Die Musik im Zentrum

 

Neulich besuchten wir wieder einmal eine lokale Milonga, obwohl wir natürlich wussten, was uns musikalisch und tänzerisch erwarten würde.

Seit vielen Jahren sind wir dort immer wieder zu Gast – sorry, ein übertriebenes Wort: Auf Gäste geht man ja ein, überlegt sich, was ihnen gefallen, womit man ihnen eine Freude bereiten könnte.

Aber ich weiß: Ich könnte dort auch noch die nächsten zehn oder zwanzig Jahre lang erscheinen – man würde mir nie auch nur ein einziges Piazzolla-Stück auflegen. Stattdessen dudeln dort fast immer die Klänge, welche man gerne sowie unrichtig als „traditionell“ bezeichnet. Piazzolla schuf seinen Tango nuevo vor zirka 70 Jahren (also in der Schlussphase der „EdO“) – ab wann wird auch daraus eine Tradition?

Kürzlich entdeckte ich ein weiteres Qualitätsmerkmal: Die Tonanlage hatte man im Zentrum der eh nicht großen Tanzfläche aufgebaut. Man musste also um sie herumtanzen.

Ja, so setzt man unauffällig die Ideologie von der „Ronda“ durch… ohne Beschilderung oder gedruckte Regeln, die man den Besuchern zu Beginn aushändigen müsste. Oder mittels Verwarnungen von „Pisten-Kontrolleuren“ durchzusetzen hätte. Nein, man schafft halt in aller Freundlichkeit Tatsachen… Einnordung mittels Exerzier-Reglements im Kasernenhof.

Daher für alle, welche im derzeitigen Tango noch durch Argumente erreichbar sind: Ich kenne weltweit keinen einzigen Tanz, bei dem man die Piste absichtlich verkleinert. Überall sonst ist man froh, so viel Platz wie möglich zu haben. Man will ja tanzen

Der Umkehrschluss kann für mich nur sein, dass man in der heutigen Tangoszene nicht tanzen möchte. Daher ist man froh um jedes Hindernis, das die Bewegungsoptionen verringert. Entscheidend ist ja schon lange nicht mehr das Spiel der Beine, sondern die Qualität der „Umarmung“. Und für deren Erreichung ist es eigentlich störend, wenn man gleichzeitig noch umherläuft.

Natürlich steht in unserem Tanz (welch übertriebenes Possessivpronomen) nicht die Musik im Zentrum, sondern höchstens die Tonanlage. Die Musik dient mithin als Hindernis. Man sollte sie beseitigen! 


 

Kommentare

  1. Sollten gewisse anonyme Zeitgenossen meinen, hier wieder ihren geistigen Dünnsinn verbreiten zu können: Sowas landet in der Spam-Abteilung. Kostet mich einen Mausklick.
    Weiterhin überlege ich mir, den Zugang wieder auf Google-Accounts zu beschränken. Macht mir gar nichts aus, behindert aber diejenigen, welche mir inhaltlich interessante Kommentare schicken wollen. Tja, schade!

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