Nicole Nau: Sag die Wahrheit!

Mittwoch, Januar 17, 2024

Nicole Nau: Sag die Wahrheit!

Das Format dieser Quizsendung geht auf „To Tell the Truth“ zurück, welches 1956 in den USA erstmals im Fernsehen lief:

In jeder Spielrunde geht es um einen Gast, der einer interessanten, oft ziemlich abgefahrenen Beschäftigung nachgeht. Neben der wahren Persönlichkeit treten zwei Doppelgänger auf, die mit der Sache nichts zu tun haben. Eine Jury muss auf der Basis eines Vorstellungstextes durch Fragen herausbekommen, wer die „echte“ Person ist. Diese darf, im Gegensatz zu den beiden anderen Kandidaten, nicht lügen.

Hierzulande wurden seit 1959 von den öffentlich-rechtlichen Sendern über 500 Folgen produziert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sag_die_Wahrheit_(Quizsendung)

Wer könnte in eine solche Sendung besser passen als die Tangotänzerin Nicole Nau? Tatsächlich war sie vor zirka 11 Jahren Kandidatin dieser Quizshow.

Bereits in seiner Anmoderation bezieht sich der Gastgeber Michael Antwerpes auf einen Dauerbrenner, welcher in keiner Sendung mit dem Düsseldorfer Tangostar fehlen darf:

„Die jungen Damen tanzen Tango nicht nur in Buenos Aires, sondern auch auf einer Briefmarke. Wie das gehen soll, das könnt ihr gleich Nicole Nau fragen, denn sie hat den ultimativen Tango-Härtetest in Argentinien bestanden.“

In ihrem Vorstellungstext zeigt sich Nicole Nau, wie üblich, nicht von falscher Bescheidenheit getrübt. Und auch die Briefmarke erwähnt sie sicherheitshalber:

„Inzwischen gehöre ich zur argentinischen Tango-Elite. Es gibt nur wenige, die auf meinem Niveau mittanzen können. Das erkannte wohl auch die argentinische Post und verewigte mich auf einer Briefmarke. Das ist eine zweifache Sensation: Zum ersten, weil ich noch lebe, und zum zweiten, weil zum ersten und bisher auch einzigen Mal eine Deutsche auf einer argentinischen Briefmarke abgebildet wurde. Und das erfüllt mich nach wie vor mit Stolz und Verantwortung für den Tanz aller Tänze.“

In der Fragerunde hält sich die echte Nicole Nau tatsächlich an die Spielregel und sagt ausschließlich die Wahrheit. Die beiden Doppelgängerinnen hat man zwar optisch nett zurechtgemacht, vom Tango verstehen sie aber nicht die Bohne und geben meist nichtssagende Antworten. Wie sich nachher herausstellt, hat immerhin eine der beiden früher Ballett getanzt.

Kein Wunder, dass von den vier Juroren, die ebenfalls Lichtjahre vom Tango entfernt existieren, immerhin drei auf die richtige Nicole Nau tippen, was dieser sichtlich sehr guttut. Lediglich Kim Fisher haut mit der sagenhaften Begründung daneben, wer im Grünen wohne, tanze sicherlich Tango…

Nun wird es für den Moderator Zeit, nochmal die Briefmarke zu erwähnen, die schließlich auch gezeigt wird – auf den Tanzpartner darauf wird vorsichtshalber nicht eingegangen. Ob Nicole denn für den Tango in Argentinien so ähnlich sei wie Messi für den Fußball? Ob dieses Vergleichs gibt sich Nicole sogar mal bescheiden: Tango argentino sei ja ein „Volkstanz“ – wohl ein „Tanz der Stadt“ (also doch nicht von der Pampa?). Und jeder Tanz sei „so unterschiedlich wie die Menschen“ – daher wolle sie da auch „keine Spitzen setzen“.

Insgesamt, so finde ich, ein typischer Nau-Auftritt: Man muss sich daran gewöhnen, dass sie nichts dabei findet, innerhalb kurzer Zeit das Eine sowie das Gegenteil zu behaupten – wie es ihr gerade günstig erscheint.

Wer an solchen logischen Irrfahrten Spaß hat, dem empfehle ich die aktuelle Interview-Serie mit Lea Martin:

https://www.tangosociety.de/post/die-struktur-des-tango-argentino

Moral: Die Medien können sogar Tango-Lehrkräfte mal zwingen, bei der Wahrheit zu bleiben!

Und sollte jemand – so wie neulich mein Tangobekannter – mit dem Namen Nicole Nau nichts anfangen können, dem kann ich die amüsante Quizsendung nur empfehlen! Leider fehlt der eingangs versprochene Tanz. War da noch Ricardo dabei? Kann doch gar nicht sein… Oder gab’s wieder mal Urheberrechts-Probleme? Da bleibt noch viel zu recherchieren!