Wendel und die Selbstüberschätzung
Der Kollege Klaus Wendel verbreitet ja ständig die Botschaft, ich hinge an seinem Blog „wie eine Klette“. Na ja, immerhin habe ich ihn in meinen Artikeln vorgestern und heute mit keinem Wort erwähnt (und in etlichen anderen davor auch nicht). Das hält ihn nicht davon ab, mir aktuell unter dem Titel „Ein persönlicher Blick auf Musikalität und Selbstüberschätzung“ wieder mal einen mitzugeben.
https://www.tangocompas.co/gedanken-ueber-tango-unterricht-29-teil/
Das fängt schon damit an, dass er als Illustration ein CD-Cover aus meinem Text verwendet. War da nicht mal was mit Urheberrecht? Na gut – die Gruppe „Las Sombras“ hat sich längst aufgelöst. Es wird denen egal sein.
Zunächst erhalten wir die Information, die Musiker des Sexteto Mayor (von mir empfohlen) hätten „in Paris für ein argentinisches Exilpublikum“ gespielt. Na ja, seit 1973 bis heute tritt die Gruppe international auf, auch in den großen Tangoshows, die erst das neuerliche Interesse für den Tango begründeten. Hier könnte man es nachlesen:
https://es.wikipedia.org/wiki/Sexteto_Mayor
Angehört hat Wendel sich die von mir empfohlene CD offenbar nicht, sonst könnte er nicht Titel erwähnen, welche dieser Tonträger gar nicht enthält. Und Susana Rinaldi muss leider mit einem „n“ zu viel hinkommen – warum kann der Mann eigentlich kaum einen Frauennamen richtig schreiben?
Solches Rumgeschlampe ist bei Wendel leider notorisch – okay, seine Fans wird’s nicht stören. Die wissen es wohl auch nicht besser!
Jedenfalls, so das Expertenurteil, seien solche Stücke „nicht tanzbar im klassischen Sinn“ – so der Bannfluch des Essener Tangopapstes.
Trotzdem würden solche Aufnahmen heute in Milongas gespielt. Ja, lieber Kollege – schön wär’s… Aber woher soll man die Realität kennen, wenn man anscheinend kaum noch Tangoveranstaltungen besucht?
Musikalität, so Wendel, müsse „von Anfang an Teil des Unterrichts sein“. Aus seinem Munde liest sich das wie eine Drohung.
Manchmal frage er sich: „Können das überhaupt alle?“ Sei der Tango „in seiner Tiefe überhaupt massentauglich?“
Ich finde solche Fragen sehr berechtigt. Nur fühle ich mich von ihnen nicht betroffen. Ich bin ja kein Tangolehrer, der den Leuten aus geschäftlichen Gründen einredet, jeder und jede könne diesen Tanz lernen. Und wenn man jahrzehntelang unterrichtet und dann zu solchen Ergebnissen kommt, sollte man sich mal die Sinnfrage stellen!
Es gehe aber nicht darum, „Perfektion zu verlangen“. Anscheinend reicht es schon, andere Auffassungen vom Tango niederzumachen.
Und klar, an der Musik kann es nicht liegen: Die der Época de Oro sei „ein Geschenk.“ Sie sei so gebaut, dass wirklich jeder etwas damit anfangen könne – „vom blutigen Anfänger bis zur musikalischen Feinschmeckerin“. Mich erinnert das an die Perlonsocken, welche viele Männer von ihrer Angetrauten jedes Jahr zu Weihnachten kriegen: Passen immer – und die Gatten müssen sich, um Krach zu vermeiden, darüber freuen.
Aber viele Tänzer überschätzten sich musikalisch völlig – eine Folge fehlenden Wissens, so der Autor. Dann ging es über eine von mir empfohlene CD her: Ein für mich ziemlich simpler Walzer (inzwischen hat er den Titel ausgetauscht) mutiert in Wendels Augen zu einem Stück, „bei der selbst erfahrene Profis ins Schwitzen kommen“. Na, dann bin ich doch froh, Amateur zu sein!
Übrigens schiebt mir der Verfasser den Satz unter, solche Stücke seien „ideal zum Tanzen“. Das habe ich nirgends geschrieben, sondern nur, dass wir vorgestern gerne dazu getanzt haben – die übliche Zitaten-Schlamperei des Kollegen. Seine Aufmerksamkeit gilt fast ausschließlich den eigenen Gedanken. Was andere zu sagen haben, ist ihm herzlich egal.
Nur wahre Könner verstünden, wie wenig sie eigentlich verstehen – so der Ruhrpott-Sokrates. Na, dann habe ich ja noch Chancen…
War sonst noch was? Ach ja:
„Und dem gewissen Blogger aus Hintertupfingen möchte ich mal einen Musikalitäts-Workshop ans Herz legen, damit er endlich mal versteht, warum die Mehrheit der Tango-Szene lieber zu Musik der EdO-Zeit tanzt als zu Susanna(!) Rinaldi.“
Vielleicht kann sich Wendel mal von seinen argentinischen Freunden erklären lassen, wer Susana Rinaldi ist – die von mir empfohlene CD stammt immerhin schon aus dem Jahr 1966. Und ich habe zu der Sängerin einen Artikel verfasst:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/07/gerhards-tandas-9.html
Aber all das dürfte vergeblich sein: Singende Weiber beim Tango interessieren ihn halt nicht. Stattdessen traktiert er seine Umwelt mit Expertisen.
P.S. Und zur Fortbildung gibt es von der Sängerin noch einen EdO-Klassiker aus dem Jahr 1948 mit einem Text von Discépolo:
Klaus Wendel, der sich nach eigenem Bekunden kaum um Reaktionen auf seine Artikel kümmert, hat nun auf seinem Blog doch sehr schnell eine Replik veröffentlicht:
AntwortenLöschen„Kaum war mein Artikel über Musikalität online, ist der Mann aus Hintertupfingen wieder explodiert, was beweist: Er liest meinen Blog öfter als ich selbst. Matomo führt ihn längst als Dauergast – Stichwort ‚Klette‘, die zufällig genau das Gegenteil behauptet.
Sein ‚Widerlegen‘ besteht wie üblich aus Rechtschreibnörgelei, Wikipedia-Satzbausteinen und hanebüchenen Unterstellungen. Inhalt? Fehlanzeige. Statt über Musikalität redet er über Tippfehler. Das sagt eigentlich alles.
Dann sein großer ‚Triumph‘: Das Sexteto Mayor existiert noch! Ja, als Name – aber nicht mehr in der Besetzung, um die es ging. Libertella tot, Stazo längst ausgestiegen, historische Aufnahmen klar datiert. Für ihn offenbar zu kompliziert, weil bei Wikipedia ‚1973–present‘ steht. Vergangenheits- und Gegenwartsvermischung als neue Kunstform.
Das CD-Cover? Auch so ein Höhepunkt der Fremdscham. Das Urheberrecht hat der Grafiker oder die Gruppe. Nicht Herr Hintertupfingen. Ihn geht’s schlicht nichts an.
Am Ende bleibt: Ich schreibe über musikalische Interpretation. Er schreibt über Kommas, Namen und Wikipedia. Ein Mann reagiert nur so, wenn er merkt, dass die Kritik sitzt – aber bloß nicht zugeben will, wo’s weh tut.
Kurzfassung: Ich rede über Tango. Er redet über mich. So leicht kann man sich selbst entlarven.
Und obendrein beleidigt er noch meine Leser, die er als Fans bezeichnet: ‚Solches Rumgeschlampe ist bei Wendel leider notorisch – okay, seine Fans wird’s nicht stören. Die wissen es wohl auch nicht besser!‘
Ich habe in er gesamten Zeit meiner Beschäftigung mit seinem Blog noch nie so einen oberflächlichen, verfälschenden, absurden Artikel von ihm gelesen. Das könnte bedeuten, dass er ihn mit Schaum vorm Mund geschrieben haben muss.“
In einer Hinsicht hat Wendel recht: Ich finde seine Artikel interessant – öfters wegen des Inhalts, manchmal auch, weil mich sein Stil an die berühmten „Filser-Briefe“ von Ludwig Thoma erinnert. Die Komik liegt hier wie dort in den sprachlichen und inhaltlichen Verirrungen.
LöschenZum Sexteto Mayor: Welche ein Wunder, dass ein 1973 gegründetes Ensemble nun nicht mehr in der anfänglichen Besetzung spielt! Dass José Libertella inzwischen tot ist, hat Wendel immerhin mitbekommen. Und Luis Stazo sei „längst ausgestiegen“: Kein Wunder, auch er ist 2016 verstorben! Das könnte man nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Stazo
Und die Grafikerin der Las Sombras-CDs ist übrigens Manuela Bößel. Auch das könnte man wissen, wenn man die Tonträger besäße. Ich finde es schon interessant, dass Wendel das Bild der CD einfach für sein Blog klaut, ohne sich um die Urheber- und Nutzungsrechte zu scheren.
„Schaum vor dem Mund“ habe ich sicher nicht, höchstens Lachtränen in den Augen. Auch, wenn er von „Hintertupfingen“ spricht. Jeder halbwegs gebürtige Bayer weiß: Das sagenhafte imaginäre Kuhdorf schreibt sich „Hintertupfing“!
Und keine Sorge: Ich rede schon auch über Tango. Allerdings recherchiere ich die Fakten sorgfältig.
Daher kann ich nur sagen: Weiter so! Auf meine liebevolle satirische Begleitung kann sich der Kollege verlassen.
Diesen Kommentar hätte ich fast übersehen. Alsdann:
Löschen„Inzwischen wirken mir Ihre Wikipedia-Klugscheißereien über Todesdaten, Ausstiege und LP-Veröffentlichungen nur noch albern – als glaubten Sie ernsthaft, damit von der eigentlichen Aussage meines Artikels ablenken zu können. Ich habe keinerlei Bedürfnis, mit meinen persönlichen Tango-Erfahrungen, Live-Begegnungen und Gesprächen mit Musikern hausieren zu gehen. Aber es ist schon ein kleiner Witz, dass ausgerechnet Sie mich aus Ihrer Hintertupfinger Sofa-Perspektive darüber belehren wollen, was es mit diesen Orchestern und ihren Musikern auf sich hat.
Ihre ganze Reaktion besteht aus einem Geschichts-Ratespiel, das Sie nur veranstalten, um Ihre YouTube-/Wikipedia-Kenntnisse vorzuführen. Das kann heute jeder Teenager per Spracheingabe am Handy binnen Sekunden abrufen. Sie sind kein Fachmann, Sie sind kein Musiker, Sie sind kein Tänzer mit tiefem Erfahrungswissen – Sie sind ein Laie, der theoretische Versatzstücke zusammenträgt und sie dann als Expertise ausgibt.
Selbst Ihre eigenen Texte halten, wenn man sie einmal gründlich prüft – ob per KI, Deep Research oder schlicht durch Fachkenntnis – den Fakten nicht stand.
Und was Ihre hübsche Überschrift ‚Wendel und die Selbstüberschätzung‘ betrifft:
Genau diese Passage in meinem Artikel war ausdrücklich an Sie gerichtet. Denn erst Ihre jüngste Playliste hat gezeigt, wie sehr Sie musikalisch auf dem Holzweg sind – sowohl tänzerisch als auch als vermeintlicher DJ-Ratgeber für Milongas.
Ich rechne nicht damit, dass Sie diesen Kommentar veröffentlichen und werde ihn deshalb nochmals auf meinem Blog veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel“
Tja, was soll man da noch sagen? Wieso regt sich der Mann so auf, wenn er doch eh recht hat und es alle (außer mir) so sehen? Das könnte man doch ruhiger angehen…