Das Wort zum Sonntag

 

Ich wollte heute wirklich mal nichts Neues schreiben. Aber dann kam die Einladung zu einer Schulungswoche angeflogen – mit einem derartigen dichterischen Schmelz, dass mir schwarz vor Augen wurde. Nach Wiedererlangung meiner Sehkraft habe ich das Ganze übersetzt:

„Begleitet uns zu einer unvergesslichen Lernwoche in Meißen (DE), in der wir tief in den Tango eintauchen.

Bereitet euch darauf vor, von der faszinierenden Tango-Expertise von Sigrid Van Tilbeurgh und Maria Fillali völlig in den Bann gezogen zu werden! Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der europäischen Tangoszene bringen sie eine Fülle von Wissen und Leidenschaft in jeden Schritt ein.

Stellt euch vor, ihr taucht ein und verfeinert eure Führungs- und Folgerollen, angeleitet von diesen beiden Tangostars. Es ist nicht nur eine Lektion, es ist eine transformative Reise, bei der jede Bewegung, jede Umarmung das Gewicht ihrer Expertise trägt.

Was diese Gelegenheit wirklich außergewöhnlich macht, ist die gemeinsame Bereitschaft aller Teilnehmenden, den Weg der Doppelrolle einzuschlagen. Das Wachstumspotenzial ist in diesem unterstützenden Umfeld, in dem Tänzer aller Niveaus mit einem gemeinsamen Ziel zusammenkommen, grenzenlos.

Lasst euch diese Chance nicht entgehen! Kommt zu uns und nutzt den Moment, um eure Tangokenntnisse zu verbessern, euch mit anderen Enthusiasten auszutauschen und die Magie von ‚Totally in Tango' zu erleben. Die Bühne ist bereit und die Musik ruft – werdet ihr dem Ruf folgen?“

https://www.facebook.com/ludo.decreus/videos/1747138505695949?idorvanity=247416631982026

Wow! Ein wenig abgeschwächt wird die Euphorie dadurch, dass man den Namen einer Lehrerin (María Filali) falsch schreibt. Aber sonst – in jedem Schritt Wissen sowie Leidenschaft… das muss man erstmal hinkriegen! Und wenn jede Bewegung und Umarmung das Gewicht ihrer Expertise trägt, kann einen das ganz schön runterziehen.

Eine „transformative Reise“ stellt das Angebot sicherlich für den Geldbeutel dar: In der Größenordnung von 700 Euro pro Nase ist er hinterher leichter. Was nun unterrichtet wird, findet man auf der Website nach einigem Suchen:  

https://www.totallyintango.com/gut-frohbergsept

Die beiden Tänzerinnen, Sigrid Van Tilbeurgh und María Filali, habe ich bereits in einem früheren Artikel besprochen:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/05/pilcher-tango.html

Bevor mir nun wieder jemand schreibt, wie toll die tanzen können: Glaube ich gerne. Nur haben sie es dann überhaupt nicht verdient, in einem Stil angekündigt zu werden, den früher reisende Händler beim Anpreisen von Patent-Fleckenwasser einsetzten. Dieser Schmäh hat wirklich „grenzenloses Wachstumspotenzial“!

Vortanzen dürfen die Beiden in dieser Einladung auch noch. Ich frage mich nur, wieso es unbedingt tangoferne Sphärenklänge sein müssen, zu denen die beiden fast fünf Minuten Non Stopp herumkreiseln.

Aber immerhin gelangte Armand Amars „La Terre Vue Du Ciel“ („Die Erde vom Himmel aus betrachtet“) zu einigem Ruhm: Bei den Olympischen Winterspielen 2018 choreografierte Christopher Dean zu dieser Musik die Kür der deutschen Goldmedaillengewinner Aljona Savchenko und Bruno Massot:

https://www.youtube.com/watch?v=P05Nv_VMS00

Da ich nicht zu Übertreibungen neige, sage ich nur: Da ist noch etwas Luft nach oben.

Aber nach längerem Suchen habe ich ein Video entdeckt, in dem die Damen etwas munterer tanzen. Geht doch!


https://www.youtube.com/watch?v=NKNQPMMsoPY

Kommentare

  1. Das mit "Luft nach oben" paßt - die Einkünstler nutzen den Raum oberhalb ja auch für allerlei Hebungen und Würfe. Wäre vielleicht auch ein Modell für Milongas, wo selten mal jemand auch nur 10% der Fläche nutzen kann, den so ein Showpaar belegt. Bei ausreichender Deckenhöhe ließe sich auch bei milongatypischem Stillstand am Boden noch etwas von der Dynamik in der Musik ausleben.

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    1. Ich hatte schon damit gerechnet, dass man mir den Unterschied zwischen Eiskunstlauf und Showtango erklärt. Doch, der ist mir ungefähr klar.
      Dennoch finde ich den Unterschied im künstlerischen Ausdruck schon bemerkenswert.
      Abgesehen davon, dass es mir im Artikel um etwas anderes geht.

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