Cassiels Nachschlag
Schlamperei! Wie konnte ich das nur übersehen? Bereits im März letzten Jahres wurde ich vom Kollegen Cassiel auf Facebook kräftig zusammengestaucht. Der Anlass war ein kurz zuvor veröffentlichter Artikel von mir:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/03/brush-up-your-cassiel.html
Hier des Meisters Kommentar in voller Länge:
„… muss ich mich jetzt tatsächlich doch wieder einmal melden? Ich bin unsicher, aber nachdem sich heute mehrere Leserinnen und Leser meines Blogs gemeldet haben und mich auf den Artikel, ‚BRUSH UP YOUR CASSIEL‘ bei Gerhard Riedl hingewiesen haben, erschien es mir mal wieder an der Zeit, nach sieben Jahren mich erneut mit diesem Blogbefüller zu befassen.
Der
Erzählstrang ist so bekannt wie langweilig. Gerhard Riedl ist der Verfolgte,
das Opfer und der Rest der Tangowelt stellt ihm permanent nach. Das gibt ihm
natürlich das Recht, Texte zu verfassen, die er als Satire sieht – ich würde
diese Texte eher im Bereich der Demagogie verorten. Ein aktuelles Beispiel
gefällig? Er schreibt beispielsweise in seinem jüngsten Traktat, ich hätte das
verbale Auffordern mit ‚sexueller Nötigung‘ gleichgesetzt. Das ist natürlich
nicht wahr, klingt aber spektakulärer. Meine ursprüngliche Formulierung (vor
knapp 10 Jahren im 1. Teil des Tango-Knigges) lautete: ‚Ich halte die verbale
Aufforderung für eine leichte Form der kalkulierten Nötigung. Der oder die
Aufgeforderte muss aufgrund der Außenwirkung der Situation genau abwägen, ob er
oder sie es sich leisten kann, die Aufforderung abzulehnen und ist damit nicht
mehr frei in der eigenen Entscheidung.‘
Das ist in meiner Wahrnehmung ein
erheblicher Unterschied.
Aber mit solchen Feinheiten kann sich der Autor des ‚noch größeren Milongaführers‘ nicht aufhalten. Er sucht immer und immer wieder den Konflikt und gibt damit ein prächtiges Beispiel für den Sinnspruch: ‚dauernde Suche nach Reibung im Erwachsenenalter kann mangelnde Nestwärme in der Kindheit nicht kompensieren‘, aber er wird wohl noch einige Schleifen drehen müssen, um das zu begreifen.
Offensichtlich gibt es bei Gerhard einen größeren Minderwertigkeitskomplex. Wenn ich den Text richtig verstanden habe, dann geht es ihm offensichtlich darum, dass man mit meinen Gedanken ‚bei den Tangueras auch heute noch Ehre einlegen kann‘. Diese Lesart meiner Texte ist mir vollkommen neu. Richtig ist allerdings, dass er - wenn er sich in der Milonga so aufführt, wie in seinem Blog – massive Schwierigkeiten haben wird, in der Milonga eine Tanzpartnerin für eine Tanda zu finden. Erschwerend kommt seine nervige Rechthaberei hinzu. Wer will schon solche Tanzpartner? Wie wird man so?
Was jetzt folgen wird, ist eigentlich auch schon klar. Gerhard wird sich wieder aufregen und mehrere Artikel (weitestgehend gleichen oder ähnlichen Inhalts) zu meiner Person in seinem Blog veröffentlichen. Das Muster ist ja bekannt. Insofern hätte ich mir diese Zeilen auch sparen können. Aber alle paar Jahre schreibe ich dann doch zu den absurden Texten von Gerhard. Schließlich muss man ab und zu darauf hinweisen, dass seine Ansichten im Tango geradewegs in eine Sackgasse führen.
Vielleicht einigen wir uns als Abkürzung auf folgenden Kompromiss: ‚Gerhard hat den allergrößten Tangokeks gegessen und weiß Bescheid‘. Möglicherweise muss er fortan nicht mehr negativ über Andere schreiben, sondern kann endlich positiv über seinen Tango berichten. Ich bin einmal gespannt.“
Na ja, das habe ich mehr als einmal getan – beispielsweise, als ich das bekannte Tanzvideo von mir veröffentlichte, über das Cassiel sich dann den Mund zerriss und so andere zu noch krasseren Sprüchen animierte.
In meinem Artikel jedenfalls ging es nicht um Demagogie (Volksverhetzung), sondern um eine Parodie. Im Kern habe ich einen Song aus Cole Porters Musical „Kiss me Kate“ („Brush up your Shakespeare“) von einer Hommage an Shakespeares Werke so umgeschrieben, dass er wie eine Verehrung des Blogger-Kollegen klingt.
Tatsächlich ist mir dabei ein fehlerhaftes Zitat unterlaufen. Cassiel hat nur von „Nötigung“ geschrieben, nicht von „sexueller“. Wie es zum Fehler kam, weiß ich nicht mehr. Immerhin ging es ja um nötigendes Verhalten von Männern gegenüber Frauen. Ich meine auch, dass Epigonen dann das entsprechende Adjektiv verwendet haben.
Wie dem auch sei: Es hätte nur einer Nachricht an mich bedurft, dann hätte ich das Zitat selbstverständlich korrigiert (was ich nun auch tun werde). Aber lieber lässt man es stehen und regt sich öffentlich darüber auf…
Das ist aber kein Grund, mein Seelenleben mit küchenpsychologischem Schmarrn zu „analysieren“ und auf meine soziale Ausgrenzung im Tango hinzuarbeiten.
Aber warum sollte ich mich aufregen? Darüber, dass ich wegen meiner Renitenz keine Tanzpartnerinnen mehr finde? Trotz meines fortgeschrittenen Alters kann ich da nicht klagen. Und wieso sollte ich mich als permanent verfolgtes Opfer fühlen? Weil einige FB-Kommentatoren den üblichen Blödsinn ablassen?
Beispielsweise rät ein Joachim Schwebe zunächst, das Lesen meines Blogs zu vermeiden – um dann doch noch festzustellen, bei dem einen Autor finde er schöne Denkanstöße, bei dem anderen „auch am PC übelriechende Verdauungsergebnisse“. Tja, jeder sollte ein Hobby haben…
Der einstige Tangoautor Heikvaldo lässt wissen, mich schon mehrfach auf Veranstaltungen getroffen zu haben – und jedes Mal entsetzt gewesen zu sein, was ich als Tango ansehe. Tänzerinnen, die er kenne, mieden mich nach Kräften. Dürfte ihnen ansonsten wohl schlecht bekommen…
Und Thomas Kröter war wieder mal froh, „die Bloggerei aufgegeben“ zu haben. Ist jetzt auch nicht mehr ganz aktuell.
Quelle:
Um nun doch noch auf den Inhalt zurückzukommen: Ich halte „Kiss me Kate“ (inspiriert von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“) für ein Meisterwerk. Cole Porter war nicht nur für hinreißende Melodien, sondern auch für seine frechen Liedtexte bekannt. Bei den Humorlosen seiner Zeit kam er jedoch schlecht an. Für ebenso genial halte ich die deutschen Texte des Berliner Kabarettisten Günter Neumann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kiss_Me,_Kate_(Musical)
Ich bin immer noch stolz, mit „Schlag nach bei Cassiel“ eine Bearbeitung geliefert zu haben, die ein bisschen mithalten kann. Mir hat sie jedenfalls so viel Spaß gemacht, dass ich trotz meiner sängerischen Inkompetenz eine Karaoke-Version aufnahm:
https://www.youtube.com/watch?v=SEQqfNquzDQ
Und nicht vergessen: Solches Tun führt beim Tango in eine Sackgasse!
"Es hätte nur einer Nachricht an mich bedurft, dann hätte ich das Zitat selbstverständlich korrigiert (was ich nun auch tun werde). Aber lieber lässt man es stehen und regt sich öffentlich darüber auf…"
AntwortenLöschenJa, genau so wie Sie andere an den Pranger stellen! Aber der herzallerliebste Riedl verlangt halt, dass man ihm gefälligst eine private Nachricht schreiben muss, damit er seine Fehler korrigieren kann ... Und wenn ich mir so sein Zimmerchen ansehe: Also ich habe keine Fotos von mir an der Wand hängen - mir reicht ein Spiegel im Bad.
Auch das hat vermutlich seine Gründe...
LöschenAnsonsten: Wenn mir ein Irrtum unterläuft, bin ich halt darauf angewiesen, dass man mich darauf aufmerksam macht. Und ich habe ihn sofort korrigiert.
Stattdessen darf man sich aber auch gerne darüber aufregen, wenn es der seelischen Verfassung dient.