Männer führen, Frauen folgen?
„Unter'm Strich
rentiert sich's wahrscheinlich doch, einfach die Arbeitszeit des Kfz-Schraubers meines Vertrauens zu kaufen.
Der ist günstig und wechselt die Reifen einwandfrei. Und seine Bartstoppeln
bleiben garantiert nicht in meinem Waschbecken liegen.“
(Manuela Bößel)
„Aber ich sage euch,
irgendwann wird sie mit einem der Tangojünglinge durchbrennen, obwohl die
meisten alte Knacker sind. (…) Wir Männer sind wirklich arme Schweine, die
Frauen verstehen uns nicht. Und verlassen uns dann auch noch.“
(Peter Ripota)
Die
Autoren könnten verschiedener kaum
sein: Sie ist Krankenschwester, Heilpraktikerin und Illustratorin, er
Mathematiker, Physiker und pensionierter Redakteur mit Hang zu esoterischen Themen
wie Astrologie und Handlesen. Auch altersmäßig gehören sie verschiedenen
Generationen an: Manuela Bößel und Peter Ripota. Das Schlimmste aber: Er
ist ein Mann, sie eine Frau.
Und
diese beiden schreiben nun ausgerechnet über „Geschlechterbeziehungen im echten Leben und im Tango“. Kann das
gutgehen? Nein. Daher konnte das Buch nur in Dialogform entstehen: Jeder antwortet
dabei auf die Gedanken des anderen – oder auch nicht.
Fairerweise
muss man zugestehen, dass sie die Leidenschaft für den argentinischen Tango verbindet, den sie beide seit dem letzten
Jahrhundert tanzen – Peter noch etliche Jährchen länger als Manuela. Vor allem
jedoch eint die Autoren eine ausgeprägte Dickköpfigkeit: Klischees und
Mainstream-Denke sind ihnen ein Gräuel – daher pflegen sie einen durchaus ironischen Stil, welcher bei
Widerspruch zu einem gepflegten Sarkasmus
ausarten kann.
Paradoxerweise
verfügen sie gleichzeitig über eine hohe Sensibilität
– feine und spitze Federn müssen keinen Widerspruch darstellen. So haben die Autoren ein
faszinierendes Spannungsfeld zwischen ernsthaftem Bemühen und horrendem Unsinn
hinbekommen.
Man
muss nicht Tango tanzen, um diesem Werk viel abzugewinnen. Der ihnen wohlvertraute
Tanz liefert den Autoren aber Laborbedingungen zur Lösung der Frage, was
eine Beziehung so erhebend oder kaputt macht. Die Auswirkungen im Freiland
sind gleichermaßen für alle Frauen, Männer oder Dazwischenliegende interessant.
Für Menschen, welche der Tangosucht glücklicherweise noch nicht verfallen sind,
erklärt ein kleines Glossar allfälliges Fachspanisch.
Die
Titel der Geschichten sind so absurd
wie deren Inhalt: Da ist viel von Fischen mit oder ohne Fahrrad zu lesen, von
Formeln, Arithmetik, Blattschneiderameisen, Präriewühlmäusen und Katzen – verrückt und
dennoch wunderbar nah am Thema. Wie man schon ahnt, leiden die Schreiber an
erheblichen Defiziten ihres weiblichen respektive männlichen Rollenbildes: Während Peter sich stets
heimlich danach sehnt, zum Tango aufgefordert zu werden, besorgt Manuela sich ihre Tanzpartner/innen
lieber selbst.
Wer
von dem Buch also eine Do it
yourself-Anleitung zur Lösung von Geschlechterproblemen erwartet, wird enttäuscht:
Dazu sind die Autoren zu ehrlich. Passen
Männer und Frauen zusammen? Da sind sich Bößel, Ripota und Loriot einig: nein. Wer dies aber anerkennt, dem bieten
sich neue Perspektiven, auf genau dieser Basis (und mit einer gehörigen Portion
Humor) das andere Geschlecht auf Augenhöhe zu akzeptieren, wie es nun einmal
ist – und dadurch vielleicht umso attraktiver zu finden: beim Tango und sogar im echten
Leben.
In
beinahe 50 Geschichten erfahren Sie
viel über das Führen und Folgen (und warum diese Rollen nicht
geschlechtsspezifisch sind), erleben Szenen einer Ehe mit und ohne Tango,
lernen, wie man zum Gentleman wird und gerade darum bei Frauen scheitern kann, wieso
Männer nicht tanzen können und wer sich nun wie sexistisch angemacht fühlen
darf.
Eine
weitere Ebene des Buches stellen die vielen (teilweise farbigen) Illustrationen von Manuela Bößel dar,
welche – wie bei ihr üblich – ihre Abgründigkeit oft erst auf den zweiten Blick
offenbaren.
Eines
sollte man noch wissen: Ich bin bei diesem Thema stark voreingenommen, da ich den Werdegang des Buches von den
Einzelgeschichten bis zur Druckdatei begleiten und sogar das Vorwort schreiben durfte
– ebenso wie die beste Lektorin, meine Frau Karin, wieder einmal für ein
orthografisch und stilistisch perfektes Sprachbild sorgte.
Man
nehme mir dennoch ab: Noch nie hatte ich bei der Bearbeitung eines Buches so
viel Spaß – selbst wenn wir dabei zeilenweise die Worttrennungen der Druckdatei hinfitzelten. Wer
sich diesen Genuss entgehen lässt, ist selber schuld!
Weitere
Informationen:
http://www.tangofish.de/_maenner-fuehren-frauen-folgen.htm
Die
technischen Details:
Manuela Bößel und
Peter Ripota: Männer führen, Frauen folgen?
Geschlechterbeziehungen
im echten Leben und im Tango
Verlag
Books on Demand, 2018
Taschenbuch,
192 Seiten
Format
17 x 22 cm
ISBN:
978-3746082004
Preis
15,99 €
E-Book (Amazon Kindle): 8,99 €
E-Book (Amazon Kindle): 8,99 €
Bestellmöglichkeiten:
Per
Mail an mich: mamuta-kg@web.de
oder
an Manuela Bößel: post@tangofish.de
Wir
liefern porto- und versandkostenfrei!
Ansonsten
natürlich über den Buchhandel oder Online-Versand, z.B. Amazon:
Ein
herrliches „Outtake“ aus dem Buch
hat Manuela Bößel gerade auf ihrem Blog
veröffentlicht:
https://im-prinzip-tango.blogspot.de/2018/02/vor-ahnen-einmischung.html
Zuviel der Ehre! Das ist ja schon eine österreichisch-klebrige Mehlspeise ... Dennoch vielen Dank für den tiefen Einblick ins eigene Seelenleben. Wusste gar nicht, was wir da verbrochen haben, natürlich ausschließlich zum Wohle der Menschheit. Also für uns.
AntwortenLöschenBitte, gerne! Nein, wirklich, ich bin a bissel neidisch, weil ich ein so dialektisches Werk alleine nicht hinbekommen habe.
AntwortenLöschenIch kann nur wiederholen: Wer das nicht liest, ist selber schuld und soll dann nicht über allfällige Beziehungskrisen jammern.