Gerhards Tandas 2
Die erste Ausgabe meiner neuen Reihe hat viel Aufmerksamkeit und Zustimmung gefunden. Daher möchte ich meine Leser/innen nicht lange auf die Fortsetzung warten lassen.
Meine Absicht ist schlicht, möglichst viele zu einer wenig gespielten, aber tänzerisch herausfordernden Musik aufs Wohnzimmer-Parkett zu locken. Das war’s auch schon.
Wer stattdessen in Spanisch-Wörterbüchern kramt oder sich auf Faust-Zitate zurückzieht, sollte dies als persönliches Problem begreifen. Ich kann jedoch auf Einzelschicksale nicht helfend eingehen.
Mein Ehrgeiz war es immer, selten bis nie aufgelegte Aufnahmen zu finden – von Künstlern, die oft in der Tangoszene kaum bekannt sind. Das ist bei den heutigen Verhältnissen nicht allzu schwer. Ich weiß natürlich: Wenn eine Interpretation nicht gespielt wird, hat sie das oft verdient. In etlichen Fällen aber auch nicht.
Daher möchte ich heute eine Künstlerin vorstellen, deren Schaffen man nicht unbedingt mit dem Tango verbindet. Sie hat aber Titel gesungen, die jedenfalls auf der Pörnbacher Milonga sehr gut ankamen: Ute Lemper.
Die 1963 in Münster geborene Sängerin hat eine solide Ausbildung in den Bereichen Bühnentanz und Schauspiel. Es gibt nur wenige moderne Musicals, an denen sie nicht mitgewirkt hat. Beispielsweise war sie in der ersten deutschsprachigen Aufführung von „Cats“ in Wien zu sehen. Im Bereich Chanson bedient sie von Weill bis Piaf eine große Bandbreite. Beim Film ist sie in ausdrucksstarken Frauenrollen zu sehen, gerne auch als „Femme Fatale“. Als einer der wenigen deutschen Künstlerinnen ist ihr eine internationale Karriere gelungen.
Der Titel „Yo soy
Maria“ ist die bekannteste Melodie aus der Piazzolla-Oper „María de Buenos Aires“ aus dem Jahr 1968. Den Text hat Horacio Ferrer verfasst:
https://www.youtube.com/watch?v=KBqI9gA5fNA
„Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ ist ein wunderbarer langsamer Walzer von Friedrich Hollaender, der erstmals im Film „Stürme der Leidenschaft“ aus dem Jahr 1932 zu hören war. Den Text schrieb Hollaender zusammen mit Robert Liebmann, der auch das gesamte Drehbuch des Films verfasste. Den Titel sangen vor Ute Lemper schon Berühmtheiten wie Marlene Dietrich und Hildegard Knef:
https://www.youtube.com/watch?v=0VlJFlrBEjw
Kurt Weill (1900-1950) komponierte 1934 in Frankreich für die Oper „Marie Galante“ die Ballade „Youkali“ im Habanera-Rhythmus. Der Name steht für ein Traumland:
„Dies ist
das Land unserer Sehnsüchte.
Es ist Glück, es ist Vergnügen.
Dies ist das Land, in dem wir alle Sorgen vergessen
Es ist in unserer Nacht wie ein Lichtstrahl.
Der Stern, dem wir folgen.
Es ist Youkali.“
https://www.youtube.com/watch?v=7DFPMnsZMFY
Nicht mehr viel sagen muss man zum Piazzolla-Klassiker „Oblivion“, einer Musik für den Film „Enrico IV“ aus dem Jahr 1984. Viele Sängerinnen haben sich an diesem Thema versucht. Ich finde, zu Ute Lempers Interpretation lässt sich sehr gut tanzen:
https://www.youtube.com/watch?v=9miXCwiwLT0
Nur, falls Sie schon wieder aus Ihren Träumen erwacht sind:
Waren das nun „Non Tangos“ – oder ein „Non Vals“? Ich finde, es gibt Stücke, die zwar streng musikalisch betrachtet keinen Tango darstellen mögen, jedoch ein klares „Tango-Gefühl“ transportieren.
Aber keine Sorge: In der nächsten Folge werden es wieder Titel sein, welche auch szenetypische Tiefernst-Kritiker dem Tango zuordnen müssen. Seien Sie gespannt!
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