Eine Verschraubung locker

 

Man kann bei den Blogger-Kollegen wirklich was lernen – und mir wird immer klarer: Ich habe das wahrhaft nötig! Daher verfolge ich intensiv, was Experten zu sagen haben – oder was sie glauben, sagen zu müssen!

Derzeit geht es um eine Tangofigur, deren Beherrschen ein Autor als „notwendig, aber nicht hinreichend“ bezeichnet: den Enrosque (im Spanischen männlich – hab ich auch grad erst gelernt):

„Enrosque, El: Die Verschraubung

Einschrauben beim Drehen auf einer Achse während der molinete: Gewichtswechsel, Stehen bleiben, obwohl die molinete weiter gedreht und der Körper stark verdreht wird, plötzliches Nachdrehen der Füße unter Ausnutzung der Drehspannung.“

https://www.el-duende.de/Tango_Begriffe.php

Ein Tänzer aus der Oberpfalz hat uns nun über seine „persönliche Annäherung“ an diese Figur informiert. Die liest sich wahrlich eindrucksvoll:

„Oft wird vom ‚muskulären Anspruch‘ gesprochen – aber beim Enrosque geht es nicht um rohe Kraft. Entscheidend ist gezielte Stabilität: Es gilt, Beckenboden, Adduktoren, unteren Rücken, Hals, Schultern und Brust in feiner Abstimmung zu aktivieren. Diese Muskelgruppen tragen zur Aufrichtung und Kontrolle bei – ohne sichtbare Anstrengung.“

Ich hab’s mal in meinem Anatomie-Atlas nachgeschaut – seither plagt mich der geistige Muskelkater…

Natürlich gibt’s dazu ein „Homework“ für die Damen. Klar, immer nur Kochen und Abspülen ist ja auch langweilig!

„Ein klassischer Zugang zum Enrosque erfolgt über eine Sakada – okay, hätte ich mit „c“ geschrieben. Aber Hauptsache, man kann sie tanzen!

Jetzt aber aufgepasst: „Ich selbst bevorzuge den Einstieg über einen Lápiz auf der linken Seite, kombiniert mit einem Back-Ocho und einer Hinterkreuzung am Standbein. Diese Variante erscheint mir für Einsteiger verständlicher und körperlich klarer steuerbar.“

Na klar!

Wie lange benötigt man zum Lernen der lockeren Verschraubung? „Ich selbst habe mehr als fünf Jahre gebraucht, bis der Enrosque bei mir zuverlässig funktionierte.“

Das erinnert mich an eine Karikatur im „Simplicissimus“, in der sich zwei fesche Leutnants unterhalten. Der eine fragt: „Und was hast du im Urlaub unternommen?“ Antwort: „Ich hab meinem Papagei das Rülpsen beigebracht.“

Wahrlich – wie Goofy in der „Micky Maus“ mal sagte: „Jeder sollte ein Hobby haben!“

Blöd nur, dass der Blog-Inhaber kräftig Wasser in den Wein der Erleuchtung gießt:

„Didaktisch sind Enrosques denkbar ungeeignet. Der Lernaufwand ist enorm – selbst unter den ambitionierten ‚Hardcore-Fancy-Figure‘-Fans dürfte eine ernstzunehmende Enrosque-Qualität selten innerhalb von fünf Jahren entstehen. Und das setzt voraus, dass man überhaupt eine Tanzpartnerin findet, die diese präzisen Drehungen sauber ausführen (und vor allem zulassen) kann. Nach meiner Erfahrung ist der Kreis solcher ‚drehungsbefähigten Damen‘ doch eher begrenzt.“

Daher werden die Damen im Tanzsport ja auch als „Karrierehindernissse“ bezeichnet!

Und er stellt die „Gretchenfrage“: Wozu dient diese Figur eigentlich?“ Tja...

Erschüttert lesen wir: Wenn wir ehrlich sind, doch vor allem der Selbstdarstellung des Führenden, oder der puren Lust an ‚fancy-moves‘. Denn rein funktional betrachtet bringt eine Enrosque auf der Milonga keinen Mehrwert für Navigation oder musikalische Interpretation.“

Freilich möchte er dem Autor keine „Selbstdarstellung“ vorwerfen – könnte sonst frisch geschmiedete Bündnisse gefährden. Dem Thema Eitelkeit im Social Dance“ möchte er aber demnächst einen eigenen Artikel widmen. Man darf gespannt sein!

Halten wir daher fest:

In der Form mit vollständiger Drehung mit Vorwärts-Sacada als Einstieg in die Enrosque, ruhiger und stabiler Ausführung und anschließendem Planeo oder gar abschließender Sacada atrás ist diese nunmal bereits aus Sicht der physikalischen Dynamik ein kleines Kunstwerk, und wenn es in die Ronda sicher eingebaut werden kann (im Hinblick auf Harmonie zur Musik und bezüglich der sich stetig ändernden Raumgeometrie während der Ronda) dann ist sie schon ein Hingucker wert. Und ein Zeichen eines gewissen Niveaus.“

Klar, oder?

Und selber? Vor ein paar Jahren ist mir aufgegangen, dass ich durch Eindrehen, Spannung und Ausdrehen eine hübsche Beschleunigung hinkriege. War das ein Enrosque? Na ja, wohl nicht – fühlt sich trotzdem cool an. Und die Idee flog mich einfach beim Tanzen an – wie irregulär!

Quelle: https://www.tangocompas.co/gedanken-ueber-tango-unterricht-6-teil/#comments

Leider gibt es kein Video, in dem einer der Herren mal zeigt, wo der Schrauben-Hammer hängt. Daher musste ich auf eine fremde Quelle zurückgreifen. Viel Spaß!

https://www.youtube.com/watch?v=sNtTNFJtE8Y

Kommentare

  1. Beim Wendel hagelt es Kommentare und es findet eine angeregte Diskussion statt! Was ist bei Ihnen los? Hat wohl keiner Bock, mit einem Oberlehrer zu diskutieren. Komisch, dass sie es nicht verstehen – da liegt aber wahrscheinlich das Problem.

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    1. Na ja, der eine oder andere Depp kommentiert ja noch…
      Aber im Ernst: Beim Bloggen braucht man einen langen Atem: Als ich vor über 11 Jahren mit meinem Blog begann, gab es auf Cassiels Seite für viele Artikel eine dreistellige Zahl von Kommentaren. Bei mir im Schnitt nur einige wenige. Und heute? Schauen Sie selber nach!
      In dieser Branche muss man davon überzeugt sein, dass die eigenen Texte gut genug sind. Wer sich von irgendwelchen Zahlen irre machen lässt, hat schon verloren.
      Also, schau’n wir mal, wie es in ein, zwei Jahren aussieht! Ich habe schon viele Blogs kommen und gehen sehen. Und wenn einer bleibt, sollte mich das freuen. Ohne Konkurrenz ist es doch langweilig!

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  2. Gerhard, du bist echt ein Phänomen.

    Da erklärst du ganz locker, dass du von dem Zeug eigentlich keine Ahnung hast – und legst dann trotzdem los, als wärst du der dienstälteste Enrosque-Inspekteur der Republik. Kaum mal selbst ausprobiert, nie ernsthaft geübt, aber Hauptsache, aus der bequemen Beobachterloge, wie Statler & Waldorf, wird wieder kräftig der Rotstift gezückt. Natürlich gewürzt mit der altbekannten Ironie, die immer dann herhalten muss, wenn einem für echte Fachlichkeit die Praxis fehlt.

    Und das Beste: Während andere jahrelang schwitzen, üben, scheitern und irgendwann vielleicht stolz ihre erste saubere Drehung hinstellen, reicht bei Dir ein kleiner geistiger Muskelkater aus dem Anatomie-Buch – und schon ist klar, wie der Hase (oder besser: der Schraubenzieher) läuft.

    Aber ich sag’s mal so: Wer den Enrosque nur vom Hörensagen kennt, sollte vielleicht nicht ganz so eifrig erklären, wie überflüssig oder eitel das alles ist. Denn von außen sieht jede Bewegung irgendwie sinnlos aus – bis man mal versucht, sie wirklich zu können.
    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Wendel

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    1. Lieber Herr Wendel,
      falls Sie mal Zeit haben sollten, rate ich Ihnen, meinen Artikel zu lesen – notfalls mit Hilfe künstlicher Intelligenz! Was Sie nämlich meinen, steht im Text nicht.
      Ich maße mir eben nicht die Rolle des „Inspekteurs“ an, der genau weiß, wie ein Enrosque oder sonst eine komplizierte Figur im Tango geht. Aber wenn dann „Experten“ unheimlich gescheit darüber daherreden, ist das halt bestes Satire-Material.
      Besonders, wenn die einen die Figur zum Pflichtprogramm erheben und andere sie für überflüssig halten.
      Und natürlich hütet man sich sorgsam davor, das Ding mal per Video vorzutanzen. Hauptsache man versichert glaubhaft, es zu können. Dann kann man in Ruhe meine Videos zerpflücken.
      Aber machen Sie ruhig so weiter – derzeit ist Ihr Blog für mich der beste Stoff-Lieferant!
      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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    2. Nette Projektion: jetzt drehst Du uns in die Spezialisten-Ecke, die alles mit Videos belegen sollen, nachdem Du jahrelang drüber schreibst, wie Unterricht zu sein hat – übrigens ohne geringste Tango-Unterrichtspraxis als Kursleiter –und dann auch dieses besagte Unterrichtsangebot abgelehnt hattest.
      Nachdem Du ja jetzt einen Video-Beweis anforderst, gebärdest du Dich aber nun wohl doch wie ein "Inspekteur".
      Und mit dem ewigen KI - Hinweis hast Du ja jetzt einen "Knochen" gefunden, auf dem Du unablässig herum kauen kannst, das war ja nicht anders zu erwarten – dieses "gaslighting" ist langsam peinlich.

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    3. Interessant: Wer ist denn „uns“?
      Niemand verlangt, dass man „alles“ mit Videos belegen soll. Von mir (und meinen Gästen) gibt es jedenfalls etliche Aufnahmen auf YouTube. Über die hat man sich genügend das Maul zerrissen.
      Von den hochmögenden „Experten“, die mich kritisieren, findet man wenig bis nichts.
      Wenn man eine solch komplizierte Schrittfolge erklärt, wäre es ganz schön, diese auch mal per Video zu demonstrieren. Aber das unterlässt man tunlichst.
      P.S. Und gerne mal nachschauen, was „Gaslighting“ wirklich ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Gaslighting

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    4. (Gaslighting-ähnliche Strategien):
      Hier werden gezielte Falschaussagen oder Unterstellungen auch öffentlich gemacht.

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    5. „Als Gaslighting (…) wird in der Psychologie eine Form von psychischer Manipulation bezeichnet, mit der Opfer gezielt desorientiert, verunsichert und in ihrem Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich beeinträchtigt werden.“
      https://de.wikipedia.org/wiki/Gaslighting
      Na, ich hoffe doch nicht, dass ich Sie verunsichere oder in Ihrem Realitätssinn beeinträchtige!

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  3. "... derzeit ist Ihr Blog für mich der beste Stoff-Lieferant!" Für eigene Ideen reichts ofgenbar nicht. Herr Schön hat mit seiner Kritik an Sie vollkommen recht! Auch ich kann keine Satire erkennen. Nicht einmal schlechte.

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    1. Klar! Sie erkennen ja nicht mal den falschen Akkusativ ("an Sie" statt "an Ihnen").

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    2. Sonja Rethel, Frankfurt15. Mai 2025 um 10:42

      Ihre Rechtschreibkorrekturen, wenn Sie argumentativ nicht weiterkommen, sind nicht nur eine unglaubliche Respektlosigkeit, sondern wahrscheinlich der Grund, warum auf ihrem Blog keine inhaltliche Diskussionen mehr stattfinden.
      Ihr Oberlehrerwahn hat schon pathologische Züge. Bedenken Sie, dass ihre Kommentatoren hier keine Rechtschreibprüfung ablegen wollen, sich gelegentlich mal vertippen und deshalb keine Legastheniker sein müssen, sondern sich über den Blog äußern wollen, der übrigens immer mehr über einen anderen Blog oder Herrn Wendel anschreibt, der wenigstens neue, eigene Themen behandelt. Ihr Blog ist nur noch eine einzige peinliche Lachnummer und ein Zeugnis Ihrer zerfressenen Eitelkeit. Dass Sie diesen Artikel sowieso nicht veröffentlichen, weil sie ihn vermutlich wieder zensieren werden - übrigens auch ein Armutszeugnis Ihrer armseligen Ausweichmanöver wenn Sie argumentativ an der Wand stehen - ist mir übrigens egal. Ich wollte es Ihnen einfach mal "ins Gesicht schreiben", denn seit Wochen beobachte ich hier, wie Sie langsam als Blogger baden gehen, obwohl Sie eigentlich hervorragend schreiben und besser mal andere Themen suchen könnten. Denn Tango scheint Ihnen offenbar überhaupt nicht zu liegen, während Sie über andere Ereignisse hervorragende Artikel schreiben. Sie könnten es also, aber Ihre persönlichen Fehden, die Sie in letzter Zeit zu einer öffentlichen Schulhofprügelei gemacht haben und dabei, zu recht, ziemlich viel einstecken mussten, sind einfach nur - ich muss es mal deutlich sagen - "Kinderkacke"!
      Grüßchen aus Frankfurt
      Sonja Rethel

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    3. Sonja Rethel, Frankfurt15. Mai 2025 um 10:57

      PS: Wenn Sie meinen Kommentar nicht hier veröffentlichen wollen, werd ich ihn bei Herrn Wendel posten.
      S. Rethel

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    4. Na, das dürfen Sie doch gerne – der wird sich freuen! Und dorthin passt ihr Kommentar wahrlich besser.
      „Rechtschreibkorrekturen“ führe ich wirklich nur ausnahmsweise durch – da hätte ich sonst viel zu tun… Aber wenn ein Kommentator meint, besonders gescheit daherreden zu müssen, weise ich schon mal auf solche Diskrepanzen hin.
      Und wenn wir schon von „Respektlosigkeit“ reden: Ausdrücke wie „Oberlehrerwahn“, „pathologische Züge“, „peinliche Lachnummer“, „zerfressene Eitelkeit“, „armselige Ausweichmanöver“ und „Kinderkacke" sind nun eindeutig aus der Proll-Liga.
      Irgendwie wandelt mich der Verdacht an, dass dieser Kommentar in Wirklichkeit von einem Mann stammt.
      Vielen Dank jedenfalls für die eindrucksvolle Demonstration der Umgangsformen im heutigen Tango!
      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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  4. Jetzt bekam ich schon wieder ein solches vergiftetes Angebot:
    „Wenn Sie möchten, biete ich Ihnen Folgendes an: Ich bezahle Ihnen eine Einzelstunde bei El Gato. Ich muss dabei nicht anwesend sein – ein Video, das Ihr Können zeigt, wäre völlig ausreichend. Vielleicht bringt uns das zurück zu einer sachlicheren, praxisbezogenen Diskussion.“
    Ja, klar… Ihr habt sie doch nicht alle!
    Wie wäre es, mal selber ein Tanzvideo einzustellen?

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