Quiz: Evergreens

 

Wie ich an den Zugriffszahlen sehe, erregt meine Quiz-Reihe immer wieder große Aufmerksamkeit. Daher heute einige Fragen zu unserem Evergreen-Konzert, das wir schon mehrfach gespielt haben. Dabei geht es mir weniger um Daten und Jahreszahlen als um „Geschichten hinter den Liedern“, die oft ganz unerwartete Zusammenhänge offenbaren.

Viel Spaß beim Rätseln! Die Lösungen gibt es wie immer am Ende des Textes.

1.    Der Charleston galt in den USA als provokant und unsittlich. Wieso?

1.1 Er wurde hauptsächlich von schwarzen Musikern gespielt.

1.2 Anstoß erregten die kurzen Röcke der Damen und deren unangepasstes Verhalten.

1.3 Der Tanz wurde mit den illegalen Kneipen während des Alkoholverbots in Verbindung gebracht.

1.4 Die Texte der Charleston-Melodien enthielten sexuelle Anspielungen.

2.    Bruno Balz war einer der erfolgreichsten Textdichter deutscher Schlager von den 1930-er Jahren bis Anfang der 70-er. Aus seiner Feder stammen Evergreens wie „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, „Roter Mohn“ oder „Das machen nur die Beine von Dolores“. Auch Heintjes „Mama“ hat er geschrieben. In der Nazizeit wurde Balz mehrfach in Haft genommen – seine Texte waren aber für die Filmbranche unersetzlich. Was brachte ihn in Konflikt mit den Machthabern?

2.1 seine Kontakte zu den Kommunisten

2.2 seine teilweise kritischen Texte

2.3 seine Homosexualität

2.4 seine jüdische Herkunft

3.    Die schwedische Schauspielerin und Sängerin Sara Stina Hedberg war der höchstbezahlte weibliche Filmstar im Dritten Reich. Dennoch verließ sie 1942 Deutschland. Wie war ihr Bühnenname?

3.1 Kristina Söderbaum

3.2 Lil Dagover

3.3 Asta Nielsen

3.4 Zarah Leander

4.    Johannes Heesters sang bis ins hohe Alter seine Erfolgsmelodien wie „Da geh ich ins Maxim“ oder „Man müsste Klavier spielen können“. Wie alt war er bei seinen letzten öffentlichen Auftritten?

4.1 105 Jahre

4.2 106 Jahre

4.3 107 Jahre

4.4 108 Jahre

5.    Die britische Sängerin und Schauspielerin Lilian Harvey (Lilian Helen Muriel Pape) war der perfekte „blonde Traum“ der UFA. In 12 Filmen spielte sie die Partnerin eines männlichen „Herzensbrechers“ – und der hieß?

5.1 Willy Fritsch

5.2 Willi Forst

5.3 Heinz Rühmann

5.4 Johannes Heesters

6.    Bei den Dreharbeiten zum „Blauen Engel“ kam es zu starken Spannungen zwischen Marlene Dietrich und ihrem Filmpartner Emil Jannings. Wieso?

6.1 Jannings war sauer, weil Dietrich deutlich mehr Gage erhielt.

6.2 Jannings hielt Marlene Dietrich für völlig ungeeignet.

6.3 Jannings verliebte sich in seine Filmpartnerin, wurde aber von ihr abgewiesen.

6.4 Jannings verübelte der Dietrich ihre ablehnende Haltung zu den Nazis.

7.    Viele der Regisseure, Komponisten und Texter aus der UFA-Zeit waren jüdischer Abstammung und mussten emigrieren. Für wen traf das zu?

7.1 Friedrich Hollaender

7.2 Robert Gilbert

7.3 Werner Richard Heymann

7.4 Billy Wilder

8.    Im Filmmusical „The Wizard of Oz“ singt die damals 17-jährige Judy Garland in der Rolle der „Dorothy“ den Welterfolg „Over the Rainbow“. Das Lied wurde später von einer benachteiligten gesellschaftlichen Gruppe als Sinnbild ihrer eigenen Sehnsüchte übernommen. Von welcher?

8.1 von der Frauenbewegung

8.2 von den schwarzen Bürgerrechtlern

8.3 von der asiatischen Minderheit in den USA

8.4 von der Schwulenbewegung

9.    Der italo-amerikanische Schauspieler und Sänger Mario Lanza hat viel mit seinem Kollegen Elvis Presley gemeinsam – leider auch, dass beide früh starben. Unter anderem übten sie vor ihrer künstlerischen Karriere den gleichen Beruf aus. Welchen?

9.1 Lkw-Fahrer

9.2 Versicherungsvertreter

9.3 Bauarbeiter

9.4 kirchlicher Mitarbeiter

10.  Als ihre große Liebe bezeichnete Edith Piaf ihren langjährigen Lebensgefährten Marcel Cerdan, der 1949 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Dessen Beruf?

10.1      Sänger

10.2      Rennfahrer

10.3      Boxweltmeister

10.4      Unternehmer 

11. Bei ihren Bühnenauftritten trug Edith Piaf meist ein schwarzes Kleid und eine Halskette mit einem smaragdbesetzten Kreuz. Dieses war das Geschenk einer nahestehenden Person. Welcher?

11.1      Marcel Cerdan

11.2      Yves Montand

11.3      Marlene Dietrich

11.4      Georges Moustaki 

12. Der Sänger, Komponist und Schauspieler Charles Trenet („La Mer“) gehört heute in Frankreich zum nationalen Kulturerbe. Dennoch war er zur Lebzeiten gelegentlich umstritten. Was warf man ihm vor?

12.1      Kollaboration mit den Deutschen zur Besatzungszeit

12.2      Steuerhinterziehung

12.3      Plagiate

12.4      Verführung Minderjähriger   

13. Wann möchte Gerhard Wendland in seinem Tango „Tanze mit mir in den Morgen“ laut Text mit seiner Partnerin tanzen?

13.1      im Morgengrauen

13.2      am Abend

13.3      um Mitternacht

13.4      zu jeder Stunde      

14.  Die Sängerin und Schauspielerin Hildegard Knef sorgte 1951 mit dem Film „Die Sünderin“ für einen der großen deutschen Kinoskandale. Gerade kirchliche Kreise forderten ein Verbot – gekämpft wurde mit Wasserwerfern sowie Stinkbomben und weißen Mäusen in den Lichtspielhäusern. Welche „unsittlichen“ Tatbestände erregten vor allem den Zorn der Gegner?

14.1      die Rechtfertigung des Selbstmords

14.2      die Rechtfertigung der Tötung auf Verlangen.

14.3      die Rechtfertigung der Prostitution

14.4      eine kurze Nacktszene mit der Knef 

15. Die britische Sängerin Vera Lynn sang 1939 das Lied „We’ll meet again“, das den Soldaten und ihren Angehörigen Mut machen sollte. Von diesem Ruhm zehrte sie bis zu ihrem Tod 2020. Beim Ausbruch der Corona-Pandemie erhielt der Titel einen neuen Sinn. Eine hochstehende Persönlichkeit zitierte das Lied in einer Rede. Wer?

15.1      Premierminister Boris Johnson

15.2      Papst Franziskus

15.3      Königin Elisabeth II.

15.4      US-Präsident Joe Biden

Lösungen:

1.    Anstoß erregte die „Flapper-Kultur“ junger, unangepasster Frauen mit kurzen Haaren und Röcken, die Alkohol tranken, rauchten, Jazzmusik hörten und Charleston tanzten. Sie taten es bevorzugt in „Speakeasy-Lokalen“ („Flüsterkneipen“), wo verbotenerweise Alkohol ausgeschenkt wurde.

2.    Bruno Balz war homosexuell. Bei Razzien wurde er mehrfach verhaftet. Seine Autorenschaft wurde in den Filmproduktionen verschwiegen, er musste 1936 zwangsweise eine linientreue Krankenschwester ehelichen. Nach dem Krieg wurde er von den Aliierten wegen seiner Texte für „Durchhalteschlager“ angeklagt, letztlich aber freigesprochen.

3.    Natürlich Zarah Leander (die mit der rauchigen Stimme)

4.    Heesters war 107 Jahre. Ein Konzert zu seinem 108. Geburtstag musste er aus Gesundheitsgründen absagen. Heesters erlebte diesen Termin noch, starb aber fast drei Wochen später.

5.    Willy Fritsch. Die Zusammenarbeit endete 1939, da Lilian Harvey als „politisch unzuverlässig“ galt und nach Frankreich (später in die USA) emigrierte.

6.    Marlene Dietrich hatte bis dahin nur in kleinen Rollen und der Statisterie gespielt. Jannings war der Star – er bekam (im Vergleich zu Dietrich) die zehnfache Gage und hielt seine Filmpartnerin für ungeeignet.

7.    für alle vier

8.    Dass Dorothy im Musical alle akzeptiert, auch wenn sie ganz anders sind, wurde der Film von den Homosexuellen als Ausdruck ihrer Sehnsüchte gesehen. „Are you a friend of Dorothy?“ bedeutet umgangssprachlich: „Bist du schwul?“ Der Zusammenhang mit der Regenbogenfahne wurde erst viel später gesehen.

9.    Marcel Cerdan war 1948 und 1949 Box-Weltmeister im Mittelgewicht.

10. Beide arbeiteten zeitweise als Lkw-Fahrer.

11. Das Kreuz war ein Geschenk von Marlene Dietrich. Seit Piafs Auftritten in den USA verband die beiden Frauen eine tiefe Freundschaft. Dietrich kümmerte sich fürsorglich um die stets krisengeschüttelte Piaf. Diese „schenkte“ der Freundin ihren Erfolgstitel „La vie en rose“, den die 1950 in dem Hitchcock-Film „Die rote Lola“ sang.

12. Trenet trat auch im Nazi-Deutschland vor französischen Kriegsgefangenen auf. Nach der Befreiung Frankreichs wurde wegen Kollaboration angeklagt, erhielt aber nur eine Rüge. 1963 wurde er der Verführung einer Minderjährigen bezichtigt, aber in zweiter Instanz freigesprochen.

13. Wendland fragt mehrfach: „Darf ich bitten zum Tango um Mitternacht?“

14. Alles bis auf die Nacktszene – die war selbst zu dieser Zeit zu kurz und auf Entfernung gefilmt. 1954 zog das Bundesverwaltungsgericht einen Schlussstrich und bezog sich auf die Kunstfreiheit im Grundgesetz.

15.  Die Queen zitierte das Lied in ihrer Ansprache am 5.4.20: “We should take comfort that while we may have more still to endure, better days will return: we will be with our friends again; we will be with our families again; we will meet again.”

So, das war’s! Ich habe bei den Recherchen zu meinen Moderationen viel gelernt – oft ganz Erstaunliches über die Menschen hinter der Musik.

Neulich fand ich eine Äußerung von Charles Trenet zu einem seiner Chansons: Die Autoren seien irgendwann vergessen – nicht aber deren Lieder. Diese würden dann zur „Seele der Poeten“ - „L'âme des poètes“:


https://www.youtube.com/watch?v=6cDnV5c7Y3s

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