Tango ohne Raum
Nach 25 Jahren Tango-Erfahrung ist es nicht ganz einfach, mich auf diesem Gebiet noch reinzulegen. Kompliment: Gestern ist das einem Veranstalter gelungen!
Zitat aus der Ankündigung:
„Genießt einen entspannten Abend auf 120qm perfektem Tanzparkett in optimaler Raumatmosphäre. (…) Das Gilchinger Tanzzentrum (GTZ) bietet in zwei Tanzsälen Tanzen für alle Altersstufen, von Kindertanz bis Senioren, von HipHop bis Tango Argentino. (…) Beide Säle verfügen über optimalen Tanzboden und jeweils eine eigene Bar.“
Bei unserer Ankunft stellte ich fest: Ah so, der zweite Raum liegt einen Stock tiefer – nicht gerade günstig.
Mein weiterer Irrtum war: Wenn der Laden schon zwei Tanzflächen hat, würde man wohl auch beide öffnen – zumindest, wenn die Gäste in Viererreihen hereinströmen!
Leider war das – zumindest in den zwei Stunden unserer Anwesenheit – nicht der Fall: Man hatte sich auf dem überfüllten (einen) Parkett irgendwie herumzuquetschen. Auf den Stühlchen am Rand musste man die Füße einziehen, um die Tanzenden nicht zu Fall zu bringen. Immer mehr Gäste standen herum, da es an Sitzplätzen mangelte.
Als „entspannten Abend“ würde ich das nicht unbedingt bezeichnen…
In der späteren Ansage kündigte ein Organisator tatsächlich an, das nächste Mal(!) würde man beide Säle öffnen. Prinzip Hoffnung…
Immerhin sprach uns in der (natürlich ebenso vollgestopften) Garderobe die Veranstalterin auf unser frühes Gehen an. Ich entschloss mich, ehrlich zu sein: Na ja, wir hätten schon erwartet, dass man den Ankündigungen gemäß verfahre… Darauf kam von deren junger Begleiterin die schnippische Replik: Wir könnten ja im unteren Raum allein tanzen! (Wie ich von einer Tangofreundin erfuhr, konnte man dort die Musik leise durch die Decke hören.)
Ich ließ die Dame wissen, das sei nicht ganz unser Level.
Dazu muss ich nun doch etwas loswerden: Ich kann allmählich das Gejammer von Unternehmern nicht mehr hören, man mache wegen der schlechten Regierungspolitik Pleite. Man sollte sich vielleicht einmal überlegen, ob es nicht auch am dilettantischen Geschäftsgebaren liegen könnte! Man sollte halt weder bei Abgaswerten noch in Milonga-Ankündigungen schwindeln...
Jedenfalls bezweifle ich, ob es sinnvoll ist, Gäste dumm anzureden, nachdem man es vorher nicht geschafft hat, den Laden in der Spur zu halten. Der Kunde als König? Ein guter Witz!
Nicht erst seit heute ist mir klar, dass es in den meisten Fällen sinnlos ist, im Tango den Begriff „Profi“ zu verwenden. Was man in der Praxis oft genug erlebt, ist planloses Herumgewurstel. Und das beginnt mit Werbung, die – vorsichtig gesagt – eine gewisse Distanz zur Realität aufweist.
Mich erstaunt aber immer wieder, wie schmerzbefreit die Kundschaft ist. Wenn sich bei einem Urlaub das zugesagte Doppelbett als Stockbett erwiese, könnte sich der Reiseveranstalter auf einen Brief des Anwalts gefasst machen. Beim Tango aber quetscht man sich notfalls klaglos zusammen auch auf eine Liege. Hauptsache Umarmung!
Aber gut – ich habe meinen Tango-Katechismus gelernt: Die hohe Kunst ist es ja, sich auf überfülltem Parkett zu bewegen (oder auch nicht). Längst könnte man es umgekehrt formulieren: Wenn genug Platz ist, kann es kein Tango sein!
Auf jeden Fall lassen die Veranstalter gerne so viele Leute rein, wie halt kommen. Ums Tanzen geht es in der Szene ja längst nicht mehr. Dafür desto mehr um die Einnahmen – und 160 Kilometer vertane Fahrt sind natürlich kein Thema!
Aber klar: unsere Schuld. Man muss halt Tango-Werbung so negativ wie möglich interpretieren.
In 25 Jahren Tango habe ich gelernt: Es gibt keine schlechten Events. Entweder die Milonga läuft gut – oder ich habe Stoff für einem Artikel.
Auf dem Heimweg sagte ich zu meiner Frau: „Ich finde die Idee mit der Kettensäge gar nicht so schlecht!“
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| Ronda-Disziplin |
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Und hier ein Kommentar von… surprise…
AntwortenLöschen„Herr Riedl,
hier mein neuster Kommentar zu ihrem letzten Artikel den ich auf meiner Seite veröffentlicht habe. Und kein Angst, ich mache daraus keinen Extra-Beitrag, wie Sie es ja ständig praktizieren, ich belasse es bei einem relativ verstecken Kommentar.
Denn was Sie da fabriziert haben, ist mehr als peinlich. Aber Sie halten ja das Publikum sowieso für zu dumm, dass es den Fehler bemerkt. Löschen ist zwecklos, ich habe ihn kopiert.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
Unser Hintertupfinger entlarvt sich als ‚Chainsaw-Man‘
In seinem jüngsten Beitrag jammert er über Platzmangel in einer Münchner Milonga. Er behauptet, auf eine falsche Werbung hereingefallen zu sein – in Wahrheit ist er seinem eigenen Wunschdenken erlegen: möglichst viel Raum zum Rumwuseln, ohne störende Paare. Der Mann sieht überall Betrug, außer bei sich selbst.
Der Werbetext war eindeutig: ‘[…] Genießt einen entspannten Abend auf 120 qm perfektem Tanzparkett […]‘ und […]‘Um 18:00 Uhr öffnen wir die Tanzfläche jeweils am dritten Sonntag im Monat.[…]‘
Kein Wort von mehreren Tanzflächen. Eine Fläche, 120 qm, Punkt. Erst in der allgemeinen Beschreibung des Tanzzentrums werden zwei Säle erwähnt – logisch, denn Tanzschulen werben damit für ihren Unterricht, nicht für die Milonga: ‘[…]Das Gilchinger Tanzzentrum (GTZ) bietet in zwei Tanzsälen Tanzen für alle Altersstufen…‘
Chainsaw-Gerd deutet das so um, als hätte man ihm mehrere Pisten versprochen. Und bastelt daraus einen peinlichen Verriss über ‚Unprofessionalität‘ – sein Lieblingsthema, wenn ihm sonst nichts einfällt. Dass er, als penibles ‚Sprachgenie‘, dabei nicht einmal Singular und Plural auseinanderhalten kann, ist ironischer als jeder Kommentar.
Noch schöner: Er unterstellt der Veranstaltung ‚Schwindelei‘ – steckt aber selbst mitten in der Fehllektüre. Was er da abliefert, ist schon dicht an geschäftsschädigend. Zumindest dürfte ihm ein Gespräch darüber schneller blühen, als ihm lieb ist.
Am Ende offenbart er unfreiwillig, worum es ihm wirklich geht. Sein Schlusssatz bringt es auf den Punkt – und auf seine eigene Weise bestätigt er damit das „Chainsaw“-Etikett: ‘Auf dem Heimweg sagte ich zu meiner Frau: Ich finde die Idee mit der Kettensäge gar nicht so schlecht!‘
Man könnte meinen, der Mann braucht weniger Platz zum Tanzen – und mehr Platz für Selbstreflexion.“
Lieber Herr Wendel,
Löschenja, sicher, ich habe ja geschrieben, dass ich auf die Werbung reingefallen bin!
Bei Ihrem sensiblen Sprachempfinden wäre es Ihnen sicher nicht passiert, schon klar.
Gut, dass Ihnen die Anspielung auf Javier Milei aufgefallen ist.
Beste Grüße!