Mika und Astor

 

Über die Tango-Promoterin Michaela Böttinger („Mika“) habe ich schon mehrfach berichtet. Ich gestehe, dass mir ihre affektierte Art nicht zusagt. Und auch inhaltlich liegen wir eher auseinander. Allerdings muss ihr der Neid lassen: Verkaufen kann sie perfekt!

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/09/tango-tips-mit-mika.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2022/10/hoch-das-bein.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/01/tango-mythen-und-katzenangeln.html

Diesmal hat sich die Dame eines im heutigen Tango nicht gerade beliebten Themas angenommen: Astor Piazzolla. Den „Revolutionären“ nennt sie ihn nicht ohne Grund.

In etwa 12 Minuten erfährt man einiges über Leben und Werk des „größten argentinischen Musikers der Welt“. Auch Leute, die sich nicht direkt mit Tango befassten, würden ihn kennen. Er brachte, so Böttinger, „den Tango an seine Grenzen und darüber hinaus“. Da will ich nicht widersprechen!

Nachfolgend stellt die Tänzerin die Vita Piazzollas ganz gut zusammengefasst dar. Dass er beim Bandoneon landete, verdankte er seinem Vater, der ein Tango-Enthusiast war. Selber hätte er lieber Klavier gespielt.

Böttinger erwähnt auch die Verbindung des jungen Astor zu Carlos Gardel – er ist sogar in einem Film mit der Sänger-Legende zu sehen. Der Bub hätte den Star bei einer seiner Tourneen begleiten sollen. Gut, dass es der Vater verbot – sonst wären die beiden größten Musiker des Tango 1935 bei einer Flugzeug-Katastrophe umgekommen. So erwischte es nur Gardel – schlimm genug!

Die Sprecherin geht auch ausführlich auf die Zusammenarbeit mit Aníbal Troilo ein, von dessen Bandoneon-Spiel der junge Mann sicherlich viel gelernt hat. Piazzolla schrieb auch viele Arrangements für diverse Tangoorchester, wobei sein Chef ihm allzu elaborierte Passagen wieder herausstrich. Begründung laut Böttinger: Seine Musiker wären sonst sauer gewesen, da sie zu viel hätten üben müssen! Ich nehme an, Troilo befürchtete auch, die Tanzenden damit vor zu große Herausforderungen zu stellen und so Proteste zu provozieren. Was sich ja später auch bewahrheitete!

Solche Probleme mit der damaligen Tangoszene werden ebenfalls angesprochen: Piazzolla hielt diese Leute (laut Böttinger) für „mittelmäßig, faul und konservativ“. Niemand wollte lernen, etwas verändern. Tja, wem sagt sie das…

Böttinger geht auch auf Piazzollas Studium in Paris ein, wo seine Lehrerin Nadja Boulanger ihm klarmachte, diese neue Art von Tango begründe seine Identität als Komponist. Bislang hatte er sich eher geschämt, zuzugeben, dass er in Cabarets Tanzmusik spielte.

Die Sprecherin erklärt auch ganz gut die Unterschiede zwischen den traditionellen Tangos und dem Tango nuevo. Wichtig ist beispielsweise, dass Piazzolla (nicht nur) das Bandoneon zum Soloinstrument machte.

Gegen Schluss stellt Mika die Gretchenfrage: „Können wir zur Musik Piazzollas tanzen?“ Ihre Antwort finde ich recht mutig: „Selbstverständlich! Diese Musik will, dass ich mir das Herz aus dem Leib tanze!“

Na, dann bin ich doch tatsächlich mal mit einer Profitänzerin einig. Schlimmer noch: In der nächsten Folge werde sie zeigen, wie. Da darf man gespannt sein! Ich werde berichten.

Hier das Video:

https://www.youtube.com/watch?v=qLi3NydsyL4

P.S. Und zur Steigerung Ihres Wissens könnten Sie (falls noch nicht geschehen) mein Quiz zum Thema Piazzolla versuchen:

https://milongafuehrer.blogspot.com/2018/12/was-wissen-sie-uber-piazzolla.html

 

Kommentare

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.