Wenn keine Sau mehr kommentiert

 

Derzeit erhalte ich wieder anonyme Zuschriften dieser Preislage:

„Gute Idee mit dem dj pult! So werden rücksichtslose Pistenrambos riedelscher prägung ausgebremst!“

„Piazzolla Wird nie zur Tanztradition werden, da seine Musik nicht zum Tanzen geschrieben wurde.“

Echt? Muss ich schon mal irgendwo gelesen haben…

Man möge dann aber gefasst eine Botschaft von mir zur Kenntnis nehmen:

Mein Blog ist nicht zum Kommentieren gedacht – sondern zur Veröffentlichung von Texten, die mir gefallen. Vielleicht, weil ich vor gewissen Entwicklungen im Tango warnen möchte. Musik und Tänze vorstellen will, die ich toll finde - oder abartig. Texte zu unserem Tanz finde, die ich für lesens- oder auslachenswert halte. Manchmal auch, weil mir Tangoereignisse derartig abgefahren erscheinen, dass ich mir schon beim Schreiben einen abkichere. Oder zu vielen anderen Gelegenheiten. Wie’s halt grade kommt!

Mein Lustgewinn resultiert aus dem Schreiben an sich. Sprache ist für mich stets eine wundervolle Herausforderung, der ich mich immer wieder stellen möchte. Schlechtes Deutsch lesen zu sollen bedeutet für meine Augen eine Qual. Na gut – manchmal hilft dann verblödeln. Furchtbar bleibt es dennoch.

Als sich neulich Zuschriften dieser Qualität wieder häuften, habe ich angekündigt, den Zugang für Kommentare erneut einzuschränken. Erwartungsgemäß stieß das bei gewissen Zeitgenossen (bewusst ungegendert) nicht auf Begeisterung. Es war so beabsichtigt. Einer schrieb mir darauf:

„Doch…. Es macht ihnen etwas aus, weil sie das granteln brauchen wie die luft zum atmen. Wenn sie wieder einschränken wird keine sau mehr kommentieren. Sie sollten sich aber wirklich mal überlegen weshalb die leute angst haben ihren echten namen zu nennen. Vielleicht liegt es ja an der Art, wie sie mit anderen Menschen umgehen. So viel kritische selbstreflexion traue ich ihnen aber eh nicht zu. Wenn man in der Geschichte schaut, gab es anonymen Protest eigentlich nur in Situationen, in denen der protestierende böse Konsequenzen fürchten musste.
In Umgebungen mit einer guten, fairen Diskussionskultur gab es keinen Grund, anonym zu bleiben- Denken Sie mal drüber nach!
Machen sie ruhig die schotten dicht, dann können sie mit 3-4 Linientreuen fans, sowie mit (…) diskutieren und ihr blog versinkt wieder in der Langweiligkeit.“

Für wen denn? Also für mich nicht! Ich hatte ja schon meinen Spaß beim Schreiben der Texte. Ich lehne es aber ab, ein Blog für Voyeure zu betreiben, die es nur erregt, wenn sich andere kloppen. Dafür gibt es im Internet eigene, ganz spezielle Quellen.

Aber ich weiß: „Granteln“ ist in einem Tanz höchst unwillkommen, bei dem es um die unreflektierte Anbetung von Dogmen und Gurus geht. Da hat man nichts zu hinterfragen, sondern brav so zu tanzen, wie es ex cathedra verkündet wird. Sowie gehorsam sein Geld für Schrittfolgen zu zahlen, die man nach wenigen Stunden schon vergessen hat – und Veranstalter zu entlohnen, die einem Tanzmusik bieten, bei der man schreiend von der Piste fliehen möchte.

Reflexion ist nur erlaubt, wenn man das betreibt, was man im Stalinismus „Selbstkritik“ nannte – also das bedingungslose Einschwenken auf die Parteilinie.

Und klar – wie in kommunistischen Diktaturen müssen Menschen, die auf meinem Blog unter echtem Namen kritisieren, das nächtliche Erscheinen der Riedlschen Geheimpolizei fürchten, welche sie dann ins nächst Gulag verschleppt. Kein Wunder, dass dabei die Angst umgeht!

Und ja, mein Umgang mit anderen Menschen… Stimmt schon, wer mir per Kommentar mit dem Hintern ins Gesicht springt, kriegt es zwar nicht mit meiner Kehrseite zu tun – muss aber durchaus mit einem Viertelpfündchen Ironie leben. Mein Hang zum Märtyrertum hält sich nämlich in Grenzen. Und was manche Schreiber unter einer „guten, fairen Diskussionskultur“ verstehen, ist vom Schlammcatchen nicht weit entfernt. Aber wer’s mag…

Persönlich liegt es mir nicht so, daher habe ich die Zugriffsmöglichkeiten nun wieder eingeschränkt. Aber mein Mail-Postfach bleibt ja geöffnet. Auch auf diesem Weg kann man mir Beiträge schicken, die man gerne publiziert sehen würde (siehe meine „Hinweise zum Kommentieren“). Und ein Impressum habe ich – im Gegensatz zu manchen anderen Bloggern – weiterhin. Und es tut mir leid für die Leserinnen und Leser, welche Sinnvolles zu meinen Artikeln beitragen möchten. Leider müssen sie sich auch mit diesen Hürden abfinden.

Die Angst, mich hier einmal namentlich und öffentlich zu loben, resultiert wohl eher aus der Tatsache, dass man damit in der vorherrschenden konservativen Tangoszene unten durch wäre. Und in diesem Bereich verfügt man über subtile Mittel, jemanden zur „Unperson“ herabzustufen. Das könnte gerade bei Veranstaltern, DJs und Tangolehrkräften zu finanziellen Einbußen führen.

Dennoch habe ich derzeit den Zugang für Anmerkungen wieder auf die Leute beschränkt, welche sich in der digitalen Welt ein wenig auskennen. Vielleicht mache ich auch ganz zu. Auch, wenn dann keine Sau mehr kommentiert. Auf die Ansichten solcher Lebewesen lege ich hier eh keinen Wert.

Die drohende Einsamkeit werde ich aushalten – so wie Max Raabe, den weder eine Schwein anruft, und für den sich nicht mal eine Sau interessiert. Das Schönste aber: Es handelt sich sogar um einen Tango - natürlich konzertant und daher als Tanzmusik völlig entartet:

https://www.youtube.com/watch?v=u3v2A5urhmM

Kommentare

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