Willkommen im Medizin-Wunderland!
Das Blogger-Leben ist wirklich eines der interessantesten!
Typischer Fall: Man sitzt morgens bei der ersten Tasse Kaffee und beginnt, sich ein neues Thema zurechtzudenken, auf das einen etliche dösige Kommentare aktuell gebracht haben.
Doch die literarische Fee hat anderes im Sinn und wirft einem eine unglaubliche Geschichte vor die Füße – in Form des Anrufs einer Freundin:
Ein weibliches Familienmitglied hatte sich gerade positiv auf Corona getestet – na ja, Herbstzeit…
Der Befund war auch nicht überraschend, da der Gatte der Betreffenden schon seit einigen Tagen infiziert ist. Das Problem: Die Dame benötigte eine Krankschreibung für den Arbeitgeber. Also Anruf in der Hausarztpraxis: Tja, da müsse sie schon selber vorbeikommen. Huch, sollte sie dem Doktor persönlich was vorhusten?
Nein, aber sie sei im letzten Quartal nicht in Behandlung gewesen, daher müsse man ihre Chipkarte erst noch einlesen!
Originalton der Betroffenen: Das sei nun der Lohn dafür, dass man nicht wegen jedem Pups zum Arzt gehe! Also persönliches Erscheinen mit der Option, in der Praxis noch einige Leute mehr anzustecken!
Ich habe der Dame empfehlen lassen, sie solle in dem Laden aufbaumen und am Tresen ganz laut verkünden, dass sie Corona habe – hörbar bis hoffentlich ins Wartezimmer!
Digitalisierung der Medizin, elektronische Krankenakte? Ein guter Witz…
Der Ehemann der Erkrankten hatte übrigens seine Krankschreibung problemlos telefonisch erhalten. Der Unterschied – man ahnt es düster: Er ist Privatpatient!
Das erinnert mich an mein Studium, wo zwischen Biologen sowie Chemikern und Medizinern eine tief empfundene Feindschaft herrschte. Vor allem, weil bei unserer Konkurrenz der Unterschied zwischen den Volumina von Hirn und Klappe eklatant war. Dazu die Hybris eines durchschnittlichen Tangolehrers.
Von Naturwissenschaften verstanden die Kommilitonen nicht gerade viel. Wir erkannten es beispielsweise, wenn die Mediziner bei uns im Labor ihren chemischen Pflichtkurs absolvierten.
Unvergesslich wird mir die Szene bleiben, als einer seinen Bunsenbrenner entzünden wollte und sich Moby Dick-mäßig eine hohe Fontäne ins Labor ergoss.
Wir Chemiker sind dann erstmal raus, um uns auf dem Flur schlappzulachen. Und wir hatten auch keine Lust, beim Aufwischen zu helfen.
Merke: Gasanschluss gelb, Wasseranschluss grün!
Wenn ich heute mal wieder eine Stunde und länger auf einen akademischen Schamanen warten muss, denke ich gerne an das doofe Gesicht des Medizin-Praktikanten, mit dem er damals sein tropfendes Streichholz betrachtete.
Dann geht’s mir gleich besser!
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