Nahfeld-Mirada und Cabeceo-Stalking



Si tacuisses, philosophus mansisses. (Anicius Manlius Severinus Boethius)
Schwäbische Version: „Wenn de dei Gosch g’halde heddsch, no hedd koi Sau gmergt, daß’d bled bisch“

Diesen Tango habe ich im November 2015 schon einmal hier veröffentlicht (und wir hatten beim Dreh noch mehr Spaß als beim anderen Tanzvideo):


Nun aber hat Kollege Cassiel dazu einen so hinreißenden Text verfasst, dass es schade wäre, wenn dieser der Nachwelt nicht auch auf meinem Blog erhalten bliebe:

„Inschwischen hat Gerhard aus dieser Diskussion den 3. Folgeartikel ausgegliedert und in seinem Blog veröffentlicht (auch so kann man effizient Content generieren). Es war ihm offensichtlich wichtig zu betonen, er behersche sowohl Mirada & Cabeceo, als auch das Tanzen in geschlossener Umarmung. Dafür verlinkt er ein weiteres Video.
Si tacussisses … Ich hatte das Video extra nicht erwähnt, weil ich von einem tragischen Unfall beim Satireversuch ausgegangen war. Gerhard, solltest Du ernsthaft den pseudo-magischen Hokuspokus zu Beginn des Videos für Mirada und Cabeceo halten, dann muss ich Dich leider enttäuschen. Das ist nicht einmal die berühmt berüchtigte Nahfeld-Mirada (Blickkontakt aus einer Entfernung kürzer als zwei oder drei Meter), das Demonstrierte erinnert eher an das zu recht verrufene Cabeceo-Stalking. In den Milongas, die ich besuche, ist so etwas ungefähr so ‚beliebt‘ wie die verbale Aufforderung zum Tanz.
Und zur Umarmung: Richtig ist, Ihr steht Euch mehr oder weniger frontal mit geringem Abstand gegenüber. Allerdings darf vermutet werden, dass Deine Partnerin ganz überwiegend rät, wann sie einen Schritt setzen muss; so wie ich es sehe, gibt es da keine Impulse der Fürung (wer es nicht glaubt, der benutze einfach einmal die Zeitlupenfunktion bei Youtube – dann wird es m.E. offensichtlich).“

Aber auch zum Begriff „Satire“ macht sich der Kollege Gedanken, welche sicherlich zu den Gemmen sprachwissenschaftlicher Abhandlungen zählen:

„Abschließend ist es vielleicht lohnend, sich noch einmal mit dem Begriff ‚Satire‘, den Gerhard gerne als Etikett für sein Wirken verwendet, detaillierter zu beschäftigen. Satire ist eine notwendige Gattung des Diskurses, wenn man sich gegen Mächtige auflehen will (so denke ich z.B. über die großartigen Zeiten von Scheibenwischer und Anstalt).
Satire wird nach meiner Beobachtung als ultima ratio von Idealisten eingesetzt um sich Gehör zu verschaffen bzw. ein Anliegen zu voranzutreiben. Die Satire dient – zumindest gemäß meiner Beobachtung – dem idealistischen Zweck, Dinge zum Guten zu wenden; rein destruktives oder gar eigennütziges Raunzen fällt m.E. nicht darunter.
Wenn allerdings Gerhard aus Bequemlichkeit (weil er seit einem Jahrzehnt keinen Tangounterricht mehr nimmt) nun gegen Teile der Gemeinschaft der Tangotanzenden anschreibt, die sich in den letzten Jahren weiterentwickelt haben und nach meiner Wahrnehmung seine Unterstellungen mit einem obskuren Satirebegriff kaschiert, dann erinnert mich das eher an pubertäres Verhalten, als an eine sachliche Diskussion.
Er kann schließlich in seiner eigenen – mittlerweile auf Wohnzimmergröße geschrumpften – Milonga machen, was er will. Weitergehende Ansprüche, den Tango im Allgemeinen auf seine höchst individuellen Fertigkeiten zu reduzieren, sind dann doch wohl unbegründet.“

„Si tacussisses“ – herrlich! Nein, lieber Cassiel, bitte nicht schweigen – im Gegenteil: unbedingt mehr davon!

Nachdem Du auf Deinem eigenen Blog seit Januar dieses Jahres nichts mehr veröffentlicht hast (und 2016 ganze 7 Artikel), biete ich dir hier gerne den Posten eines Gastautors an. Gut, an Orthografie, Interpunktion und Vermeidung stereotyp wiederholter Floskeln („m.E.“) müssen wir noch arbeiten, ebenso an den lateinischen Zitaten. Aber das korrigiere ich dir gerne – und du wärst ja hier auch nicht als Philosoph unter Vertrag!

Deine große Begabung besteht vor allem darin, dass du selber wohl tatsächlich glaubst, was du da schreibst – und das ergibt eine Komik, die ich nicht erreiche.

In meinem fortgeschrittenen Alter ist es wahrlich nicht einfach, sich ständig neuen Blödsinn auszudenken. Mit einem „Mann fürs Doofe“ könnte ich die Aktivität meiner zittrigen Greisenfinger weitgehend auf „copy & paste“ beschränken und noch mehr tanzen gehen.

Und ob ich mir dabei die benötigten Damen per Nahfeld-Stalking hole oder mit dem Hackelstecken ums Füßchen greife respektive sie an die Wand tanze, weil ich nicht mehr um die Kurve komme, geht dich bekanntlich einen Schmarrn an…

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