Meine erfundenen Artikel

Mein Blogger-Kollege Helge Schütt entwickelt derzeit eine interessante Methode, sich mit meinen Artikeln auseinanderzusetzen: Er erfindet Aussagen von mir, um sie anschließend zu kritisieren respektive zu widerlegen.

Aktuell setzt er sich mit zwei Texten aus meiner Feder auseinander:

In meinem Artikel „Das Coaching-Zeitalter“, so behauptet er, würde ich erklären, „wie man am besten Tango lernt“. Schon diese Aussage ist vor allem gut erfunden, damit man sie erfolgreich bekämpfen kann.

In Wahrheit geht es in meinem Text um das grassierende „Coaching-Unwesen“, wonach man etwas nur erfolgreich erlernen kann, wenn man von einem Experten betreut wird. Sich selber oder mit Freunden zusammen um Fähigkeiten zu bemühen gilt als wenig erfolgversprechend.

Ich bezog mich in meinem Artikel unter anderem auf den Fußball, bei dem heute Kinder von Mutti per Auto zum Sportplatz gekarrt werden, wo ihnen ein Trainer erklärt, wie dieses Spiel funktioniert. In früheren Zeiten erlernten die Jungs wesentliche Fertigkeiten beim Kicken auf der Straße. Dass es auch in den 1950er Jahren gute Trainer wie Sepp Herberger gab, habe ich ausdrücklich betont

Zum Nachlesen:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/06/das-coaching-zeitalter.html

Helge Schütt, offenbar nicht nur Tango-, sondern auch Fußballfachmann, ist sich sicher, die deutsche Weltmeisterelf von 1954 hätte heute keine Chance gegen eine hochklassige U17-Vereinsmannschaft. Na gut, solche Spekulationen machen diesen Sport so interessant! Schließlich gibt es Millionen von gefühlten Bundestrainern, die wissen, wie es richtig liefe, wenn man sie nur fragen würde…

Aber klar: Zwischen dem Fußballsport von heute und dem vor 70 Jahren gibt es qualitative Unterschiede. Das gilt übrigens ebenso für die Tangomusik von 1954 und 2024, auch wenn hier die Unterschiede andersherum wahrnimmt

Helge Schütt schlägt nun eine geniale Brücke zu einem zweiten Text von mir: In „So ungefähr…“ würde ich zwar die Profitänzerin Eleonora Kalganova loben, ihr aber zusammen mit einer Kommentatorin „Tipps zur Tanzhaltung, zur Fußstellung und zum Tanzstil“ geben. Und das könne ich wohl nur, weil ich mich als Amateur mit der „Riedlschen Lernmethodik“ so weit fortgebildet hätte, dass ich Profis, welche schon am Bolschoi-Theater getanzt haben, entsprechende Ratschläge geben könne.

Sorry, aber das ist frei erfundener Schwachsinn. Wie käme ich dazu, einer Tänzerin, deren Künste ich bewundere, Tipps zu geben, wie sie ihre Arbeit verbessern kann? In der betreffenden Kommentar-Diskussion mit einer früheren Tanzpartnerin von mir ging es um die Entwicklung des Tango, speziell um die Frage, ob es einen „authentischen“ Tango gebe. All das wird natürlich ignoriert, weil es nicht dem erwünschten Zweck dient.

Daher hier der Original-Text:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2018/08/so-ungefahr.html

Zum Vergleich Helge Schütts Magnum Opus:

https://helgestangoblog.blogspot.com/2024/08/kurznotiz-21-im-bolschoi-theater.html

Ich finde es schade, dass ein Blog nach hoffnungsvollen Anfängen nun zur „Tango-BILD“ mutiert, das einer Kundschaft, die sich nicht um Details kümmern möchte, die „Wahrheit“ in fetzigen Kurzzusammenfassungen liefert. Und was nicht passt, wird passend gemacht.

Letztlich lautet hier die Botschaft: Riedl, der sich den Tango selber beigebracht hat, hält sich für einen derartigen Star, dass er Profis belehren kann. Und wie wir aus einem früheren Artikel ja bereits wissen, ist er mit internationalen Tangoberühmtheiten aus der „Champions League“ auf dem Parkett unterwegs… Dabei tanze ich doch eher in der Champignon-League"...

Letztlich werden den Lesenden halt auf diese Weise Vorurteile gegen eine missliebige Person so lange ins Hirn gehämmert, bis die meinen, sie wären ihnen selber eingefallen. Die lesen möchten, was sie eh glauben.

Handwerklich guter Journalismus sieht (oder sah) anders aus.

Aber ich kann verstehen, dass Themen wie „Selber lernen“ Tangolehrkräfte nerven müssen. Und das mit vollem Recht.

Weil ich auch mal zitieren darf, hier ein Wort des Kollegen Jochen Lüders, der uns allen ja durch seine maßvollen und diplomatischen Äußerungen bekannt ist. Helge Schütt schrieb er ins Stammbuch:

„Was mich bei deinen Beiträgen immer wieder erstaunt, ist, dass es dir offenbar nicht das Geringste ausmacht, dich immer wieder zum Gespött zu machen und z.B. Gerhard Riedl eine Steilvorlage nach der anderen zu liefern (er war bislang eh noch relativ gnädig).“

https://helgestangoblog.blogspot.com/2024/07/kurznotiz-18-crack-of-doom.html#comments

Unbesorgt – wenn das so weitergeht, wird meine Gnade sich in Grenzen halten!

Aber irgendwie macht es  auch Spaß, sich wieder auf das zu freuen, was man angeblich geschrieben hat.

Das Ganze erinnert mich an meinen früheren Physiklehrer, der nebenbei eine Zeitschrift für Halbleitertechnik herausgab und nicht an Selbstzweifeln litt. Öfters erschien er mit einigen Druckfahnen zum Unterricht, die er seinen zwei besten Schülern (also nicht mir) zum Korrekturlesen gab. Seine Begründung:

„Ach Kinder, ich komm ja nicht mal mehr dazu, das zu lesen, was ich selber geschrieben habe!“

Damals leider ohne Fußball!
 

Kommentare

  1. Lieber Gerhard,
    Einerseits verstehe ich Deinen Ärger.
    Andererseits: Alle meine Aussagen beruhen auf wortwörtlichen Zitaten aus deinen Blog Beiträgen, die ich auch immer sauber referenziere. Und wenn Du in einem Beitrag von einer ganzen Liste deiner Tanzpartnerinnen sprichst, die in der Champions League des Tangos spielen, dann beschwere Dich bitte nicht, wenn ich diese Aussage aufgreife und satirisch verwerte.
    Liebe Grüße,
    Helge

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    1. Lieber Helge,
      Vokabeln wie „Ärger“ oder „beschweren“ beschreiben meinen Gemütszustand nicht. Nach fast 11 Jahren Bloggen bin ich nun wahrlich daran gewöhnt, dass irgendwelche Zeitgenossen zusammenfabulieren, welche Standpunkte ich angeblich vertrete. Das gehört zum Geschäft. Sollte ich mich je wirklich ärgern, könnte ich ja einen Strafantrag wegen Verleumdung stellen oder eine Unterlassungserklärung erwirken. Aber das steht bei einem derart lächerlichen Tango-Zeug wahrlich nicht dafür. Abgesehen davon, dass die meisten dieser „Kritiker“ ihren wahren Namen lieber nicht nennen.
      Ich muss auch damit leben, dass manche Leute meine Artikel Zeile für Zeile daraufhin überprüfen, ob sie mir nicht irgendeine „skandalöse“ Aussage vorhalten können. Das erzieht zu größter Sorgfalt beim Schreiben.
      Dennoch meine ich, es gehört zur journalistischen Sauberkeit, Artikel und Zitate aus dem Zusammenhang heraus zu interpretieren und nicht irgendwelche Wortklaubereien zu veranstalten.
      Leider beziehst du deine Antwort nicht auf den „Bolschoi“-Artikel, um den es mir hier vor allem ging. Du wirst wissen, warum.
      Also, wenn du meinst, dann mach ruhig in diesem Stil weiter. Ich erinnere mich wehmütig an die Zeiten, in denen ich mit dem Blogger „Cassiel“ die Klingen kreuzte. Der hat sich mit langen Abhandlungen richtig angestrengt – und er verstand wirklich eine Menge vom historischen Tango. Dennoch hat es ihn wohl zermürbt, dass er zu seinen Texten umgehend eine Gegenposition auf meinem Blog lesen musste. An weiteren Auseinandersetzungen, so schrieb er mehrfach, habe er kein Interesse mehr.
      Schade – ich hätte mich gerne weiter auf diesem Niveau auseinandergesetzt. Aber man kann sich seine Gegner nicht raussuchen.
      Daher, lieber Helge, schreib ruhig weiter – aber gib dir ein bisschen mehr Mühe! Ich würde es anregend finden.
      Beste Grüße
      Gerhard

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  2. Helge Schütt hat nun seinen „Bolschoi“-Artikel leicht verändert und schreibt in einem Kommentar:
    „In der Tat habe ich (offenbar fälschlicherweise) angenommen, dass es sich bei einem Satz, der mit ‚Ich rate Tänzerinnen stets ...‘ anfängt, um einen Ratschlag handelt. Wenn dem nicht so ist, dann bin ich nun etwas ratlos, um was für eine Aussage es sich stattdessen handeln soll.“
    https://helgestangoblog.blogspot.com/2024/08/kurznotiz-21-im-bolschoi-theater.html#comments
    Klar, das war ein allgemeiner Rat, den ich auf Grund einer Bemerkung meiner Diskussionspartnerin gegeben habe. Dass ich ihn auf Frau Kalganova bezogen habe, steht nirgends. Das ist Helges freie Erfindung, die er offenbar braucht, um Zugriffe auf sein Blog zu generieren.

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    1. Lieber Gerhard,
      Anscheinend hast Du immer noch nicht verstanden, warum ich speziell diesen Kommentar von Dir so überaus lustig finde. Nur als Gedankenexperiment: Andere Leute würden möglicherweise auf die Idee kommen, erst einmal mit Profi Tänzerinnen zu sprechen und diese zu fragen, warum sie auf Milongas und im Bühnentanz mit hochhackigen Schuhen tanzen - obwohl das wahrscheinlich für ihre Füße nicht gut ist.
      Aber dazu müsstest Du dich ja tatsächlich mit Profis treffen, also zum Beispiel Workshops und Festivals besuchen. Du wirst wissen, warum Du das lieber unterlässt.
      Liebe Grüße,
      Helge

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    2. Lieber Helge,

      auch auf die Gefahr hin, mal wieder „nicht gemeint“ zu sein, erlaube ich mir einen Beitrag zur Diskussion. Du vermutest, dass andere Leute erst einmal Profitänzerinnen zu hohen Schuhen befragen würden. Kann man machen. Allerdings kenne ich persönlich keine einzige Profitänzerin, die exakt dieselben Füße, dasselbe Gestell, denselben Tanzstil etc. wie ich hat. Keine, die in denselben Situationen wie ich tanzt. Ganz abgesehen davon tanzen die Damen manchmal in Stilettos, einfach weil sie es können. (Oder Provision bekommen?). Und auch von den sogenannten Profis tragen doch einige Flaches, sogar die Damen.

      Vielleicht kannst du dir möglicherweise eben leider nicht vorstellen, dass man selber (!) irgendwann bemerkt, mit welcher Art von Schuhen man in welcher Situation am besten zurechtkommt. Sich mit dem Thema beschäftigen, selber denken, Erfahrungen machen, rumprobieren, „trial and error“ gehören dann dazu. Du siehst, meine Antwort enthält sehr viel „selber“. Denn gewisse Erfahrungen benötigen Zeit, mitunter mehr, als man meint aushalten zu können. Aber es lohnt sich! Zudem kann man sich manchen Lernerfolg eben nicht einfach kaufen.

      Beste Grüße
      Manuela

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    3. Lieber Helge,
      ich würde dir dringend raten, mir nicht zu erklären, was ich angeblich noch nicht verstanden hätte. Ich könnte sonst auf die Idee kommen, einmal in der Gegenrichtung nachzuforschen.
      Was du lustig findest, ist dir unbenommen. Auch „Gedankenexperimente“ darfst du gerne anstellen. Was ich dir nicht durchgehen lasse, sind falsche Tatsachenbehauptungen. Gute Satiren fußen auf Fakten und nicht auf Manipulationen. Weiter werde ich mich zu diesem Quatsch nicht mehr äußern.

      Den Kommentarverlauf des besagten Artikels kann jeder nachlesen. Hier noch einmal die entscheidenden Passagen im Wortlaut:

      Nena Licius: „Aber das i s t dann auch nicht mehr der geerdete argentinische Tango, das ist dann auch ein russisch eingefärbter Tango mit Bolshoi-Balletteinlagen und einer Fußbeweglichkeit, die keine normale Frau ohne Ballettausbildung annähernd hinkriegt. Das ist dann auch ein Tanz auf dem Ballen und den Zehenendgelenken, der alle Arten von Fußheilern auf den Plan ruft (Hallux lass grüßen)...“
      Gerhard Riedl: „P.S. Ihre Sorge hinsichtlich des Hallux valgus teile ich. Daher rate ich Tänzerinnen stets zu bequemen Sneakers. Aber mit dieser Fußbekleidung würden sie ja in bestimmten Szenen kaum aufgefordert…“

      Allein der letzte Satz sollte klarmachen, dass ich damit nicht Eleonora Kalganova gemeint haben kann!
      https://milongafuehrer.blogspot.com/2018/08/so-ungefahr.html#comments

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