Quiz: Satire


Gerade in letzter Zeit wird mir immer klarer, dass in der Tangoszene der Begriff „Satire“ inhaltlich wenig Verständnis findet. Tendenziell wird er als „Witz“ oder „Humor“ missdeutet und weit von sich gewiesen, falls Pointen der eigenen Ansicht widersprechen.

Seltsamerweise wird dann gerade mir in dieser Sache Fortbildungsbedarf attestiert. So schrieb gestern ein Kommentator:

„Tipp: sehen Sie sich mal wirklich gute Kabarettisten und Satiriker an. Nur Nuhr ist zu wenig!“

Na sicher, mach ich seit knapp 60 Jahren…
Aber nun sind Sie dran, liebe Leser! Testen Sie Ihre Kenntnisse zum Thema „Satire“! Die Lösungen finden Sie, wie üblich, am Schluss des Artikels. Viel Spaß beim Raten!

1.    „Peter Panter“ war eines von mehreren Pseudonymen des Autors
A.   Erich Kästner
B.   Walter Mehring
C.   Kurt Tucholsky
D.   Carl von Ossietzky

2.    Wer war der einzige Schriftsteller, der 1933 die Verbrennung seiner Bücher durch die Nazis persönlich erlebte?
A.   Erich Kästner
B.   Walter Mehring
C.   Kurt Tucholsky
D.   Carl von Ossietzky

3.    Politisches Kabarett war schon in den 1920-er Jahren nicht ungefährlich, da Vorstellungen durch die SA oder andere Rechtsextreme gesprengt wurden. Nach der Machtergreifung saßen in den wenigen verbliebenen Kabaretts oft Aufpasser der Gestapo und schrieben mit.
Wer richtete an einen solchen Spitzel den Satz: „Kommen Sie mit? Oder muss ich mitkommen?“
A.   Heinz Erhardt
B.   Werner Finck
C.   Otto Reutter
D.   Ursula Herking

4.    Welches Kabarett gilt als das erste in Deutschland?
A.   Le Chat Noir
B.   Die elf Scharfrichter
C.   Die Katakombe
D.   Überbrettl

5.    Antikriegsgedichte sind Kabarett-Klassiker. Wer schrieb „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?“
A.   Wolfgang Neuss
B.   Kurt Tucholsky
C.   Karl Farkas
D.   Erich Kästner

6.    Auf das Werk welches berühmten Literaten bezieht sich der Titel dieses Gedichts?
A.   Schiller
B.   Goethe
C.   Eichendorff
D.   Benn

7.    Unter der Bezeichnung „Die Namenlosen“ ging 1952 ein deutsches Kabarett an den Start, das später zu großer Bekanntheit gelangen sollte. Es hieß ab 1956?
A.   Münchner Lach- und Schießgesellschaft
B.   Kom(m)ödchen
C.   Die Stachelschweine
D.   Pfeffermühle

8.    Kabarettistische Ehepaare sind eine Seltenheit. Ein Paar jedoch prägte ein bekanntes deutsches Kabarett. Nämlich?
A.   Münchner Lach- und Schießgesellschaft
B.   Kom(m)ödchen
C.   Die Stachelschweine
D.   Pfeffermühle

9.    Sammy Drechsel war ab 1956 Leiter und Regisseur der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Er war und blieb aber auch aktiv in seinem angestammten Beruf. Welchem?
A.   Musiker
B.   Gastronom
C.   Sportlehrer
D.   Sportreporter

10. Dieter Hildebrandts Fernsehauftritte wurden immer wieder von Zensur bedroht. Bei einer Folge des „Scheibenwischers“ klinkte sich der Bayerische Rundfunk aus dem ARD-Gemeinschaftsprogramm aus. Thema der Satiresendung war(en)
A.   der Rhein-Main-Donau-Kanal
B.   die Affären von Franz Josef Strauß
C.   die Tschernobyl-Katastrophe
D.   die so genannte „Amigo-Affäre“

11. In acht Jahren fünf Duo-Programme spielte Dieter Hildebrandt mit seinem Kollegen
A.   Bruno Jonas
B.   Werner Schneyder
C.   Mathias Richling
D.   Erwin Pelzig

12. Zusammen mit diesem Kollegen gelang Hildebrandt 1985 ein kabarettgeschichtlich bedeutendes Ereignis. Welches?
A.   ein Auftritt in der DDR
B.   die gemeinsame Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
C.   ein Auftritt im Deutschen Bundestag
D.   eine Amerika-Tournee

13. Ab 1968 begleitete sich die niederrheinische Kabarett-Legende Hanns Dieter Hüsch bei seinen Liedern meist selbst. Mit welchem Instrument?
A.   Gitarre
B.   Klavier
C.   Heimorgel
D.   Cello

14. Markenzeichen eines deutschen Kabarettisten sind seine verschiedenen Rollen – unter anderem als Rentner Lothar Dombrowski, Oberstleutnant Sanftleben und sozialdemokratischer Drucker August. Die Rede ist von?
A.   Georg Schramm
B.   Mathias Richling
C.   Andreas Rebers
D.   Ingo Appelt

15. Satiriker und Kabarettist kann man schwerlich lernen. Kein Wunder, dass viele in diesem Fach aus ziemlich weit entfernten Berufen bzw. Tätigkeitsgebieten kommen. Ordnen Sie Dieter Nuhr, Georg Schramm, Werner Scheyder und Vince Ebert folgende Tätigkeiten oder Abschlüsse zu:
A.   Sportjournalist und Box-Ringrichter
B.   Staatsexamen in Kunst und Geschichte
C.   Diplomphysiker
D.   Diplompsychologe

16. In einem grandiosen Solo, das Kabarettgeschichte schrieb, werden Fernseh-Talkshows als „emotionale Pissrinnen“ veralbert. Autor ist
A.   Georg Schramm
B.   Mathias Richling
C.   Andreas Rebers
D.   Ingo Appelt

17. Das SPD-Urgestein Herbert Wehner hat vor dem Bundestag, dem er 1949 bis 1983 angehörte, nie eine Abschiedsrede gehalten. Ein Kabarettist übernahm es für ihn – er schrieb das Solo ursprünglich für seinen Kollegen Thomas Freitag. Der Autor aber war?
A.   Georg Schramm
B.   Hanns Dieter Hüsch
C.   Dieter Hildebrandt
D.   Werner Schneyder

18. Auch Harald Schmidt begann seine satirische Laufbahn an einem Kabarett. Welchem?
A.   Renitenztheater
B.   Münchner Lach- und Schießgesellschaft
C.   Kom(m)ödchen
D.   Rationaltheater

19. Zusammen mit Herbert Feuerstein trat Schmidt in einer Fernsehshow auf, die neue Maßstäbe setzte. Sie hieß?
A.   Psst
B.   MAZ ab!
C.   Schmidteinander
D.   Die Harald Schmidt-Show

20. Eine legendäre Kabarettnummer stellt auch die Rezitation des „Abendlieds“ von Matthias Claudius dar, wobei Dieter Hildebrandt die Vortragsweise mit perfiden Zwischentexten einem deutschen Politiker in den Mund legt. Welchem?
A.   Helmut Kohl
B.   Franz Josef Strauß
C.   Gerhard Schröder
D.   Angela Merkel

Vielleicht sollten wir zum Schluss noch kurz ernst werden und uns erinnern, wie viele Satiriker und Kabarettisten in den letzten beiden Jahrhunderten aus Deutschland emigrieren, in Gefängnissen für ihre Pointen büßen mussten oder in Konzentrationslagern umgebracht wurden…

Vor den Lösungen zur Auflockerung noch die hinreißende Abschiedsrede Herbert Wehners aus der Feder von Dieter Hildebrandt:



Lösungen:


1.C Tucholsky verwendetet auch die Pseudonyme Kaspar Hauser, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Grund dafür war vor allem, dass die Zeitschrift „Weltbühne“, an der er maßgeblich beteiligt war, nur sehr wenige Autoren hatte, deren Zahl er so erhöhte.

2.A Kästner stand am 10.5.33 in der Menge am Berliner Opernplatz. „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall“ wurde gerufen, als seine Gedichte und der Roman „Fabian“ in die Flammen flogen.

3.B Die Sätze fielen im Berliner Kabarett Katakombe", das 1935 von den Nazis geschlossen wurde. Für seine regimekritischen Wortspielereien kam Finck einige Monate ins KZ Esterwegen und erhielt Berufsverbot.

4.D In Berlin gründete Ernst von Wolzogen 1901 die Kleinkunstbühne „Überbrettl“.

5.D Kästner schrieb das Gedicht 1928

6.B „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ erschien 1795 in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahren“

7.A Bereits beim Debüt wirkte 1952 der Student Dieter Hildebrandt mit.

8.B Kay und Lore Lorentz gründeten 1947 das Düsseldorfer Kabarett, welches heute noch besteht.

9.D Drechsel war von 1950 bis zu seinem Tod 1986 beim Bayerischen Rundfunk angestellt. Die enge Freundschaft mit Hildebrandt beruhte auch darauf, dass beide Fußballnarren waren.

10.C Auf Geheiß des Fernsehdirektors Helmut Oeller war die Sendung in Bayern nicht zu sehen. Stein des Anstoßes war vor allem die Nummer Werner Koczwaras Der verstrahlte Großvater“, vorgetragen von Lisa Fitz. 

11.B Die Zusammenarbeit mit Schneyder lief von 1974 bis 1982.

12.A Da Schneyder Österreicher war, gelang es ihm, Hildebrandt zu zwei Auftritten („Zugabe Leipzig“) in der „Pfeffermühle“ mitzunehmen. Sie spielten eine Auswahl aus ihren Programmen, natürlich mit aktuellen Anspielungen, bei teilweise freiem Kartenverkauf.

13.C
14.A
15.A Werner Schneyder, 15.B Dieter Nuhr, 15.C Vince Ebert, 15.D Georg Schramm
17.C
18.C
19.C „Schmidteinander” lief von 1990 bis 1994 in einer Produktion des WDR.
20.A https://www.youtube.com/watch?v=dnqKwGetjz4


P.S. Nun hat heute ein Kommentator festgestellt:
Ihr Satire-Quizchen ist wunderbar: Es zeigt, wie eingeschränkt Ihre Sichtweise ist."

Ah so. Auf meine Nachfrage, welche Satiriker und Kabarettisten er verwendet hätte, kam natürlich genau nix. Tja...
 

Kommentare

  1. Lieber Gerhard,

    nun ja, es gibt ja wirklich viele hervorragende Kabarettisten und Satiriker. Einige ganz bedeutende Vertreter fehlen mir aber noch – daher drei Zusatzfragen:

    1. Wer antwortete wem, und wonach wurde gefragt, mit den Worten: „Ich führe keine Bücher, ich schreibe sie.“? Und was war die Folge?
    2. Wie hießen die beiden Kabarettisten, die der Doppelconférence zu großartigem Erfolg verhalf?
    3. Welcher weltberühmte Satiriker schrieb etwa 700 Bücher in 37 Sprachen und wie hieß er wirklich?

    Und dann noch eine Bitte: Es gibt auch viele Frauen in diesem Bereich. Willst Du über sie nicht auch ein Quiz zusammenstellen?

    Liebe Grüße,
    Gertrude Blau

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  2. Liebe Gertrude Blau,

    besten Dank für die Anfragen.

    Oh, da fehlt aber die Multiple Choice-Form! Das ist deutlich schwieriger.
    Bei 1. habe ich wirklich keine Ahnung. Bei 2. fallen mir Karl Farkas und Ernst Waldbrunn ein, und mit 3. wirst du wohl Ephraim Kishon meinen.

    Ansonsten: Leider nein. Schreib-Aufträge nehme ich nie an. Aber wenn du ein solches Quiz zusammenstellen möchtest, hat es hohe Chancen auf eine Veröffentlichung hier.

    Immerhin habe ich ja Lisa Fitz, Lore Lorentz und Ursula Herking im Quiz erwähnt.

    Beste Grüße
    Gerhard Riedl

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    1. Ach ja - und Kishon hieß eigentlich Ferenc Hoffmann.

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    2. Nun habe ich auch eine Vermutung zur Frage 1 - nach einem Tipp der Kollegin Manuela Bößel: Es war wohl Gerhard Bronner, der wegen einer Steuersache vor Gericht stand und nach seiner Buchführung gefragt wurde. Ich nehme an, er wurde freigesprochen.

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    3. Lieber Gerhard,

      mir ist schon klar: wenn Tante Google nicht befragt werden kann, wird es schwieriger. Aber Sie liegen in allen Punkten richtig. Ich hatte zwar gehofft, dass die Antwort(en) aus Ihrer riesengroßen Leserschaft kommt, aber das dürfte doch zu schwierig gewesen sein.

      Ich brauche ja nur noch den ersten Punkt präzisieren:
      Gerhard Bronner wurde wegen Steuerhinterziehung angezeigt. Bei einer Gerichtsverhandlung stellte der Richter die Frage: „Warum führen Sie keine Bücher?“ Daraufhin antwortete Bronner legendär: „Ich führe keine Bücher, ich schreibe sie.“ Die Folgen waren für Bronner schmerzhaft: Er wurde zu einer hohen Geldstrafe und Nachzahlung verurteilt. Da er an Bezahlung nicht dachte, verließ er Österreich und ließ sich in Florida nieder. Sein Heimweh plagte ihn aber. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen, um Bronners Schulden an den Staat zu begleichen. Er konnte daraufhin wieder nach Österreich einreisen und gab zu Silvester (ich glaube im Konzerthaus) eine viel umjubelte Vorstellung. Wenig später verstarb Gerhard Bronner.

      Fragen Sie mich bitte nicht nach Jahreszahlen – eine Recherche nach diesen ist mir zu langweilig. Diese Geschichte blieb mir aber in Erinnerung....

      Liebe Grüße,
      Gertrude

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    4. Liebe Gertrude,

      herzlichen Dank für die schöne Geschichte - sie war für mich ein Anlass, mich wieder einmal mit österreichischen Kabarettisten zu beschäftigen.

      Mein Angebot für einen Gastbeitrag halte ich aufrecht!

      Liebe Grüße
      Gerhard

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