Zur Sache?

 

Ich interessiere mich stets für Kritik an meinen Artikeln – sie muss nicht mal konstruktiv sein. Rückmeldungen sind an sich wertvoll, weil sie mich dazu anhalten, über meinen Umgang mit Personen und Fakten nachzudenken. 

In diesem Fall geht es um die Vorhaltung eines Kommentators, ich würde mich öfters auch mit Gegnern persönlich und nicht sachlich auseinandersetzen, was ich aber andererseits gerne beklage, wenn es mich treffe. Das sei menschlich, es wirke jedoch viel sympathischer, wenn ich mir nicht selbst häufig den Heiligenschein der ‚Fairness‘ verpassen würde.

Grundsätzlich hat der Schreiber schon recht: Schließlich verfasse ich keine Fachaufsätze, sondern – jedenfalls häufig – satirisch geprägte Texte. Dieses Genre beschäftigt sich oft und gerne mit den Schwächen von  Personen. Und ich beklage mich nicht generell, im Gegenzug ebenfalls persönlich attackiert zu werden. Vor allem aber habe ich für mein Tun nie einen Heiligenschein reklamiert, sondern weise regelmäßig darauf hin, dass meine Ansichten häufig vom „Mainstream“ abweichen und ich daher verstehen kann, wenn man in mir den „bösen Buben“ sieht. Übrigens kenne ich keinen guten Satiriker, der sein Schaffen nicht ähnlich einstuft.

„Fairness“ hängt sehr von den speziellen Regeln eines Spiels ab. Als Fußballfan habe ich nichts gegen eine „gesunde Härte“ (Reporterspruch von anno Tobak), bei einem Kampfsport darf man nicht zimperlich sein. Nur sollte sich der Ball noch in Reichweite befinden. Es geht ja darum, dieses Spielgerät ins Tor zu befördern. Wer dem Gegner aber weitab vom Geschehen in den Hintern tritt, ist ein Saukerl und gehört vom Platz gestellt.

Mir ist es immer am liebsten, wenn ein Text oder ein reales Phänomen nicht zu sehr von einer Person geprägt ist. Dann kann ich mich auf die Sache, die allgemeinen Aussagen konzentrieren. Klar hat ein Artikel meist einen namentlich bekannten Autor, und der wird sich getroffen fühlen, wenn man seinen Beitrag, sein Buch oder sein Tun negativ kommentiert – schließlich war es ja seine eigene Aktivität. Ich sehe aber nicht, wie man dies vermeiden könnte.

Spielen konkrete Menschen eine größere Rolle, überlege ich immer, wie ich sie möglichst wenig erwähnen kann, um die Kritik an der Sache im Zentrum zu behalten. Das Dilemma bilden halt Zitate: Gebe ich die Quelle an, ist der Urheber klar. Zitiere ich ohne Beleg, wird mir dieses Manko erst recht vorgehalten. 

Will uns aber ein Zeitgenosse gewaltig mit seinem Fachwissen und Rang imponieren, veröffentlicht jedoch reihenweise Zeugs, das ich für furchtbar halte, bleibt gar nichts anderes, als auch seine persönliche Attitüde satirisch zu beleuchten. Das sind häufig die Fälle, wo der Kritisierte sich nachher heftig beklagt, von mir „beleidigt“ zu werden. Das mag von ihm so empfunden werden, ist strafrechtlich – was mich betrifft – allerdings Tinnef. Ich habe nämlich keine Lust, mir eine Verurteilung einzufangen – und habe das bislang auch vermeiden können. Dennoch versuche ich auch da, die Sache im Vordergrund zu halten. Um die geht es mir nämlich, und das soll möglichst nicht durch zu viel persönliche Auseinandersetzung verwischt werden 

Man sieht also: In der Praxis kann man Person und Sache kaum sauber trennen. Und letztlich gibt der Kritisierte vor, auf wieviel Ego respektive Inhalt man sich beziehen muss, um eine wirksame Satire hinzukriegen.

Nun wird man in meinen über tausend Artikeln (so man lange genug danach sucht) schon den einen oder anderen Fall entdecken, wo ein sich real zuordenbarer Mensch von mir durchaus einige heftige Sprüche eingefangen hat. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein. Mein Maßstab ist dabei stets: Kann ich ein solchen Angriff thematisch vertreten? Oder werfe ich einfach den zufällig nächstliegenden Dreckbollen?

Auch wenn beispielsweise mein Zorn auf den Blogger Thomas Kröter wegen der Löschung eines meiner Kommentare maximal ist, würde ich nie ein naheliegendes Wortspiel mit seinem Nachnamen anstellen. Oder, obwohl er etliche Videos dazu veröffentlicht hat, niemals seinen Tanzstil kritisieren. Ob mir der gefällt oder nicht, ist irrelevant, so lange er sich dessen nicht übertrieben rühmt. Nein, ich bleibe beim Thema seiner Artikel oder sonstiger Aktivitäten. Das hat andere nicht daran gehindert, meine Tanzweise heftig mit Häme zu belegen.

Ebenso egal ist es für meine Tango-Vorlieben, ob ich in einer Großstadt oder auf dem Dorf wohne. Das hat Kritiker noch nie abgehalten, mich als „Provinzler“ hinzustellen. Und es hat nichts mit dem Inhalt meiner Artikel zu tun, ob ich Bayer oder Westfale, Deutscher, Finne oder Argentinier bin. Auch mein früherer Beruf hat positiv oder negativ nichts mit dem Tango zu tun, mein Alter oder meine Hautfarbe ebenso wenig. Weiterhin muss ich (was auch schon gefordert wurde) keine Qualifikationsnachweise erbringen, um über Tango schreiben zu dürfen. Oder mir von Hobbypsychologen seelische Störungen attestieren lassen.

Was beispielsweise berechtigt Kritiker zur Nachfrage, ob wir die „Einnahmen“ (?) aus unserer Wohnzimmermilonga beim Finanzamt deklarieren? Ob wir unsere privaten Treffen bei der GEMA anmelden? Ob ich früher mal Schülerinnen verführt habe?

Das sind die Fouls weit weg vom Ball, für die Fußballspieler vom Platz fliegen und für einige Spiele gesperrt werden. Vielleicht erlebe ich es noch, dass im Internet Vergleichbares passiert.

Der eingangs erwähnte Schreiber zitiert aus einer Buchrezension von mir, bei der ich im Kommentarbereich geschrieben hatte: 

„Was soll man da sagen? Man hätte auf meine Rezension natürlich inhaltlich eingehen können. Viel einfacher ist es jedoch, sich mal wieder am Autor persönlich abzuarbeiten.“ 

Meine Besprechung des Buches einer Tangotänzerin war sicherlich sehr kritisch, jedoch habe ich mich zur Person der Autorin nicht geäußert, schon gar nicht abwertend. Man darf gerne nachlesen:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2020/07/miss-vergnugen.html 

Die Reaktion der Verfasserin auf ihrer FB-Seite war dann, mich persönlich herunterzumachen: Ich sei ein alter, nicht einladender einsamer Mann. Zu meinen sachlichen Argumenten in der Rezension kein Wort.

Genau das ist der Unterschied, um den es mir geht. 

Lächeln musste ich ein wenig, da mir nun aus diesem Anlass gleich „Kommunikationsregeln“ angedient wurden. Ich möchte dennoch – nicht zum ersten Mal – auf die Vorschläge eingehen:   

„Die Vermeidung von
• aus dem Zusammenhang gezogenen Zitaten in anderen Diskussionen

• Recherchen über einen Diskussionsgegner in ge“google“ten Quellen
• Rechtschreibkorrekturen bei Flüchtigkeitsfehlern (der Lehrer)
• Verwechslung von Meinung und Fakten und
• rhetorischem Sophismus“
 

Also, der Reihe nach: 

Der Vorwurf des „aus dem Zusammenhang gerissenen Zitats“ beruht meist darauf, dass jemand öffentlich Blödsinn erzählt und sich dann ertappt fühlt, wenn ich ihn wiedergebe. Ich empfehle dazu immer: Vorher überlegen, ob und was man schreibt! Wer aber wirklich meint, der Sinn seiner Aussage werde durch ein Zitat verfälscht, darf man mich gerne bitten, den einen oder anderen Satz des ebenfalls Geschriebenen hinzuzufügen. In der Praxis erlebt habe ich das noch nie.

Nichts mehr über andere recherchieren? Was dann? Einfach irgendwas behaupten, das man nicht belegen kann? Ich bin doch kein Querdenker… 

Sorry, aber wenn ich etwas zitiere, versuche ich aus dem Gesagten halbwegs korrektes Deutsch zu machen – aus Rücksicht auf meine Leser. Das muss ich dann aber anmerken, weil es vom Original abweicht. Mit einer Abwertung niedrigerer Bildungsabschlüsse hat das nichts zu tun. Ich habe in meinem engen Umfeld einige Personen ohne Abitur. Sie verfügen über eine solide Bildung und schreiben ein sehr gutes Deutsch!

Meinungen und Fakten zu unterscheiden ist die Basis journalistischer Tätigkeit, um die ich mich – oft im Gegensatz zu Journalisten – sehr bemühe.

Sophismen – also Trugschlüsse oder Scheinbeweise – unterlaufen mir hoffentlich nur selten. Wer einen findet, darf es monieren!

Fazit 

Ja, ich weiß, einen solchen Artikel schreibe ich zirka einmal jährlich. In Zeiten des schnelllebigen Internets ist das wohl unvermeidlich. Weiterlesen könnte man zum Beispiel hier:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2019/10/ad-personam.html

Ich mache meinen kritischen Lesern jedoch ein Angebot: Wer einen Artikel von mir findet, in dem ich gegen meine beschriebenen Grundsätze verstoße, darf man mich gerne darauf hinweisen – per Kommentar zum jeweiligen Text. Aber bitte mit Zitaten und sachlicher Begründung! Ich verspreche hiermit, darauf ausführlich zu antworten. Und nötigenfalls den gesamten Text zu löschen. Das habe ich, völlig geräuschlos, schon bei einer Reihe meiner Artikel getan, ohne dass mich jemand dazu auffordern musste. 

Ich fürchte aber: Viel Arbeit werde ich nicht kriegen!


 

Kommentare

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