Susanne Köb: Tango macht glücklich



„Tango macht glücklich“ – zum Glück folgt das gleichnamige Buch von Susanne Köb nur auf den ersten beiden Seiten diesem doch recht PR-mäßigen Motto und legt stattdessen erfreulich differenziert dar, wovon das (Un)glück beim Tango abhängen kann. Sprachlich gut formuliert und auch für Laien verständlich werden wichtige Themen wie Tangogeschichte und -technik, Unterricht sowie Üben, Musikalität, Tanzstile und Verhalten auf Milongas abgehandelt. Schon bei letzterem Thema wird die österreichische Herkunft der Autorin deutlich: Im Mutterland der Balltradition hat das Tanzen eben auch einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, daher nehmen die Tipps zu konformem Verhalten und Vermeidung von Benimm-Fettnäpfchen einen breiten Raum ein. Ob man den Tango dann noch mit dem Wiener Walzer bzw. Wienerlied vergleichen muss, mag dahingestellt bleiben, wirkt aber, um es im heimatlichen Jargon auszudrücken, durchaus charmant.

Zweifellos schreibt hier jemand über den Tango, der dieses Sujet und die entsprechende Szene schon lange Jahre als Insider begleitet und seine südamerikanischen Wurzeln aus eigener Anschauung kennt (siehe auch das ausführliche Glossar mit spanischen Fachbegriffen). So wird ein Anfänger nach Lektüre des Buches über mehr Kenntnisse zu diesem Tanz vom Rio de la Plata verfügen als manche langjährige Tänzer, denen dieses Werk daher ebenfalls zu empfehlen ist.

Anzuerkennen ist auch, dass es Susanne Köb um eine Selbstreflexion der „Tangomenschen“ geht, zu welcher sie wichtige Fragen stellt und Impulse gibt (z.B. zum Verhältnis zwischen Tango und „wahrem Leben“). Den Blick nach innen und nicht nach außen zu richten kann gerade auf diesem Feld vor Fehlentwicklungen und Enttäuschungen bewahren. Hieraus sollte dann eine ganz persönliche Einstellung zum Tango resultieren.

Leider gelingt es der Autorin, diese eigenen Überzeugungen weitgehend zu verschweigen. Immer wieder fällt auf, dass sie auch sehr widersprüchliche Bereiche lediglich referiert, ohne dabei selbst Stellung zu beziehen, eher fragt als antwortet. Beispielsweise wird zwar der multikulturelle Aspekt im Tango umfangreich beschrieben, dann aber wieder die argentinische Sichtweise als verbindlich dargestellt. Zu Beginn ihres Buches zitiert Susanne Köb ihren Tangolehrer, der sie zu mehr Leidenschaft im Tango aufgerufen habe. Nach dem Lesen ahnt man auch, warum. Nur alles Bestehende abzunicken, auf Distanz zu bleiben und nicht anzuecken reicht nicht. Aber immerhin wird  dadurch der Leser zu eigenen Entscheidungen gezwungen, was ja seine Vorteile hat. Dennoch hätte ich mir mehr heiße denn „coole“ (oder gar unterkühlte) Tipps für meine durchtanzten Nächte gewünscht!


Kommentare

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.