Am Arsch vorbei ist auch ein Schritt
„Einfach zu tun, was
einem richtig erscheint – ohne sich Gedanken zu machen, ob einen danach noch alle
dufte finden. Herrlich.“
(Alexandra Reinwarth: „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“)
Meine
Lieblings-Tango-Seite auf Facebook ist „Tango
München“. Öfters besuche ich sie in der Hoffnung auf verkopfte und
verbissene Debatten zu Themen, welche bei guten Tanzfähigkeiten keine wären.
Heute
hatte ich mal wieder Glück: Eine Teilnehmerin postete die x-te Version einer zertifizierten
Tanz-Spur-Benutzungs-Ordnung frisch
von einer Milonga aus Bananas Aires. Ihre durchschlagend neue Idee:
„Wie wär's mal mit
einer gemeinschaftlichen Guerilla-Aktion zur Verbesserung der Tanzkultur in
München? Ausdrucken und auf den Milongas verteilen…“
Natürlich
rief das unter anderem Cassiel, den
Ritter des sterbenden Tangoblogs, auf den Plan:
„Ich
war von einigen Wochen in München und muss berichten, München ist – tango-mäßig
– zur Metropole gewachsen (es gibt in meiner Gedankenwelt das
Metropolenphänomen im Tango). Um es neutral zu formulieren: die Ronda war
faktisch nicht vorhanden. Die lokalen Tangogrößen nahmen – zumindest nach
meiner Wahrnehmung – großzügig jeden Platz in Anspruch, der gerade frei war.
Ich fand es anstrengend. Das ist eine Beobachtung, die ich eigentlich nur in
Großstädten gemacht habe (Berlin, Paris, Wien, Zürich, London usw.). Die
örtlichen Tangogrößen halten sich möglicherweise für so genial, dass sie
Sonderrechte beanspruchen.“
Nein, also wirklich, das raubt mir jetzt die
letzten Illusionen: Eine Stadt, in der seit Jahren die traditionellen Milongas
fast ausschließlich das Bild des Tango prägen, man die argentinischen Gastlehrer rudelweise durchs Städtchen treibt, ein Tradi-DJ dem nächsten den
Laptop rüberschiebt, von „Verkehrs-Schildern“, Cabeceo-Workshops bis
Ronda-Training schon alles versucht wurde, den Tango auf die rituellen Spuren
der Goldenen Zeiten von Schellack, Prostitution und Tripper zu zwingen?
Und so sehen wir betroffen die Cortina zu und
alle Fragen offen…
Aber vielleicht war das nur Satire, denn der
Reisende in Sachen Ronda haut in dem Beitrag ja noch einen saustarken Spruch
raus: „Üblicherweise mag ich nur positiv
über Tango schreiben.“ Großes Kompliment – die stärksten Pointen wirken
erst durch ihre Nichtbeabsichtigung…
Klar, dass nun die Bahn frei war für die üblichen
Debatten im Stil von „Tango meets Großhirn“! Bisherige Kostproben:
„Eine
Regel wie der ‚Raum hinter einem Paar gehört dem nächsten Tänzer‘ wäre ja sehr
inkompatibel zu ‚Bei voller Fläche: Tanze nicht näher als die Hälfte des
mittleren Abstands der Paare an ein Paar heran‘."
„Ich
verstehe allerdings nicht – so befürchte ich jedenfalls – wo Du die
Inkompatibilität zwischen der Konvention (der Raum ‚vor‘ einem Tanzpaar in
Tanzrichtung ‚gehört‘ diesem Paar) und der von Dir formulierten Konvention: ‚Tanze
nicht näher als die Hälfte des mittleren Abstands der Paare an ein Paar heran‘
siehst.“
„Einfach
wenn ich das mit dem mittleren Abstand intuitiv erwarte und dann doch mal
ausnahmsweise einen Schritt nach hinten mache, dann kann da schon wirklich
jemand stehen, der sich im Recht sieht aufzuschließen.“
„Ich
habe großen Respekt vor den wenigen Veranstaltern, die sich trauen das Thema
Codigos auf der Milonga zu kommunizieren. Muss selbst mal wieder etwas ins
Muttöpfchen fassen und das bei Bedarf wieder selbst tun trotz der Gefahr, sich
den Mund zu verbrennen.“
Na, dann toi, toi, toi, Herrr Kollege – und nicht
versehentlich ins Mustöpfchen greifen, sonst wird’s klebrig!
Ich hoffe natürlich inständig, dass die
Debatte in gewohnter Weise ausufert, und stehe mit „Copy Paste“ bereit…
Aktueller Nachtrag:
Inzwischen wogt der Meinungsaustausch hin und her - bei Interesse bitte selber lesen!
Zwei wunderbare Zitate zum Genießen:
So schreibt Ramona Oudille, der eigentlich stets was einfällt, wenn's gegen mich geht, an Cassiel:
„na hoffentlich liest das nicht der verrentete Lehrer - dann gibt es wieder einen drauf auf die Mütze für München. Entzückendes Kerlchen!"
Ja, liebe Ramona, ist leider schon passiert - beim nächsten Mal empfehle ich nicht die übliche Münchner Rondageschwindigkeit...
Und Veit Sinan wendet sich mit folgenden literarischen Text gleich an Manuela Bößel, Peter Ripota und mich:
Na gut, beim Begriff „Dressur" fiele mir jetzt eher eine Runde auf dem Ponyhof ein, aber bitte!
Aktueller Nachtrag:
Inzwischen wogt der Meinungsaustausch hin und her - bei Interesse bitte selber lesen!
Zwei wunderbare Zitate zum Genießen:
So schreibt Ramona Oudille, der eigentlich stets was einfällt, wenn's gegen mich geht, an Cassiel:
„na hoffentlich liest das nicht der verrentete Lehrer - dann gibt es wieder einen drauf auf die Mütze für München. Entzückendes Kerlchen!"
Ja, liebe Ramona, ist leider schon passiert - beim nächsten Mal empfehle ich nicht die übliche Münchner Rondageschwindigkeit...
Und Veit Sinan wendet sich mit folgenden literarischen Text gleich an Manuela Bößel, Peter Ripota und mich:
„Ihr seid derart gut
dressiert mittlerweile!
Regel! Regel! Wöff
wöff!
Cabeceo! grrrr wöff!!
Pörnbach, Neolonga, so wie früher, jeder mit jedem. Wedel wedel..." Na gut, beim Begriff „Dressur" fiele mir jetzt eher eine Runde auf dem Ponyhof ein, aber bitte!
Doch da auch ich üblicherweise nur positiv
über den Tango schreibe, stelle ich den Münchner Tango-Aktiven (sehr positiv
formuliert) gerne ein Rezept für eine erfolgversprechende Guerilla-Aktion zur
Verbesserung der Tanzkultur in München an. Im
Gegensatz zum protestantischen Maddin beschränke ich mich auf zehn Thesen:
Gerhards Tango-Therapie
* alle Kassen *
Rp.
Nach dem Abendessen je eine Tanzrunde
von
Amores Tangos
Hyperion Ensemble
Sexteto Visceral
Astor Piazzolla
Orquesta Romantica Milonguera
Raúl Garello
Las Sombras
Lidia Borda
Solo Tango Orquesta
Orquesta típica misteriosa Buenos Aires
Wirkungsweise:
Da
zu dieser Musik viele nicht tanzen können (oder aus ideologischen Gründen die
Flucht ergreifen), würde sich das Parkett deutlich leeren, und die verbliebenen
Tanzpaare können und dürfen so geschickt navigieren, dass sich Reglements erübrigten.
Nebenwirkungen:
In nicht seltenen Fällen (mehr als 10 von 100) könnten Episoden von guter Laune auftreten. In dem Fall werden als Begleitmedikation Depressiva empfohlen.
Wechselwirkungen:
Ihr soziales Umfeld könnte sich ändern!
Nebenwirkungen:
In nicht seltenen Fällen (mehr als 10 von 100) könnten Episoden von guter Laune auftreten. In dem Fall werden als Begleitmedikation Depressiva empfohlen.
Wechselwirkungen:
Ihr soziales Umfeld könnte sich ändern!
Als
therapeutische Begleitlektüre empfehle ich daher:
Alexandra Reinwarth:
Am Arsch vorbei geht auch ein Weg: Wie sich dein Leben verbessert, wenn du
dich endlich locker machst
Vielen Dank für den Tipp. Bei unserer nächsten Milonga werden wir die grafischen Regeln verteilen, ein klein wenig ergänzt durch ein paar wichtige Details. Und jeder Besucher muss unterrschreiben, sich daran halten zu wollen!
AntwortenLöschenLieber Peter, wunderbar! Aber bitte unter Androhung einer Koventionalstrafe - sonst hält sich wieder keiner dran wie in München.
LöschenKompliment übrigens zu deinem leicht veränderten Rondaplan! Könntest Du ihn mir als Bilddatei schicken? Ich würde ihn gerne in einem Artikel verwenden.
Herzliche Grüße
Gerhard