignisse zur Feder greifen:
In einer Facebook-Gruppe, die sich mit „alternativer Medizin“ befasst, klagte kürzlich eine Mutter (57) über ihre Tochter (19): Selber habe sie mit der Schulmedizin sehr schlechte Erfahrungen gemacht und war daher schon immer der Homöopathie verbunden. Auch die Tochter habe sie vom Babyalter an „viel mit Globulis“ behandelt, und das erfolgreich. Bis vor drei Jahren habe das Mädel dies auch „überzeugt mitgelebt“. Dann der Umschwung: Das arme Kind wolle nun ausgerechnet Ärztin werden und – Super-GAU – sich sogar gegen Corona impfen lassen, um „ihre Rechte zurückzubekommen usw.“
In der Familie werde nun Tag und Nacht über dieses Thema debattiert, zum Teil mit bösen Worten: In Töchterleins Augen sei Mama „paranoid und Verschwörungstheoretiker“. Was tun? Da ist guter Rat teuer, oder?
Ach, eigentlich nicht: Immerhin 83 Kommentare sind bislang zum Thema erschienen. Die meisten äußern Mitgefühl, einige haben sogar ähnliche Erfahrungen gemacht:
„Vor diesem Dilemma stehen viele Familien zur Zeit. Die Spaltung unserer Gesellschaft war erfolgreich.“
„Ich habe es am Anfang schon versucht, denn ich merke schon, dass ich auch gerne aufkläre:-) Doch sobald ich damit anfing, wurde ich manchmal sofort abgeblockt.“
„Hier genauso. Das ist zum Heulen ... Sohn, 18 Jahre und will sich zwecks Freiheit impfen lassen. Für mich unverständlich, und ständig wird gestritten und diskutiert. Für mich undenkbar , dass mein Kind nur so denken kann.“
„Du spiegelst fast 1 zu 1 meine häusliche Situation wieder. Mein Sohn hat sich impfen lassen und auch meine Schwiegertochter.“
Es müssen aber nicht immer die jungen Leute sein:
„Das hat nichts mit Generation zu tun. Bei uns ist es genau andersrum… Jeder hat eben seine Meinung dazu. Ich persönlich bin total zwiegespalten und super unsicher.“
Und es geht noch schlimmer:
„Deine Geschichte ist auch meine Geschichte, 1:1. Allerdings will meine Tochter nicht Ärztin werden, sondern sie arbeitet in der Politik.“
Ich habe aus dieser FB-Gruppe schon vor zirka vier Monaten über einen ähnlichen Fall berichtet. Damals war es eine Tochter, welcher der impfwillige Vater Schmerzen bereitete:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/01/papi-will-sich-impfen-lassen.html
Während damals noch jede Menge grotesker Esoterik-Schwurbel verzapft wurde, hält sich inzwischen das Lamento über die ach so gefährlichen Nadelstiche in den Oberarm eher in Grenzen. Freilich gibt es auch jetzt noch Beiträge wie diese:
„Diese Imfpung ist keine ‚normale‘ Imfpung, es handelt sich um eine Notzulassung!!“
„Es ist kein Impfung, sondern neue RNA Mittel. Momentan ist Zwangsimpfung eingeführt. (…) Ah, wirklich freiwillig ? Wenn man komplett insbesondere junge Generation aus dem sozialen Leben ausgeschlossen wird? Freiwillig, wenn man die Grundrechte ohne Impfung nicht zurück bekommt? Freiwillig, wenn die Kinder ohne Impfung aus der Schule ausgeschlossen werden?“
„Rede mit deiner Tochter, das ist keine Impfung, sondern ein Genexperiment!! Man liest immer wieder von schwersten Nebenwirkungen!!“
„Wahnsinn, die Impfung nur in Erwägung zu ziehen....... Ist die Welt denn von allen guten Geistern verlassen, dass sie das Vertrauen in die Weisheit der Natur in uns vollkommen verloren hat. Wer diesen kranken und profitgeilen Wissenschaftlergehirnen vertraut, ist nicht mehr zu retten.“
„Ich kann dir bei vielem zustimmen, aber ganz sicher ist Antibiotika kein Segen. Es gibt tolle, natürliche Alternativen. Grapefruitkernextrakt, Oreganoöl und Kolloidales Silber.“
„Ich kann dich verstehen, es ist hart, wenn geliebte Menschen sich in Lebensgefahr begeben. Man kann leider nur hoffen, dass sie es überleben, ohne gruselige Langzeitnebenwirkungen.“
Na ja, eher als Geimpfte einer Covid-Erkrankung entgehen – mit eventuell gruseligen Langzeitschäden…
Für den Knüller halte ich diesen Kommentar zur Tochter:
„Aber für eine junge Frau, die dem Aberglauben der heutigen UNI-‚Versitären‘ Ausbildungspraxis glaubt, also anheim gefallen ist -???“
Merke: Wer der Wissenschaft vertraut, frönt einem Aberglauben!
Erstaunlich viele Anmerkungen betonen jedoch die eigenständige Entscheidung einer Volljährigen:
„Deine Tochter ist erwachsen und trifft ihre Entscheidungen selbst. Deine Meinung kannst Du haben und auch vertreten - sie durchzusetzen oder gar einzugreifen, bedeutet mangelnde Akzeptanz und ist total übergriffig.“
„Wenn den Leuten es nicht wert ist, sich selber ordentlich zu informieren, sollen sie halt machen.“
„Sie ist alt genug, selbst zu entscheiden. Sie kennt deine Meinung in- u. auswendig, also lass sie.“
„Hast du immer auf deine Mutter gehört? Hast du immer gemacht, was sie wollte? Oje...“
„Jeder entscheidet für sich selbst. Und der andere sollte das akzeptieren. Und zwar ohne große Diskussionen. Wir sind alle für uns selbst verantwortlich.“
„Und wer sagt, dass du Recht behältst und sie Unrecht hat? Du hast schlechte Erfahrungen gemacht und das sind deine. Lass sie ihre machen. Eine Wahl hast du eh nicht. Nur die Wahl, ob du tolerant sein möchtest und eine gute Beziehung zu deiner Tochter behalten möchtest oder nicht, die hast du.“
Wohl wahr! Leider gibt es eine Instanz, die sich stets in alles einmischt, was man tut oder lässt, die stets besser weiß, was gut für einen ist: die liebe Verwandtschaft. Da beschwert man sich gerade in corona-kritischen Kreisen gerne über den „Verlust der Rechte“ – die Entscheidungsfreiheit der engsten Umgebung aber wird wenig respektiert!
Sehr interessant, wie sich die Stimmung ändert! Als sich gegen Jahresende die Panik verbreitete, es könnte nicht genug Impfwillige geben, hat mich das sehr amüsiert. Ich wusste schon damals: Das würde nicht so bleiben.
Glücklicherweise hat dann die Politik für einen Run auf die Vakzine gesorgt – mit einem sehr einfachen Mittel: Verknappung. Die Medien steigerten die Hysterie mit Schlagworten wie „Impfdesaster“. Nun wollten plötzlich ganz viele an die Nadel.
Ein zweites Hilfsmittel war die Konditionierung: Alle Primaten können das, was einem Artgenossen zustößt, auf sich beziehen. Aber auch Pinguine prüfen ein Gewässer auf die Abwesenheit von Seelöwen, indem sie einen Artgenossen in die Fluten schubsen und schauen, was ihm passiert. Und da sich auf den Straßen die Zahl geimpfter Leichen in Grenzen hält und auch von den Impfzentren keine Lkws mit Särgen wegfahren, überdenkt man nochmal, was einem die Geistheilerin geraten hat.
Nach einer aktuellen Umfrage erreicht die Impfbereitschaft hierzulande Spitzenwerte: 72 Prozent der Befragten im Alter von 40 bis 64 Jahren sind dazu auf jeden Fall bereit oder haben schon eine Impfung erhalten. Unter den Befragten mit einem Alter ab 65 Jahren gab es mit rund 92 Prozent die höchste Bereitschaft.
Der aktuelle Grund überlagert derzeit alles andere: Man möchte seine geraubten „Freiheiten“ zurück. Letztlich kann man Menschen mit drei wesentlichen Antrieben steuern: Essen, Trinken und Sex. Man lässt sich also impfen, damit man wieder in den Urlaub, die Kneipe, den Puff oder wenigstens zum Tango kann.
Daher bin ich sicher: Die „impfpertinente“ Tochter wird ihre Entscheidung umsetzen. Vielleicht wird sie sogar Ärztin. Auf jeden Fall aber schützt sie durch die Immunisierung auch die Gesundheit ihrer Mutter – ob die es kapiert oder nicht.
Inzwischen sind nicht mehr die Impfgegner das Problem, sondern die „Impfvordrängler“. Und während früher die Impfung in manchen Kreisen als „Körperverletzung“ galt, ist dies nun, wie das Video zeigt, die Verweigerung einer Immunisierung. Gleich geblieben ist das teutonische Prinzip: Wer nicht meinem Willen entspricht, wird angezeigt.
https://www.youtube.com/watch?v=qpVdjzMLMEs
Quelle: https://www.facebook.com/groups/151013074914661 (Post vom 11.5.21)
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