Stets sollst du mich befragen
Ich ahnte es: Das würde Ärger geben! Thomas Kröter hatte nach längerer Zeit mal wieder einen Tango-Artikel veröffentlicht, den ich zu besprechen wagte. Hauptsächlich deshalb, weil ich mir über seine Themen bereits viele (auch öffentliche) Gedanken gemacht hatte. Ich fand den Text des Kollegen interessant. Einen Verrisss hatte ich nicht im Sinn.
Kröter verlinkte meine Arbeit auf seiner FB-Seite in ironischem Tonfall. Leider ermutigte das bekannte Kritiker meines Schaffens zu abfälligen Sprüchen.
So meinte Andreas Lange: „riedel schreibt ja auch gern über veranstaltungsformate die er nie besucht hat. was also soll bei den artikeln denn dann substanzielles bei zustande kommen?“
Helge Schütt kommentierte: „Mal wieder ein waschechter Riedl: Wenn sich die Tango Welt nur endlich nach ihm richten würde, dann wäre sie ein besserer Ort...
Wenn es wirklich an der Musik liegen würde: Anscheinend war er schon lange nicht mehr auf einer Milonga, bei der das Sexteto Cristal live gespielt hat, sowohl eigene Kompositionen als auch Piazzolla. Seine Lösungsvorschläge tragen offensichtlich nicht wirklich etwas zur Lösung des Problems bei.
Was wirklich hilft, ist wohl eher eine gezielte Nachwuchsförderung, wie sie zum Beispiel von Carsten Buchholz an der TU Darmstadt angeboten wird.“
Nun habe ich zwar überhaupt nichts gegen die Arbeit des Sexteto Cristal oder von Carsten Buchholz. Aber immerhin schreibt Schütt wenigstens meinen Nachnamen richtig.
In der weiteren Diskussion würde ich von diesem Kollegen ernsthaft ins Gebet genommen: Von anderen, so sein Vorhalt, fordere ich doch immer „einen Nachweis über die Wirksamkeit ihres Unterrichts usw.“
Na ja, Forderungen erhebe ich selten. Und wie soll eine Tango-Lehrkraft dazu Nachweise erbringen? Müssen seine Schülerinnen und Schüler beglaubigte Zeugnisse ausstellen? Und was wären die wert? Aber Schütt spielt wohl darauf an, dass ich mal ganz gerne Videos sehen würde, wo die Lernenden tanzen und nicht nur Lehrende vorführen, dass sie selber es können. Ich habe dafür mein Interesse bekundet. Gefordert habe ich es nicht – schon deshalb, weil ich vermute, dass sie es nicht tun werden.
Aber der Kollege setzte noch einen drauf: „Wie sieht das denn bei Dir aus? Wie viele Menschen konntest Du in den letzten 25 Jahren mit Deinen ‚Lösungen‘ vom Tango Argentino überzeugen?“
Quelle: https://www.facebook.com/thomas.kroter.5 (Post vom 13.10.24)
Tja,
wie soll ich das wissen? Nun treffen einander seit zirka zehn Jahren immer
wieder Freunde und Bekannte im Pörnbacher Wohnzimmer, um Tango zu tanzen
– und vorher einige Jahre in einer Pfaffenhofener Tanzschule, wo ich monatlich
auflegte. Mein Tangobuch ist auch nicht ganz unbekannt, und auf dem Blog
gibt es täglich zirka 500 Zugriffe – insgesamt inzwischen über 1,5 Millionen. Dass alle Leser meine Sichtweisen teilen, habe ich mir nie eingebildet.
Sind die Leute (darunter etliche Stammgäste) zu uns gekommen, weil ihnen unser Tanzstil so gefiel, sie von der gebotenen Musik begeistert waren oder die Atmosphäre schätzten? Vielleicht hatten sie aber auch grade nichts anderes vor – sie waren scharf auf den angebotenen Kuchen oder freuten sich auf nette Gespräche. Wer weiß? Es gibt im Tango eine Vielzahl von Motiven.
Und sorry, wir haben keine Feedback-Formulare verteilt – und selbst wenn: Wie hätten wir rauskriegen sollen, ob man uns angelogen hatte?
Was mich noch mehr verunsichert: Vielleicht musste ich manche Gäste auch gar nicht von meinen „Lösungen“ überzeugen, weil sie eh schon ähnlich tickten? Oder war ihnen – im heutigen Tango durchaus verbreitet – die Musik wurscht?
Ich hoffe, Helge Schütt ist da schlauer und verlangt von seien Schülerinnen und Schülern genaueste Auskünfte – bei den paar Leuten sollte das doch möglich sein!
Doch darum geht es ja nicht. Was der Kollege hier verwendet, ist eine rhetorische Frage:
„Die rhetorische Frage ist als Stilmittel der Rhetorik eine rhetorische Figur. Sie dient nicht dem Informationsgewinn, sondern ist ein sprachliches Mittel der Beeinflussung. Semantisch stehen rhetorische Fragen den Behauptungen nahe.
Auf eine rhetorische Frage erwartet der Fragende keine (informative) Antwort, sondern es geht ihm dabei um die verstärkende Wirkung seiner Aussage. Der Sprecher drückt durch die rhetorische Frage seine eigene Meinung aus. Durch den Kontext und die Betonung wird die rhetorische Frage kenntlich. Die Antwort auf eine rhetorische Frage ist demnach Zustimmung oder Ablehnung, nicht aber Informationsvermittlung.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorische_Frage
Als Beispiele führt „Wikipedia“ auf:
· „Machen wir nicht alle Fehler?“
· „Seid ihr denn bescheuert?“
· „Bist du noch bei Sinnen?“
· „Wie viele Menschen müssen noch sterben?“
· „Wie viele Menschen konntest du denn überzeugen?“
Nein, Spaß! Die letzte Frage hatten wir ja schon…
Als
unbequemer Blogger werde ich weiterhin verpflichtet sein, meinen Kritikern genaueste
biografische Angaben zu machen und Erfolgsnachweise vorzulegen. Und vor allem muss ich rauskriegen, was man über meine Tango-Ideen denkt!
Na gut, eine ambulante Hauskatze haben wir ja schon, und irgendwo in meinen Zauberschränken müsste noch eine Kristallkugel liegen. Ich bin also vorbereitet!
Bis dahin noch ein kleines Video unserer Wohnzimmer-Milonga, das immerhin nachweist: Man hat zu einer ziemlich ungewöhnlichen Musik getanzt – und es wurde etwa tausend Mal aufgerufen!
https://www.youtube.com/watch?v=QAroZ3GDepc
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