Das Wort zum Samstag

 

Von einem (leider relativ weit entfernten) Tangoveranstalter erhalte ich regelmäßig Einladungen zu den Milongas. Immerhin legen dort wechselnde DJs und DJanes auf, deren Musikstil sogar beschrieben wird – eine rare Ausnahme!

Meist heißt es dann, der (oder die) Betreffende biete vor allem Aufnahmen aus dem „Goldenen Zeitalter“, manchmal aber sogar Coverversionen der alten Stücke von modernen Orchestern. Fallweise vielleicht sogar einen modernen Tango. Na ja…

Neulich kam dann hinterher noch eine weitere Mail:

„Liebe Tango-Community,

der gestrige Abend mit DJ (…) war wieder soo schön, so dass  2 Tangueros scheinbar völlig im Glück nachhause gegangen sind, ohne zu bemerken, dass der eine 2 Paar Straßenschuhe mit nachhause genommen hat, und der andere versehentlich die falschen schwarzen Schuhe .

Es fehlten am Ende 1 Paar schwarze Barfußschuhe Größe 42/43 und ein Paar braune Sportschuhe ca. Größe 43.

Übrig war am Ende nur 1 Paar schwarze Sportschuhe und 2 traurige Tangueros, die dann mit den Tanzschuhen nachhause gehen mussten.

Bitte schaut eure Schuhe an und meldet euch (…), damit die beiden Tangueros wieder zu ihren Schuhen kommen.

Vielen Dank!“

Ich finde, das wirft einen bezeichnenden Blick auf die Ordnungsliebe der Menschen mit dem verkümmerten Chromosom.

Aber auch generell bin ich immer wieder entsetzt, wenn ich auf gut besuchten Milongas des Ortes ansichtig werde, der zur Deponierung von mitgebrachtem Körpernahem dient. Und auch im häuslichen Umfeld sind ja Männer dafür bekannt, Schuhe, Socken und Schlimmeres großflächig am Ort der Entledigung zu verstreuen, bis sie von der Partnerin wieder in den natürlichen Kreislauf eingespeist werden.

Daher schlage ich den Veranstaltern statt der üblichen Lehrgänge mit Schritten, die sich eh keiner merkt, einen Workshop „Ordnung in der Garderobe“ vor. Statt des üblichen Lehrpersonals aus fernen Ländern sollten sich hier doch urdeutsche Instruktoren im Offiziersrang finden, welche die gefürchtete „Spindkontrolle“ auf den Tango adaptieren.

Und auch Milonga-Organisatoren könnten dazulernen, wenn ein Leutnant der Reserve mit dem Finger über einen Türrahmen streicht, auf diesen bläst und die legendäre Frage stellt:

„Sehen Sie mich noch?“

Illustration: www.tangofish.de

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