Nicole Nau: Tanze Tango mit dem Leben



Um es gleich vorwegzunehmen: Mein Respekt vor dem Lebenswerk dieser Tangotänzerin kann größer nicht sein. Bereits Ende 1988 reiste sie auf eigene Faust und mutterseelenallein nach Buenos Aires, um die Wurzeln dieses Tanzes zu ergründen, mit dem sie sich bereits 1986 in einer Düsseldorfer Tangoschule „infiziert“ hatte. Eine „Frau der ersten Stunde“ also, bevor Mitte der 80-er Jahre in Mitteleuropa der „Tango-Hype“ einsetzte, welcher Anfang der Neunziger dann auch am Rio de la Plata zu einer „Wiedergeburt“ des dort fast schon ausgestorbenen Tanzes führte.

Nicole Nau hatte sicher das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein – aber ohne ihre herausragende tänzerische Begabung sowie Begeisterung und ihren „westfälisch-sturen“ Ehrgeiz hätte es nicht für diese Ausnahmekarriere gereicht: Jahrelang lebte sie in der argentinischen Hauptstadt, tingelte durch Hinterhof-Shows, bis sie sich schließlich an die Weltspitze tanzte, eine gefragte Tangolehrerin wurde und heute mit ihrem derzeitigen Mann, Luis Pereyra, in eigenen Inszenierungen auf Tour geht. Immer wieder bestätigten ihr Argentinier, dass sie, trotz ihrer „ausländischen“ Herkunft, den authentischen Tango" zeige. Im Mutterland dieses Tanzes wurde sie mit Ehrungen überhäuft, ziert ihr Konterfei sogar dortige Briefmarken. (Nebenbei: Ein solcher Lebenslauf ist meilenweit entfernt von dem vieler anderer deutscher Tangolehrer, welche sich zwecks Buchung etlicher Privatstunden an den Rio de la Plata begeben mit dem vorrangigen Zweck, nachher eine beeindrucken wollende Liste argentinischer Starlehrer auf ihrer Website zu veröffentlichen…)

Dennoch kann ich mir die Frage nicht verkneifen: Was soll dieses Buch eigentlich darstellen? Eine Autobiografie? Hierfür kommt Nicole Naus Exmann, der holländische Tänzer Ricardo Klapwijk, mit dem sie ja wohl ihre Karriere startete und dessen Konterfei genannte Briefmarken komplettiert, entschieden zu kurz. In wenigen Zeilen nur ist – ohne Namensnennung – von einem früheren Partner die Rede, mit dem sie eher berufliche Interessen verbunden hätten. Und wenn es denn „die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe“ sein soll: Zu wem? Zum Tango? Haben da die Jahre mit ihrem Expartner so rein gar nichts beigetragen? Immerhin werden andere Personen wie ihr wohl eher dem Geschäftserfolg nachjagender Vater sowie die alkoholkranke Mutter mit wenig Rücksicht auf deren Privatsphäre ausführlich dargestellt!

Am ehesten passt der Untertitel auf ihren Ehemann und Bühnenpartner Luis Pereyra. Die Geschichte dieser hoch emotionalen Beziehung (inklusive sattsam bekannter Künstler-Schrullen) füllt viele Seiten des Buches. Die diesbezüglichen Höhen und Tiefen werden in einem kolportagehaften Detailreichtum geschildert, der mir persönlich peinlich wäre. Muss ich das alles so genau wissen? Ich hätte jedenfalls die genauere künstlerische Entwicklung der beiden interessanter gefunden als die von Machismo, Eifersucht und unterschiedlicher kultureller Sozialisation geprägten Streitereien – von der schwülstigen Schilderung muskulös-sehniger Männerkörper ganz zu schweigen…

Ein Verdacht, den ich nicht ausräumen kann, betrifft die „leidenschaftliche Liebe“ der Autorin zu sich selbst. Beim wiederholten Anpreisen ihrer künstlerischen Triumphe trägt sie dicker auf, als sie es nötig hätte. Bereits im einleitenden Kapitel, welches das furiose Finale einer Tangoshow schildert, werden vom Hineinschmiegen in starke Arme über getanzte Leidenschaft bis zum rauschenden Applaus so ziemlich alle Klischees bedient, welches das Tango&Künstlergenre zu bieten hat. Dennoch gibt die Autorin wiederholt Zweifel daran zu Protokoll, ihre individuell passende Rolle auf der Bühne gefunden zu haben. Ob sie dies bis heute geschafft hat, wird nicht verraten – aber genau ab da wäre es interessant geworden! Stattdessen wird auf hohem Niveau darüber geklagt, wie belastend doch die Diskrepanz zwischen beruflichem Erfolg und persönlicher Einsamkeit sei (soll es auch bei Friseurinnen und Reinigungskräften zu bescheideneren Stundenlöhnen geben…).

Häufig finden wir uns auf der Seite des Problems und nicht der Lösung: materielle Sicherheit in einem krisengeschüttelten lateinamerikanischen Land, Geborgenheit in der nordrhein-westfälischen Heimat, Liaison mit einem Partner vom anderen Ende der Welt, treu sorgende Hausfrau und Mutter sowie gefeierter Bühnenstar – bei normalem Ablauf der Pubertät sollte einem schon mit siebzehn klar sein, dass all dies kaum und schon gar nicht nebeneinander funktioniert.

Das Buch ist sicherlich flüssig und unterhaltsam geschrieben, wenngleich etliche Stellen schon arg konstruiert wirken (so Nicole Naus seitenlanger Vortrag zur Tangogeschichte bei einem Anfängerkurs). Ob für den etwas reißerischen „Illustriertenstil“ die (Co)autorin Andrea Micus verantwortlich zeichnet, kann nur vermutet werden. 

Tango und „wahres Leben“ in Einklang zu bringen, ist sicherlich schwierig – das wissen nicht nur Bühnenstars, sondern auch normale Milongabesucher. Von den letzteren werden viele das Buch kaufen in der Hoffnung, hierzu einen guten Rat oder gar ein Vorbild zu finden. Nun erfahren sie, dass es auch die Großen der Zunft eher nicht hinkriegen. Immerhin tröstlich!

P.S. Und für die paar Leute, welche die beiden noch nicht kennen, hier ein aktuelles Video:

Kommentare

  1. Ich kenne Nicole aus vielen Workshops, die sie zusammen mit ihrem damaligen Mann Ricardo in Deutschland und Italien veranstaltete. Damals war sie offen und zugänglich und bestach durch die Eleganz ihrer langen Beine, die sie gerne zeigte und mit denen sie Schüler und Zuschauer besonders bei Walzern beeindruckte. Dann wurde ihr der bisherige Partner offenbar langweilig (was man verstehen kann, wenn man diesen mit seiner neuen Partnerin mal tanzen sieht), und so begab sie sich auf Reisen. Die führten zu einem Mann, der viel kleiner ist als sie, von Eleganz keine Ahnung hat und den Tango offenbar verabscheut. Und was tat sie, als selbstbewusste, intelligente, erfolgreiche, moderne, tänzerisch versierte Frau? Richtig, sie ordnete sich ihm völlig unter. Ihr erster Auftritt mit diesem stets grimmig dreinblickenden Minimacho war so schlimm, dass ein Zuschauer dazu sagte: Die beiden tanzen den Tango tot. Bis jetzt scheint sich daran nichts geändert zu haben. Anstatt ihre langen Beine zu zeigen, knickt sie diese ab und stelzt o-beinig über die Bühne. Anstatt die Eleganz des Tango auszukosten, hoppelt sie hasengleich übers Parkett. Anstatt den eigenen Stil zu pflegen (den sie hatte), übernimmt sie den ihres jetzigen Partners. Anstatt sich zu ihrer ruhmreichen Vergangenheit zu bekennen … genug. Merke: Die Frau hat zu tun, was der Mann befiehlt, ohne dass er es befiehlt. So ist das Leben im Tango. Zumindest für Frau Pereyra, ehemals Klappwijk.

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    1. Nicole Naus Entwicklung kenne ich nicht aus eigener Beobachtung - und den Tanzstil mit Luis Pereyra von der DVD "Tango! Bailando en soledad". Das hat mich schon sehr beeindruckt, wobei mir natürlich der etwas ruppige männliche Part nicht entgangen ist. Ohne einen Vergleich mit früher zu haben - das ist "Oberliga".
      Im übrigen muss ich Dir leider zustimmen: Da geben sich Frauen jahrelang Mühe mit der Formung und Veredelung ihrer selbstbewussten Persönlichkeit - und dann kommt der nächste Typ und alles fällt zusammen wie ein Kartenhaus. (Soll gerüchteweise allerdings selten auch bei Männern vorkommen...)

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    2. @Gerhard Riedl Ich habe Deine Buchkritik gelesen. In keinem Moment sollte dieses Buch eine Autobiografie werden. Es sollte auch kein Tangobuch werden. Beides werde ich Euch noch ein klein wenig schuldig bleiben. Ist aber beides bereits in Arbeit. Der Auftrag des Verlages in diesem Zusammenhang war ein anderer. Eine Liebesgeschichte. Das ist auch der Grund, warum Ricardo gar nicht drin vorkommt. Aber sehr wohl meine Familie.
      Sobald ich eine Autobiografie schreiben werde, wird er natürlich an den entsprechenden Stellen vorkommen. Doch hier ging es nicht um den Tanz, sondern um die Liebesgeschichte, diese einzige Liebesgeschichte von Luis und mir.
      Es sollte auch kein Buch zum Tanz werden (ihr habt ja bestimmt schon Tangosimensionen gelesen von mir). In Kürze werde ich wieder ein Buch zum Tanz schreiben, worauf ich mich schon sehr freue. Hier gibt es viel, was ich mitteilen mag! Dann kommen die heiss ersehnten Tips und Tricks. Nein Spass beiseite: dann kommen die wertvollen Konzepte!
      Zurück zu Deiner Kritik: Du hast absolut Recht mit der Anmerkung bezüglich der Anführung der Tangogeschichte. Ich hatte es mir auch etwas anders gewünscht, sie authentischer und peu a peu einfliessen zu lassen. Aber das wurde zu lang, sprengte den Rahmen des Buches. Aus der Liebesgeschichte wurde ein Tangobuch. So kürzte ich alles ein. Der Wunsch war trotz allem, dass der Inhalt bleibt: dass für alle Nicht Tangokenner bereits zu Anfang eine Einführung kommt. Hier habe ich deshalb in einer Situation zusammen gerafft, was ich damals in einigen Monaten an Wissen habe zusammen tragen können. Ich wiederhole: Authentischer wäre es wirklich gewesen, das Wissen so einfliessen zu lassen, wie es zu mir kam. Peu a peu. Aber das hätte den Rahmen des Buches gesprengt.
      Mir ging es insbesondere um den persönlichen Inhalt, und ja, so absurd es klingt, was einem mit 17 spätestens klar sein sollte...genau das NICHT zu beachten, das hat bewirkt, dass soviel unglaubliches in meinem Leben möglich wurde.
      Darf ich auch Dich einladen in unsere Show. (Du wohnst in Frankfurt, kann das sein. Dann komm doch gerne dort ins Theater, Du bist unser Gast!) Mir ist es lieber ihr erlebt mich „live“ und lebendig. Anstatt hier Dinge über mich zu beratschlagen, von denen ihr annehmt, dass sie eventuell sein könnten, oder auch nicht...
      Da wir ja eigendlich Tangokollegen, Tangofreunde, mindestens Tangoliebhaber sind, wäre es so viel schöner direkt miteinander zu sprechen. Das ist zumindest mein Wunsch! (damit meine ich nicht deine Rezension, sondern das Gespräch mit Peter Ripota)
      Einen lieben Gruss
      Nicole
      PS: Eine Bemerkung meinerseits an Deiner Kritik, wenn ich mir das erlauben darf: dass Du trotz des Untertitels „Liebesgeschichte“ das Buch „Tanze Tango mit dem Leben“ nicht als das rezensiert hast, was es ist, sondern fragst, ob es ein Tangobuch (...viele werden das Buch in der Hoffnung auf Rat kaufen) ist oder eine Autobiografie (...dann müsste Klapwijk drin stehen). Für mich war von daher Deine Rezension verwirrend. Dabei war es gar nicht so schwer. Es steht drauf was es ist ;-)

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    3. Hallo Peter Ripota
      Ich weiss nicht, wie gut Du mich kennst. Ich zumindest kenne Dich nicht so gut, dass ich mir ein Urteil über die Beweggründe (!) Deiner Entwicklung erlauben würde. Das spielt auch keine Rolle. Zugegebener Massen fiel es mir anfangs schwer, in dieser neuen und sehr anspruchsvollen Liga zu tanzen. Was ich übrigens eindringlich in meinem Buch beschreibe. Da habe ich anfangs viel von mir selber verloren. Ja, das stimmt. Aber kennst Du den Grund? Denn als schon recht unverschämt empfinde ich Deine öffentliche Behauptung meiner angeblichen Unterordnung, oder den „Minimacho“. „Frag doch mal Schülerinnen, wie Luis mit den Frauen umgeht“, möchte ich rufen. „Oder frag seine früheren Partnerinnen“. Wenn Du schon mir nicht glauben magst. Aber es kommt Dir gar nicht in den Sinn, dass ich - eine Frau - diesen Weg selber so habe gehen wollen. Luis hat oft angeboten, dann lass uns tanzen, was Du kannst. Ich habe es nicht gewollt, denn ich habe gewusst, wenn ich es entdecke, dann entdecke ich auch die Musik im Tango. Nicht nur die langen Beine. Ja, und dann beides zusammen bringen. Das war die Kunst!
      Dem Tango tut es gut, dass ich nicht nur an seine langen Beine geglaubt habe, sondern auf seinen Inhalt hören und tanzen wollte! Und den guten Tänzer macht auch nicht seine Grösse aus (Luis Pereyra: 178 cm, Nicole Nau 176 cm. Soooo klein ist der Mann doch nicht. Zumindest nicht „viel kleiner als sie“, wie Du schreibst)
      Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Weisst Du, ich bin nicht der Mensch, der sagt: ich tue nur das, was ich eh schon kann und kenn. Ich bin auch nicht der Mensch, der sagt: uuups, ich könnte mich blamieren. Ich bin der Mensch, der sagt: ich will mehr können und mehr lernen. Ich will den Kern und die Wahrheit wissen. Heute bin ich darüber unglaublich froh, so schmerzhaft der Weg war. Denn jetzt fühlt sich das Tango Tanzen so an, wie ich es mir gewünscht habe. Das hat verdammt lange gedauert! Aber er hat sich gelohnt. Für mich.
      Wenige haben den Mut, und wenige hätten ihn gehabt, zuerst mit 24 in eine Profikarriere einzusteigen, und dann mit 39 Jahren "noch einmal" „von vorne" anzufangen. Weisst Du, zu behaupten, dass mein jetziger Partner den Tango verabscheut, ist auch so eine kleine Frechheit Deinerseits. Warum sagst Du das? Weil in einer Zeitung stand, er habe aus Hunger das Tango Tanzen begonnen? Weil er auch Folklore tanzt? Was denkst Du? Dass jemand, der den Tango verabscheut, 40 Jahre lang Tango tanzt? 7 Tage die Woche? Tango in seiner eigenen Show inszeniert? Einer der begehrtesten Tänzer in der wichtigsten Tangoshow aller Zeiten war? So jemand liebt den Tango wahrscheinlich viel mehr und tiefer, als Du es Dir überhaupt vorstellen kannst. Was er sehr wohl verabscheut, ist ein gewisses "ambiente" im Tango, das den Tratsch pfelgt, nämlich genau solch kleinen Hetzkampagnen anzettelt, wie sie grad hier abgehen. Und von denen gibt es in der Tangowelt leider sehr viele. Solche Welten, die anstatt den Tango zu zelebrieren über andere herziehen, ja solche Gesellschaften meidet er lieber. Denn die tun seinem Tango nicht gut. Ich hätte mich gefreut, Du hättest mich persönlich angesprochen. Ich finde es schade, dass ich durch Zufall über solche Zeilen stolpern muss. Ja, fast feige finde ich es, über dritte zu sprechen, wenn sie nicht Rede und Antwort stehen können. Denn Deine Message hier geht ja weit über den Inhalt meines Buches hinaus, auch über Deine Betrachtung meines Tanzes..
      Im Spanischen sagt man „measte fuera del tarro“. Na egal. Schwamm drüber. Böse bin ich nicht, nur sehr enttäuscht. Ich hätte mir gewünscht, Du wärst offen genug und ehrlich genug und mutig genug gewesen, mir das persönlich zu sagen. Immerhin kennen wir uns!
      Einen lieben Gruss. Ich würde mich freuen, wir würden uns noch einmal persönlich begegnen. Vielleicht nach der show im Foyer. Meld Dich doch gerne bei mir! Soooo verschlossen, wie Du schreibst, bin ich nicht ;-) haha!
      Nicole

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    4. Liebe Nicole Nau,

      ein Dreivierteljahr nach der Veröffentlichung ist meine Buchrezension nun offenbar zur „Chefsache“ avanciert, und ich bekomme persönlichen Kontakt mit der berühmten Autorin – ich fühle mich geehrt, wirklich!

      Wie auch hier drehen sich solche Diskussionen meist um den beliebten Aspekt, wer nun welches Thema wie verfehlt hat. Ich glaube nicht, dass diese Debatten zielführend sind: Wenn ein Buch gut ist, kann man letztlich auf den Deckel schreiben, was man will – es bleibt dabei. Sollte es nicht so toll sein (was meine Auffassung ist), erst recht.

      Hoffentlich können wir uns zumindest darauf einigen, dass meine Kritik dem Druckwerk galt und nicht Deinen tänzerischen Leistungen – zur Vermeidung dieses Missverständnisses habe ich immerhin die ersten beiden Absätze geschrieben.

      Dein Buch allerdings hat von allem etwas und von nichts genug. Nach Deinem eigenen Bekunden wollte der Verlag eine Liebesgeschichte (wohl mit den üblichen verkaufsfördernden Zutaten Herz, Schmerz, Kitsch und Kolportage, für welche vermutlich eher die Coautorin verantwortlich zeichnet). Dir lag wahrscheinlich mehr der Tango am Herzen – und diese Passagen sind die besseren. Inklusive der Autobiografie, die das erste Drittel des Werkes klar dominiert, hätte das den (vom Verleger bestimmten?) Umfang gesprengt. Also musste auf Gedeih und Verderb gekürzt werden, (die Schilderung der strahlenden Bühnenerfolge musste ja auch noch rein), was beispielsweise zum konstruiert wirkenden Referat über Tangogeschichte führte. Eine reine „Liebesgeschichte“ ist es jedenfalls nicht – die zu Luis Pereyra jedenfalls beginnt erst nach 35 Prozent des Textes. Zudem würde mich bei einer Beziehungsgeschichte schon interessieren, ob der Erzähler schon einmal gebunden war und welche Erfahrungen er in die neue Partnerschaft mitbringt.

      So geht das halt, wenn man sich zu viel vornimmt und so letztlich kein Thema wirklich überzeugend in den Griff kriegt. Die zentralen Titelbegriffe „Tango“, „Leben“ und „Liebe“ eröffnen ein zu weites Feld. Klar enthält das Buch zu allem etwas – aber umgekehrt fiele es mir auch schwer, draufzuschreiben, was es wirklich ist.

      Liebe Nicole, du schreibst, dass soviel Unglaubliches in Deinem Leben möglich wurde, weil Du oft nicht „vernünftig“ warst. Das finde ich sehr sympathisch. Daher hoffe ich, Du wirst beim nächsten Buch Deinen Weg allein gehen, ohne Dich um Vorgaben von Verlagen, Coautoren und anderer zu kümmern. Dann wird es authentisch.

      Liebe Grüße
      Gerhard Riedl

      P.S. Die Suche nach meinem Impressum dürfte Dich von Frankfurt weg zu meinem Wohnort in Bayern führen (in der Nähe von Ingolstadt). Falls Ihr in der Nähe einmal auftretet, schaue ich gerne zu!

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    5. @Nicole: Tut mir Leid, dass ich mich inkorrekt ausgedrükt habe, was einem Profi wie mir nicht passieren sollte. Daher meine Entschuldigung und mein Dank an deine Kritik. Was ich also sagen wollte, ist nicht: Der und die sind so, sondern korrekterweise: Der und die erscheinen mir so. Mithin ist dein jetziger Partner auch kein gelangweilter Macho, er erscheint mir nur so. Mithin knickst du auch nicht deine Beine, es erscheint mir nur so. Und du verleugnest auch nicht deinen Exmann, es erscheint mir nur so. Usw. Ob mein Wahrnehmungsvermögen nun total anders ist als das anderer Menschen, oder ähnlich, oder ganz daneben, das zu entscheiden überlasse ich den Lesern. Dennoch: Weiterhin viel Erfolg in deiner selbstgewählten Karriere!

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    6. ...jetzt wird es doch etwas chaotisch. War nicht der erste der mit der Langeweile? Nein, einer gelangweilt, der andere langweilig. Whatever.
      Ironie ist nichts für ein offenes Gespräch. Deshalb belassen wir es besser an dieser Stelle.
      Bereits meine Grossmutter sass schon am offenen Fenster und zog schamlos über das Leben der Nachbarn her. Ein Phänomen, von dem ich dachte, es stürbe langsam aus. Wie naiv. Es ist nur umgezogen. Nun geschieht es per Mausklick -am Fenster zur globalen Welt- und alle können mitlesen.
      Für die Tanzinteressierten: plié (vom Laien auch Abknicken der Beine genannt) ist eine Grundvoraussetzung für das Tanzen überhaupt. http://abt.org/education/dictionary/index.html
      Für die menschlich Interessierten: "Everyone you meet is fighting a battle you know anything about. Be kind. Always!" - Jan Mclaren
      Habt einen feinen Tag
      Nicole Nau

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    7. Zur "Causa Ripota ./. Nau" - auch auf die Gefahr hin, dass dies beiden Seiten nicht gefällt:
      Ich habe mir damals ernsthaft überlegt, den Kommentar von Peter Ripota vom 9.11.13 nicht freizuschalten, da mir die persönlichen Angriffe schon sehr heftig erschienen (siehe meine "Spielregeln" für Beiträge). Warum ich es doch tat: Je höher hinauf man zielt, desto mehr Energie muss man einsetzen, um den Kritisierten zu erreichen. Vielleicht war das ein Fehler.
      Was mir jedoch zumindest ebenso verfehlt erscheint: Peter mit der Großmutter zu vergleichen, die über die Nachbarn herzog. Ich nehme an, diese haben kein Buch über ihr Privatleben herausgegeben und sind auch nicht öffentlich aufgetreten.
      In solchen Fällen aber ist es das Recht des Publikums, zu applaudieren oder zu pfeifen - und es kann dies ebenso öffentlich tun, braucht sich nicht auf private Dialoge mit dem Künstler verweisen zu lassen, ja, muss seine Reaktion nicht einmal begründen. Ganz schlecht kommt es übrigens bei den Zuschauern an, wenn man sie von der Bühne aus belehrt, sie verstünden von der Materie nicht genug - ob das nun zutrifft oder nicht!
      Weiterhin vermute ich, "Oma Nau" hat ihre Nachbarn eher "hinten herum" kritisiert und nicht offen unter Nennung ihres Namens. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, hat speziell im Internet nicht jeder Tänzer und Buchautor das Glück dieser Transparenz.
      Ansonsten hoffe ich, die gegenseitigen Standpunkte sind klar genug geworden bzw. können noch im bilateralen Dialog ergänzt werden.

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    8. Hallo Gerhard Riedl, danke Dir für Deine Stellungnahme. Schön, dass Du sie als „Friedensrichter“ beidseitig machst. Nein, es missfällt mir nicht, dass Dinge angesprochen werden, eine Chance Missverständnisse zu klären.
      Du sagst richtig, aber (1): ich als öffentliche Person müsse mich der Kritik aussetzen. Es gibt in meinem Leben hunderte Kritiken. Gute, mittelmässige, excellente, und auch schlechte. Damit kann ich gut leben, daran wachsen. Das gehört dazu, wenn man auf der Bühne steht, jeder darf den Daumen heben oder senken. Wenn man nicht über sich selber lachen kann, dann sollte man sich dem nicht aussetzen. In keiner Weise stört mich, dass Herrn Ripota mein Tanz nicht gefällt. Das ist sein Recht, das des Zuschauers, des Lesers, Rezensenten, etc... Wir können nicht allen gefallen. Absolut! Jede Kritik sagt auch etwas über ihren Verfasser. Aber es gibt Grenzen. Die der Beleidigung, der Unwahrheit und Verleumdung. Nein ich meine nicht den hoppelnden Hasen, o-beinig. Ripota kann mich ja als solchen gerne sehen. Ein nettes Bild. Etwas anderes besorgt mich, die Verleumdung. Z.B.: „Dann wurde ihr der bisherige Partner offenbar langweilig (was man verstehen kann, wenn man diesen mit seiner neuen Partnerin mal tanzen sieht), und so begab sie sich auf Reisen“ Falsch! Ich lebe seit 1988 in Buenos Aires. Seit 2002 lebt Ricardo in Deutschland, er ist aus Buenos Aires weggezogen. Aber: Warum muss Ricardo hier so im Vorbeigehen aus der Hinterhand kritisiert werden, eine Kritik die P.R. auch noch einem dritten, nämlich mir zuschiebt. Nie habe ich behauptet, dass mir Ricardo langweilig wurde. Und möchte an dieser Stelle betonen, dass dies nie der Fall war. Ricardo ist eine sehr schillernde und interessante Person in meinen Augen. Warum bleibt Ripota nicht bei seiner Kritik, statt ständig anderen etwas unterschieben zu wollen?
      Auch richtig, fast (2): Man braucht sich als Kritiker nicht auf private Dialoge mit dem Künstler verweisen zu lassen, und muss auch seine Reaktion nicht begründen. Ich verweise jedoch nicht, sondern hätte mir ein Gespräch gewünscht (!) mit einer Person, die ich seit mehr als 15 Jahren kenne. Hier ist allerdings mein Versuch der „bilateralen Annäherung“ kläglich gescheitert. Wahrscheinlich ist kein Dialog gewünscht. Deshalb möchte ich es auch dabei belassen. Dieser Wunsch Klärungswunsch bezog sich nur auf den beleidigenden verleumdenden Anteil, nicht den der Kritik.
      Missverstanden (3): Keinesfalls belehre ich von der Bühne herunter. Ich bin es nicht, die verweist, Profi zu sein. Aber ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, öffentlich zu schreiben: es gibt auch unerfahrene Tänzer, die diesen Blog lesen. Da ist es unser aller (Tänzer) Pflicht die Dinge beim Namen zu nennen und sachlich zu bleiben. Rein klärend schreibe ich „für Tanzinteressierte“, dass, wenn wir von abgeknickten Beinen schreiben, das Plié gemeint ist. Kein Hintergedanke, keine Belehrung. Nicht jeder kann das wissen...
      Nicht wirklich verstanden (4): "Oma Nau" zitiere ich in Besorgnis um den Ton der web. Dass Dinge transparent sind, macht sie weder menschlicher noch konstruktiver, auch nicht weniger gefährlich. Es ist sehr Mode geworden, über andere herzuziehen, statt über sie zu schreiben. Es geht alle an, und nicht darum, ob eine Person öffentlich ist oder nicht. Das war die Nachbarin, die die Strasse überquerte auch. Das ist das Paar, das vor unserem Tisch im Salon tanzt. Es geht um den Ton des Lästerns auf Kosten dritter. Mag das bitte jeder Leser selber für sich entscheiden, aber es mag ihm vielleicht bekannt vorkommen. Und doch, die Oma Nau hat den Namen genannt, natürlich. Darum ging es doch. Alles spricht sich rum. Immer.
      Alles Gute für alle. Nicole

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    9. Liebe Nicole,
      nur zur Klarstellung (siehe Ende Deines Textes): Was ich meinte, ist, dass "Oma Nau" die anderen wohl nicht offen, also unter Preisgabe ihrer (nicht: deren) Identität kritisiert hat. Für mich macht die Frage "anonym oder nicht" schon eines gewaltigen Unterschied. Zur Illustration kannst Du ja mal auf dem Blog www.tangoplauderei.blogspot.de nachlesen.
      Und selbstredend gehört es zu meiner Privatsphäre, wenn ich im Salon tanze (ich muss mir dann z.B. nicht einmal gefallen lassen, fotografiert zu werden).
      So wie der ursprüngliche Kommentar von Peter Ripota zu deftig gewesen sein mag, finde ich den Begriff "Verleumdung" zu hoch gehängt. Keine Sekunde habe ich geglaubt, Peter könne z.B. wirklich etwas über die genaueren Beweggründe der Trennung von Ricardo wissen - das waren für mich keine Tatsachenbehauptungen, sondern satirische Überspitzungen.
      Die kann man mögen oder hassen, aber eine heutige Mode sind sie nicht. Ob man da bei Lichtenberg, Heine, Kraus, Kerr oder Tucholsky nachliest - im Kulturbetrieb ging es schon immer auch heftig und persönlich zu. Falls man da mitmischen will, muss einem das klar sein.
      Wenn Promis zuerst Homestorys wollen und sich nachher über die böse Presse aufregen, geht das nicht nur bei Bundespräsidenten schief (sorry, war Satire)!
      Beste Grüße
      Gerhard

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    10. Lieber Gerhard,
      alles kein Thema, Satire, schwarzer Humor. Gerne. Viel und mehr davon.
      Aber leider geht es auch über Satire hinaus. Da kann man es drehen und wenden wie man will. Das wird auch mit seiner Antwort nicht besser, die noch mal zum Schlag ausholt. Grusslos. Das musst Du jetzt nicht schön reden. Ich weiss, ihr kennt Euch, unternehmt Einiges zusammen, mögt Euch. Ist auch alles nicht schlimm. Das schrieb ich schon ganz oben. Nur enttäuschend. Menschlich. Und auch nur für mich.
      Das kann auch einfach so stehen bleiben.
      Danke für die Einladung, andere Blogs zu besuchen. Nein Danke! Ich schrieb schon. Ich bin Internetmässig nicht viel unterwegs und verbringe meine Zeit soviel lieber tanzend.
      ...

      So, jetzt haben wir das Thema aber durch, gell?
      Lieben Gruss
      PS: Ich freue mich auf eine persönliche Begegnung, das finde ich viel wertvoller. Menschen zum Anfassen.
      Schreib mir dann aber bitte an meine Email wegen der Karten.

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  2. Hallo lieber Gerhard,
    danke für Deine rasche Antwort!
    Ich bin gestern auf Deinen Block gestossen.
    Selten im Netzt surfend unterwegs, habe ich Dich gestern erst entdeckt.
    Schaust Du bitte einmal auf www.the-great-dance-of-argentina.de
    Da stehen aktuell alle Termine drin. Dann suchst Du Dir einfach eine Venue aus und gibst mir Bescheid. Bitte gerne per Email: nau_nicole@hotmail.com
    Selbstverständlich bist Du unser Gast
    Herzlich
    Nicole

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    1. Liebe Nicole,
      herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg beim Tango!
      Gerhard

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    2. Lieber Gerhard,
      ich freue mich auf eine Begegnung! Melde Dich bitte
      Nicole

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  3. Heute hat "Amazon" einen Diskussionsbeitrag von mir zu Nicole Naus Buch gelöscht. Meines Wissens geschieht dies nur auf Grund spezieller Interventionen.
    Nun möcht' ich natürlich gar zu gern wissen, wer da wohl "an der Uhr gedreht" hat! Gut, dass ich kein Jurist bin, dem wohl reflexartig die Frage "Cui bono?" käme...

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  4. Eine Besprechung des Buches von Nicole Nau erschien nun auch in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Tangodanza" (4/2014, S. 34). Der Autor Jürgen Bieler gelangt dabei ebenfalls zu einer ziemlich "durchwachsenen" Einschätzung mit teilweise recht ähnlichen Argumenten.

    Wann kommt der Shitstorm aus Eisenhüttenstadt?

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  5. Die Geschichte von Nicole Nau ist unglaublich beeindruckend, und ich kann ihr Buch „Tanze Tango mit dem Leben“ nur empfehlen. Vielleicht hilft bei der Lektüre, wenn man es schafft, eine Frau für ihren Erfolg zu bewundern, statt sie mit Spott und herablassender Häme zu überschütten. Die Lektüre ist gerade deshalb so spannend, weil aus der chaotischen Wirklichkeit chronologischer Fakten eine romanhafte Erzählung geformt wird, die überzeugt. Es gibt einen einfachen Kompass für gelungene Kunst, auch die der Kritik: Demut. In Nicole Naus Buch ist hierzu einiges zu erfahren. Aus den Beiträgen ihrer Kritiker eher nicht.

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    1. Liebe Lea Martin,

      es freut mich, dass meine Rezension des Buches von Nicole Nau nach fast zehn Jahren jetzt auch Berlin erreicht hat.

      Ich hätte mir nur gewünscht, dass Sie auf meinen Text nun auch detaillierter eingegangen wären. Auf die paar Tage wäre es auch nicht mehr angekommen. Stattdessen stellen Sie nur fest, die Autorin sei „mit Spott und herablassender Häme überschüttet“ worden. Von wem eigentlich?

      Wenn man die ersten beiden Absätze meines Textes liest, sollte man zu einem anderen Schluss kommen. Ihre künstlerische Leistung für den Tango wird von mir eindeutig anerkannt.

      Nun können aber auch Berühmtheiten eher schwache Bücher schreiben (oder schreiben lassen). Und die darf man auch kritisieren. Diese schlichte Tatsache ist leider im Tango kein Allgemeingut. Tango-VIPs hat man mit „Demut“ zu begegnen, da alles toll ist, was sie machen.

      Sorry, dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Nicole Nau fehlt diese Eigenschaft, zumindest als Buchautorin, übrigens ebenfalls. Daher plädiere ich für einen Dialog auf Augenhöhe. Die Tänzerin hat dies in ihren Kommentaren durchaus akzeptiert.

      Dass Ihnen das Buch gefällt, ist völlig in Ordnung. Mir würde es nie einfallen, Sie dafür anzugreifen. Es würde mich freuen, wenn dies auch umgekehrt der Fall wäre.

      Mit besten Grüßen
      Gerhard Riedl

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