Von künstlicher Intelligenz und natürlicher Dummheit
„ChatGPT ist der Aufsitz-Rasenmäher des Granfluencers“ (Manuela Bößel)
Um das Thema „Tangoblogs und KI“ habe ich mich bislang gedrückt. Warum? Ich gestehe gerne, von dieser Materie keine Ahnung zu haben. Aber bekanntlich ist das ja in unserem Metier kein Grund, eine Sache auszulassen.
So hat sich nun auch Kollege Wendel zu dieser Materie geäußert: „ChatGPT, Ich und der Tangoblog – oder: Wer schreibt hier eigentlich?“
Na gut – diese Frage treibt mich nicht um, da ich mir bislang sicher bin, dass meine Artikel von mir persönlich stammen.
„Immer mal wieder zweifle ich beim Schreiben an meinen Blogtexten“, so einleitend der Essener Tangolehrer. Das ehrt ihn! Wie also, wenn er sich beim Schreiben helfen lasse, aber nicht etwa „von einem Co-Autor, einem Lektor oder meiner Tochter, einer erfahrenen Journalistin, sondern – von einer künstlichen Intelligenz?“
Persönlich würde ich dringend zur Tochter raten!
Gut, Wendel benutzt die KI, um sich Formulierungshilfen zu besorgen. Aber, so seine Frage:
„Und wer schreibt hier eigentlich – Klaus Wendel oder ein Bot?“
Also, mir war die Unterscheidung bislang mühelos möglich. Ich glaube nicht, dass eine Maschine derartig oft die Begriffe „Nebelkerzen“ oder „Dunning-Kruger-Effekt“ verwendet hätte!
Klar hat der Autor recht, wenn er darauf hinweist, dass man auch früher Lektorate oder Ghostwriter beschäftigt habe. Ebenso klar ist aber: Wer richtig gut schreiben kann, nutzt solche Instanzen lediglich zur Endkorrektur, nicht aber zum Abfassen seiner Texte. Aber gut – nicht jedem steht dazu, so wie mir, eine studierte Germanistin zur Verfügung! Und die darf nicht nur formal, sondern auch inhaltlich Einfluss nehmen.
Wendel vertraut auf die Qualität eines so entstandenen Textes:
„Vielleicht ist er gerade deshalb gut, weil ich ihn mit jemandem geschrieben habe, der kein Mensch ist – aber sehr gut versteht, was ich meine und ausdrücken möchte.“
Da kann ich nur beipflichten: Das gelingt wirklich einer Maschine besser als einem Menschen!
Sein Resümee: Er benutze KI „als Denkverstärker, nicht als Denk-Ersatz“.
Ich finde, es könnte beides nicht schaden.
Mit Interesse habe ich auch die nachfolgende Diskussion gelesen:
Der Blogger-Kollege Yokoito (alias Wolfgang Balzer) gibt zu Protokoll:
„In puncto Textqualität bin ich anspruchsvoll und schwer zu beeindrucken.“
Und wie man sieht, kann er auch hinreißende Pointen setzen!
Für eine Gegenrede, falls ein Blogger-Kollege wieder mal etwas produziert habe, reiche die KI aber allemal. Auch diese Fehleinschätzung durfte ich bereits persönlich zur Kenntnis nehmen.
Als ähnlich altmodisch wie ich entpuppt sich Kollege Cassiel, der zu bedenken gibt, ob eine Maschine wohl den Unterschied „zwischen einem Canaro/Maida und einem di Sarli/Podestá nachhaltig erkennen“ könne. Wieso er dies für nötig hält, erklärt er nicht.
Er halte den Einsatz von KI „für eher schädlich als nützlich“. Na, ob er sich da im neuen Freundeskreis Sympathien erwirbt?
Yokoito jedenfalls fragt: „Muss mein Akkuschrauber auch Kaffee kochen oder mit dem Hund Gassi gehen können?“
Aber nein – dazu hält man sich doch als Tango-Hedonist eine (Tanz)partnerin!
Zudem weist Cassiel darauf hin, „jede Form von Effektivität“ sei ihm beim Bloggen fremd. Seine Veröffentlichungs-Frequenz beweist das ja deutlich.
Jedenfalls hält er den Einsatz der KI „für eher schädlich als nützlich“. Und es werde wahrscheinlich nicht besser:
„Wenn ich mir meine eigenen Texte durchsehe, dann behaupte ich kühn, die könnte keine KI erschaffen. Der momentane KI-Hype ist nach meiner Empfindung ein Taschenspielertrick (Sorry). Was ist intelligent? Ist das schon eine Rechtschreibkorrektur? Kann eine KI neue, möglicherweise ungewöhnliche Gedanken generieren? Ich vermute stark, dass das so schnell nicht passieren kann.“
Da kann ich dem Kollegen nur aus vollem Herzen zustimmen!
Seine Quintessenz:
„Künstliche Intelligenz = natürliche Dummheit“
O je, wenn ich das wieder geschrieben hätte!
Als ich Ende 2013 mein Tangoblog aufmachte, nannte ich es „garantiert unanonym“. Der damalige Anlass: Ich fand es fürchterlich, dass ein Blogger namens Cassiel sich öffentlich über Verhältnisse im Tango äußerte, ohne seinen wahren Namen zu nennen oder gar ein Impressum zu haben – übrigens bis heute. Und das gilt ebenso für einige seiner Kollegen. Und die meisten Kommentatoren. Ich halte das für eine Flucht aus der Verantwortung.
Für mein Blog war grundsätzlich klar: Jeder, der sich äußert, tut das mit wahrem Namen. Seit über 11 Jahren versuchen Kritiker, diese Bedingung mit allerlei Schwindeleien zu unterlaufen – oder sie geben von vornherein keinen Namen an. Und das sehr oft, weil man zu feige ist, mit wahrer Identität zu seinen Pöbeleien zu stehen.
Was die neue Entwicklung betrifft: Sollte ich künftig den Eindruck haben, eine künstliche Intelligenz liefere bessere Texte als ich, werde ich das Bloggen einstellen. Bis dahin sollte ich vielleicht den Untertitel meines Blogs ergänzen:
„Garantiert unanonym und KI-frei“
P.S. In den höheren Klassen des Gymnasiums durften wir damals Elaborate abliefern, die sich „Deutscher Hausaufsatz“ nannten. Einmal zeigte ich meinem Vater die drei Themen und fragte ihn, was er dazu schreiben würde. Zu den ersten beiden Titeln äußerte er sich wortreich. Als er mich fragte, ob er auch etwas zum dritten Thema sagen solle, lehnte ich dankend ab. Den wahren Grund verschwieg ich: In dem Fall hätte ich überhaupt nicht mehr gewusst, was ich selber hätte schreiben können!
Quelle der obigen Zitate: https://www.tangocompas.co/tangoblogs-und-ki
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