So tanzt man den Tango?
In seinem neuesten Diskussionsbeitrag singt Bloggerkollege Cassiel – wie nicht anders zu erwarten – den Modernisierern abermals sein Hohes Lied des kalorienarmen, spaßbefreit in sich gekehrten Tango. Ja, in dieser Sichtweise können bereits wenige „Ronda-Verweigerer“ eine komplette Milonga schreddern – mehr noch: Bei derartig „verdorbenen“ Tänzerinnen muss man zunächst eine Dekontaminationsphase von mindestens einer Stunde einhalten, bis sich der „Gestank nach Freiheit“ wieder aus deren Klamotten und Seele verflüchtigt hat:
„Mein Ansatz im Tango ist das
gemeinschaftliche Erleben des Tangos in der Milonga. Das heißt für mich, ich
tanze nicht nur mit meiner Partnerin zur Musik, sondern ich bin auch mit den
restlichen Paaren auf der Tanzfläche durch die Musik verbunden. (…) Tänzerinnen
und Tänzer, die nach meinem Eindruck weniger am jeweiligen Tanzpartner
interessiert sind (und möglicherweise sich oder ihr Publikum befriedigen
wollen), stören dieses empfindliche Gefüge erheblich. Tanzt ein Mann (oder eine
Frau) nicht mit der Partnerin (dem Partner), dann merkt man das und in extremen
Fällen nervt es brutal.
Nehmen wir einfach einmal die
hartnäckigen Ronda-Verweigerer, die unberechenbar in den Platz ‚vor‘ einem
anderen Tanzpaar ‚springen‘. Ihr Verhalten setzt in den meisten Fällen die
anderen Paare unter Stress. Nach meinen Beobachtungen reichen zwei oder drei
Paare in einer 100-Personen-Milonga und die Tanzfläche wird hektisch. (…) ich
meine die Tänzer (und Tänzerinnen), die ihr eigenes Können dramatisch
überschätzen und ganz offensichtlich den sozialen Tango mit dem Bühnentango
verwechseln.
Ein weiterer Aspekt ist die ‚Spur‘
die diese Tänzer (und ggf. Tänzerinnen) in ihren jeweiligen Tanzpartnern
hinterlassen. Vielleicht klingt das im ersten Moment ungewöhnlich: Ich habe
sehr häufig erlebt, wie sich der Tango von Damen kurzfristig extrem
verschlechtert hat, nachdem sie mit einem ‚breitbeinigen Sumoringer‘ getanzt
haben. Inzwischen bin ich sogar z.T. dazu übergegangen, mindestens eine Stunde
zu warten, bevor ich eine Tanguera auffordere, die mit einem Selbstdarsteller
auf der Tanzfläche unterwegs war.“
Así se baila el
tango (1942)
Musik: Elías Randal
Text: Elizardo Martínez Vilas („Marvil“)
¡Qué saben los
pitucos, lamidos y shushetas!
¡Qué saben lo
que es tango, qué saben de compás!
Aquí está la
elegancia. ¡Qué pinta! ¡Qué silueta!
¡Qué porte!
¡Qué arrogancia! ¡Qué clase pa'bailar!
Así se corta el
césped mientras dibujo el ocho,
para estas
filigranas yo soy como un pintor.
Ahora una
corrida, una vuelta, una sentada...
¡Así se baila
el tango, un tango de mi flor!
Así se baila el
tango,
Sintiendo en la
cara,
la sangre que
sube
a cada compás,
mientras el
brazo,
como una
serpiente,
se enrosca en
el talle
que se va a
quebrar.
Was wissen die feinen Jüngelchen,
die geleckten und blasierten!
Was wissen sie schon vom Tango, was
wissen sie vom Takt!
Das hier ist die Eleganz. Was für
ein Bild! Welch eine Silhouette!
Welch eine Haltung! Welch eine
Arroganz! Welch eine Klasse fürs Tanzen!
So schneidet man den Rasen, wie ich
den Ocho zeichne.
Bei diesen Verzierungen bin ich wie
ein Maler.
Jetzt ein Lauf, eine Drehung, ein
Aufsitzer -
So tanzt man den Tango, den Tango
meiner Blüte!
So tanzt man den Tango,
Dieses Gefühl im Gesicht,
wie das Blut aufsteigt
bei jedem Taktschlag,
während der Arm
wie eine Schlange
sich um die Taille schlingt,
dass sie sich biegt.
Die
Einstellung, mit welcher der Protagonist dieses Titels Tango tanzt, scheint mir
– gelinde gesagt – etwas spektakulärer als die der heutigen, sich
„traditionell“ gebenden Milchbubis.
Bin ich ein
verkappter Traditionalist?
Wahrlich, um
es mit Loriot zu sagen:
Früher war mehr Lametta…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschenDen obigen Kommentar habe ich gelöscht, da er nicht namentlich identifizierbar war.
LöschenEin Fundstück, von dem ich lieber nicht verrate, auf welchem Blog ich es las:
AntwortenLöschen"Wir Traditionalisten sind die Guten. Wir sind der Tango. Ganz einfach. (…)
Diese im Vergleich sehr kleine Tangoszene müssen wir(?) uns dann auch noch mit Musikvergewaltigern, Schritteverkäufern, Tangueros zum Abgewöhnen
und unsensiblen Pistenrambos ohne Respekt und Manieren teilen."
Es lebe die Toleranz!