Gerhards Tandas 7
Auch im konservativeren Teil der Tangoszene findet man sich nun allmählich damit ab, einmal zur Musik zeitgenössischer Ensembles zu tanzen. Am besten sollten sie aber die alten Arrangements exakt nachspielen. Man will sich ja beim Tanzen nicht umgewöhnen…
Anschließend behauptet man dann oft, die historischen Orchester hätten es doch noch einen Tick besser hingekriegt, und wirklich tänzerisch Neues habe der Tango in den letzten Jahrzehnten nicht hervorgebracht. Dass man damit gequirlten Schwachsinn behauptet, habe ich mit meinen Playlists und Veranstaltungen immer wieder bewiesen. Sicherheitshalber ignoriert man das.
Die kanadische Gruppe „Quartango“ habe ich vor zwei Jahren schon auf unserer Wohnzimmer-Milonga vorgestellt. Seit 1995 haben die Musiker sechs CDs herausgebracht. Das Quartett spielt derzeit in der Besetzung:
René Gosselin (Leiter; Kontrabass)
Helmut Lipsky (Violine)
Stéphane Aubin (Piano; Kompositionen und Arrangements)
Mélanie Bergeron (Bandoneón)
Das Repertoire des Ensembles umfasst die ganze Bandbreite des Tangos, aber auch Anklänge anderer Bereiche wie Jazz und Folklore sowie aktuelle Kompositionen. Das gibt der Musik einen modernen, eigenen Klang.
Ziemlich bekannt dürfte ihre Interpretation des Titels „Androgyne“ von Mario Leblanc sein, einer wunderbar ruhigen Walzer-Ballade. Wie zu sehen ist, kann man dazu auch tanzen:
https://www.youtube.com/watch?v=WC_64HdMs6w
Weit flotter wird es nun mit einer Nummer, zu man Samba, aber natürlich auch Milonga tanzen kann. „Tico-tico no fubá“ – wörtlich: „Der Spatz im Maismehl“. Den brasilianischen Titel komponierte Zequinha de Abreu 1913:
https://www.youtube.com/watch?v=psevPdRjPrw
Nun wird es gut 12 Minuten lang: Auf den Klassiker „El Choclo“ (Villoldo, 1903) folgt eine unglaublich fein verarbeitete Version von „Adiós Nonino“ (Piazzolla, 1959). Man muss ja nicht beides hintereinander tanzen…
https://www.youtube.com/watch?v=pmFA9ywO5q0
Dass ich überhaupt auf Quartango aufmerksam wurde, verdanke ich meinem Freund Alfredo Foulkes, der bei seiner Milonga „El Farolito“ vor Jahren einen derartig abgefahrenen Walzer auflegte, dass ich mich bei ihm hinterher nach Titel und Interpreten erkundigte. Inzwischen habe ich ihn öfters selber gespielt und jedes Mal viel Spaß gehabt. Meine Warnung: „Barracuda“ klingt nicht nur zoologisch gefährlich, sondern wartet auch tänzerisch mit etlichen Überraschungen auf!
https://www.youtube.com/watch?v=yQNZpn1mKiI
Durchgekommen? Ich kann jedenfalls versprechen: Langweilig wird dieses Stück nicht so schnell – wie überhaupt die Musik von Quartango!
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